Radiatorenfabrik in Wiener Neustadt

#1
Die Gründungszeit

Am 23. Dezember 1893 erhielt Ing. Joseph STREBEL (geboren in Bamberg/Deutschland) das Patent für einen “Gliederkessel mit O-förmigen Elementen und Heizkanälen”.

Aus der deutschen Biographie:
Strebel war ein Ingenieur, dessen Konstruktionen sich durch Klarheit, Einfachheit und vollendete Problemlösung auszeichnen. In den 1890er Jahren gelang ihm die Entwicklung eines Heizkessels für kleinere Zentralheizungsanlagen, der prinzipiell bis heute Verwendung findet. Der „Strebel-Kessel“ bestand aus baugleichen gußeisernen Modulen, die vor Ort zu Heizkesseln beliebiger Kapazität zusammengesetzt werden konnten. Der Wärmetausch im Gegenstrom sicherte dem Kessel einen hohen Wirkungsgrad, die Verwendung von Wasser als Wärmeträger machte eine Einmauerung überflüssig. Die neue Konstruktion war allen zeitgenössischen Modellen weit überlegen und wurde über Jahrzehnte zu einem großen wirtschaftlichen Erfolg. 1900 wurde das erste von knapp einem Dutzend Zweigwerken für die Produktion des Kessels errichtet, das „Rudolf Otto Meyer GmbH, Eisenwerk Mannheim“. Zu Ehren des früh verstorbenen S. trug das Stammwerk in Mannheim seit 1906 den Namen „Strebel-Werk“.
1910 erreichte die Kesselproduktion bereits unglaubliche 25.000 Stück pro Jahr.

Alle neu errichteten Fabriken und die Büros der großen Verwaltungsgebäude wurden nun nicht mehr geheizt, indem man Holz und Kohle in Zimmeröfen verfeuerte, sondern durch eigene Heizungsanlagen – Zentralheizungsanlagen.

Auszüge aus dem Buch von Karl Flanner und Richard Kuser: Am Fließenden Eisen, ISBN 3-900100-50-0
Die „Nationale Radiator Gesellschaft m.b.H“ mit Sitz in New York gründete im Jahr 1911 eine „große, gut fundierte Metallwarenfabrik“ in Wiener Neustadt mit 150.000m2 Grundfläche.

Mit der Errichtung der Fabriksanlagen wurde unverzüglich begonnen.
Die Leitung hatte der in Springfield, Ohio geborene Gießereispezialist Victor R. Arbogast (US-Staatsbürger), welcher zu dieser Zeit im Hotel Zentral wohnhaft gemeldet war.
Im Dezember 1912 war der Bau in allen seinen Teilen vollendet.

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Bildquelle: ursprüngliche Homepage der Stelrad GesmbH.
 
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#4
Änderungen

Irgendwann setzen am Markt Änderungen ein, indem dünnwandige Blechkonstruktionen aus kaltverformten und rollgeschweißten Stahlblechen (z.B. Gebe-Gaskonvektoren) die aus Gusseisen gefertigen Produkte preismäßig unterboten.
Einige Firmen wie z.B. auch die Tirolia Werke in Schwaz kamen in große Probleme.

Die gesamte Branche befand sich im Umbruch.
Dies betraf auf die Radiatorenfabrik in Wiener Neustadt, aus dem ehemaligen "Familienbetrieb" wurde ein hart mit der Konkurrenz kämpfender Betrieb.

Die Firmenbezeichnungen/Inhaber am Standort Wiener Neustadt änderten sich und die Produktion schrumpfe.
Es gab Schwierigkeiten in anderen Regionen: Hier
Der Firmeninhaber ist jedoch sehr aktiv Details im Inland. Und auch im Ausland.

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Heutige Selbstdefinition: (HV Deutschland: GEBE STREBEL THERMOSTROM)
Die in der Heiztechnik tätige STREBEL Unternehmensgruppe entwickelt und produziert in 3 österreichischen Werken Heizsysteme für feste, flüssige und gasförmige Brennstoffe. Wir vertreiben unsere Produkte international. Ein werkseigener Kundendienst führt alle notwendigen Service- und Reparaturarbeiten an Geräten unserer Marken GEBE, STREBEL und THERMOSTROM durch. Unsere Stärke ist das Zukunftsthema "Erneuerbare Energien".
 
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#5
Heutiger Zustand am Standort Wiener Neustadt

Anmerkung: Das Firmenareal ist Privatbesitz und daher nicht öffentlich zu betreten. Am Firmenareal werden auch die aktuellen Geschäfte der Gesellschaft (Vertrieb, Administration, Lager, kleinteilige Produktion, Dienstleistungen) abgewickelt.
Die Fotos stammen aus einem periodisch stattfindenen Pensionistentreffen der Gesellschaft, an welchem für Pensionisten die Besichtigung der ehemaligen Produktionsbereiche gestattet ist.
 

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#6
Danke für die vielen Infos! Das es sich hierbei um ein Radiatorenwerk handelte wusste ich nicht. Ich bilde mir ein, dass ich auf Bildern :) mal Formen von Kanaldeckeln und den eisernen Teilen von Parkbänken gesehen habe - kann es sein das die Produktion da irgendwann mal drauf umgestellt wurde?
 
