Seegrotte Hinterbrühl bei Mödling - UTA "Languste" der Heinkel AG

josef

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#21
Deine rechtslastigen Sticheleien kann ich nicht mehr sehen. Noch so ein Spruch und du suchst dir eine neue Spielwiese. Bis dahin bekommst du eine Woche Auszeit zum Nachdenken.
Joe
Danke Joe! Manche können oder wollen keine Lehren aus der jüngeren Vergangenheit ziehen! Gerade darum ist es weiterhin notwendig, besonders mit der Jugend im Geschichts- und Projektunterricht eine objektive, sachbezogene und offene Aufarbeitung der der NS-Zeit durchzuführen. Durch die weit verbreitete Meinung, dies sei alles "Schnee von gestern"
=> man sollte in die zukunft gucken
entstehen mit der Zeit durch mangelndes "historisches Wissen" einseitige Denkweisen, die zu gefährlichen Entwicklungen führen...

Um auf die "Seegrotte" zurückzukommen: Es wäre sicher der Vermittlung eines objektiven "Geschichtsbildes" dienlich, bei den Führungen auch auf die Existenz eines KZ-Lagers und den Häftlingseinsatz bei der "Volksjäger-Produktion" hinzuweisen! Der "Betreiberfirma" sollte bzw. kann dadurch kein geschäftlicher Nachteil entstehen, da sie ja in die seinerzeitigen Vorgänge nicht involviert war!

lg
josef
 
K

kuchenvernichte

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#23
Hallo!
Erst einmal muss ich sagen, dass ich überrascht, aber auch sehr erfreut darüber bin, wie lebendig dieses Forum ist. Vielen Dank für eure Antworten und Mühen!
Es ist auf jeden Fall ein schwieriger Balanceakt, den die Seegrotte meistern muss. Natürlich, die Grotte war vor dem Krieg eine Attraktion und dass sie nach dem Krieg wieder eine war, ist verständlich. Nur kann es nicht die gleiche sein, wie vor dem Krieg! Wie die Gedenkstätte Mauthausen mit jährlich rund 200'000 Besuchern, finanziert sich auch die Seegrotte u.a. durch die Besucher - es muss ja zum Erhalt auch Geld eingenommen werden, das ist ok. Nicht in Ordnung finde ich, dass z.B. in der U-Bahn in Wien für die Seegrotte geworben wird, als ob nichts gewesen wäre. Das halte ich für eine gezielte Verdrängung der zeitgeschichtlichen Vergangenheit. Ich jedenfalls habe den Eindruck, dass die Betreiber fast Angst davor haben, dass man sie für die NS-Verbrechen verantwortlich machen könnte. Dabei sind sie doch dafür verantwortlich, dass mit diesem schweren Erbe aufklärerisch und würdig umgegangen wird. Und das ist keine leichte Aufgabe - dass man davor Angst hat, an dieser Aufgabe zu scheitern, das wäre ein echter Grund zur Angst. Der "missing link" zwischen "Languste" und "Lisa" erfüllt leider keinen förderlichen Zweck, im Gegenteil. Er fördert das Vergessen oder zumindest die Nichbeachtung.
Wer sich für Gedenkkultur in Niederösterreich interssiert, dem sei folgendes gelungenes Buch empfohlen: Arnberger, Heinz (Hrsg.) / Kuretsidis-Haider, Claudia (Hrsg.): Gedenken und Mahnen in Niederösterreich, 2011, Mandelbaum Verlag.
Und @Joe: Sehr gut, dass du bei einschlägigen Kommentatoren hart durchgreifst! Dankeschön!
LG, Fabian
 

josef

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#24
Hinterbrühl
Schreckliche Erinnerungen: „Schwarze“ Ostern 1945. In der Osternacht zum 1. April 1945 wurden im KZ Hinterbrühl 51 Gefangene mittels Benzinspritze getötet.


Hier in der Johannesstraße wurden im KZ in der Osternacht 51 Häftlinge durch eine Benzininjektion umgebracht. | Schätzle

Seit 1989 gibt es die KZ-Gedenkstätte in der Johannesstraße. Dennoch ist sie und ihre Geschichte noch immer vielen unbekannt. Die Gedenkstätte wurde von einer Gruppe um den damaligen Pfarrer Franz Jantsch initiiert, nachdem auf dem Gelände des KZ, einer Außenstelle von Mauthausen, ein Massengrab entdeckt worden war. Knapp 2000 Häftlinge, politische Gefangene aus ganz Europa, mussten in der Seegrotte für die Heinkel-Werke Kriegsflugzeuge fertigen.

