B

bsch

Nicht mehr aktiv
#1
@kps

Hallo ,
ich hätte da gern mal ein Problem :D
Weiß Du bischen was genaueres über Standort , Anzahl der
Leute und ev. was und wo sie gewirkt haben , von der OT
im Bereich ?
Ich finde dazu nämlich nichts.

gruß
bsch
 

kps

Active Member
#2
HAI

@bsch
Mit OT meinst du sicherlich die "Organisation Todt".
Leider habe ich noch nichts schriftliches und kann mich bisher nur auf Augenzeugenberichte beziehen.

Aus denen schlußfolgere ich, dass in der ehemaligen Jugendherberge (neben dem Falkenhorst) ein Baustab der OT einquartiert wurde und er hier im Bereich tätig war. Unter anderem soll sich der spätere Bundes-Lübke (ich glaube der war es) hier in Crawinkel aufgehalten haben. Es würde auf der Hand liegen, dass sie direkt im Kienberg tätigen waren, wahrscheilicher ist aber der Wirkungskreis auf dem TrÜbPl. Eine direkte Verbindung (durch Ortsumgehung von Crawinkel) exisitiert noch bis heute und so hat leider niemand mitbekommen, wohin die Herren täglich gefahren sind. Urlaub haben sie sicherlich nicht gemacht. Es wäre schön, wenn jemand die Angaben bestätigen und/ oder ergänzen könnte.

kps
 
S

Speedy

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#3
OT

Moin kps u. bsch,
ich habe mal gesagt bekommen, vom Chef des Falkenhorst, in dem Haus wären Kinder mit Betreuern gewesen, gibt es zu gar Fotos von u. die hätten damals nichts v. Militär oder so mitbekommen. Ich denek eher die waren in dem Schlößchen links Falkenhorst untergebracht.
MfG
Kai
 

kps

Active Member
#4
Na hallo erst mal

@Speedy
Ich habe da noch einmal kurz nachgefragt. Die Ausssage des FHQ-Chefs ist wohl auch richtig. Allerdings wurden die Kinder, die sollen übrigens aus Berlin gewesen sein, im Herbst 1944 weg gebracht und danach ist vermtl. OT eingezogen. Bezieht sich deine Quelle auf bestimmte Zeiträume? Meine Zeitzeugen sind der Meinung, dass OT im Jonastal gewirkt hat. Die Verbindung des SIII Vermessungstabes, der seit Ende 43 in Crawinkel war und auch nur im Tal gearbeitet haben soll, ist wohl rein zufällig. Da wäre dann noch zu klären, was alles zum Tal gehört. Die teilweise sichtbaren bzw. bekannten Stollen sind bekannterweise nicht alles gewesen. Ich habe da schon eine Aussage eines Mitarbeiters des Vermessungsstabes gehört, der die Größe einiger Stollen mit einem 2-stöckigen Haus verglichen hat, dass immer noch bequem darin Platz finden würde. Es gibt jedenfalls noch viel zu tun :cool: Wann bist Du wieder mal vor Ort? Das Wetter ist soweit OK.

@ bsch
Ich habe heute von einer weiteren Zeugin gehört, die eine engere Verbindung zu OT bzw. zu Mitarbeitern von OT gahabt haben soll. Evtl. kann sie Angaben über die ungefähre Anzahl der Mitarbeiter und die Unterbringung machen. Ich bleibe da mal selbstverständlich dran.

@ all
Es passt zwar nicht zum eigentlichen Thema. Aber trotzdem nochmal hier die Frage? Gibt es noch weitere Hinweise/ Bestätigungen zu den Fragen von bsch?

MfG
kps
 
B

bsch

Nicht mehr aktiv
#6
@kps

dank erst mal für die Antwort - ich wünsche Dir Erfolg
bei weiteren Recherschen.
Da die OT hauptsächlich zu der interessierenden Zeit
zum Bunkerbau und zum Bau von U-Verlagerungen
eingesetzt wurde, wäre es natürlich spannend rauszubekommen,
woran die gearbeitet hatten.

gruß
bsch
 

Dieter

Ehrenchefchen
Mitarbeiter
#7
@ TÜP: Ich wollte aus den OT- Sachen einen neuen Thread machen, aber meine nicht vorhandenen Englischkenntnisse haben mich eingeholt :mad: Ich überlaß das also Joe....

Gruß

Dieter
 
D

DURAN

Nicht mehr aktiv
#9
Das Projekt

S lll und Olga". Unterirdische Produktionsanlagen. V2- Raketen aus
Nordhausen."Jägerprogramm","Geilenbergprogramm","Notprogramm".Das Baubüro Dr.
Kammler, Führerhauptquartiere. "Sonderelbe" Jasmin". Streng geheim: die
Nachrichtenzentralen von Ohrdruf und / Arnstadt. Vorbereitungen. Zeitzeugen erinnern
sich.


Nur ganz wenige Unterlagen zu S III oder "Olga" sind uns überliefert. Dabei stand S III
für das Bauvorhaben, und "Olga" war der Deckname für das Führerhauptquartier und
zugleich für Ohrdruf. Ein großer Teil der Dokumente ist offenbar in den letzten Tagen
des Dritten Reiches in Ohrdruf, Crawinkel und Berlin vernichtet worden.
Seltsamerweise blieben S III und "Olga" auch nach dem Krieg weitgehend unbekannt.
Das mag daran gelegen haben, daß das Gelände Teil des 1945 von der Roten Armee
übernommenen Truppenübungsplatzes Ohrdruf war.
Selbst dem Militärwissenschaftlichen Forschungsamt der Bundeswehr war S III bis zum
Herbst 1991 kein Begriff.
Dabei ist schon seine Vorgeschichte ein spannendes Kapitel.


Das Baubüro Kammler


Nach der Niederlage in Stalingrad an der Jahreswende 1942/43 hatte Deutschland die
strategische Initiative im Zweiten Weltkrieg verloren. Mit dem ihn auszeichnenden
Pathos suggerierte Reichspropagandachef Joseph Goebbels am 18. Februar 1943 in
seiner berühmt-berüchtigten Rede im Berliner Sportpalast den Massen, daß der
Sieg in diesem "heiligen" Krieg allein eine Frage des Willens und der Zuversicht sei. Und
als er dann den aufpeputschten "Volksgenossen" zurief: "Wollt ihr den totalen Krieg?",
scholl ihm ein tausendfaches, begeistertes "Ja" entgegen. Goebbels raunte auch von
unfehlbaren, alles entscheidenden Geheimwaffen, die sich der Führer vorbehalte, zum
rechten Zeitpunkt einzusetzen. Nun existierten diese "Wunderwaffen" tatsächlich bereits
oder befanden sich im Stadium hoffnunggebender Entwicklung, nur war Goebbels nicht
der Mann, der ihre militärstrategische Bedeutung auch nur im entferntesten
einzuschätzen vermochte. Zu ihnen gehörten der erste Strahltriebjäger (Düsenjäger) Me
262, die noch in den Vorstadien der Entwicklung befindliche Atombombe und
besonders die Kampfrakete A 4. Die seit 1932 betriebenen Arbeiten an dieser auch als V
2 (Vergeltungswaffe 2) bekanntgewordenen bodengestützten Rakete waren Anfang 1943
bis zur Serienfertigungsreife gekommen. Am 10. Januar 1943 wies der Reichsminister für
Rüstung und Kriegsproduktion, Albert Speer, an, das A 4-Programm zur
"totalgeschützten Fertigung" zu erklären. Das bedeutete, daß aus den mehreren hundert
Zulieferbetrieben für die Herstellung der A4, vornehmlich aus der metallverarbeitenden
und Elektroindustrie, kein Beschäftigter zur kämpfenden Truppe eingezogen werden
durfte. Im Militärjargon nannte man dies "UK"-(unabkömmlich) -Stellung. Als
Leitbetrieb für die Endmontage der vorwiegend Flächenzerstörend wirkenden Rakete
war das Versuchsserienwerk Karlshagen bei Peenemünde auf der Ostsee-Insel Usedom
bestimmt worden. Darüber hinaus sollte die A4 auch in Wiener-Neustadt, (etwa fünfzig
Kilometer südlich von Wien), Friedrichshafen am Bodensee und in Riga gefertigt
werden. Die Koordinierung der Zulieferungen mit der Endmontage wurde einem
"Sonderausschuß A4" im Speer-Ministerium übertragen.

