Neue Weltkarte zeigt, wo noch unbekannte Landlebewesen entdeckt werden könnten

josef

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Neue Weltkarte zeigt, wo es noch unbekannte Wesen zu entdecken gibt
Evolutionsbiologen errechnen Wahrscheinlichkeiten für Refugien von Wirbeltierarten, die man bisher noch nicht beschrieben hat
Vor beinahe zehn Jahren stellte ein Team um Walter Jetz von der Yale University die "Karte des Lebens" vor, ein globales Datenbankprojekt, bei dem die Verbreitung aller bekannten Arten auf dem Planeten aufgenommen und dargestellt werden soll. Nun haben sich Jetz und sein Kollege Mario Moura erneut die Fauna der Erde vorgenommen. Diesmal jedoch bildet ihre Weltkarte die Wahrscheinlichkeit ab, mit der künftig noch unbekannte Landlebewesen entdeckt werden könnten.
"Angesichts des Tempos, mit dem sich die Umwelt rund um den Planeten verändert, besteht kein Zweifel daran, dass viele Arten aussterben werden, ehe wir jemals von ihrer Existenz erfahren", sagte Jetz. "Ich finde, wir sind es zukünftigen Generationen schuldig, diese Wissenslücken schnell zu schließen."


Will man eine neue Amphibienart finden, sollte man sich in den dunkel markierten Regionen umsehen.
llustr.: Mario Moura/ Walter Jetz

Kaum berücksichtigt
Die neue "Karte unentdeckter Arten" wurde vor wenigen Tagen im Fachjournal "Nature Ecology & Evolution" vorgestellt. Eine detaillierte Version ist online verfügbar. "Bekannte Arten sind die 'Arbeitseinheiten' in vielen Erhaltungsansätzen – unbekannte Arten werden dagegen normalerweise kaum in Schutzüberlegungen mit einbezogen", sagte Moura. "Um die biologische Vielfalt weltweit zu erhalten, müssen wir sie erst einmal kennen."

Nach konservativen Schätzungen wurden bisher erst zehn bis 20 Prozent der existierenden Arten auf der Erde wissenschaftlich beschrieben. Um einzugrenzen, wo sich die unentdeckten Spezies verbergen, haben Moura und Jetz umfangreiches historisches und aktuelles Datenmaterial zusammengetragen und analysiert. Ihre Untersuchungen ermöglichten es ihnen schließlich hochzurechnen, wo und in welcher Anzahl bisher unbekannte Vertreter der vier Hauptwirbeltiergruppen potenziell anzutreffen sind.

Die chancenreichsten Regionen
"Die Chancen, früh entdeckt und beschrieben zu werden, sind nicht bei allen Arten gleich", sagte Moura. Ausgehend von 11 Schlüsselfaktoren gründet sich die Studie auf eine Reihe von Wahrscheinlichkeiten. So ist etwa die Chance, neue große Wirbeltiere mit umfangreicher Verbreitung in dicht besiedelten Gebieten zu entdecken, vergleichsweise gering. Anders sieht es dagegen bei kleineren Spezies mit begrenzten Lebensräumen in unzugänglicheren Gegenden aus.


Im tropischen Mittel- und Südamerika (im Bild die Maya Mountains, Belize) und in Südostasien trifft man am ehesten auf bisher unbekannte Wirbeltierarten
Foto: Imago/James Strachan

Bei der Suche nach neuen Spezies erweisen sich demnach Brasilien, Indonesien, Madagaskar und Kolumbien als chancenreichste Regionen. Die Forscher rechnen damit, dass dort etwa ein Viertel aller potenziellen Entdeckungen stattfinden könnten. Auf bisher nicht identifizierte Arten von Amphibien und Reptilien dürfte man am wahrscheinlichsten in neotropischen Regionen und indo-malaiischen Wäldern stoßen. Moura und Jetz wollen in den kommenden Jahren gemeinsam mit Kollegen ihre Karte des unentdeckten Lebens auf Pflanzen-, Meeres- und Wirbellose Arten auszudehnen.
(tberg, 6.4.2021)

Abstract
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