UNESCO - Welterbe
Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen
Ein neues Welterbe im Salzkammergut!
Österreich hat seit 2011 mit fünf urgeschichtlichen Pfahlbausiedlungen am Mondsee, Attersee (Beide OÖ) und Keutschacher See (K) ein neues UNESCO - Welterbe.
Insgesamt bilden 111 Fundstellen verteilt auf sechs Länder (Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich, Schweiz und Slowenien) gemeinsam das UNESCO - Welterbe Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen.
Warum wurden die Pfahlbauten UNESCO - Welterbe?
Normalerweise verrotten und zerfallen im Laufe von tausenden Jahren die meisten Spuren eines urgeschichtlichen Alltags. Nur bei außergewöhnlichen archäologischen Fundplätzen können sich die Dinge des täglichen Lebens erhalten.
Unter Wasser in Seeböden oder in der durchfeuchten Umgebung von Mooren können jedoch besonders vergängliche Materialien, wie Holz, Textilien und Nahrungsreste erhalten bleiben.
In den Pfahlbausiedlungen finden wir die Holzkonstruktionen der ehemaligen Häuser, Werkzeuge aus Holz, Bein und Geweih, Behälter aus Bast und Rinde, ganze Boote, Reste von Nahrung und noch viel mehr seltener Funde die einen vielfältigen Einblick in das damalige Leben der BewohnerInnen gewähren.
Pfahlbausiedlungen sind eine unschätzbare Quelle an äußerst seltenem archäologischem Fundmaterial und wurde darum als besondere Auszeichnung zum UNESCO - Welterbe ernannt.
Warum sind manche Pfahlbausiedlungen Welterbe und andere nicht?
Von den ca. 30 bekannten Pfahlbaustationen in Österreich wurden drei Fundorte in Litzlberg und Abtsdorf im Attersee, die Station See im Mondsee und der Pfahlbau vom Keutschacher See in Kärnten als Welterbestätten ausgezeichnet. Nach der Station See im Mondsee wurde eine wichtige Kulturgruppe der Jungsteinzeit benannt: die Mondseegruppe, die spätestens im 38. Jahrhundert v. Chr. zum ersten Mal in Erscheinung tritt. Im Attersee finden sich besonders wichtige Beispiele von Pfahlbausiedlungen aus der Bronzezeit, beispielsweise die Welterbestätte Abtsdorf I, die ca. in der Mitte des 2.Jahrtausend v. Chr. bestanden hat.
Nicht jede Pfahlbausiedlung ist von ihrer Aussagekraft und aufgrund ihres Erhaltungszustandes gleichermaßen als Welterbestätte geeignet. Der Status eines Welterbes bedeutet sowohl Auszeichnung als auch Aufgabe, denn die Erhaltung der Fundstelle muss garantiert sein.
Manche Pfahlbaustationen befinden sich jedoch in sehr schlechtem Zustand und in gefährdeten Zonen, sodass ihr dauerhafter Schutz schwieriger ist, als bei anderen. Darum wurden sie nicht Teil des Welterbes, bleiben aber als archäologische Fundstellen unter der besonderen Bewahrung des Denkmalschutzes des Landes.
Warum sieht man so wenig vom Pfahlbau-Welterbe?
Die meisten Pfahlbausiedlungen standen bei ihrer Erbauung an den Ufern der Seen und nicht im Wasser. Erst durch einen Anstieg des Wasserspiegels verschwanden sie in den Fluten. Deshalb gehört das Welterbe Pfahlbauten, zu den verstecktesten Welterbestätten die wir derzeit kennen. Dennoch gibt es viele Möglichkeiten mehr über die Pfahlbauten zu erfahren:
SmartPhone App: Der "Palafittes Guide" ist eine Smartphone - App, die vor Ort erzählt, welche Schätze im Boden oder im Seegrund schlummern. Dieser Audioguide mit vielen Zusatzinformationen erlaubt es, die archäologischen Fundstellen vom Ufer zu entdecken und ist kostenlos im App Store und Android Market verfügbar.
Internet: Informationen über die Geschichte der Pfahlbauten und aktuelle Ereignisse beim UNESCO - Welterbe finden Sie auf
www.palafittes.at. Besuchen Sie auch die internationale Website
www.palafittes.org und
www.facebook.com/ICGPalafittes.