Noch war die Serienfertigung nicht angelaufen, als in der Nacht vom 17. zum 18. August
1943 Peenemünde und Karlshagen von 433 Bombern der britischen Luftwaffe zerstört
wurden. Schon zwei Tage später, am 20. August 1943, notierte Speer:
"Der Führer ordnet auf Grund eines Vorschlages an, daß alle Maßnahmen ergriffen
werden, um gemeinsam mit dem Reichsführer SS unter starker Einschaltung seiner
Kräfte aus den Konzentrationslagern den Bau entsprechender Fertigungsanlagen und die
Fertigung erneut voranzutreiben.
Der Führer entscheidet dabei, daß die bisherigen Anlagen lediglich so lange mit
Nachdruck errichtet werden und darin gefertigt wird, bis eine endgültige Fertigung an
gesicherten Orten und in gesicherter Form unter möglichst starker Heranziehung von
Höhlen und sonst geeigneten Bunkerstellungen gewährleistet ist". Die geeignete
unterirdische Anlage wurde im Kohnsteinmassiv bei Nordhausen gefunden. Bereits am
28. August 1943 traf hier der erste Transport von KZ-Häftlingen, vor allem
Baufachleute, aus Buchenwald ein. Zum "Sonderbeauftragten für Baufragen der A4-
Fertigung" wurde am 1. September 1943 der Chef der für Baufragen zuständigen
Amtsgruppe C im Wirtschaftsverwaltungshauptamt der SS (WVHA), SS-Brigadeführer
Dr. Ing. Hans Kammler, ernannt. Die Verantwortung für das Gesamtobjekt, das die
Bezeichnung "Mittelwerk GmbH" erhielt, oblag jedoch Albert Speers Ministerium für
Rüstung und Kriegsproduktion und wurde von diesem sowie vom Heereswaffenamt
finanziert. Die SS war, unter Kammlers Leitung, lediglich für die Bauarbeiten sowie für
die Beschaffung von Arbeitskräften, vorwiegend aus Konzentrationslagern, zuständig. In
Kammlers Verantwortungsbereich fiel auch der Bau des KZ "Dora" bei Nordhausen.
Dort sowie bei der Errichtung des unterirdischen Endmontagebetriebs "Mittelwerk" im
Kohnsteinmassiv, der im Eiltempo innerhalb von knapp 15 Monaten fertiggestellt war,
und bei den Montagearbeiten in den Stollen kamen bis Ende März 1945 etwa 10 000
Häftlinge ums Leben, vornehmlich durch Entkräftung infolge Unterernährung. Für die
"Ausleihe" der Häftlinge gegen eine bestimmte Pachtgebühr an Fabriken des
Rüstungsprogramms war die Abteilung W im Wirtschaftsverwaltungshauptamt
zuständig, deren Chef (bis Juni 1943), Dr. Hans-Karl Hohberg, in Nürnberg später für
sich beanspruchen konnte, weder der SS noch der NSDAP angehört zu haben. Ein ganz
normaler Beamter also, ein gläubiger Christ und - ein Buchhalter des Todes.
Bei dem Bauauftrag "Dora" sollte es jedoch für den tüchtigen Brigadeführer Hans
Kammler (dieser Rang galt nur für die Allgemeine SS - die Herren in den schwarzen
Uniformen -, in der feldgrau gekleideten Waffen-SS hatte Kammler den Rang eines
Generalmajors) , der bald zum Gruppenführer (Generalleutnant) und 1945 gar zum
Obergruppenführer (General einer Waffengattung oder eines Armeekorps) avancierte,
nicht bleiben. Ganz abgesehen davon, daß dem damals dreiundvierzigjährigen Ingenieur,
der bis 1941 im Luftwaffenverwaltungsamt tätig war, auch der Einsatz der A 4-Raketen
übertragen wurde. ln zunehmendem Maße wurden seit 1944 rüstungswichtige Betriebe
und reichswichtige Anlagen in unterirdische Anlagen verlegt. Das betraf besonders das
sogenannte Jägerprogramm (Fertigung neuartiger Typen von Jagdflugzeugen, wie der
Me 262) und das Geilenberg-Programm (benannt nach dem "Generalkommissar für die
Sofortmaßnahmen beim Reichsminister für Rüstung und Kriegsproduktion", Edmund
Geilenberg) , nach dem als "Sofortmaßnahme" vor allem Kraftstoffhydrierwerke in
bombensicheren Anlagen errichtet werden sollten. Das letztgenannte Programm war vor
allem deshalb so wichtig für das Überleben und den noch immer in Aussicht gestellten
"Endsieg", weil im August 1944 die rumänischen Ölquellen in russische Hand gefallen
waren. Statt 156 000 Tonnen Flugzeugbenzin im Mai 1944 konnten im September
desselben Jahres nur noch 10 000 Tonnen erzeugt werden. Was nützten die modernsten
Flugzeuge, wenn sie nicht fliegen konnten? Und Reichsmarschall Hermann Göring hatte
sich einiges vorgenommen, um den demolierten Ruf seiner Luftwaffe wieder
aufzupolieren. Sein Jägerprogramm rangierte gleichwertig mit dem Geilenberg-
Sonderprogramm und dem A 4 Programm. In einer mit dem 4. März 1944 datierten
Weisung Görings heißt es "Soweit es sich um die Schaffung bombensicherer
Fertigungsstätten in größeren Höhlen oder neuen Stollen handelt, zieht der
Reichsminister für Rüstung und Kriegsproduktion den Reichsführer SS für die
Durchführung der erforderlichen Baumaßnahmen zu. Die Bauaufgabe (Umfang und Ort)
bestimmt der Reichsminister für Rüstung und Kriegsproduktion als
Generalbevollmächtigter für die Regelung der Bauwirtschaft auf Vorschlag des R.d.L.
(Reichsministerium der Luftfahrt - d.V.) und Ob.d.L. (Oberbefehlshaber der Luftwaffe -
d.V.). Der Reichsführer SS überträgt die Durchführung der erforderlichen
Baumaßnahmen dem Chef des SS Wirtschaftsverwaltungshauptamtes - SS-
Obergruppenführer und General der Waffen-SS Pohl - und bestellt als verantwortlichen
Leiter den SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Waffen-SS, Dr. Ing. Kammler...
Der Reichsführer SS stellt Schutzhäftlinge in ausreichendem Maße als Hilfskräfte für Bau
und Fertigung. Unter Kammlers Leitung entstand danach außer der Höhlenfabrik bei
Nordhausen für die A4-Fertigung ein ganzes Netz unterirdischer Produktionsanlagen. So
gab es allein acht Vorhaben für den Bau unterirdischer Flugzeugmontagewerke. Eines
davon, in einer riesigen Stollenanlage bei Kahla in Thüringen, sollte monatlich bis zu 1
500 Düsenjäger Me 262 produzieren.
Kammler avancierte auf diese Weise zu einem der einflußreichsten Männer in der SS-
Hierarchie, gleichrangig mit seinem einstigen Chef, Oswald Pohl, und konnte sich einen
Apparat aufbauen, der vom Wirtschaftsverwaltungshauptamt so gut wie unabhängig
wirkte. An der Spitze des unheilvollen Unternehmens stand das "Baubüro Dr. Ing.
Kammler" in Berlin-Grunewald, Taunusstraße 8. Diesem Stabsquartier unterstanden
mehrere SS-Sonderinspektionen, und denen wiederum die SS-Führungsstäbe A, B und S.
Dabei stand A für Maßnahmen zur Verlagerung der Rüstungsendfertigung, B für
Maßnahmen zur Verlagerung der Zuliefer industrie, S für Sondermaßnahmen.
Kammler galt schließlich als der alles entscheidende Experte auf dem Gebiet der
bombensicheren Verlagerung. Er verfügte sogar über einen eigenen Apparat des
Sicherheitsdienstes (SD). Der jeweilige Führungsstab, der immer von einem Architekten
im SS-Offiziersrang geleitet wurde, bestand in der Regel aus etwa zwanzig Angehörigen.
Er war für die Ausführung der örtlichen Bauarbeiten sowie für die Heranziehung von
Häftlingen und dienstverpflichteten Zivilisten auf Anforderung der für das betreffende
Vorhaben eingesetzten Privatfirmen zuständig.


Führerhauptquartiere

Dem Beispiel der früh- und hochmittelalterlichen Herrscher folgend, die ihre Pfalzen über
das ganze Reich verteilt hatten, ließ auch Hitler im "Großdeutschen" Reich" zahlreiche
Führerhauptquartiere errichten. Der "oberste Feldherr, als den er sich selbst sah, wollte
überall gegenwärtig sein, obgleich er die wenigsten der für ihn errichteten, gegen jeden
Feindangriff von außen gesicherten Quartiere je zu Gesicht bekommen hat. Es waren
mächtige Betonfestungen mit ausgedehnten unterirdischen Anlagen. Dazu gehörten unter
anderen die "Wolfsschanze" bei Rastenburg in Ostpreußen, "Riese" bei Bad
Charlottenbrunn sowie "Rüdiger" bei Waldenburg (beide Schlesien), "Fürstenstein" bei
Ksiaz (nordöstlich von Krakau) im sogenannten Generalgouvernement, "Brunhilde" bei
Diedenhofen (Lothrin- gen), "Siegfried" bei Pullach (Bayern) und "Amt 600" im Raum
Gießen/Bad Nauheim. In der Niederschrift über eine "Besprechung beim Führer am
20.6.1944" heißt es, "daß z. Zt. rund 28 000 Arbeiter beim Ausbau der
"Führerhauptquartiere eingesetzt seien, trotzdem aber infolge der hierbei feststellbaren
Zersplitterung die Gefahr bestünde, daß in absehbarer Zeit an keiner Stelle in
genügendem Umfang und in genügender Stärke Unterkunftsmöglichkeit vorhanden sei".
Um diese Zeit war der Sieg Deutschlands auch für die kühnsten Optimisten in
unerreichbare Ferne gerückt. Im September 1943 hatte Italien kapituliert, am 6. Juni
1944 eröffneten die Westallierten mit der Landung in der Normandie die zweite Front.
Am 20. Juli setzten die Sowjets über den westlichen Bug und begannen die deutschen
Truppen aus Polen zu vertreiben. Am selben Tag unternahm eine Gruppe
verantwortungsbewußter Offiziere mit dem Attentat auf Hitler den verzweifelten
Versuch, Deutschland vor dem totalen Fiasko zu retten. Am 25. Juli ernennt Hitler
Propagandachef Goebbels zum "Reichsbevollmächtigten für den totalen Kriegseinsatz".
Drei Wochen darauf, am 10. August, kommt es zu einer Geheimkonferenz von führenden
Militärs und Vertretern der deutschen Großindustrie im "Maison rouge" von Straßburg.
Auf dieser Konferenz, von der kein Protokoll angefertigt wurde, ging es um das
Überleben der nationalsozialistischen Bewegung und der deutschen Industrie sowie um
das taktische Verhalten im Angesicht der nicht mehr abwendbaren Niederlage.
Zusammengefaßt wurde es in dem Code "ALRZ". Er bedeutete: Auflockern
(Dekonzentration und Verlegung von Industriebetrieben, Forschungszentren und
Führungsstäben), Lähmen (Unbrauchbarmachung von Industrie- und Verkehrsanlagen
durch Demontage wichtiger Elemente), Räumen und Zerstören. Von solcherlei Plänen
erfuhr die Bevölkerung freilich nichts. Inbrünstiger denn je predigte Goebbels den
Glauben an den Endsieg. Am 24. August verkündete er die "totale Mobilmachung", in
deren Gefolge dann alle irgendwie Kriegsverwendungsfähigen Männer zwischen 15 und
60 Jahren zum "Volkssturm" einberufen wurden. An diesem 24. August 1944 fand auch
eine Unterredung zwischen dem Chef des Wehrmachtführungsstabes, Generaloberst
Alfred Jodl, und dem Wehrmachtadjutanten beim Führer, Oberst Gustav Streve, statt. In
der Niederschrift zu "Planungen und Neubauten FHQu" heißt es u.a.:

"1 .) FHQu-Unterkunft IG-Schlesien.
Alle oberirdischen Bauten werden zurückgestellt. Dagegen sollen mit eingesparten
Arbeitskräften die unterirdischen Bauten forciert und so erweitert werden, daß die
unterzubringenden Stäbe voll arbeitsfähig sind und gleichzeitig wohnungsmäßig
untergebracht sind.
Die hierdurch frei werdenden Arbeitskräfte sollen in Berchtesgaden und Zeppelin bei den
neuen Bunkerbauten Verwendung fnden.

