josef

Administrator
Mitarbeiter
#81
Hausmauern erzählen Mölltaler Geschichte
1692518943256.png

Im Zentrum von Obervellach werden in diesem Sommer Hauswände kunstvoll bemalt. Bei diesem Projekt steht die Geschichte des Ortes sowie des Mölltals im Mittelpunkt. So werden der Weg des Lindwurms, der laut einer Sage ein „gebürtiger“ Mölltaler war, nach Klagenfurt und die Geschichte des Bergbaus in der Region dargestellt.
Online seit heute, 8.20 Uhr
Teilen
Rainer Schroth hatte kurz vor seinem 80. Geburtstag die Idee dazu, Häuser in Obervellach mit bunten Malereien zu verschönern. Bei der Organisation der Durchführung und der finanziellen Mittel wirkt der Tourismusverband Mölltal unterstützend mit.

Förderverein KunstRaum Obervellach
Das Ortsbild von Obervellach wird verschönert

Lindwurm als Motiv
Walter Frisch von der Fresh FX Medienagentur Salzburg fertigte einen Entwurf für die nun zweite Hausbemalung im Zentrum der Marktgemeinde Obervellach. Die zwei ungarischen Künstler Fat Head (Adam) und Void (Gergely) sind gerade dabei, diesen auf die Hauswand zu bringen.
Das Werk stellt die Sage vom Lindwurm dar, der der Überlieferung nach ein gebürtiger Mölltaler ist, sagt Edith Lesnik vom Förderverein „KunstRaum Obervellach“. Auf dem Werk wird die Geschichte des Bergbaus symbolisch durch die drei Bergleute dargestellt, die vor Schreck Werkzeuge und Edelmetall fallen lassen.

Wie der Lindwurm vom Mölltal nach Klagenfurt kam
Im Mallnitztal ruhte einst ein großer See. Dieser erstreckte sich vom Rabischer Hügel, der das Tal gegen Süden absperrt, bis tief hinein in das Seebachtal, wo der Stappitzer See noch als kleiner Rest zurückblieb. Am Ufer des Sees weideten während des Sommers die Schafe. Der Hirte Lenz stieg eines Tages mit seinem Wasserputsch zum See hinunter und bemerkte ein rotes Hasenei. Er legte das sonderbare Ei in seinen Wasserputsch, den er mit Seewasser füllte. Die Sonne erwärmte den vollen Wasserputsch, den Lenz auf seinem Rücken trug. Plötzlich gab es einen lauten Krach und der Wasserputsch fiel zu Boden. Aus den Eierschalen kroch ein junger Lindwurm, blickte um sich und kroch in den See.

Der Lindwurm wuchs unheimlich schnell und fraß alle Forellen aus dem See, danach stieg er aus dem Wasser und stellte den Schafen nach. Die Hirten hatten große Angst und um nicht alle Schafe zu verlieren, stiegen sie mit den Herden hinauf auf die Hochalmspitze, die damals noch keinen Gletscher hatte. Da der Lindwurm nichts mehr zu fressen hatte, tobte und brüllte er vor Hunger und Wut. In einer Nacht biss er jene Felsrippe durch, die den See gegen Süden absperrte. Noch heute sind angeblich in dieser Schlucht die Zahnspuren des Drachens zu sehen.

Förderverein KunstRaum Obervellach
Die lindgrüne Farbe lässt auf die spätere Lindwurm-Darstellung schließen

„Darstellung regt zum Diskutieren an“
Die Wassermassen stürzten mit großer Wucht vom Hochtal hinunter und rissen den Lindwurm mit sich in die Tiefe durch das Möll- und Drautal bis in den Wörthersee. Der Lindwurm überstand diese wilde Reise gut und setzte seine gefräßigen Raubzüge im Unterland fort, bis er dort durch einen Stier in eine Falle gelockt werden konnte. Die Hirten zogen wieder aus dem Hochgebirge herunter und gründeten im ebenen und trockenen Tal den Ort Mallnitz.

„Das regt zum Diskutieren an, weil es sich um eine Sage handelt, doch auch eine Sage gehört zur Geschichte des Tales und die Ausführung des Motivs darf auch dem Zeitgeist entsprechen“, so Lesnik. „Eine große Gruppe junger Menschen und jung Gebliebener ist begeistert. Andere können sich damit nicht anfreunden und manche finden, es passt nicht zu Obervellach“, räumt sie ein.