Museen & Heimathäuser: Einen authentischen Eindruck der faszinierenden und hochentwickelten Kultur der Pfahlbauern bietet die örtlichen Museen mit vielen Funden aus der Pfahlbauzeit:
Österreichisches Pfahlbaumuseum in Mondsee
Marschall-Wrede-Platz 1, 5310 Mondsee
Tel.: +43 (0) 6232 2270;
info@mondsee.at
Heimathaus Vöcklabruck
Hinterstadt 18, 4840 Vöcklabruck
Tel.: +43 (0) 7672 25249,
heimathaus@asak.at
Heimathaus Schörfling am Attersee
Gmundnerstraße 8, 4861 Schörfling am Attersee
Tel.: +43 (0) 7662 2259, info.
schoerfling@attersee.at
Die Seen verbergen mehr als man von Aussen sieht...
An den Ufern zahlreicher Seen um die Alpen sind prähistorische Dörfer versteckt. Die ersten Siedler erschienen bereits vor ca. 7000 Jahren südlich der Alpen in der Jungsteinzeit. Ab diesem Zeitpunkt entstand eine rege Siedlungstätigkeit an den Seen, die sich rasch ausbreitete. Viele wichtige Kulturtechniken, wie Ackerbau, die Viehzucht, oder die Verarbeitung von Metallen lassen sich in ihrer Entstehung und Verarbeitung erst durch die Erforschung der Pfahlbauten gut verfolgen.
Das Phänomen der Besiedelung der Seeufer setzte sich durch die Bronzezeit hindurch fort und ist bis in die beginnende Eiszeit zu verfolgen, sodass wir bis heute an die 1000 Siedlungen kennen. Die letzten Pfahlbaudörfer sind wahrscheinlich in der Mitte des 1. Jahrtausend v. Chr. aufgelassen worden.
Was ist das Kuratorium Pfahlbauten?
Zur Betreuung dieses jungen Welterbes in Österreich wurde 2012 das "Kuratorium Pfahlbauten" gegründet und mit dem nationalen Management der UNESCO - Welterbestätten betraut. Im Kuratorium Pfahlbauten sorgen Vertreterinnen und Vertreter des Bundesministeriums für Unterriecht, Kunst und Kultur, der Bundesländer Oberösterreich und Kärnten, sowie der Wissenschaft für die Entwicklung von Strategien und Kontrolle der Ziele des Managements des UNESCO Welterbes. Ebenso ist das Kuratorium Pfahlbauten der nationale Ansprechpartner im Rahmen eines Internationalen Koordinierungsgremiums.
Aufgabe des Kuratoriums Pfahlbauten
.) die Sichtbarkeit und das Erlebnis UNESCO - Welterbe Prähistorische Pfahlbauten zu fördern
.) die Bewahrung der Pfahlbauten für die Nachwelt (als Kulturschatz und für Forschung)
.) Forschungsprojekte zu unterstützen, die uns mit neuen Erkenntnissen, die Geschichte erklären können
Ein Fund - Was nun?
Die Pfahlbauten sind Teil unserer gemeinsamen Vergangenheit. Zwar befinden sich alle bekannten Pfahlbausiedlungen in Tauchverbotszonen, dennoch kommt es immer wieder zu Zufallsfunden im Wasser und am Ufer. Diese Funde sind empfindlich und wichtige Spuren um die Entwicklung unserer Zivilisation zu verfolgen. Archäologinnen und Archäologen sind geschult diese Spuren richtig zu lesen und benötigen Ihre Unterstützung. Jede neue Information kann helfen. Wenn Sie etwas beobachten oder finden, was von archäologischem Interesse sein könnte, dann teilen Sie uns das bitte telefonisch oder per e-Mail mit. Bitte gehen sie jedoch nicht aktiv und eigenständig auf die Suche nach archäologischen Objekten, denn diese spezialisierte Arbeit ist nach dem Denkmalschutzgesetz nur Archäologinnen und Archäologen gestattet.
Ansprechpartner:
Mag. Cyril Dworsky
Kuratorium Pfahlbauten
NHM, Burgring7, 1010 Wien
www.palafittes.at
cyril.dworsky@univie.ac.at
Tel.: +43 (0) 664 8867 2334