Reste einer 2000 Jahre alten römischen Militärsandale in Bayern entdeckt

josef

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GENAGELTE CALIGA
Reste einer 2000 Jahre alten römischen Militärsandale in Bayern entdeckt
Die Marschsandale hatte eine Sohle mit Nägeln, die den Soldaten mehr Grip geben sollten
Mit dem Fußball hatten es die alten Römer eher nicht so. Was die Macher der Asterix-Filme nicht daran hinderte, Fußballstars wie Zlatan Ibrahimović oder Zinedine Zidane für einschlägige Rollen zu engagieren (Ibra übrigens für die des Bösewichts Antivirus).

Ein römerzeitlicher archäologischer Fund in Oberbayern weckt nun – zumal während der Fußball-EM – auf andere Weise fußballerische Assoziationen mit der Römerzeit: Forschende entdeckten die Reste einer Schuhsohle aus dem ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung. Und diese Reste sehen unter Röntgenstrahlen und ohne allzu viel Fantasie wie ein Fußballschuh mit Stollen unten dran aus, auch wenn die Stoppeln Nägel waren.


Die genagelten Überreste der römischen Sandale in einer Röngenaufnahme.
Bayerisches Landesamtes für Denkmalpflege (BLfD)

Archäologen haben die Überreste dieser Sandale in der Nähe des bayerischen Dorfs Oberstimm entdeckt, unweit einer alten Militärfestung, die zwischen den Jahren 60 und 130 unserer Zeitrechnung bewohnt gewesen sein dürfte. Die Forschenden waren bei Ausgrabungsarbeiten am Rande des römischen Militärkastells zufällig auf das Schuhwerk, aber auch auf Essensreste, Keramik, eine Sichel und "Trachtenteile" gestoßen, heißt es in der Mitteilung des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege (BLfD).


Nachbildung der Caligae.
BLfD

Von dem Lederschuh, den die Forschenden mithilfe von Röntgenstrahlen untersuchten, waren nur noch die Sohle und einige gut erhaltene Nägel übrig. Die Röntgenaufnahmen ergaben, dass es sich bei dem Schuh um eine Caliga handelte, eine robuste, mit Hufnägeln besetzte Marschsandale, die zur Uniform römischer Legionäre und Hilfstruppen gehörte. Der Schuh wurde beim Marschieren getragen, wobei die Nägel für den Halt sorgten – ähnlich wie die Stollen auf dem Rasen.

"Sogenannte Caligae wurden in der römischen Kaiserzeit hauptsächlich von römischen Soldaten getragen", sagt Amira Adaileh, Referentin am Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege. "Der Fund verdeutlicht, dass die Praktiken, Lebensweisen und eben auch die Kleidung, die die Römer nach Bayern mitbrachten, von den Menschen vor Ort übernommen wurden." (Caliga klingt nicht zufällig so wie Caligula: Der dritte römische Kaiser erhielt seinen Spitznamen "Soldatenstiefelchen" noch als Knabe von den Soldaten seines Vaters.)

Gegen Ende des ersten Jahrhunderts ging die römische Armee dazu über, diese Sandalen nicht mehr zu verwenden. Ab dieser Zeit trugen die römischen Soldaten in der Regel geschlossene Stiefel, die sogenannten Calcei. Was wieder an Calcio erinnert, italienisch für Fußball und Fußtritt.
(red, tasch, 27.6.2024)

Quelle:
Presseaussendung des BLfD

Reste einer 2000 Jahre alten römischen Militärsandale in Bayern entdeckt
 
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