2 .) Berchtesgaden
Gemäß den Weisungen des Führers soll im Gelände der Strub-Kaserne ein dreistöckiger
Luftschutzbunker mit 7 m Betonschutz errichtet werden. Er soll enthalten:
a) die Nachrichtenvermittlung,
b) Arbeitsraume WESt. (Wehrmachtführungsstab - d.V),
c) Arbeitsräume Teile OKH (Oberkommando des Heeres - d.V),
d) Luftschutz-Sammelraum.
Der Bau dieses Bunkers kann nach den gemachten Erfahrungen nur dann zeitgerecht
durchgeführt werden, wenn durch Führerbefehl an Reichsminister Speer verfügt wird,
daß Bauleitung und Arbeitskräfte aus den in IG-Schlesien (Industriegemeinschaft
Schlesien - d.V) eingesparten und abzuzweigenden Teilen der OT Bauleitung
(Organisation Todt - d.V.) und Arbeitskräften gesondert hierfür eingesetzt werden ...
3.) OKH-Unterkunft Zeppelin.
Ein Luftschutzbunker gleicher Art und gleicher Größe wie unter 2.) geplant, soll ferner
in Zeppelin für das OKH errichtet werden. Auch hierfür müßten die Arbeitskräfte aus
den in IG-Schlesien frei werdenden Kräften der OT- Bauleitung herangezogen werden,
ebenfalls unter einer besonderen OT-Bauleitung ...
4.) Neue FHQu-Unterkunft im Raume Mitteldeutschland Thüringen und Harz. Es ist
ein Führerentscheid herbeizuführen, ob in diesem Raum eine neue FHQu-Unterkunft zu
errichten ist".
Die sogenannte Alpenfestung, deren Hauptobjekt daß Führerhauptquartier auf dem
Obersalzberg bei Berchtesgaden bildete, erhielt den Decknamen "Serail". Mit "Zeppelin"
ist das OKH-Quartier bei Zossen im südlichen Randgebiet von Berlin und mit FHQu-
Unterkunft IG-Schlesien das Objekt "Riese" in Niederschlesien gemeint. In diesem
Dokument taucht zum erstenmal Thüringen als möglicher Standort eines neuen
Führerhauptquartiers auf. Bei Friedrichroda gab es ein solches Quartier bereits mit dem
Code "Wolfsturm". Ungeklärt ist, ob es sich dabei nur um das Kurhaus oder auch um das
Schloß Reinhardsbrunn handelte. Indes kamen beide Objekte wegen unzureichender
Sicherung gegen Luftangriffe als Führerhauptquartier nicht mehr in Frage. Den Zuschlag
erhielt schließlich das Jonastal. Das Projekt wurde im Berliner "Baubüro Dr. Kammler"
in die Akten von "Sonderelbe Jasmin" als "Sondermaßnahme III", kurz S III,
aufgenommen. "Sonderelbe" stand für Sonderbauten, während Pflanzennamen für
Festungsanlagen verwendet wurden ("Jasmin").

Die Nachrichtenzentrale bei Ohrdruf

Die Standortwahl für S III beziehungsweise das Führerhauptquartier "Olga" war nicht
nur der günstigen natürlichen Gegebenheiten und des strategischen Kalküls wegen (auf
das wir noch zurückkommen) auf den Raum Ohrdruf/Arnstadt gefallen. Schon bevor
Deutschland seine Eroberungspläne in die Tat umzusetzen begann, hatte die
Reichsführung alle Wechselfälle eines Krieges sorgfältig kalkuliert. So fertigte die
Heeresleitung Wehrmacht (das spätere Oberkommando des Heeres) in Zusammenarbeit
mit der in Berlin ansässigen Wirtschaftlichen Forschungsgesellschaft (Wifo) schon seit
1935 Studien über die militärstrategische und kriegswirtschaftliche Bedeutung des
Raumes an. ln derem Gefolge begann 1937 der Bau einer unterirdischen
Nachrichtenzentrale auf dem Truppenübungsplatz Ohrdruf. Sie lag drei Stockwerke
unter der Erde. Ihre Eingänge waren durch Wochenendhäuser getarnt, aus deren
Schornsteinen etwas Rauch aufstieg, wenn der 475 PS starke Schiffsdiesel, der das "Amt
10" vom Energienetz unabhängig machte, in Betrieb war. In den Kellern des Arnstädter
Schlosses zog das "Amt 8" ein. Herr Karl Schneider aus Arnstadt erinnert sich: "Die
ganzen Bauarbeiten sind streng geheim gewesen. Zuerst sollte in den Jahren 1937/38 die
Nachrichtenzentrale unterhalb des Eichfeldes gebaut werden. Als dann die Sache mit der
Tschechoslowakei so schnell ging, wurde das Objekt stillgelegt und 1940 die
Fernsprechzentrale im Arnstädter Schloß installiert. Von hier aus gingen zwei Kabel
weg. Eines über Eisleben in Richtung Erfurt und das andere direkt ins Jonastal und nach
Ohrdruf. Fernschreiber waren gleichfalls im Schloß installiert worden. Das merkten wir
an den Materialien, die zum größten Teil auf dem Gelände des Hauptpostamtes gelagert
wurden".
Herr Herbert Schweinsberger aus Arnstadt ergänzt: "Erste Arbeiten für den Ausbau des
Schloßkellers zum Nachrichtenzentrum begannen schon 1937, sie wurden aber erst
später mit allem Nachdruck vorangetrieben. Die Arbeiten erfolgten unter strengster
Geheimhaltung und Bewachung durch SS. Jeder von uns hatte mehrere Ausweise, die
wir von Berlin erhielten. Nach Abschluß der Arbeiten wurden sie uns sofort wieder
abgenommen. Anfang der vierziger Jahre war der Keller bereits fertig. In ihm waren drei
Fernsprechämter untergebracht. Ferner befanden sich darin wenigstens 50
Fernschreiber".
Lassen wir dazu noch Herrn Adolf Keiner aus Erfurt zu Wort kommen: " Ich kam von
Siemens zur Deutschen Post. Da ich mich schon immer für Technik interessierte,
übernahm ich 1937/38 das unterirdische Einsatzamt, das unter der Bezeichnung "Amt
10" arbeitete, als Beauftragter der Post. In diesem Ohrdrufer Objekt war ich bis zum
Kriegsende. Schon 1935/36 wurden vom Inselsberg und von den benachbarten Bergen
Messungen, vor allem im Dezimeterwellenbereich, vorgenommen, um, wie es hieß,
Vorbereitungen für die Einführung des Fernsehens zu treffen. Im Jahre 1939 wurde dann
auf dem Inselsberg ein Sendeturm errichtet, der unter Verfügung der Wehrmacht stand
und Lang-, Mittel- und Kurzwellensender beherbergte. Auf diese Einrichtungen hatte die
Post keinen Einfluß. Analog dazu wurde 1937/38 ein gut getarntes System von
Drahtverbindungen mit unterirdischen Vermittlungs- und Verstärkerämtern geschaffen.
Dabei gab es natürlich auch Knotenämter, wie zum Beispiel Zossen. Diese Ämter waren
faktisch für einen Tag X geschaffen. ln Ohrdruf waren sie 1942 vollständig eingerichtet
und wurden in ständiger Bereitschaft gehalten. Sie wurden aber erst in den letzten
Kriegswochen im Vollauf gefahren. Sie trugen Tarnbezeichnungen, wie beispielsweise
"Amt 10" in Ohrdruf, "Amt 8" in Arnstadt und so weiter. Unter den einzelnen Ämtern
gab es keine reguläre dienstliche Beziehung. Einer durfte über den anderen nichts wissen.
Bemerkenswert war der technische Aufwand der Anlagen. Technisch gehörte "Amt 10"
zur Reichspostdirektion, verwaltungsseitig zu Ohrdruf. Unser Objekt bestand aus
mehreren unterirdischen Korridoren, die übereinander lagen und von denen Türen zu den
Seitenräumen abgingen. Die Länge jedes Korridors betrug sechzig bis siebzig Meter. Am
Ende befanden sich die Hochtrennungsschaltanlagen. Geheizt wurde mit Vollautomatik.
Die Türen waren mit Schleusen versehen. Laufend wurden durch zentrale Messungen der
Überdruck, die Luftfeuchtigkeit usw. in jedem Raum überwacht. Auch Ersatzaggregate
standen zur Verfügung. So zum Beispiel ein 475 PS starker Dieselmotor von den
Motorenwerken Mannheim, um die Anlagen jederzeit netzunabhängig fahren zu können.
Hierfür gab es große Reservoirs an Dieselkraftstoff. Ein Brunnen, zweihundert Meter
tief, war für die Wasserversorgung angelegt worden. Die Reichspostdirektion hütete sich
indessen zu sagen, wofür das "Amt 10 bestimmt war. Natürlich konnte man sich das an
den zehn Fingern abzählen, nur gesprochen werden durfte darüber nicht. Die zur
Verfügung stehenden Geräte waren von ausgezeichneter Qualität. Wir konnten sofort
mit Königsberg telegrafieren und telefonieren. Wechselstromtelegrafie, Lorenzsender,
alles war vorhanden. Ebenso waren völlig autonome Kabelsysteme gezogen worden.
Objekte wie das "Amt 10" gab es noch eine ganze Menge. Sie waren meist nur mit ein
bis drei Mann besetzt. Welchem Zweck sie dienten, wurde geheimgehalten. Neben den
erwähnten Ämtern in Ohrdruf und Arnstadt gab es Breitverstärkerämter in Hohenkirchen
und Mittelhausen. Ein weiteres Amt befand sich in Benshausen bei Suhl, das vom
Rennsteig her gespeist wurde und die Strecke Meiningen-Berlin-Hamburg vermittelte.
Ferner gab es ein solches Amt in Erfurt, das aber im Krieg durch einen Volltreffer
zerstört wurde. ln all den Jahren, in denen das "Amt 10" bestand, war es in ständiger
Bereitschaft. Wenige Monate vor Kriegsende kamen dann einige hundert Frauen,
sogenannte Nachrichtenhelferinnen, aus Köln. Zuvor war auch ein Stammtrupp der Post
von dort eingetroffen. Erst zu dieser Zeit lief "Amt 10" in Vollauf. Zuerst begannen die
Leute ihren Dienst ziemlich gelangweilt, dann wurde der Betrieb fast nur noch nach der
östlichen Seite gefahren, da ja im Westen nichts mehr zu machen war". Wie streng auf
die Geheimhaltung dieser Objekte geachtet wurde, bestätigt Herr Hans Röder aus Erfurt:
"Ich war bei der Firma Wülfinghoff, Heizungs- und Rohrleitungsbau, in Erfurt als
Monteur beschäftigt. Während des Krieges mußte ich Heizungsanlagen auf dem
Flugplatz Bindersleben und dann auch eine Ölheizung in Ohrdruf installieren. Bei dem
Objekt in Ohrdruf handelte es sich um zwei unterirdische Anlagen, etwa so groß wie das
Postscheckamt in Erfurt. Die unterirdischen Anlagen hatten drei Stockwerke. Bauherr
war die Oberpostdirektion Berlin. Die Eingänge zu den unterirdischen Anlagen waren als
Wochenendhäuser getarnt. In den Anlagen gab es große Säle, die als Schlaf- und
Arbeitsräume genutzt wurden. Wenn man in eine der Anlagen hineinkam, stand man auf
jedem Treppenabsatz einem SS-Posten gegenüber, der den Ausweis genau kontrollierte.
Wollten wir in die zweite Anlage, brauchten wir wieder einen anderen Ausweis. Im
untersten Stockwerk gab es Rohrkanäle, die beide Anlagen miteinander verbanden. Ich
erinnere mich noch eines Erlebnisses, das zeigt, wie streng die Bewachung durch die SS
war. Eines Tages kam eine Delegation von der Oberpostdirektion Berlin, die die Anlagen
inspizierte. Sie wollte auch prüfen, wie die Wachbestimmungen eingehalten wurden. Zu
diesem Zweck hatte man einige Ausweise der dort beschäftigten Arbeiter vertauscht. Als
die nun den SS-Posten passierten und ihre Ausweise vorwiesen, meinte der, es sei alles in
Ordnung und ließ sie durch. Der Posten war seitdem dort nie wieder zu sehen..."
In der obersten Wehrmachtsführung gab es ausgesprochene Fetischisten der
Nachrichtentechnik. Sie galt von Anfang an als die eigentliche "Wunderwaffe". Und das
nicht zu Unrecht. Deutschlands Niederlage im Ersten Weltkrieg glaubte man auf
mangelhafte Nachrichtenverbindungen zurückfuhren zu können. Das hatte einiges für
sich, ging doch die Schlacht an der Marne verloren, weil die Verbindung mit den auf
Paris vorrückenden Truppen abgerissen war. So hatte die deutsche Wehrmachtsführung
seit Mitte der dreißiger Jahre die Nachrichtentechnik in den Rang einer
kriegsentscheidenden Waffe erhoben. Besonders wichtig war sie natürlich für die
Führungsstäbe von Wehrmacht und Heer. Nach dem Krieg hat es dann nicht an
spöttischen Bemerkungen zu der "Wunderwaffe" Nachrichtentechnik gefehlt, die ja
letztlich auch die direkte Intervention des "Obersten Feldherrn" Hitler in weit von ihm
entferntes Kampfgeschehen ermöglichte. Das soll zwar nicht bedeuten, daß wir jenen
recht geben, die behaupten, allein der Führer sei schuld an Deutschlands Niederlage.
Doch so ganz im Unrecht waren wohl die Soldaten der deutschen Nachrichteneinheiten
nicht, wenn sie, als Geschlagene heimkehrend, sarkastisch feststellten, der Erste
Weltkrieg sei verloren worden, weil die Nachrichtenverbindungen zu schlecht waren, die
Niederlage im Zweiten Weltkrieg hingegen sei den allzu perfekten Verbindungen zu
verdanken gewesen. Doch diese Erkenntnis, welchen Wert man ihr auch immer
beimessen mag, lag weit hinter den Geschehnissen, die uns in Verbindung mit dem
Jonastal interessieren. Hier war die "Wunderwaffe" schon lange vor Kriegsausbruch
installiert, was nicht nur vermuten läßt, daß dem Raum Ohrdruf/Arnstadt von vornherein
strategische Bedeutung beigemessen wurde.

