Raasdorf - Hans Lachut-Phönixwerke-Konservenfabrik

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Harald 41

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#1
In Raasdorf vis a vis vom Bahnhof befindet sich ein Fabrikschlot in mitten umbauter Firmenhallen.
Am vergangenen Samstag hatte ich mir das angesehen,interessanterweise wurde darin gearbeitet und mir wurde sogar sehr freundlich erlaubt das Gelände zu betreten.
Zu dem Fabrikschlot und der alten Fabrik wusste niemand etwas,hatte aber vorher mit einem älteren Einwohner von Raasdorf ein kurzes Gespräch und der sagte mit das es die Phönix Konservenfabrik gewesen sei aber schon mindestens 40 Jahre ausser Betrieb ist.

War 1944-1945 dem Reichsgau Wien zugeordnet und beherbergte Ungarische Juden.

Anbei noch ein Link.


http://www.comsoft56.de/05aaff9bed0fa4003/05aaff9bfd091eb4d/05aaff9c1f09c8039.html

LG Harry

PS: Das Wappen auf Bild 5 Ist angeblich das Firmenwappen der damaligen Fabrik,nur Blau übermalt.
 

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#3
Der Enkel von Johann Lachout, Heinz Lachout:

Lachout Heinz Dkfm.
B.: Dir.. FN.: INSTANTINA GmbH. DA.: 1030 Wien, Am Heumarkt 13/II/2. PA.: 1190 Wien, Kaasgrabeng. 54. G.: Wien, 18. Sept. 1937. BV.: Großvater Johann Lachout Begründer u. Inh. d. zweitgrößten Konservenfbk. "Phönix Konserven" Raasdorf, Bruck-Neudorf Bgld., wurde 1969 an Felix Austria verkauft. S.: Matura 1955, Ferialpraxis England u. Schweden, Militär, Stud. an d. HS f. Welthdl. b. 1957. K.: 1962 Konservenind. "Phönix" in ltd. Position, 1964 Prok., ab 1969 Felix Austria im Verkaufs- u. Marketingmanagement, 1982-88 Dion.Mtgl., ab 1989 Prok. u. Dir. f. Marketing/Verkauf d. Instantina GmbH. P.: div. Fachart. in Fachzeitschriften, 1969-82 eigene Firmenzeitung. E.: Gold. Med. d. Jugendmeisterschaft in Leichtathletik 1954. M.: Markting Club. H.: Tennis, Wandern, Jagd, Skifahren, Theater. (M.G.). ■

Quelle: http://www.whoiswho.co.at/verlag/63.php?txt_Language=AT&real_str_PersID=2101188&uniqueID=ca0cdebd-0d52-4b9a-a71e-415153fb586e

Foto beim Kauf von Felix-Austria:
phoenix.jpg
Quelle: www.felix.at

Die Produktion von Raasdorf wurde von Felix-Austria an andere Standorte verlegt, danach stillgelegt und laengere Zeit als Rohstofflager verwendet. Schlussendlich verkauft.

KZ:
Als besonders gut schildert K. R. die Lebensbedingungen in der Phönixwerk Konservenfabrik in Raasdorf. In den Baracken der 66 ungarischen Jüdinnen und Juden gab es elektrischen Strom. Gut ausgestattete Waschräume und Waschküchen standen den jüdischen Arbeiter/innen genauso offen wie den oesterreichischen, mit denen sie während der Arbeit ebenso wie mit den ukrainischen und kroatischen Fremdarbeiter/innen ständig Kontakt hatten. Auch unterschieden sich die Arbeitsbedingungen der jüdischen Arbeiter/innen nicht von denen der anderen, außer dass sie länger arbeiten mussten – neun bis zehn Stunden täglich, sechs Tage in der Woche – und keine Bezahlung erhielten. Verstöße gegen die Lagerordnung wurden jedoch bestraft: Wie K. R. erinnert, wurde ein Diebstahl von Zucker mit einer Nacht Arrest im Keller geahndet. Dennoch lobte sie die menschliche Einstellung der Betriebsbesitzer, Erich und Hans Lahout, gegenüber der jüdischen Belegschaft, die vollzählig und in guter Gesundheit den Krieg überlebte. Die guten sanitären Einrichtungen dienten wohl auch den Eigeninteressen der Inhaber der Konservenfabrik. Da Raasdorf zum Gau Groß-Wien gehörte, wurden die jüdischen Arbeiter/innen einmal monatlich von einem jüdischen Kontrollarzt untersucht und behandelt, schwere Fälle auch im jüdischen
Spital.
Quelle: http://www.mahnmal-viehofen.at/docs/Ungarische_J%FCdinnen_und_Juden_in_N%D6_194445.pdf
 
