Schweres Wasser

TÜP

Active Member
#1
Da ich diesen Beitrag für höchst interessant halte, habe ich ihn aus einem anderen Forum mal hierher "verlegt". :)

Schweres Wasser für die Atombombe - Teil I

Ende der dreißiger Anfang der vierziger Jahre waren die Wissenschaftler vieler Länder mit Atomforschung beschäftigt, Deutschlands U-Projekt (Otto Hahn, Werner Heisenberg, Carl Friedrich von Weizsäcker), England, Amerika (Fermis, Szilard), Joliot-Curie in Frankreich, selbst die Japaner mit Projekt N unter Yoschio Nishina, der seinerzeit bei Niels Bohr in Kopenhagen studiert hatte.
Am weitesten waren die Engländer mit ihrem Programm "Tube alloys".

Für Atomare Forschung brauchte man ausreichende Mengen Uranerz (bezogen die Deutschen aus Jachymov in Tschechien) und reinen Graphit. Desweiteren benögtigten die Physiker sogenanntes schwere Wasser.
Dieses schwere Wasser kommt in der Natur nur in sehr geringen Mengen vor. Im Jahre 1934 hatte die norwegische Firma "Norsk-Hydro" in Rjukan die erste Fabrik der Welt, die schweres Wasser in industriellem Maßstab herstellte, errichtet.
Die Technologie war von den norwegischen Physikern Leif Tronstad und Jomer Brun entwickelt worden.
Diese beiden Physiker unterrichteten Joliot-Curie davon, das Deutschland plötzlich die gesamte Produktion des Werkes in Rjukan kaufen wollte.

Joliot-Curie unterrichtete den Geheimdienst. Geheimdienstleutnant Allier flog nach Oslo, wo er im Namen seiner Bank Verhandlungen mit der Leitung der Firma "Norsk-Hydro" aufnahm, an deren Ende Frankreich die gesamte vorhandene Menge schweren Wassers (185 Kilogramm) und ausserdem das Vorkaufsrecht für die weitere Produktion des Werkes erwarb.

In Oslo wusste man aber, dass die deutsche Spionage von der Schwerwasser-Mission Alliers erfahren hatte und Berlin den Auftrag gegeben hatte, Alliers Vorhaben zu vereiteln.
Um das schwere Wasser nach Frankreich zu schaffen, musste man äußerst sorgfältig vorgehen.
Über die Firma "Norsk-Hydro" bestellte Allier offiziell 26 Kanister für den Transport des von ihm gekauften schweren Wassers. In einer kleinen Schweisserwerkstatt in der Nähe von Oslo fertigten seine norwegischen Freunde jedoch Duplikate dieser Metallbehälter mit genau den gleichen Aufschriften an.
Die in dem Werk ausgelieferten 26 Kanister mit schwerem Wasser wurden in 5 Koffer verstaut und in den Kofferraum eines Wagens der französischen Botschaft verladen.
Doch auf dem Weg von Rjukan nach Oslo wurden die Koffer mit den Behältern ausgetauscht, als Allier in einem am Wege liegenden Restaurant zu Mittag aß. In den anderen Wagen, der anscheinend zufällig daneben in der Garage des Restaurants stand, lagen die Duplikat-Kanister mit gewöhnlichen Wasser. Und eben diese Fracht wurde direkt zu einem speziell gecharterten Flugzeug gebracht.

Das Flugzeug nahm von Oslo südwestlichen Kurs; bis zum nächsten französischen Flugplatz waren es 1.600 Kilometer.
Nicht weit von der dänischen Küste bemerkte der Pilot auf der Nordsee ein deutsches Wachboot. Bald darauf tauchten drei deutsche Messerschmitt-Jagtflugzeuge auf und zwangen den französischen Flieger, nach Osten abzudrehen und in Hamburg zu landen.
Man verhörte den Piloten, und während dessen stellten die Deutschen fest, das in den Kanistern ganz gewöhnliches Wasser war.

Die Kanister mit dem richtigem schweren Wasser hatte der französische Geheimdienstoffizier Allier vor seinem demonstrativen Täuschungsflug in eine konspirative Wohnung gebracht, in Kästen verpackt und im Aufbewahrungsraum des Flughafens in Oslo abgegeben. Zwei Agenten der französischen Aufklärung verluden diese in ein Flugzeug, das nach Glasgow in England flog.
Am 16. März 1940 konnten die 185 Kilogramm schweres Wasser aus Norwegen - das heißt der Löwenanteil der damals in der Welt vorhandenen Menge - nach Paris gebracht werden und Joliot-Curie übergeben werden.
Das geschah nur wenige Wochen bevor die deutschen Truppen am 9. April 1940 Norwegen überfielen.


© 1985 by Torsten Migge (Alias Quintus) und W. Owtschinnikow


Fortsetzung folgt.
 
Oben