Vorbereitungen

Welche Gegend war also besser prädestiniert, Zentrum des noch immer nicht
kapitulationswilligen Restreiches zu werden? Hitler selbst hatte das Ansinnen, seinen
Befehlsstand aus Berlin zu evakuieren, stets energisch zurückgewiesen. Seine Flucht aus
der Reichshauptstadt wäre einem Eingeständnis der Niederlage gleichgekommen. Gegen
die Evakuierung von Führungsstäben der Wehrmacht oder des Heeres im Sinne des
"Auflockerns" war dagegen nichts einzuwenden. Doch wollen wir es bei dem Begriff
"Führerhauptquartier" belassen. Das ist schon deshalb berechtigt, weil sich der Führer im
Dezember 1941 - nach der Ablösung des Generalfeldmarschalls von Brauchitsch - selbst
zum Oberbefehlshaber des Heeres ernannte (Oberbefehlshaber der Wehrmacht war Hitler
ohnehin) . Im wesentlichen war S III wohl auch eine Idee Himmlers, der aus Thüringen
eine letzte, sozusagen kleindeutsche Bastion zu machen gedachte, um sie den
Westmächten gegen eine "Teilkapitulation" zu übergeben. Die Gegend um Ohrdruf bot
alles, was eine Festung verlangte. Der dortige Truppenübungsplatz befand sich auf einem
Kalksteinberg. Und wenn man in dessen Hang Stollen vortrieb, war auch die
Luftsicherheit gegeben. Der brüchige, weiche Kalkstein war verhältnismäßig gut
bearbeitbar; die Lage des Jonastals bot ideale Verteidigungsmöglichkeiten. Dennoch war
es unter dem gegebenen Zeitdruck ein von vornherein zum Scheitern verurteiltes
Unternehmen. Mitte Oktober 1944 verkündete der Kommandant des
Truppenübungsplatzes Ohrdruf, General von Gockel, seinem Offiziersstab, die
Wehrmacht habe auf höchsten Befehl den Platz sofort zu räumen. Die Kompanien
würden bis auf kleine Truppenteile Richtung Osten in Marsch gesetzt. In den nächsten
Wochen würden hier Einheiten der SS Quartier beziehen. Das alles sei jedoch streng
vertraulich zu behandeln. Wie es zur Räumung des Truppenübungsplatzes von der
Wehrmacht kam, berichtete Herr Siegfried Maron aus Luisenthal:
"Das Volksartilleriekorps 402 (Keulenkorps) kam nach kurzer, oberflächlicher
Ausbildung im Raum Küstrin etwa Ende September nach Ohrdruf auf den
Truppenübungsplatz und bezog zur weiteren Ausbildung für die Front die dortigen
Kasernen. Die Abteilung, der ich als Obergefreiter zugeteilt war, ich erinnere mich nicht
mehr genau, ob es sich um die zweite oder dritte Abteilung handelte, unterstand dem
Kommando eines Oberstleutnants. Wenn ich mich recht erinnere, hieß er Falk und
stammte aus Gießen. Ende Oktober, ich befand mich gerade auf einer Dienstreise zur
Materialbeschaffung, mußten auf Weisung der SS alle anderen Wehrmachtsangehörigen
den Truppenübungsplatz verlassen, um für die Unterbringung von KZ- Häftlingen Raum
zu schaffen. Das geschah innerhalb von wenigen Stunden. Schon Tage zuvor war mir
aufgefallen, daß sogenannte Vorkommandos von Häftlingen wahrscheinlich nachts
eingetroffen waren, die gleich darangehen mußten, Löcher in den Boden um die Gebäude
des Truppenübungsplatzes zu stemmen. Andere schleppten Derbstangen herbei, die als
Pfähle in den Boden gerammt wurden. Wieder andere brachten den Stacheldraht für den
Doppelzaun an. Die einzelnen Abteilungen des Volksartilleriekorps wurden auf die
Dörfer um Ohrdruf verteilt und bezogen Privatquartiere. Der Hauptteil rückte an die
Front ab. Kaum jemand zweifelte noch daran, daß der Krieg verloren war. Das wurde
jedoch nur leise und im vertrauten Kreis geäußert; denn mit dem Erschießen war man
sehr schnell dabei.
Als ich in jenen Tagen von der Dienstreise zurückkam, fand ich das Nachkommando
meiner Abteilung in Stutzhaus, jetzt Luisenthal. Ein junger, etwa
zweiundzwanzigjähriger Leutnant führte das Kommando. Er war ein durchaus
vernünftiger Mann, ganz im Gegensatz zu den Heißspornen von der Hitlerjugend. Er
stammte aus Polen, wo seine Eltern zwei große Güter besessen hatten, die sie nun im
großen Treck flüchtend verlassen mußten, um ins innerdeutsche Gebiet zu kommen.
Unser Nachkommando hatte die Aufgabe, für die Fronttruppe die noch fehlenden Geräte
und Fahrzeuge zu beschaffen, zu verladen und mit einem Sondertransport
nachzubringen...
In dieser Zeit mußten ein paar Kraftfahrer unseres Nachkommandos mit ihren LKW für
die Aktion Jonastal abgestellt werden. Sie hatten meist nachts und mit Plane zu fahren.
Die Männer kamen nach solchen Einsätzen immer fix und fertig zurück. Sie waren bleich
und verschlossen, keiner sprach darüber, was sie nun eigentlich zu fahren gehabt hätten.
Die Befehle für solche Einsätze erhielt unser Leutnant Schubert vom KZ-Kommando
Ohrdruf und vom Führungsstab S III, der hier in Luisenthal, in der ehemaligen
Kreisparteischule, untergebracht war. Dort gab es auch einen SS-Arzt mit Namen
Greunuß. Er wohnte im jetzigen Kindergenesungsheim von Luisenthal, das seinerzeit als
Krankenrevier eingerichtet war. Greunuß war ein gefährlicher Schweinehund, der später
irgendwo untergetaucht ist. Immer schlich er hinter den Leuten her, horchte sie aus, wie
sie über das Kriegsende dachten, um sie dann bei der Gestapo zu denunzieren. Auch der
Rundfunkkommentator Hans Fritzsche hatte in Luisenthal Quartier bezogen und im
jetzigen Gasthaus "Zur Brauerei" den letzten großdeutschen Sender eingerichtet.
Fritzsche ging im Führungsstab ein und aus und wohnte auch in dieser Villa. Der
Führungsstab selbst beschäftigte keine Zivilisten oder Dienstverpflichtete, sondern hatte
hinter dem Hans ein kleines privat-KZ eingerichtet, in dem etwa hundert Häftlinge
untergebracht waren. Der Führungsstab S III stand in direkter Verbindung mit dem
Baustab der SS in Friedrichsanfang. Bei der Überbringung einer Nachricht an den
Führungsstab sah ich etwa zwanzig SS-Offiziere geschäftig die Korridore entlangeilen".
Die Räumung des Truppenübungsplatzes von der Wehrmacht fiel in Ohrdruf und den
umliegenden Orten nicht weiter auf. An Truppenverschiebungen war man gewohnt. Hin
und wieder sahen die wenigen, die noch nicht an der Front waren, den General, aber
sonst ging alles seinen "geregelten" Gang. Daß mehr hinter den Truppenverschiebungen
steckte, sollte sich bald zeigen. Schon im September 1944 wurde der Arnstädter
Bürgermeister Huhn zu Gauleiter Sauckel nach Weimar bestellt. Der Rechtsberater des
Bürgermeisters, Rechtsanwalt Dr. Elbracht, wurde bereits im Vorzimmer abgefangen.
Huhn sah sich SS-Offizieren gegenüber. Sie waren vom Wirtschaftsverwaltungshauptamt
nach Weimar geschickt worden, um dort Erkundungen für das Objekt "Olga" einzuholen.
Der Arnstädter Bürgermeister, der bis dahin immer treu die Linie der NSDAP befolgt
hatte, sah sich nun einer Situation gegenüber, die ihn das Schlimmste befürchten ließ.
Nach eingehender Vergatterung eröffneten ihm die Offiziere, das Jonastal sei dazu
auserkoren, Hauptquartier des Führers und anderer hoher Dienststellen zu werden. Der
Bürgermeister mochte sich drehen und wenden, wie er wollte, all seine Einwände
hinsichtlich des ehrwürdigen Alters der Stadt, ihrer Baudenkmäler und sonstigen
kulturhistorischen Werte fruchteten nicht. Dennoch gab er so schnell nicht auf, führte
auch die sich häufenden Einflüge von anglo-amerikanischen Bomberverbänden ins Feld.
Doch die Herren von der SS entkräfteten ein Argument nach dem anderen. Schließlich
trösteten sie ihn damit, daß im Falle einer Bedrohung die Hauptkampflinie außerhalb der
Stadt verlaufen werde. Zu dieser Zeit hatten Spezialkommandos der SS einige Leute in
Ohrdruf aufgesucht, von denen sie wußten, daß sie über geologische Kenntnisse
verfügten. So auch Herrn
Studienrat Julius Böttcher. "Eines Tages kam eine Expertengruppe der SS zu mir und
verlangte ein geologisches Gutachten über die Beschaffenheit der Kalksteinfelsen im
Jonastal. Die Herren begründeten ihr Interesse für die Felsen damit, daß sie sagten, hier
solle ein Hauptquartier für den Führer gebaut werden. Wenn das so ist, entgegnete ich,
dann kann ich Ihnen einen anderen Tip geben. Ganz in der Nähe von Ohrdruf befindet
sich ein Manganerzbergwerk, das über sehr ausgedehnte Gänge verfügt. Die Herren
haben zu verstehen, daß sie darüber informiert seien, aber so etwas für den Führer nicht
in Frage käme. Ich nahm sie deshalb mit ins Heimatmuseum und zeigte ihnen die
geologische Übersichtskarte. Für die Erarbeitung des geologischen Gutachtens verwies
ich sie an einen Freund von mir, Geheimrat Zimmermann in Berlin, der bei der
Geologischen Landesanstalt tätig war und unser Gelände durch häufige Exkursionen mit
mir bestens kannte. Er muß es dann wohl auch gewesen sein, der das Gutachten
erarbeitete ...". Studienrat Bötcher erinnerte sich noch an eine andere Episode: "Als das
unterirdische Nachrichtenamt geschaffen wurde, da hat man mich auch um meinen Rat
befragt. Das vor allem, als hier der Tiefbrunnen für das "Amt 10" in Angriff genommen
wurde. Ich sagte damals, hier stoßen sie nicht auf Wasser. Aber die Leute ließen sich
nicht beirren und meinten, sie müßten unbedingt Wasser fnden, und wenn es noch so tief
wäre. Die Grube, die zu dieser Zeit schon vorhanden war, hatte etwa die Ausmaße
zwanzig mal sechzehn Meter. Für mich war diese Stelle sehr interessant, weil hier eine
Menge Versteinerungen gefunden wurden. Ja, ich glaube, man hat die Bohrung auf
zweihundert Meter niederbringen müssen, um überhaupt auf Wasser zu stoßen. Aber
wissen wir wirklich, welche Bewandnis es mit diesem Tiefbrunnen hatte?
Es war an einem schönen, wolkenlosen Sommertag. Die Leute, die die Sache hier
leiteten, wollten sich über einen Spaß halbtot lachen, den sie sich mit dem Landrat
erlaubt hatten und den ich selber miterlebte. Mein Freund, er war Adjutant des Generals
von Göckel und auch geologisch interessiert, sorgte immer dafür, daß ich den Platz
betreten durfte. Nun, an diesem bewußten Tag, fuhr der Landrat mit seinem Wagen über
den Platz. Plötzlich lief der Motor nicht mehr. In voller Fahrt setzte er aus. Wie ich
hörte, geschah das durch ein elektromagnetisches Feld, das von einer unterirdischen
Anlage erzeugt worden war. Das könnte man auch bei Panzern so machen, habe ich dann
noch gehört. Wissen Sie denn, warum während des gesamten Zweiten Weltkriegs keine
Bombe auf den Truppenübungsplatz gefallen ist, obgleich die Amerikaner und Engländer
durch ihre Spione ganz genau wußten, daß hier schließlich auch SS lag? Eben deshalb,
weil sie um diese Anlagen wußten. Lediglich auf Ohrdruf wurde ein Angriff geflogen, bei
dem dann viele Ohrdrufer umgekommen sind".
Von solcherlei Experimenten auf dem Truppenübungsplatz Ohrdruf, feindliche
Flugzeuge durch die Lahmlegung ihrer elektrischen Anlagen zum Absturz zu bringen, ist
in Ohrdruf und den umliegenden Ortschaften noch heute die Rede.
Ende Oktober 1944 begannen im Jonastal bei Arnstadt emsige Arbeiten. Die Straße, die
bisher Arnstadt mit Oberhof verbunden hatte, wurde über Nacht gesperrt. In die
Kasernen von Ohrdruf zog SS ein. Eine Besprechung jagte die andere. Firmen, die bisher
weiter östlich tätig gewesen waren, mußten ihre Arbeit einstellen und wurden
dienstverpflichtet, sich in Ohrdruf zu melden. Bei den Appellen im Konzentrationslager
Buchenwald flüsterte man von S III.