Förderverein KunstRaum Obervellach

Die Geschichte des Bergbaus in der Region
Die erste Hauswand im Zentrum der Marktgemeinde wurde von Aktrice gestaltet: Die Linien ihres Kunstwerks symbolisieren den Gold-, Silber- und Kupferabbau und somit den Wohlstand und Reichtum der Zeit des Bergbaus im Mölltal.

„Das Leben der Bergknappen war sehr mühsam. Sie kamen aus ganz Europa, hatten ein schweres Leben und siedelten sich im Mölltal an. Heute gibt es nach wie vor viele Bergarbeiter aus dem Mölltal, deren Fähigkeiten in ganz Europa beim Tunnelbau gefragt sind“, sagt Edith Lesnik.
Erzgruben, Silber- und Goldbergwerke lagen hier im Mölltal im Hochgebirge. Eine 6.000 Jahre alte Kultstätte am Danielsberg belegt, dass bereits um 500 v. Chr. auf diesem 962 Meter hohen Berg nach Gold, Silber und Eisen geschürft wurde. In Flattach gab es ein Vorkommen an Kupfer in der Großfragant, hochwertiges Eisen wurde auf der Raggaalm abgebaut und Gold in der Wurten.

Förderverein KunstRaum Obervellach
Künstlerin Aktrice bei der Arbeit

„Der Abbau von Gold liegt wohl am weitesten zurück und verlieh der Goldberggruppe ihren Namen. Aufgrund des Vorkommens an Bodenschätzen hatten sich bereits die Kelten im Mölltal angesiedelt und mit dem Abbau begonnen. 15 v. Chr. übernahm die römische Verwaltung den Goldabbau in dieser Gegend. Das älteste, noch heute existierende Bergwerksverzeichnis in Obervellach belegt, dass um 1480 in der ‚Teuchl‘ Silberbergwerke vorhanden waren“, erklärt Edith Lesnik.

Blütezeit Anfang des 16. Jahrhunderts
Zur Zeit des Edelmetallbergbaues war das heutige Gemeindeamt Wohnsitz der Gewerkenfamilie Schlaminger, die zu den bedeutendsten Bergwerksbetreibern des Mölltales gehörte. Ende des 15. Jahrhunderts wurden die Bergwerke von Österreich einem „obristen Bergmeister“ unterstellt. Wegen der besonderen Bedeutung von Obervellach erfolgte 1509 die Ernennung von Lamprecht Zäch zum ersten Oberstbergmeister für die habsburgischen Länder des Bergrichters von (Ober-)Vellach.

„Die Hauptaufgaben des Bergrichters, der seinen Amtssitz in Obervellach hatte, waren die Vertretung des Landesfürsten als Gewerke und die Überwachung des Bergbaues, der in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts im gesamten Ostalpenraum seine Blütezeit erlebte“, so Lesnik.

Zentrale Bergbauverwaltung von Obervellach aus
Durch die habsburgische Länderteilung 1564 erstreckte sich der Zuständigkeitsbereich des Oberstbergmeisteramtes in der Folge auf Innerösterreich (Steiermark, Kärnten, Krain, Görz, Triest und die österreichischen Besitzungen in Istrien und Friaul). Der Markt Obervellach beherbergte für 270 Jahre die zentrale Bergbauverwaltung des Habsburgerreiches und erlangte somit auf diesem Gebiet überregionale Bedeutung.

Förderverein KunstRaum Obervellach

Bruderlade als Vorläufer der Sozialversicherung
Als der Goldbergbau in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts immer weniger Gewinn abwarf, gerieten zahlreiche Gewerken in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten. „Um die Mittel für die sozialen Ausgaben aufzubringen, wurde im Jahre 1537 die Bruderlade geschaffen, in welche jeder Knappe einen Kreuzer pro Gulden und Monat als Beitrag zahlen musste. Die Bruderlade ist eine Vorstufe zu unserer heutigen Sozialversicherung“, so Lesnik.

Förderverein KunstRaum Obervellach
Das fertige Kunstwerk von Aktrice

Auch umliegende Gemeinden sollen verschönert werden
Weitere zwei Hauswände werden von zwei Freisinger Künstler in den nächsten drei Wochen künstlerisch gestaltet. Anfang September sollen dann insgesamt vier bemalte Hauswände im Zentrum von Obervellach fertiggestellt sein.