#9
HIER sieht man noch eine Gusseisen Raditorenfabrik der Firma HG TEC in Deutschland

Anwendungsgebiete lt. Homepage:
Wenn vor 50 Jahren der Einsatz von Gussradiatoren noch der Standard war, so sind heutige Anwendungen primär im Bereich der Sonderverwendungen zu sehen.
Der Einsatz von Gussradiatoren ist in die Gruppe der Neuinstallation und die der Sanierung / Austausch unterteilt.
Neuinstallationen von Gussradiatoren werden vor allem in öffentlichen Gebäuden durchgeführt. Hier ist der Aspekt der Langlebigkeit und damit die der finanziellen Amortisation und die der Vandalismussicherheit zu erkennen. So sind zum Beispiel Teile des Polizeipräsidiumsneubaus in Frankfurt / Land Hessen mit Gussradiatoren ausgestattet worden. Hier vor allem Nasszellen und Verwahrungsbereiche (Zellen).
Öffentliche Begegnungsstätten wie z.B. Bahnhöfe, Rathäuser, Krankenhäuser, Kirchen oder Zweckgebäude wie z.B. Feuerwehren, Asylbewerberheime, Betriebsstätten, Vollzugsanstalten und vor allem Industriestätten greifen auf Gussradiatoren wegen seiner Zweckmäßigkeit zurück.
Im Bereich der Sanierung und der Restaurationen sind vor allem Schlösser, Museen, Jugendstilvillen, Backsteingebäude und erhaltenswerten Altbauten als Einsatzorte zu benennen.
Hier ist es vor allem wichtig, dass alte und historische Bauwerke ihrer Zeit entsprechend nostalgisch ausgerüstet sein sollten, um den Charakter ihrer Epoche zu wahren.
Im Jahr 2002 wurde das unter Denkmalschutz stehende Schloss Benrath saniert und restauriert. Hier wurde eine speziell zu der jahrhunderte alten Vertäfelung angepassten Pulverlackierung auf die Gussradiatoren aufgebracht.

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Und HIER als Kontrast eine moderne Fabrik von Heizkörpern aus Stahlblechen.

Daraus ist klar ersichtlich, warum z.B. die Radiatorenfabrik in Wiener Neustadt mit dem gleichen Produkt seit Fabrikseröffnung in der Neuzeit nicht die besten Überlebenschancen hatte.
 

josef

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#10
Foto-Restbestände von Besuchen im Industrieviertelmuseum und der NÖ. Landesausstellung 2019 in WN:


Ansicht Radiatorenfabrik ca. Ende der 1970iger Jahre:
1575473897347.png
Aufnahmerichtung NO:
Im Vordergrund die B17 und die Werksanlagen im Mittelgrund. Oberhalb der Betriebsgebäude erkennt man quer durch das Bild verlaufend die Industriebrache mit den Ruinen (Fundamentresten usw. ...) des ehemaligen WNF-Werkes I mit der anschließenden riesigen (damals noch unverbauten) Fläche des damaligen Werkflugplatzes. Der Horizont wird in Bildmitte von den Objekten des "Tritolwerkes" überragt...
(Bildtafel Industrieviertelmuseum)
 
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josef

Administrator
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#11
Historische Stech- bzw. Stempeluhr aus der Radiatorenfabrik

War während der NÖ. Landesausstellung 2019 am Standort "Stadtmuseum St. Peter an der Sperr" ausgestellt, ansonsten im Industrieviertelmuseum:

1575475954882.png

1575475893588.png
(Aufnahmen v. 22.08.2019)

...und noch einige Fotos vom "Original-Standort" im IV-Museum (Aufnahmen v. 15.07.2016):
 

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#15
Echt cool !!!
Super entdeckt!
Diese elektronische Zeiterfassungen haben zusätzliche interne Batterien und Speicher, die bei Stromausfall eine gewisse Zeit überbrücken.
Dieses Display braucht entweder sehr wenig Strom, oder es ist noch am Stromnetz angeschlossen.
Ich hoffe, du hast dich beim Weggehen wieder ausgebucht.....
 
#17
Echt cool !!!
Super entdeckt!
Diese elektronische Zeiterfassungen haben zusätzliche interne Batterien und Speicher, die bei Stromausfall eine gewisse Zeit überbrücken.
Dieses Display braucht entweder sehr wenig Strom, oder es ist noch am Stromnetz angeschlossen.
Ich hoffe, du hast dich beim Weggehen wieder ausgebucht.....
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Das Display ist eine Röhre u die verbraucht viel Strom. Somit hängt das Teil noch direkt am Strom. Ich hab das Gebäude 2020 besucht
 
#18
Zur Kriegsproduktion in WKII gibt es folgende Erklärung im Buch von Karl Flanner und Richard Kuser: Am Fließenden Eisen, ISBN3-900100-50-0:
"Das flüssige Graugußeisen mußte in einer Zusatzschmelzanlage entschwefelt und in eine vorbereitete Stahlkokille in Granatenform gegoßen werden.
Diese wurde weiter bearbeitet und an Munitionsfabriken geliefert, zur Füllung mit Sprengstoff und Versehen mit einem Zünder."


Stahlkokillen zum Gießen von Granaten:
Screenshot 2023-11-26 100524.jpg
 
#19
Und betreffend Bunker (siehe auch ab Hier):
"....wurde eine Schar Bergleute aus Grünbach beauftragt, einen Schutzstollen zu errichten und diese gruben in erstaunlich kurzer Zeit einen etwa 15m tiefen Bunker für ca. 1.200 Menschen, tadellos abgestützt und absolut bombensicher.
Der Stollen hatte einen Entlüftungsschacht mit einer Betonkuppel, einen Brunnen, zwei Eingänge und die notwendigen sanitären Einrichtungen....."
 
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