Nur ein Führerhauptquartier?

Nicht einmal bei euphorischster Beurteilung der Lage an beiden Fronten leuchtet das Ziel
ein, das Objekt "Olga" bis zum 20. April 1945, dem 56. Geburtstag des Führers,
fertigzustellen. Fünfundzwanzig Hauptstollen mit zahlreichen Querverbindungen sollten
zu diesem Termin übergeben werden. Aber war das wirklich alles, was das Vorhaben S
III umfaßte? Niemand hat sich bisher der Mühe unterzogen, einmal nachzurechnen, was
insgesamt fast dreißigtausend KZ-Häftlinge, trotz der ungeheuerlichen Sterberaten, in
viereinhalbmonatiger Dreischichtarbeit in dem Kalksteinhang anlegen konnten. SS-
Hauptsturmführer Albert Schwartz, vom 1. Oktober 1941 bis 11. April 1945
Arbeitseinsatzführer im Konzentrationslager Buchenwald, 1947 im Buchenwaldprozeß
zum Tode verurteilt, dann jedoch zu zehn Jahren Gefängnis begnadigt und schon im
Jahre 1950 auf freien Fuß gesetzt, sagte bei seiner Vernehmung durch die Alliierten am
19. Februar 1947 zu S III aus: "Karl Sommer (SS-Hauptsturmführer, stellvertretender
Leiter des für die Zuteilung von Arbeitskräften aus den KZ zuständigen Amtes D II im
WVHA, 1947 zum Tode verurteilt, später zu lebenslänglicher Haft begnadigt - d.V.)
besuchte Ende 1944 Buchenwald. Der Grund dieses Besuches war, alle verfügbaren
Arbeitskräfte für den Bau eines geheimen Führerhauptquartiers in der Nähe von Ohrdruf
zu bekommen. Dieses Bauvorhaben lief unter der Geheimbezeichnung S III. Es wurde in
größter Eile vorbereitet, obwohl alle zuständigen Stellen wußten, daß so ein Vorhaben
längere Zeit in Anspruch nehmen würde. SS-Standartenführer Maurer (Leiter des Amtes
D II im WVHA, 1947 in Krakau zum Tode verurteilt - d.V.) wollte jedoch beweisen,
daß dieses Bauvorhaben in kürzerer Zeit mit Häftlingen durchzuführen wäre. In dieser
schriftlich niedergelegten und beeidigten Aussage von Schwartz findet sich zugleich die
Bemerkung "..Ich habe auch gelegentlich bei einer Besprechung erfahren, daß neben
dem Führerhauptquartier auch Startbahnen für V-Waffen in Ohrdruf errichtet werden
sollten". Kaum ein Zweifel dürfte daran bestehen, daß Thüringen für eine Art Exil der
Reichsregierung vorgesehen war, sozusagen für ein "Kleindeutschland" im grünen
Herzen Deutschlands. Alle in den Bereich des künftigen Führerhauptquartiers
einbezogenen Ortschaften erhielten Decknamen. Für Arnstadt galt "Alma", für Ohrdruf
"Olga" (wie für das Hauptquartier), für Ilmenau "Ilse", für Weimar "Werner", für Gotha
"Günther", für Tabarz "Habichtshof", für Tambach-Dietharz "Silvia", für Ruhla "Rudi"
usw.


Die Herren beziehen Quartier

Nicht nur das Oberkommando des Heeres zieht nach Thüringen. Quartiere für
Generalfeldmarschall Kesselring und Würdenträger der Reichsregierung. Das Schatzlager
in Merkers. Stellplätze für Hitlers und Görings Sonderzüge. Hitler weigert sich
umzuziehen. Der Salonwagen von Compiegne.