Im kommenden Jahr sollen weitere Kunstwände auch in den Nachbargemeinden folgen. Finanziert wird die Aktion von Sponsoren und durch verschiedene Förderungen.
20.08.2023, red, kaernten.ORF.at
Hausmauern erzählen Mölltaler Geschichte
 

josef

Administrator
Mitarbeiter
#82
Ja, ja..., die sündhaften Kärtner :);):D:

„KENNST DU KÄRNTEN“
St. Stefan: Kalvarienberg wider die Sünde
1692961467139.png

Auch im 18. Jahrhundert waren Kreuzwege sehr beliebt, wie in St. Stefan im Gailtal. Dort gab es aber keinen Kreuzweg bzw. Kalvarienberg und so pilgerten die Menschen von St. Stefan über die Windische Höhe in die Kreuzen auf Drautaler Seite. Das gefiel dem damaligen Pfarrer ganz und gar nicht, er fürchtete sündiges Verhalten auf dem Weg.
Online seit heute, 6.51 Uhr
Teilen
Dass St. Stefan im Gailtal einen eigenen Kreuzweg bzw. Kalvarienberg hat, verdankt man dem damals strengen Pfarrer Christian Josef Katzmann, sagte Heidi Rogy vom Naturwissenschaftlichen Verein: „Mit der Errichtung des Kalvarienbergs in St. Stefan wollte man einer von den kirchlichen Obrigkeiten argwöhnisch beobachteten Praxis der lokalen Bevölkerung Einhalt gebieten. Nachdem in Kreuzen die Kapelle des Heiligen Johannes erbaut und ein Kreuzweg errichtet worden war, wurde es nämlich üblich, dass sich die Gläubigen aus der Pfarre des St. Stefan häufig dorthin auf den Weg machten.“

Pfarrer fürchtete Sünde im Wald
Der Weg von St. Stefan nach Kreuzen führe über die Windische Höhe und damit über weite Strecken durch ein Wald- und Almgebiet. Dieses habe in den Augen des Pfarrers Katzmann, insbesondere dem ledigen Volk, die Gelegenheit zu sündigem Vergehen hinter diversen Büschen geboten, sagte Rogy: „Um diesen, wie der Pfarrer meinte, eingeschlichenen Missbrauch auszurotten, gebe es letztlich keine andere Möglichkeit, als in der Pfarre St. Stefan selbst einen Kreuzweg oder Kalvarienberg zu errichten.“ Dann müssten die jungen Menschen nicht mehr durch den Wald und kämen so auch nicht in Versuchung der Sittenwidrigkeit, dachte sich der Pfarrer.

Niki.LCC BY-SA 4.0
Die Kalvarienbergkirche von St. Stefan im Gailtal

1766: Genehmigung für Kreuzweg
Die Pfarre St. Stefan im Gailtal gehörte damals zur Diözese Görz. Im Jahr 1766 bekam man aus Görz dann die Genehmigung, den Kreuzweg auf den Kalvarienberg zu errichten, sagte Rogy: „Die Stationen wurden durch einfache Holzkreuze markiert. Sehr zur Freude des Pfarrers wurde der neue Kreuzweg von den Gläubigen gut angenommen und fleißig an Sonn- und Feiertagen besucht. Das häufige Pilgern nach Kreuzen fand ein Ende.“
Und damit endete wohl auch die Möglichkeit, sich hinter einen Busch auf der Windischen Höhe zurückzuziehen, meinte der Pfarrer, sagte Rogy: „Sehr rasch erschienen die drei Kreuze auf dem Hügel den Gläubigen nicht ausreichend und man beschloss daher, anstelle dessen ein Kirchlein zu erbauen. 1771 wurde der Grundstein zur heutigen Kalvarienbergkapelle gelegt. Zwei Jahre später konnte diese feierlich eingeweiht werden.“ Der Friedhof der Pfarrer St. Stefan, der sich ursprünglich bei der Pfarrkirche befunden habe, sei auf den Kalvarienberg verlegt und die dortige Kapelle als Friedhofskapelle genutzt worden.