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Harald 41

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#4
Hallo Struwwelpeter;
:danke für deine ausführliche Erklärung,von Felix Austria schnappte ich auch was auf aber nur am Rande.
Das Foto ist interessant,ganz hinter der Fabrik steht noch ein altes Ziegelhaus gehört angeblich nicht dazu und war ein Wohnhaus nur weiss bis heute niemand wem das gehörte.
Und im Vordergrund der Grünstreifen mit den Riesen Bäumen ist seit zwei Wochen Geschichte ( Schade ) gehört aber der ÖBB.

LG Harry
 
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Harald 41

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#5
Wohnhaus hinter der Fabrik

Ich stelle ich das Wohnhaus das ich angekündigt habe hier dazu.
Wie schon im vorigen Beitrag geschrieben gehörte es angeblich nicht zu der damaligen Konservenfabrik dazu.( Alter Herkunft unbekannt ):D
Für wen und wie alt weiß ich nicht und konnte mir auch niemand sagen,ich habe versucht einige Bilder vom Innenbereich zu machen,welche nicht einfach waren, ist schon sehr desolat und teilweise eingestürzt.
Der Stiegenaufgang wie im Foto zu sehen ist rechts schon weggebrochen,nur mehr die rote Linie auf der Mauer erinnert daran.
Ich beließ es bei den Bildern die ich von ( fast ) aussen machen konnte.

LG Harry
 

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Harald 41

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#6
Und noch einige Ansichten von innen.
Das erste Bild ist ein Blick durch ein Kellerfenster.
Die letzten zwei Bilder dürfte ein Nobler Wintergarten oder eine Terrasse sein.

LG Harry
 

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Harald 41

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#7
Und zu guter Letzt befindet sich hinter dem Haus im Feld ein flaches Gebäudefundament mit einer Stufe und zwei Vertiefungen,wo ein Metallrohr hinaus steht.
Hier könnte es sich um eine WC Anlage gehandelt haben,ist aber nur eine Vermutung.

LG Harry
 

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Harald 41

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#8
Der Schlot der ehemaligen Konservenfabrik ist seit gestern nicht mehr ganz erhalten,weil ihn ein Blitz schwer beschädigte. ( Kurzbericht in der ZiB um 17 Uhr ).
Genaueres über verletzte usw.. eventuell um 19 Uhr in Niederösterreich Heute.

LG Harry
 

josef

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#9
Blitz "sprengt" Schornstein

Der Schlot der ehemaligen Konservenfabrik ist seit gestern nicht mehr ganz erhalten,weil ihn ein Blitz schwer beschädigte. ( Kurzbericht in der ZiB um 17 Uhr ).
LG Harry
Dazu Bericht bei ORF-NÖ.:
Blitzschlag "sprengt" Fabriksschlot
In Pysdorf (Bezirk Mistelbach) ist am Freitag ein 40 Meter hoher Fabriksschlot durch einen Blitzschlag "gesprengt" worden. Schwere Mauerbrocken stürzten herab. Bewohner mussten in Sicherheit gebracht werden.

Dach durch herabfallendes Gestein beschädigt
Laut der Feuerwehr Groß-Enzersdorf wurde der Fabriksschlot durch den Blitzeinschlag "zur Gänze aufgesprengt". Die oberen zehn Meter des insgesamt 40 Meter hohen Schlots stürzten herab, weitere Teile des Schlots wurden schwer beschädigt. Herabfallende Mauerbrocken durchschlugen an mehreren Stellen das Dach.