Merkwürdig erscheint uns heute, weshalb die maßgeblichen Stellen in der obersten
Heeresleitung und in der Reichsregierung erst im Februar 1945 das Objekt "Olga" zur
Sprache brachten. So wird in einem von Generaloberst Heinz Guderian unterzeichneten
Schreiben des Generalstabs des Heeres auf den Befehl Nr. 71/45 vom 12.2.1945 Bezug
genommen, der die Verlegung des OKH in den Raum "Olga" anordnete. In dem mit dem
26.2.1945 datierten Schreiben heißt es "In Fortsetzung der Maßnahmen o. a. Befehls
wird Masse Staffel A in den Raum "Olga" am 27.2.45 beginnend verlegt ... Mit der
Durchführung der Verlegung und Unterbringung im neuen Raum wird Kdt Hqu OKH
beauftragt. Unterkünfte sind noch nicht ausgebaut ... Fehlen von Luftschutz im neuen
Raum erfordert als erste Maßnahme Selbsthilfe durch Bau von Splittergräben und
strengste Luftschutzdisziplin.
Vorbereitungen für Mot-Marsch für Gesamt HQu OKH durch Gen. Insp. d. Pz. Tr.
(Generalinspekteur der Panzertruppen - d.V.) laufen aus ... Gen Qu regelt
Betriebsstoffversorgung für Verlegung und Durchführung der Entladeaufgaben im Raum
"Olga" ...
Strengste Geheimhaltung und Durchführung der erforderlichen Abwehrmaßnahmen ist
sicherzustellen.
Weitere Befehle dieser Art, die jeweils Präzisierungen hinsichtlich Mannschaftsstärke,
Transportmittel, Zeit der Evakuierung und Zwischenunterkünfte enthielten, folgten noch
bis zum 26. März. Erst am 9. März 1945 ergeht eine von General Wilhelm Burgdorf,
Chefadjutant der Wehrmacht beim Führer ad interim, unterzeichnete Information an alle
Dienststellen. Darin heißt es: "Auf Befehl des Führers hat Reichsführer-SS im Raume
Ohrdruf den Ausbau einer neuen Unterkunft FHQu übernommen. Mit der Durchführung
ist SS-Gruppenführer Kammler beauftragt worden.
Auf Grund der gemäß Führerentscheid vorzubereitenden und teilweise
durchzuführenden Verlegung des FHQu's und anderer Dienststellen in diesen Raum ist
eine Neuregelung der ört1ichen Leitung und Lenkung von baulichen und
unterkunftsmäßigen Fragen erforderlich.
Im Einvernehmen mit SS-Gruppenführer Kammler wird für alle auftretenden Bau- und
Unterkunftsfragen sowie für Sonderzugabstellungen als dessen Vertreter der dem
Chefadjutanten der Wehrmacht beim Führer unterstehende Oberst Streve, Kommandant
Führerhauptquartier bestimmt.
Die zuständigen örtlichen Dienststellen im Raume Ohrdruf:
a) Arbeitsstab Oberst Streve
(Major Budnick)
b) Bauleitung SS-Gruppenführer Kammler
(Hptstuf. Grosch)
haben Weisung, an sie herantretende Anforderungen nur nach Genehmigung durch
Oberst Streve durchzuführen."
Warum diese Information so spät erteilt wurde, wissen wir nicht. Rodney Minott
schreibt in seinem 1964 erschienenen Buch über die sogenannte Alpenfestung: ..Anfang
März (1945 - d.V) plante Hitlers Stab in Berlin, die Reichskanzlei nach Thüringen zu
verlegen. Goebbels protestierte; er meinte, daß jede derartige Verlegung sinnlos wäre. Er
wußte, daß das Ende nicht mehr weit war und plante inmitten der Ruinen von Berlin
eine "Götterdämmerung" im Nazistil.
Ende Januar hatten die Sowjets in der Nähe von Wriezen die Oder überschritten und
stießen unter verlustreichen Kämpfen auf beiden Seiten der Front weiter auf Berlin vor.
Im Westen war es den Amerikanern am 7. März gelungen, nach der Überquerung des
Rheins bei Remagen einen Brückenkopf zu bilden, der günstige Möglichkeiten für das
weitere rasche Eindringen in das Restreich eröffnete. In diesem Falle hatte Goebbels
zweifellos recht, wenngleich er die "Volksgenossen" noch immer auf den Endsieg zu
drillen bemüht war. Hitler selbst griff erst am 20. April 1945, als die Kämpfe um die
Reichshauptstadt bereits einsetzten, den Vorschlag auf, die Reichsführung in einen
nördlichen Teil (unter Dönitz) und einen südlichen Teil (unter Kesselring) aufzugliedern
und sich selbst auf den Obersalzberg zurückzuziehen. Dort war schon alles vorbereitet
auf den Empfang des Führers, doch der blieb in Berlin, noch immer auf Rettung durch
die "Vorsehung" hoffend. Fünf Tage später hatte die Rote Armee den Ring um die
Reichshauptstadt geschlossen.
Schon lange vor dem 9. März hatten sich Reichsstellen, (darunter auch Teile der
Reichskanzlei) um die Evakuierung in den Raum Thüringen beworben. Am 31.Januar
1945 schlug der Reichsminister der Finanzen, Ernst-Anton Kroigk, vor, die
Reichsregierung sowie die Gold- und Devisenbestände der Reichsbank nach Thüringen
zu verlagern. Eine Evakuierung der Reichsregierung lehnte Hitler ab, nicht jedoch die der
Reichsbankschätze. Vom 12. Februar bis zum 13. März 1945 gingen vierundzwanzig
Eisenbahnwaggons mit diesen Schätzen nach Merkers im (damaligen) Kreis Eisenach,
wo die kostbare Fracht in die Kalischächte Kaiseroda II/III eingelagert wurde. Die
Operation wie auch das Geheimdepot erhielten den Code "Walroß".
Unmittelbar nach dieser Aktion brachten - einer Weisung der Reichskanzlei folgend -
auch die Berliner Staatlichen Museen ihre wertvollsten Schätze in den Kalischächten von
Merkers unter.
Der für den Bau von "Olga" vom Führer verantwortlich gemachte SS-Chef Heinrich
Himmler hatte bereits Ende Oktober 1944 Vorkehrungen für Verlagerungen treffen
lassen. So heißt es in einem mit dem 28. Oktober datierten Bericht des für Wirtschafts-
und Haushaltsfragen zuständigen Amtes II des Reichssicherheitshauptamtes "In
Ransbach ... werden 5000 Quadratmeter für das Reichssicherheitshauptamt für Lagerung
von Akten, Kunstgegenständen, Gemälden usw. hergerichtet. Der Vertreter des
Reichssicherheitshauptamts, SS-Sturmbannführer Knoll, war über das Ergebnis der
kürzlichen gemeinsamen Besichtigung in Ransbach sehr befriedigt". Der Kalischacht
Ransbach (Hessen) lag nur wenige Kilometer von dem späteren Reichsbankdepot in
Merkers entfernt.
Hitler hatte sich indes, wie bereits erwähnt, bis zuletzt der Umsiedlung der
Reichsregierung nach Thüringen widersetzt. Der Evakuierungsbefehl für Teile der
Wehrmacht rührte offenbar daher, die Region um Arnstadt/Ohrdruf zu einem geheimen
Verteidigungszentrum auszubauen. Im weiteren Sinne gehörte dazu auch der Raum
Nordhausen, wo Himmler im Februar 1945 ein mehrere hundert Quadratkilometer
großes Terrain für die SS-Führung abgrenzen ließ.
Überhaupt schien Thüringen im Endstadium des Dritten Reiches als einzig
funktionsfähiges Areal verblieben zu sein. So schreibt Ralph Ingersoll in seinem 1946
erschienenen Buch "Top secret": "Nachdem Bradley (Oberkommandierender des
Zwölften US-Armeekorps - d.V.) den Rhein überquert hatte, wählte er den Thüringer
Wald in Mitteldeutschland anstelle Berlins als Endziel und schickte dann Patton (Chef
der Dritten US-Armee - d.V.) weiter nach Süden gen Österreich. Was von Deutschlands
Industrie verblieb, war über den Thüringer Wald verstreut".
Aus einem "Auflockerungs"-Befehl des Chefs der Führungsgruppe im Generalstab des
Heeres, General der Infanterie Hans Krebs, vom 29. März 1945 erfahren wir, daß das
Oberkommando des Heeres in der Gegend um das Jonastal bereits weitgehend Quartier
bezogen hatte - Einheiten des Generals der Infanterie, des Chefs des
Heeresnachrichtenwesens, des Generals der Nachrichtenaufklärung, des Generals der
Eisenbahntruppen, des Generals der Pioniere und des Festungsbaus, des Kommandeurs
des Kartierungs- und Vermessungswesens, des Nationalsozialistischen Führungsoffiziers
beim Generalstab des Heeres, des Fliegerverbindungsgeschwaders 2, des Festungs-
Nachrichtenregimen Ls 601, die Organisationsabteilung des OKH, der
Generalquartiermeister, der Generalinspekteur der Panzertruppen usw. Die Truppen
mußten sich vorerst noch mit "mobmäßig erkundeten Ausweichquartieren" begnügen.
"Die von den Abteilungen beauftragten Quartiermacher erfragen und empfangen ihre
diesbezüglichen Anweisungen vom Sonderstab Z (Zentralamt des Heeres - d.V) - Lager
"Olga". Jede wilde Quartiermacherei, die nur zu unnötigen Reibungen führt, muß
vermieden werden"., heißt es noch in einer Anweisung vom 26. März 1945. Als
Ausweichquartiere dienten neben Kasernen, Ferienheimen, Kurhäusern, Hotels,
Schlössern und Gasthöfen nur in begrenztem Maße Privatunterkünfte. Viele dieser
Unterkünfte waren jedoch schon anderweitig belegt, unter anderem auch von Teilen der
Reichskanzlei.
Seit dem 25. Januar 1945 war jeder Zuzug in den Kreis Gotha gesperrt. Unter dem
Vorwand, das Verteidigungszentrum in Thüringen verstärken zu wollen, nisteten sich
auch Leute wie der Reichsbauernführer Richard W. Darre in Stadtilm, Goebbels
Stellvertreter Hans Fritzsche in Luisenthal, der Staatssekretär im
Reichsfinanzministerium Fritz Reinhardt, im Jahre 1950 von einer Münchener
Entnazifizierungs-Spruchkammer als "Hauptschuldiger" eingestuft, in Ilmenau,
Reichsdentistenführer Blumenstein - der sich wegen seiner hochwissenschaftlichen
Bemerkung, Kauen sei reichswichtig, den Spott der deutschen "Volksgenossen"
zugezogen hatte - in Geschwenda ein. Anfang März 1945 bezog auch
Generalfeldmarschall Albert Kesselring, nach der Ablösung von Rundstedts zum
Oberbefehlshaber West ernannt, zunächst in Crawinkel und bald darauf im
standesgemäßen Schloß Reinhardsbrunn Quartier; sein Stabszug, neben dem Bahnhof
Crawinkel abgestellt, wurde von amerikanischen Bombern am 6. Februar 1945
angegriffen. Kesselring hat dann Ende März sein Hauptquartier in den Harz verlegt. Der
Angriff auf seinen Stabszug kostete siebzig Ohrdrufer Bürger das Leben.
Weitere Informationen, die ziemlich eindeutig belegen, daß maßgebliche Stellen in der
nazistischen Führungsclique trotz Hitlers Ablehnung in Thüringen ein neues
Reichszentrum einzurichten gedachten, entnehmen wir den Aussagen von Zeitzeugen aus
diesem Raum.
So erinnerte sich Herr Arno Wieckert, seinerzeit Stationsvorsteher der Deutschen
Reichsbahn in Oberhof:
"An einem Tag im März 1945 war es, da suchte mich eine Expertengruppe der SS in
meinem Dienstraum auf. Während die Herren darauf hinwiesen, daß hier das
Führerhauptquartier herkommen solle, breiteten sie zwölf Karten auf den Tischen aus, in
denen bereits Eintragungen zu sehen waren. Ich wurde aufgefordert: "Fertigen Sie eine
Liste von allen Leuten an, die hier, unterhalb des Bahnhofs, in der Siedlung wohnen, und
vergessen Sie dabei nicht einzuschätzen, wie diese Leute zu unserem Führer stehen". Der
Major, der diese Worte gesprochen hatte, duldete keinen Widerspruch und fügte seinen
Worten hinzu: "Wahrscheinlich wird es so werden, daß Sie und ein Regierungsrat aus
Berlin hierbleiben, während die anderen Bewohner der Siedlung die Häuser verlassen
müssen. Sie und der Regierungsrat aus Berlin sind für die Sicherheit des
Brandleitetunnels voll verantwortlich...
Während des Gesprächs fuhr vor dem Bahnhofsgebäude eine Fahrzeugkolonne vor.
Soldaten, an deren Uniform zu erkennen war, daß sie einer Nachrichteneinheit
angehörten, sprangen herab. "Ach ja, ich hatte noch nicht gesagt, daß wir in Ihrem Haus
eine Funkereinheit stationieren müssen, sie soll dort eine Vermittlungsstelle einrichten.
Ich hoffe, Sie machen uns keine Schwierigkeiten., setzte der Major das Gespräch fort".
Weiter wußte Wieckert zu berichten:
"Auf den umliegenden Bergen sollte, wie damals gesagt wurde, schwere Flak stationiert
werden. Der Organisation Todt war die Aufgabe gestellt, auf der rechten Seite des
Brandleitetunnels Stollen in den Berg zu treiben. Vorgesehen war, daß die Sonderzüge
Hitlers und Görings in den Brandleitetunnel geschoben werden und in den
Taleinschnitten zu beiden Seiten des Tunnels weitere Sonderzüge des Oberkommandos
der Wehrmacht und verschiedener Regierungsstellen unterge- bracht werden sollten.
Dabei war auch beabsichtigt, einige dieser Sonderzüge im Raum Ohrdruf/Crawinkel
aufzustellen. Mich hatte man persönlich dafür verantwortlich gemacht, daß ständig
hinreichend Lokomotiven unter Dampf gehalten wurden. Tagsüber sollten die Züge von
Hitler und Göring - der dicke Hermann hatte ja hier in der Nähe ein Jagdschloß - vor
dem Tunnel stehen, bei der Ankündigung feindlicher Flugzeuge jedoch sofort in den
Tunnel geschoben werden. Die erwähnte Expertengruppe der SS sprach auch davon, daß
in dem Tunnel ein Gehweg gebaut und eine Wasserleitung dorthin installiert werden
sollte. Einer von Hitlers Stabsärzten, der zu der bei mir erschienenen Expertengruppe
gehörte, entnahm während des Gesprächs in meinem Amtszimmer auf dem
Bahnhofsgelände Wasserproben. Die ganzen Maßnahmen konnten aber gewissermaßen
nur eine Notlösung sein, weil das in Bau befindliche Führerhauptquartier nicht
termingerecht fertig wurde. Der Vormarsch der Amerikaner erfolgte dann ja auch sehr
rasch, so daß der Spuk hier in Oberhof ein baldiges Ende fand. Ich erinnere mich, daß
vorgesehen war, bei Crawinkel den Sonderzug von Generalfeldmarschall Kesselring und
einen Diplomatenzug abzustellen".