Aussehen veränderte sich im Lauf der Jahre
Seit einigen Jahrzehnten dient diese kleine Kapelle auch als Aufbahrungshalle: „Der Friedhof selbst wurde im Laufe der Zeit mehrfach erweitert. In früheren Zeiten war es üblich, Gedenkmessen an Ort und Stelle für die Verstorbenen zu lesen, denn hinterher wurde am Grab des Verstorbenen Brot an die Armen verteilt.“

Im Laufe der Jahre veränderte sich dann aber auch das Aussehen des kleinen Kircherls oberhalb von St. Stefan: „Die Kalvarienbergkapelle von St. Stefan hatte ursprünglich auf drei Seiten offene Bogenöffnungen. Mitte des 19. Jahrhunderts finden wir diese aber dann bereits zugemauert. Auf der Südseite findet man ein barockes Giebelfresko mit Jesus Christus in der Mitte. An der Wand des Hauptaltars befindet sich eine geschnitzte Kreuzigungsgruppe. Dahinter ist eine gemalte Landschaft zu sehen, die den Betrachter in die Gegend von Jerusalem und Golgatha versetzen soll“, sagte Rogy.

Grenzüberschreitender Wanderweg entstanden
Seitlich des Hauptaltars gibt es noch zwei felsenartig gerahmte Portale, die zum Heiligen Grab im hinteren Kapellenraum führen. Der steile Weg auf den Kalvarienberg ist gesäumt von 14 gemauerten Stationen des Leidensweges Jesu, sagte Rogy. Man geht nicht mehr von St. Stefan in die Kreuzen, sondern: „Vor einigen Jahren entstand im Rahmen eines EU-Projektes ‚Wege des Geistes Crucis‘ ein grenzüberschreitender spiritueller Wanderweg, der die Kreuzwege von St. Stefan im Gailtal und von Malborgettho Valbruna im Kanaltal verbindet.“
25.08.2023, red, kaernten.ORF.at
St. Stefan: Kalvarienberg wider die Sünde
 

josef

Administrator
Mitarbeiter
#83
„KENNST DU KÄRNTEN“
Ur-Wörthersee war um vieles größer
1693681720281.png

Der Wörthersee ist der größte See Kärntens und auch einer der wärmsten. Eingebettet in die Hügellandschaft des Klagenfurter Beckens breitet er sich auf knapp 20 Quadratkilometern aus. Er bildete sich als Überbleibsel des Draugletschers und war in seiner Urform viel größer.
Online seit heute, 9.41 Uhr
Teilen
Bevor der Wörthersee seine heutige Form erhielt, sah er ganz anders aus, so Kärnten Guide Rotraud Jungbauer. Zuvor gab es hier nämlich den sogenannten Urwörthersee, größer und mächtiger als jetzt: „Er hat sich durch den Rückzug des Draugletschers gebildet und reichte am Südrand von Klagenfurt entlang der Glanfurt mindestens fünf Kilometer weiter nach Osten bis nach Ebenthal. Das bedeutet, dass zum Beispiel die Universität Klagenfurt oder das Stadion auf ehemaligem Wörtherseegebiet liegen.“

Einbaum-Funde an Land belegen Größenveränderung
Das sei durch Funde belegbar, so Jungbauer: „Ein Hinweis darauf, dass der See früher wesentlich größer war, ist der Fund von zwei Einbäumen bei der Papiermühle in der Nähe von Straschitz. Solche Einbäume, so weiß man heute, wurden für die Jagd verwendet. Wenn also Einbäume auf heutigem Festland gefunden wurden, so muss dort zu früheren Zeiten noch Wasserbereich gewesen sein.“

Diese Einbaumfunde sind eine Besonderheit, denn „der größte Einbaum von Österreich wurde mit einer Länge von 7,5 Metern und einer Breite von 80 Zentimetern bei Pritschitz gefunden. Man nimmt an, dass dieser Einbaum circa 1.300 Jahre alt ist.“

Wörtherseetourismus/Gerdl
Karibisches Flair

Der Wörthersee sei nach der letzten Eiszeit entstanden, der letzten Kaltzeit. Sie endete vor circa 12.000 Jahren, so Jungbauer.