Bewohner mussten Wohnungen verlassen
Bei dem Gebäude handelt es sich um eine ehemalige Konservenfabrik in der mehrere Wohnungen und Firmen untergebracht sind. Aus Sicherheitsgründen wurde das gesamte Gelände gesperrt, mehrere Bewohner mussten in Sicherheit gebracht werden. Verletzt wurde niemand. Laut Christian Lamminger von der Feuerwehr Groß-Enzersdorf bleibt das Areal vorerst gesperrt. Ein Sachverständiger soll nun abklären was mit dem schwer beschädigten Schlot passiert und ob dieser abgetragen werden muss.
Der ORF-NÖ. - Redakteur braucht ein wenig Nachhilfe in Geographie! Pysdorf liegt im Bezirk Gänserndorf und nicht im Bereich der BH Mistelbach :ichsagnix:

Text- und Bildquelle: http://noe.orf.at/stories/518210/
 

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G

Grissom

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#10
Das Wohnhaus gehört wirklich nicht zu dem Gelände dazu.
Wem genau es gehört, oder früher gehörte kann ich nicht mehr sagen. Ist schon ein Weilchen her, seit ich darüber etwas gehört habe.
Das Haus hat keinen eigenen Zugang zur Straße, deshalb hätte derjenige, der es gebaut hat über ein anderes Grundstück gemußt. Nur haben sich die beiden Eigentümer anscheinend nie geeinigt. Gab wohl ziemlich viel Zoff damals, und das Haus wurde dann nie fertig gebaut, und war auch nie bewohnt. Steht jetzt schon seit Jahrzehnten so herum.
Finde aber toll, endlich mal zu sehen, wie es drinnen aussieht :gut:


Wg dem Fabriksschlot - werde ihn echt vermissen. Wenn man ihn jeden Tag sieht, ist es schon ein sehr vertrauter Anblick, der einfach dazugehört, wie der Sonnenaufgang dahinter.
 
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Harald 41

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#11
Zum Glück ist er hier im Forum noch unversehrt,im ersten Beitrag vom 30. März,und in dreifacher Ausführung.:D

http://web.122.at/index.php?id=334#c1004

LG Harry

PS:Naja Mistelbach ist schon weiter weg, aber dafür liegt die Landesgrenze von Wien wenige Km westlich,nehmen es bei ORF auch nicht so genau:)
Wegen dem Blitzeinschlag wundert es mich auch nicht,auf der Seite zu Bahnhof war bis vor kurzem ein riesiger Altbaumbestand mit riesigen Sträuchern und Hecken.
Jetzt ist alles weg,da steht nicht einmal mehr ein Grashalm,dürfte aber ÖBB Grund sein.
 
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wolfgang

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#12
Sehr interessant.

Schade nur,daß fast alle gezeigten Relikte nur in Niederösterreich,sprich Großraum Wien zu finden sind.

Vielleicht sollte man das Unterforum dementsprechend umbennen...
 

josef

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#14
Sehr interessant.
Schade nur,daß fast alle gezeigten Relikte nur in Niederösterreich,sprich Großraum Wien zu finden sind.
Vielleicht sollte man das Unterforum dementsprechend umbennen...
Hallo Wolfgang,
die Konzentration auf den Großraum Wien - Niederösterreich hat historische Gründe:

In der K.u.k. Monarchie entstanden neben den böhmisch- mährischen Industriegebieten (Pilsen, Mährisch-Ostrau usw.) im Umfeld der Reichshaupt- und Residenzstadt Wien umfangreiche Industriebetriebe. Besonders konzentriert im südlich der Stadt gelegenen "Wiener Becken" auf NÖ. - Gebiet.

Dies spiegelt sich heute noch in der "Viertel-Teilung" von Niederösterreich wieder => Wald-, Wein-, Most- und Industrieviertel! Viele dieser alten Betriebe überlebten den schrumpfenden Wirtschaftsraum nach Zusammenbruch der Monarchie nach dem 1. WK nicht bzw.wurden wegen der Wirtschaftskrise in der Zwischenkriegszeit geschlossen. Viele Fabriksobjekte standen jahrelang leer oder wurden "branchenfremd" genutzt.