"Alles vom Feinsten"

Die Behauptung, im Jonastal sei nichts fertig und alles so gewesen, wie es die Rote
Armee von einem Arnstädter Architekten im Oktober 1945 aufgelistet erhielt, dürfte
kaum den Realitäten entsprechen. Zeugen wußten jedenfalls anderes zu berichten.
So erinnerte sich Edmund Möller aus Gehren-Jesuborn: "Bei meinen Arbeiten in den
Stollen sah ich große Stahltüren, die ständig geschlossen gehalten wurden. Auch wir als
Elektriker sind hier nicht reingekommen".
Karl Zehnel aus Ichtershausen geht noch weiter: "Es steht fest daß die Stollen nahezu
fertig waren. Es wird immer viel erzählt, aber wir, die wir dort gearbeitet
haben, müssen es ja schließlich am besten wissen ... Ich selbst habe Parkettfußboden
verladen und in die Stollen gefahren. In den letzten acht Tagen, bevor die Amerikaner
kamen, waren die unterirdischen Konferenzräume, Befehlsstände und große Hallen
fertig".
Eduard Herms aus Ohrdruf (er war bei der Straßenbau AG., Niederlassung Weimar,
beschäfigt) stimmt dem zu:
"Große Teile des Stollensystems waren bereits gekachelt und mit Fliesen ausgelegt ...
Ich kann nur so viel sagen, daß das Objekt unmittelbar vor der Einweihung gestanden
haben muß".
Gleiches sagte Herr K.W aus Arnstadt (obgleich das Interview mit ihm bereits 1964
stattfand, wollen wir bei der Vereinbarung bleiben, seinen vollen Namen nicht zu
nennen):
"Ich war damals im Jonastal dienstverptlichtet und mußte zusammen mit anderen von
der Firma Elektro-Beyer, Erfurt, Elektroleitungen auf den Baustellen eins und zwei
verlegen. Dabei kamen wir in die Stollen. Die Gänge waren bereits mit hellen Kacheln
verkleidet. Der weiteste mir bekannte Vortrieb in das Innere des Berges betrug
neunhundert Meter. Vermutlich hat die SS kurz vor dem Einmarsch der Amerikaner im
Innern des Berges die wichtigsten Gänge zugesprengt".
Auf dem Hof der schon erwähnten Frau Traute Schleichardt befand sich ein Sägewerk,
in dem HoIz für daß Jonastal zugeschnitten wurde. Frau Schleichardt erinnert sich noch
der begeisterten Schilderungen des Sägewerksbesitzers, der eines Tages von einem der
Architekten (er stammte aus Kassel) in das Jonastal mitgenommen wurde, "um zu sehen,
was aus seinem Holz gemacht werde". Der Sägewerksbesitzer "schwelgte geradezu in
seinen Schilderungen von dem in jeder Hinsicht kaum vorstellbaren Luxus: Teppiche,
Möbel, alles vom Feinsten, Parkettfußböden, Teppiche und Gemälde an den Wänden".
Frau Cläre Werner aus Arnstadt - die für ihre Leistungen um die Rettung Arnstadts und
der Kunstschätze auf der Wachsenburg übrigens nie ein Wort des Dankes erfahren hat -
erinnert sich, daß Einwohner von Bittstädt Kisten im Jonastal eingelagert haben sollen.
Sie zweifelt jedoch an, daß die SS in allen Stollen gesprengt hat.
"Ich war ja selbst noch drin, weiß nicht mehr, ob es der Stollen eins oder zwei, von
Arnstadt her kommend in Richtung auf Crawinkel, war. Jedenfalls brachte mich ein
UkrainerAnfang Juli 1945 in den Stollen. Drinnen stand ich vor schweren Türen,
Doppeltüren mit Eisenbeschlag. Der Ukrainer öffnete eine dieser Türen, und wir betraten
einen etwa acht oder neun Meter langen Raum, dessen Decke und Wände mit rustikaler
dunkelbrauner Eiche getäfelt waren. Ich erinnere mich an je einen schweren Steg- und
Schreibtisch, eine Couch und entsprechende Beleuchtung. Der Fußboden war mit Parket
belegt. Man konnte in dem Raum wohnen und schlafen. Der mich begleitende Ukrainer
klopfte die Wände ab und machte mich darauf aufmerksam, daß sie beweglich seien. Ich
hatte den Eindruck, daß es sich hier um einen Wachraum handelte, der in einem der
Querstollen untergebracht war".
Auch hier wird man an Schilderungen über die Festung auf dem Obersalzberg erinnert.
Die Parkettfußböden von Bormanns Bunkern waren von kostbaren Wandteppichen
bedeckt, die Wände mit erlesenen Hölzern bekleidet. Es war halt alles wie zu Hause und
noch ein bißchen besser, denn die Kosten für das Ganze trug ja der "Volksgenosse". Und
Göring stand darin seinem verhaßten Rivalen nicht nach. Hitler hat dann später, im Juni
1944, angewiesen, bei der Ausstattung von Führerhauptquartieren auf unnötigen
Komfort zu verzichten: "Der Führer betont ausdrücklich, daß er die Inneneinrichtung der
Bunker in einfachster Art wünscht, insbesondere befiehlt er das Weglassen von
Holzverkleidungen". Frau Schleichardt sprach auch von "Gemälden an den Wänden".
Woher stammten die? Aus der Reichskanzlei? Aus den Berliner Museen? Die
Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin vermißt noch immer 411 Bilder. Alter
Meister, deren heutiger Auktionswert nicht unter einer Milliarde Mark liegen dürfte. Sie
sollen in ihrem Auslagerungsdepot im Berliner Friedrichshain (unter sowjetischer
Bewachung) Mitte Mai 1945 verbrannt sein. Nähere Untersuchungen haben jedoch
ergeben, daß dies nicht stimmen kann. Einer anderen Version zufolge seien die Bilder
Anfang 1946 in einem russischen Depot in Angermünde verbrannt. Aber auch das ist eine
sehr vage Hypothese. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit befanden sich die
411 Gemälde nicht im Flakleitturm des Berliner Friedrichshains, als dessen Inhalt in
Flammen aufging. Wohin sind sie gekommen?"
Angaben des bereits früher zitierten ehemaligen Wehrmachtgefreiten Siegfried Maron
zufolge hatten sich Einwohner der Ortschaften um SIII damals, also nach dem Einzug
der Amerikaner, im verlassenen SS Führungsstab in Luisenthal auch mit Gemälden
bedient. Bekannt ist indes, daß schon unter den amerikanischen Besatzern mit
Demontagearbeiten im Jonastal begonnen wurde. Das mutet recht seltsam an. Was
sollten die Amerikaner mit Einrichtungselementen eines Führerhauptquartiers angefanen
haben? Oder war da noch anderes? Ein Zeitzeuge, Richard Kaiser, der von Anfang an bei
den Demontagearbeiten - deutsche Treuhandfirmen wurden damit beauftragt - dabei war,
ist 1987 verstorben. Sein Sohn Gerhard kann sich jedoch noch an die Schilderungen des
Vaters erinnern. "Es ging den Amerikanern wohl um Produktionsanlagen. Als dann die
Russen vom Jonastal Besitz ergriffen, wurde alles, bis auf den letzten Lichtschalter,
abgebaut".
Waren auch Kunstschätze unter dem, was die Amerikaner "demontierten"? Fanden sie in
dem Höhlenlabyrinth Archive? Mit der Evakuierung von solcherlei Dingen hätte man
deutsche Firmen freilich nicht beauftragt. Der Abtransport der Reichsbank- und
Museumsschätze aus dem Kalischacht von Merkers wie auch anderer Wert- und
Produktionsgüter, die sich in der den Sowjets zugesprochenen Zone befanden, darunter
auch die wichtigsten Teile der A4-Anlagen in Nordhausen, brachte den Amerikanern
einigen diplomatischen Ärger ein. Das ging bereits aus einem mit dem 10.Apri1 1945
datierten "Eyes only" von General Marshall hervor. War es das, was die USA veranlaßte,
das Kapitel "Jonastal" künftig unerwähnt zu lassen? War es wirklich SS, die die schon
fertigen Bereiche in den Stollen zugesprengt hat, und wie kommt es, daß fast alle Stollen
in der Zwischenzeit mehr oder weniger zugänglich wurden, der für unsere
Untersuchungen (zunächst) interessanteste Stollenkomplex 21-25 jedoch nicht?
Erstaunlich auch die Erinnerung von Herrn K. W aus Arnstadt, daß die Stollen bis zu
900 Meter in den Berg vorgetrieben worden sein sollen. Der längste Stollen, den man
1945 vorfand, maß knappe 120 Meter. Und das fanden wir bei unseren Besuchen in dem
Stollenlabyrinth bestätigt.
Die Suche nach einem Verbindungstrakt zwischen den Komplexen 16-20 und 21-25 blieb
indes erfolglos, obgleich die Stollen bemerkenswert gut "bewettert" (belüftet) sind, wie
unsere Kerzenflamme bewies. Aber unser Bergbauexperte I.eo Micklitz verbrachte über
sechs Stunden in der heute nur noch von Fledermäusen bewohnten Unterwelt, ohne die
Spur eines Verbindungstrakts zu finden.
Birgt also der bislang unerschlossene Stollenkomplex 21-25 das Geheimnis? Reichte er
bis zu 900 Meter in den Berg? Oder gab es noch weitere unterirdische Räume? Immerhin
hat (bis auf Frau Werner) keiner von den Zeugen zu erkennen gegeben,in welchen
Stollen er die fertigen Räume gesehen hat. Jedenfalls war der größte Teil der Gänge nicht
fertiggestellt, und selbst in dem Komplex 16-20 konnten wir keine Spuren von Kacheln
oder Fliesen finden, sie waren jedoch bis auf einen kleinen Nebentrakt fertig betoniert.
Nicht unerwähnt bleiben soll schließlich noch der Bericht des ehemaligen S III-Häftlings
Alexander Wlassow aus dem Jahre 1967. Wlassow war von Anfang an, also seit den
ersten Novembertagen 1944, im Jonastal. Er schrieb unter anderem:
"Die Arbeiten verliefen in drei Schichten. Während die Häftlinge des Zeltlagers
(Espenfeld - d.V) hauptsächlich mit dem Bau von Wegen und dem Entladen des
eintreffenden Baumaterials beschäftigt waren, wurden in Crawinkel Tunnel angelegt und
unterirdische Räume gebaut. Wir hörten oft Erzählungen über riesige unterirdische Säle,
über die Einrichtung von unterirdischen Fabriken. Beharrlich liefen Gerüchte, daß die
unterirdische Fabrik von Crawinkel V2-Waffen herstellen sollte. Außerdem wurden
unterirdische Wohnräume und Unterstände gebaut, die ausgestattet waren mit großem
Luxus und Komfort. Es ging das Gerücht, daß dort der Stab Hitlers untergebracht
werden sollte, aber das hielten wir für übertrieben".
Wo sollen sich die Räume für die unterirdischen Fabriken befunden haben? In den von
uns aufgesuchten Stollen fand sich nicht der geringste Hinweis darauf. Und es dürfte
ausgeschlossen sein, daß sich solche Räumlichkeiten in den Gängen des Stollensystems 1
bis 25 befunden haben, die von dem Arnstadter Architekten im Herbst 1945 vorgefunden
wurden. Die Herren vom Oberkommando des Heeres hätten es sich wohl energisch
verbeten, Wand an Wand mit Produktionsräumen zu residieren. Wo also befanden sich
diese Räume? Wlassow schreibt immer nur von Crawinkel. Auch russische Offziere vom
Truppenübungsplatz Ohrdruf haben im Frühjahr 1991 zu verstehen gegeben, daß sich
unter dem Muschelkalkberg viel mehr verberge, als man gemeinhin annehme. Es gab
zudem Vermutungen, die sowjetischen Truppen hätten einige Höhlen für die
Stationierung von Raketen verwendet. Ein anonymer Anrufer deutete Anfang des Jahres
1992 an, das Hauptquartier befinde sich gar nicht im Jonastal, sondern sei im Gelände auf
dem Truppenübungsplatz, "in Verlängerung des Biensteins", zu suchen. Solcherlei
Mitteilungen sind uns schon früher zugegangen. So hieß es auch, in Tambach-Dietharz,
das den Decknamen "Silvia" trug, befnde sich noch heute ein unentdecktes Lager mit
Kunstschätzen. Die Schwierigkeit bei derartigen Informationen liegt nur darin, daß ihre
Verläßlichkeit sehr vage ist. Hätte man nur den "verläßlichsten" Informationen zum
Verbleib des Bernsteinzimmers Glauben geschenkt, müßten inzwischen wenigstens
hundert davon entdeckt worden sein.