Kalk sorgt für türkises Wasser
Die Farbe des Wörthersees wird gerne mit den türkisfarbigen karibischen Stränden verglichen: „Die Farbe kommt daher, dass die umliegenden Hügelketten vornehmlich aus Kalkgestein bestehen. Es ist wasserdurchlässig und so rinnt das Schmelzwasser im Frühjahr durch das Gestein und nimmt dabei ganz kleine Kalkpartikel auf. Über die Zuflüsse kommt dieses kalkreiche Wasser in den See. Die Kalkpartikel reflektieren das Sonnenlicht und geben so dem See sein besonderes Türkis.“

ORF
Blick vom Pyramidenkogel Richtung Osten nach Klagenfurt

Flusskrebsarten konnten sich dank Naturschutz halten
Noch eine Besonderheit findet sich im Wörthersee: „Vier verschiedene Flusskrebsarten, der Edelkrebs, der Steinkrebs, der Sumpfkrebs und der Signalkrebs kommen im Wörthersee und in den Gewässern der Umgebung vor. Das nicht zuletzt deshalb, weil das Nordufer ein altes Naturschutzgebiet bietet, das Gut Walterskirchen, das zwischen Pritschitz und Krumpendorf liegt.“

ORF
Rund um den See gibt es viele prachtvolle Villen

Prächtige Villen und Industriedenkmal am See
Aber auch die jüngere Geschichte findet man rund um den See. Besonders die Architekten Franz Baumgarten und Viktor Fuchs prägten mit ihren Villenbauten das Landschaftsbild nachhaltig. Aber auch der Schrottenturm in Krumpendorf ist ein besonderer Zeitzeuge: „Johann Rainer Ritter von Harbach errichtete im Jahr 1818 in Gurlitsch bei Krumpendorf eine Fabrik für Schrotkugeln.“

ORF/Ernst Janesch
Schrottenturm in Krumpendorf

„Diese Fabrik existiert nicht mehr, bis auf den 67 Meter hohen Schrottenturm. Die Produktion der Schrotkugeln wurde vor mehr als 100 Jahren bereits wieder eingestellt. So ist dieser Turm zu einem Industriedenkmal des Wörthersees geworden“, sagte Jungbauer. Vor einigen Jahrzehnten befand sich im Gebäude unter dem Schrottenurm ein beliebtes Tanzlokal.
02.09.2023, red, kaernten.ORF.at

Links:
Ur-Wörthersee war um vieles größer
 

josef

Administrator
Mitarbeiter
#84
„KENNST DU KÄRNTEN“
Kärnten reich an Burgen und Schlössern
1694329336516.png

Kärnten ist nicht nur ein Land der Seen, sondern auch eines der Burgen und Schlösser. Über das Land verteilt gibt es mehr als 400. Der Grund für die vielen Herrschaftssitze liegt in den komplizierten und vielfältigen Besitzverhältnissen im Mittelalter. Besonders viele Burgen und Schlösser gibt es im Bezirk St. Veit.
Online seit heute, 7.46 Uhr
Teilen
Die Topstars unter den Kärntner Burgen und Schlössern sind Hochosterwitz, Landskron, Taggenbrunn oder die Schlösser Albeck und Maria Loretto. Roland Bäck vom Geschichtsverein kennt den Grund für die vielen historischen Gebäude in Kärnten: „Kärnten weist ja aufgrund seiner im Mittelalter sehr stark zersplitterten Herrschaftsverhältnisse einen ganz besonderen Reichtum an Burgen auf und diese Herrschaftssitze gehen auf die jeweiligen Grundherren und deren Gefolgsleute zurück.“

St. Veit war einst Landeshauptstadt
Eine besondere Möglichkeit ins Mittelalter einzutauchen hat man im Bezirk St. Veit. Rund um die ehemalige Landeshauptstadt gibt es nämlich besonders viele Burgen und Schlösser, so Bäck: „Tatsächlich liegt rund um das vom Geschlechter Spanheimer zum herzoglichen Zentrum Kärntens ausgebaute St. Veit ein ganzer Kranz aus hoch- und spätmittelalterlichen Burgen. Dornhof, Nussberg, Schaumburg, Frauenstein, Hochkraig, Niederkraig, Freiberg, Taggenbrunn und etwas ferner auch Hochosterwitz. Diese mittelalterlichen Herrschafts- und Wehrbauten blieben durch den Aufstieg von Klagenfurt als Residenz im 16. Jahrhundert im Vergleich zu anderen Gegenden viel besser erhalten, weil die Bautätigkeit im Umfeld von St. Veit danach weitgehend stagnierte.“

Fotostrecke mit 5 Bildern
Wörtherseetourismus/Franz Gerdl
Schloss Maria Loretto am Wörthersee
ORF
Das Hakenkreuz auf Burg Kraig