Nach der Besetzung von Österreich 1938 wurden zahlreiche dieser Betriebe vom damaligen Regime reaktiviert => WNF, Munitionsfabriken usw. und neue Werke gebaut => z.B. Flumo Ostmark in Wiener Neudorf usw. ...

Viele Objekte, welche die Bombenangriffe der Alliierten und die Kriegsereignisse 1945 "überlebten", wurden 1945-55 durch die sowjetischen Besatzungstruppen devastiert! Dies ist mit ein Hauptgrund der besonderen "Dichte" an "interessanten Relikten" um Wien, da viele dieser Gebäude lange keiner "optimalen" Nutzung zugeführt wurden. Dies trifft aber nicht nur auf Fabriksobjekte zu, sondern auch auf eine große Zahl von Schlössern, Landsitzen und Gutshöfen usw. ...! Je nach Erhaltungszustand werden diese Bauten heute abgerissen oder umgebaut/saniert => Schaffung lukrativer Anlageobjekte!

Neben den vorgenannten Aspekten spielt auch der Strukturwandel in der Industrie eine nicht unbedeutende Rolle! Hier insbesonders die der Textilindustrie, wo die ehemals ebenfalls im Wiener Becken angesiedelten großen Firmen in Pottendorf, Felixdorf, Vöslau usw. in den letzten Jahrzehnten geschlossen wurden und die Überreste der Werke Stoff für Beiträge lieferten und liefern...

In den westlichen und südlichen Bundesländern ermöglichten die Besatzungsmächte bald nach Kriegsende ein umfangreiches Aufbauprogramm => ERP-Mittel, wodurch dort die Anzahl an "interessanten Relikten" weit geringer ist!

Auch die "Herkunftsstruktur" der Forums-User dürfte mit eine Rolle spielen, da, wie ein Blick auf die "User-Karte" zeigt, der Großteil aus Wien und NÖ. kommt.
Weiters ergeben sich im urbanen Bereich in und um die Großstadt viel mehr Themen als in den "Weiten" der Provinz...

lg
josef
 
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Harald 41

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#15
Bin heute auf dem Heimweg über Raasdorf gefahren,und habe mir den Schlot der ehemaligen Konserfenfabrik noch einmal angesehen.
Jetzt ist er nur mehr kurz und klein.

LG Harry
 

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#16
Eine ähnliche Gruppe arbeitete auch in und um Raasdorf für die „Phönixwerk“-Konservenfabrik Johann Lachout, so der Betroffene aus Fall ÖVF 1390, später in Belgien lebender Ungar, der nicht nur „Gartenarbeit“ draußen, sondern auch Tätigkeiten wieMarmeladenabfüllen in der Fabrik verrichten musste (nicht nur im Antrag, sondern auch 2002 in einer englischsprachigen belgischen Zeitschrift beschrieben; für dieselbe Firma arbeiteten
wohl die meisten der elf „ungarisch-jüdischen“ „Raasdorf“-Fälle der MAZSÖK).
Das damalige Kind (geboren 1937, später namhafter Arzt und Wissenschafter) erinnerte sich Jahrzehnte später auch an einen Grenzbereich andere
r Art: Von den beiden im Industrie- Compass 1943/44 als Inhaber jener Fabrik aufscheinenden Brüdern war Erich Lachout „a bit sadistic“, hingegen Hans Lachout „something of a Schindler“: Er profitierte zwar von der Arbeitskraft der UngarInnen, beschützte sie aber offenbar (wie der Fabrikant Oskar Schindler) vor Eichmann-mäßigen „Pflichterfüllern“ anderer Instanzen;
eines von vielen Beispielen aus ÖVF-Anträgen, dass Nutznießer des NS-Zwangsarbeits-Systems nicht nur in australischen Romanen und amerikanischen Filmen zugleich humane Seiten haben konnten.

Quelle
 
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