......................................................................................................
von wem dieser artikel satmmt kann ich nicht sagen. aber ich halte ihn für eine doch recht gute zusammenfassung der geschehnisse.
 
D

DURAN

Nicht mehr aktiv
#12
Hallo anke ,

warum sollte ich Harry fragen . Diesen Artikel fand ich unter der von Dir angegebenen Adresse und - er erschien mir in seiner Komplexibilität doch sehr gelungen.

Sicherlich auch für einige andere unwissendere Jonastal -hobbylisten wie mich interessant.

außerdem -man kann doch wirklich nicht alles kennen .
Wär das schön.

Sollte den Artikel Harry geschrieben haben - na dann hat er es sehr gut gemacht.Wenn nicht wars eben ein anderer.

Und - ich habe ehrlich gesagt außer ein paar Brunzel - Büchern keine weiteren gelesen. Weißt du denn eigentlich wie viele Bücher es zu diesem ganzen Thema gibt.
Das fängt bei Ufos an und hört bei Raubkäfern auf.
Irgendwo dazwischen muß die unsichtbare Verbindungslinie liegen.Mit Kugelblitzen und Verschwörungstheorien , Kernkraftwerken und fledermäusen , einem großen Muschelkalkgebiet und alten Stollen , Tiefbrunnen , Nachrichtenamt, Hitler , Himmler und gesellen,Radtouren, Wanderwegen und die Flugschule nicht zu vergessen - um es grob zusammen zu fassen - eigentlich gibt es nichts worüber im Zusammenhang Jonastal nichts geschrieben wurde - höchstens
über den einfluß von Kernstrahlung bei der errektion des Mannes beim Vollzug des Sexualaktes in der freien Natur im Jonastal....

aber eines Tages wird sicherlich auch noch irgend jemand dieses Thema ausführlich behandeln.

Ist aber nicht bös gemeint sondern nur mal so.
 
A

Anke

Nicht mehr aktiv
#13
@ Duran,

... war auch nicht böse gemeint von mir... :)


War nur ein kleiner Hinweis darauf, daß

1. Der Text eine Zusammenfassung des Buches von Remdt ist
2. Dieses Buch als eines der Ersten erschienen ist und eigentlich zum Standardwerk eines jeden Jonastalinteressierten gehört, da es sehr gut geschrieben ist und einen sehr guten Überblick über die Materie gewährt und
3. Es sich auf den englischsprachigen Seiten von Harry befindet, dessen Name auf der Webseite ja ganz deutlich angegeben ist...


Nichts für ungut...... :D


Viele Grüße

Anke
 

Joe

Fehlerkramrumschlager a. D. :)
Mitarbeiter
#14
über den einfluß von Kernstrahlung bei der errektion des Mannes beim Vollzug des Sexualaktes in der freien Natur im
:D
Ich schmeiß mich gleich weg. Aber der Gedanke hat was....

"Forschertrupp sucht Pärchen, die...... zwecks Befragung und Fotoaktion" Die Ergebnisse gibt´s dann mit "Adultcheck" oder bei Angabe der Kreditkartennummer.

Gruß,
Joe
:D :p :D
 
H

Harry

Nicht mehr aktiv
#16
Also soweit ich mich remembere sind das Auszüge aus Remdts Buch die er mir erlaubte zu veröffentlichen. Ist schon länger her.
 
S

Speedy

Nicht mehr aktiv
#17
Tal

Moin Joe,
"Adultcheck", also Joe, na sowas, hätte ich ja nicht gedacht. grins,grins,grins
MfG
Kai
Ps. gib mir mal Dein Password
 
#18
....und selbstverständlich wird dieses Experiment im Tal durchgeführt, womit eine lange Versuchsreihe ihren Abschluß findet. Von wegen Bunker und Waffenfabriken - die haben damals eine Versuchsrammelanstalt aufgebaut. uwe
 
G

Guest

Nicht mehr aktiv
#19
Och Uwe.....

Mussu alles immer gleich verraten?

Menno.....

Das sollte doch unter uns bleiben, damit die Leude noch bissel im Tal suchen....

Nu is alles aus.....keine Treffen mehr...kein zelten....kein buddeln oder messen.....


UND DU BIST SCHULD ! ! ! !


:D :D :D :D :D
 
D

DURAN

Nicht mehr aktiv
#20
na ja , harry , also hast du es doch geschrieben.
allerdings war auf der geocity site wirklich kein hinweis auf den verfasser zu finden - ich habe danach gesucht.

. die aussage mit dem oberhofer tunnel halte ich ebenso interessant wie die tatsache bezüglich des suhler raumes.

allerdings halte ich baumaßnahmen innerhalb des tunnels für ausgeschlossen. dem gebiet um den bahnhof oberhof messe ich dennoch ein höhere bedeutung zu als bislang angenommen .
zumal dieser sich strategisch in einer einmaligen lage befindet.
sehr geschützt ohne umliegende infrastruktur und relativ weit entfernt von bewohnten gebiet.

welcher bahnhof ist das schon.

der von gehlberg vielleicht.
 
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