Peter Seifert
Hochosterwitz

Daniel Wiedernig
Landskron bei Villach

ORF
Burg Taggenbrunn bei St. Veit

Wanderung zu den Kraiger Schlössern
Besonders interessant ist eine Wanderung zwischen Frauenstein und Kraig, so Bäck: „Die Burgen zwischen Frauenstein und dem Ort Kraig liegen in einem früher politisch und strategisch sehr bedeutenden Raum, sind heute allerdings eher abgelegen. Im Volksmund werden diese Burganlagen vor allem von Frauenstein bis Kraig als Kraiger Schlösser bezeichnet. Exakt handelt es sich aber eigentlich um Burg und nicht um Schlossbauten.“

Gegend um Kraiger Schlösser Landschaftsschutzgebiet
Die Gegend um die Kraiger Schlösser ist nicht nur historisch bedeutend, so Bäck: „Die Anlagen liegen in einem sehr schmalen, von Wasser durchflossenen Tal mit mehreren felsigen Erhebungen und die natürlichen Feuchtflächen an der Talsohle wurden zu künstlichen Teichen bzw. auch Wassergräben aufgestaut. Die Teiche weisen in den Verlandungszonen heute verschiedene botanisch interessante Pflanzen auf und in den steileren Schluchten, wo forstwirtschaftlich genutzte Fichtenwälder die Vegetation noch nicht verdrängt haben, sind sogar seltene Baumarten noch zu finden.“

Deswegen entschloss sich die Kärntner Landesregierung schon in den 1970er Jahren dazu, die Gegend um die Kraiger Schlösser zum Landschaftsschutzgebiet zu erklären.

Niki L.CC BY-SA 4.0
Hoch- und Niederkraig sind nur noch Ruinen

Hakenkreuz auf Burgfried gemalt
Das Schloss Frauenstein hat noch heute den für Burgen typischen umlaufenden Wassergraben. Die Burgen Hoch- und Niederkraig allerdings sind nur noch Ruinen, die in dicht bewaldetem Gebiet stehen. Sie wurden zwar immer wieder frei geschlägert, der enorme Kostenaufwand dafür lässt aber eine Regelmäßigkeit nicht zu, so Bäck. Was aber im Zuge von Revitalisierungsarbeiten sichtbar wurde, sorgte dann über die Landesgrenzen hinaus für Gesprächsstoff: „Bei der der Ruine Hochkraig kam vor einigen Jahren auch ein vorher kaum sichtbares, wandfüllendes Hakenkreuz zum Vorschein. Dieses haben NS-Aktivisten 1934 und 1938 auf den Bergfried gemalt und es wurde in den letzten Jahren auch immer wieder zum Gegenstand zahlreicher Diskussionen.“

Inzwischen fand man eine Lösung, die das Hakenkreuz nicht mehr von weitem sichtbar macht. Auf dem Weg entlang der Kraiger Schlösser kommt man auch irgendwann zur Propsteikirche Kraig, die ebenfalls viel Geschichte und Geschichten zu erzählen hat.
10.09.2023, red, kaernten.ORF.at
Kärnten reich an Burgen und Schlössern

Dazu im Forum:
Ruine Hochkraig
 

josef

Administrator
Mitarbeiter
#85
„KENNST DU KÄRNTEN“
Die Geschichte des Kreuzbergls
1694499678740.png

Das Kreuzbergl ist der Hausberg von Klagenfurt und ein Naherholungsgebiet mit viel Geschichte und vielen Geschichten. Es gibt hier keinen Burg- oder Schlossbau, dafür aber einen Aussichtsturm und eine Kirche. Aus dem alten Aussichtsturm wurde eine Sternwarte und am Fuße liegt der Botanische Garten.

Online seit heute, 6.08 Uhr
Teilen
Roland Bäck vom Geschichtsverein für Kärnten sagte, den Namen bekam das Kreuzbergl im 17. Jahrhundert: „1692 hat Christian Anton von Leilersberg in der Nähe einer Einsiedlerhöhle auf dem Kreuzbergl ein weithin sichtbares Kreuz errichtet und daher kommt der Name Kreuzbergl.“ Die geistlichen Grundherrschaften Viktring und Millstatt schlossen den Bau eines Edelsitzes aus, es habe daher nie einen Schloss- oder Burgbau auf dem Kreuzbergl geben, obwohl sich das angeboten hätte, so Bäck.

