josef

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#1
Zufällig in der Ausgabe "Schwechat-Fischamend" der NÖN gefunden:

Zeitgeschichte zum KZ-Außenlager „Santa I + II“
SCHWECHAT / Die alten Schwechater Brauereikeller wurden zwischen 1944 und 1945 als Außenstellen des Konzentrationslagers Mauthausen verwendet, berichtet Adolf Ezsöl in der Serie "Anno Dazumal".

„Santa I + II“ war der Tarnname der Außenlager des KZ Mauthausen in den alten Bierkellern der Schwechater Brauereien. Bis vor kurzem gab es auch in den großen Archiven Österreichs kaum Hinweise auf diese Lager, da die SS fast alle Unterlagen vernichtet hatte. Ein glücklicher Zufall wollte es, dass ich (Ezsöl; Anm.d. Red.) in den Besitz von Geheimdokumenten gelangte, welche bei der Rekonstruierung dieser Lager wertvolle Hinweise geben konnten.

Einmietung von kriegswichtigen Betrieben
Als die Alliierten Westmächte ab 1943 vorerst von England aus Gebiete im deutschen „Altreich“ einflogen und bombardierten, gab der Reichsminister für Bewaffnung und Munition am 26. August 1943 einen „Erlass über die Verlegung kriegswichtiger Betriebe und Betriebsteile“ heraus, infolge dessen auch im damals scheinbar noch sicheren und vor Bombenangriffen geschützten Wien (Schwechat gehörte ab 1938 zu Wien) alle Kelleranlagen und unterirdischen Großräume gemeldet werden mussten.

Die alten Schwechater Brauereikeller, die durch die Errichtung von modernen Betontanks ab 1928 vom Brauhaus kaum mehr zur Bierlagerung in Holzfässern in Gebrauch standen, wurden sofort von verschiedenen Großbetrieben beansprucht, die ihre Fertigungsstätten unter die Erde verlagern wollten. Den Zuschlag für die Benützung der Keller, die sich im Ausmaß von rund 9.500 m² unter dem Areal der ehemaligen „Pechhütte“, in der Wiener Straße 52 befanden, erhielten die „Flugmotorenwerke Ostmark“ in Wiener Neudorf. Trotz des Protestes der Schwechater Brauereiführung beschlagnahmte das Rüstungsministerium diese Keller und bereits im März 1944 wurde mit dem Verlagerungstransport von Maschinen aus dem Flugzeugwerk Wiener Neudorf in die alten Brauereikeller begonnen.

Das KZ-Nebenlager Schwechat „Santa I“
Die ersten Häftlinge aus dem „KZ-Mutterlager“ Mauthausen dürften bereits Mitte März 1944 im Zuge der Verlagerung in den Brauereikellern eingelangt sein, wo sie mit den Umbauarbeiten und der Installation von Maschinen für die „Flugmotorenwerke Ostmark“ begannen.
Nach der Gründung der KZ-Nebenlager im Ortsgebiet von Schwechat wurde als geheimer Tarnname „Santa I + II“ festgelegt, obwohl es sich eigentlich um zwei getrennte Lager gehandelt haben dürfte. „Santa I“ bezog sich demnach auf die alten Bierkeller der Brauerei Schwechat unter dem Areal der Pechhütte und auf die unter dem Popper-Brauhaus am Hauptplatz 3 und dem gegenüberliegenden Figdor-Brauhaus liegenden ehemaligen Bier-Lagerkellern in der Größe von insgesamt 3.400 m². Nach Schätzungen von Schwechater Augenzeugen dürfte die erste Gruppe von KZ-Häftlingen aus rund 200 Mann bestanden haben, die neben den Um- und Ausbauten in den Kelleranlagen auch mit dem Bau eines Barackenlagers am ehemaligen „Phönix-Sportplatz“ begannen. Nach den Bombardierungen des Hauptwerkes der Flugmotorenwerke Wiener Neudorf ab 26. Juli 1944 dürfte die Anzahl der Häftlinge in Schwechat bereits auf rund 600 gestiegen sein.

Das KZ-Nebenlager Schwechat „Santa II“
Das Rüstungsministerium hatte am 15. April 1944 auch Keller in der Bruck-Hainburger Straße 26 im Ausmaß von 12.000 m² gemietet und dort einen Teil der Heinkel-Werke eingewiesen, die bereits seit 1943 am Fliegerhorst Schwechat mithilfe von bis zu 2.665 KZ-Häftlingen Flugzeugteile fertigten. Das Kommando über die KZ-Häftlinge im Ortsgebiet von Schwechat hatte der berüchtigte SS-Hauptsturmführer und Massenmörder Anton Streitwieser, der auch Kommandant des KZ-Arbeitslagers „Wien-Schwechat 2“ am Fliegerhorst Schwechat war.

Wie viele KZ-Häftlinge in Schwechat zwischen März 1944 und März 1945 bei den Sklavenarbeiten für die Nazis ums Leben kamen wird kaum mehr zu eruieren sein. Fast alle diesbezüglichen Unterlagen im KZ-Mauthausen wurden vor Kriegsende vernichtet. Im Verlauf des Luftkrieges 1944/1945 fielen auf Schwechat rund 4000 Bomben, davon 78 auf die Brauerei. Nach neuesten Unterlagen wurden in dieser Zeit in Schwechat mindestens 416 Menschen getötet: 117 Schwechater, in der Mehrzahl Frauen und Kinder und 299 Ortsfremde, KZ-Häftlinge, Zwangsarbeiter, Kriegsdienstverpflichtete und in Schwechat stationierte Soldaten. Rund 600 Schwechater sind als Deutsche Soldaten an verschiedenen Kriegsschauplätzen gefallen. Über die Soldaten beider Fronten, die im Endkampf im Raum Schwechat gefallen sind, gibt es derzeit keine Unterlagen. Diese Zeit, mit ihrem unmenschlichen Regime dürfen wir NIEMALS VERGESSEN.
Quelle: http://www.noen.at/redaktion/n-swe/article.asp?Text=275902&cat=338

...dazu der passende Bericht von Markus:

http://www.geheimprojekte.at/t_santa.html

lg
josef
 
#2
Dazu gibt es eine Broschüre

"Historisches Schwechat - Die KZ-Aussenlager Santa I und II in Schwechat"

Erhältlich ist die Broschüre über den Autor, Herrn Adolf Ezoelt.

Im wesentlichen beinhaltet die Broschüre (16 Seiten) die Geschichte der Schwechater Brauerei, nur ein kleiner Teil (ein paar Seiten zum Schuß) behandelt die Entstehung bzw. die Errichtung der KZ-Aussenlager.

Wegen der Homepage und der Mailadresse einfach googlen.. :lesen:

oder PN an mich.
 
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