Eixi/Wikipedia
Das Kreuzbergl um 1901. In der Mitte erkennbar sind die Kreuzberglkirche und dahinter der hölzerne Aussichtsturm. Das links im Bild in Bau befindliche Haus wurde laut Baubescheid der Besitzer erst im Jahr 1901 errichtet (Quelle: Wikipedia)

Kirche 1737 erbaut
„1230 haben zwei Ministerialen von Gurnitz den Versuch gestartet, auf dem Kreuzbergl eine Burg zu bauen, sind aber am Stift Viktring gescheitert.“ Anstelle einer Burg oder eines Schlosses wurde 1737 eine Kirche errichtet: „Die von Anfang an als Kalvarienbergkirche mit einem Kreuzweg konzipiert war. Sie hat vor allem während der Fastenzeit und am Karfreitag viele Klagenfurter Gläubige angezogen. Die stadtnahen Hügel am Kreuzbergl wurden allerdings auch wegen ihrer besonderen Aussicht gerne von Spaziergängern besucht“, sagte Bäck.

ORF
Blick von der Kirche auf Klagenfurt

So habe sich das Kreuzbergl zu einem beliebten Spazier- und Naherholungsgebiet der Klagenfurter entwickelt. Als Kaiser Franz Josef I. Klagenfurt besuchte, wurde sogar eine Festwiese mit Schießstätte auf dem Kreuzbergl angelegt. Das Naherholungsgebiet für die Klagenfurter war fast perfekt, so Bäck: „Letzten Endes hat man so einen großen Zulauf gehabt, dass man 1852 sogar das Schweizerhaus errichtet hat. Es war eine Restauration, eine Einkehrmöglichkeit.“

ORF
Sternwarte auf dem Kreuzbergl

Aus dem Aussichtsturm wurde die Sternwarte
Ein Name wurde für das Gebiet auch schnell gefunden, Franz-Josefs-Anlagen. Der Name konnte sich aber langfristig nicht durchsetzen, die Erweiterung schritt dennoch voran: „Das Kreuzbergl ist dann mit einem Aussichtsturm versehen worden. Dieser Aussichtsturm, das ist die heutige Sternwarte, die sicher viele kennen, ist anfangs aus Holz gewesen und sollte dann Ende des 19. Jahrhunderts durch einen steinernen Aussichtsturm ersetzt werden. Um diesen Turmbau entbrannte allerdings ein erbitterter Streit zwischen dem Klagenfurter Stadtingenieur Raimund Biel und dem Architekten Josef Victor Fuchs, der sich über Jahre dahin gezogen hat. Also ein kleiner Klagenfurter Skandal in der Provinz, könnte man sagen.“

ORF/Petra Haas
Blick auf den Botanischen Garten am Fuße des Kreuzbergls

Botanischer Garten und Museum
1958 kam in der Kreuzberglgegend noch der Botanische Garten dazu und somit ein weiteres Museum, denn ein paar Jahre davor hatte sich das erste österreichische Freilichtmuseum dort angesiedelt: „Der Bodnerhof, der heute in Maria Saal im Freilichtmuseum steht, ist damals als erstes Freilichtmuseum in Österreich direkt auf dem Kreuzbergl eröffnet worden.“ In den 1930er Jahren überlegte man auch, ob man einen Tierpark auf dem Kreuzbergl errichten soll.

Der Schausteller Hermann Prechtl scheiterte aber mit der Idee aus Kostengründen: „Anknüpfend an die Idee von Hermann Prechtl hat Wilhelm Prechtl 1969 dann den Klagenfurter Bärenzoo auf dem Kreuzbergl gegründet. Prechtl hat damit eine sehr lange Familientradition fortgesetzt und die Bären entwickelten sich kurzfristig zu wirklichen Stars von Klagenfurt. Sie waren in einer großen Käfiganlage im östlichen Bereich des Kreuzbergls, der heutigen Tiergartengasse, die noch daran erinnert, untergebracht.“ Die Kodiakbären Hansl und Gretl bekamen dort das erste Mal in Gefangenschaft Junge.

ORF
ORF Radioanlage im Kreuzberglstollen

Später waren es wieder die Kosten, die dieses Projekt beendeten. Die Tiere wurden in einen Zoo nach Spanien und in einen Safaripark nach Holland gebracht. Auch der ORF war zu Beginn mit Studio- und Sendeanlagen im Kreuzbergl untergebracht, allerdings in einem Stollen, einem alten Luftschutzkeller.
12.09.2023, red, kaernten.ORF.at
Die Geschichte des Kreuzbergls
 
Oben