1.April 1945 wurde das Lager aufgelöst
Ein ehemaliger Häftling aus Italien berichtet von Hunger („Eines Abends gab uns ein Spanier ein Stück Fleisch, wir haben es gierig gegessen, obwohl wir wussten, dass es von einem Hund stammte, der durch das Tor ins Lager gekommen war“), Kälte („Appelle bei minus 20 Grad, barfuß stehen bzw. mit in Lappen eingewickelten Beinen“, „Ich benutzte den letzten Teil meiner Unterhose zum Einwickeln der Füße“, „Trotz des harten Winters wurden in der Barracke über Nacht die Fenster herausgenommen“), Schikanen und den Schichtwechsel in der Seegrotte: „Der „Brunnen“ (runder Eingang auf der Johannesstraße) hatte drei an der Wand befestigte schmale, steile Spindel-Holztreppen. Der Schichtwechsel von 400 bis 500 Mann erfolgte binnen einiger Minuten, beschleunigt von vier Kapos, die mit Gummischläuchen und Elektrokabeln auf alle einschlugen.“

Nun jährte es sich in der Osternacht, es war auch damals die Nacht vom 31. März auf den 1. April, zum 73. Mal, dass 51 Zwangsarbeiter durch Benzininjektionen ins Herz getötet und in ein Massengrab geworfen wurden.

Als am 1. April 1945 das Lager aufgelöst wurde, mussten sich knapp 1.900 Häftlinge zu Fuß nach Mauthausen aufmachen. 204 Menschen überlebten den Marsch nicht. Die Hinterbrühler Autorin Raphaela Edelbauer recherchiert derzeit die Ereignisse in Hinterbrühl und anderen Orten für ihren neuen Roman „Das flüssige Land“.


Zum Thema

  • Der „Verein zur Errichtung einer KZ-Gedenkstätte Hinterbrühl“ erwarb 1989 den noch nicht verbauten Teil (1.155 m2) des ursprünglichen KZ-Areals um 172.000 Euro, die durch Spenden und den Verkauf von handsignierten Exemplaren der Druckgrafik „Adam hinter Gittern“ des Malers Rudolf Hausner aufgebracht werden konnten.
Quelle: NÖN.at
Adresse:
http://www.noen.at/moedling/hinterbruehl-schreckliche-erinnerungen-schwarze-ostern-1945-osternacht-kz-hinterbruehl/87.681.924
Datum: 04.04.2018
 

Bunker Ratte

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#26
Hallo Josef ,
Danke für den Bericht. Es ist noch immer furchbar und sehr Traurig was diese armen Menschen durchmachen und aushalten , und über sich ergehen lassen mussten :(
Lg
Michi
 
J

Joa

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#27
Seegrotte Hinterbrühl bei Mödling

Um von den politischen Statements wieder wegzukommen, ein paar Bilder von der Seegrotte, welche ich im August 2013 anlässlich einer Führung gemacht habe.

Seegrotte.jpg Seegrotte1.jpg Seegrotte2.jpg Seegrotte3.jpg Seegrotte4.jpg Seegrotte5.jpg Seegrotte6.jpg
 
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josef

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#29
Seegrotte: Streit über Genehmigungen
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Ein Streit über Genehmigungen verhindert die Wiederinbetriebnahme der Seegrotte Hinterbrühl (Bezirk Mödling). Die Genehmigung als Schaubergwerk war im Dezember 2020 ausgelaufen. Danach gab es wegen Sicherheitsmängeln Sanierungsaufträge durch die Behörde.
Online seit heute, 15.24 Uhr
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Die Sicherheitsmängel seien alle beseitigt worden, sagen die neuen Besitzer, die Urenkelin des früheren Eigentümers sowie ein Bergbauunternehmen aus der Steiermark. Allerdings planen sie nicht nur das Schaubergwerk zu betreiben, sondern auch das Gipsvorkommen in der Seegrotte zu untersuchen und eventuell auch abzubauen. Das könnte der Grund dafür sein, dass die Bewilligung für den Betrieb nicht erteilt wird, vermuten die neuen Besitzer.

Nicht um Bewilligung als Schaubergwerk angesucht
Sie haben nämlich nicht um die Bewilligung für den Betrieb als Schaubergwerk, sondern um eine sogenannte Fremdenbefahrung angesucht. Diese Fremdenbefahrung würde zum Erkunden der Gipsvorkommen berechtigen. Wenn diese Genehmigung von der zuständigen Behörde, der Montan Union Ost im Landwirtschaftsministerium, erteilt würde, dann wäre die Seegrotte allerdings wieder ein aktives Bergwerk.
Man plane auf jeden Fall, das Schaubergwerk für Besucherinnen und Besucher zu öffnen, schließlich habe man 1,8 Millionen Euro in die Sanierung investiert, sagt Betreiberin Pia Maria Krebs gegenüber noe.ORF.at. Man wolle aber eben auch wissen, wie groß das Gipsvorkommen ist. Seitens der zuständigen Behörde heißt es: Da derzeit kein Antrag auf Betrieb als Schaubergwerk vorliege, könne er auch nicht genehmigt werden. Ob ein Gipsabbau möglich wäre, werde derzeit geprüft. Wann diese Prüfung abgeschlossen sei, könne noch nicht gesagt werden.
26.06.2021, Otto Stangel, noe.ORF.at
 
#31
Hallo, ich wohne jetzt in der Johannesstraße in unmittelbarer nähe der KZ Gedenkstätte und dem Förderturm.
Jetzt habe ich natürlich mehrere Fragen. Wie groß war das KZ auf welchen Grundstücken waren Baracken oder in welchen Häusern haben die Nazis gehaust. Hat jemand einen Lageplan von den Stollen in der Produktionszeit oder von dem Lager.
Leider finde ich hierzu nichts im Internet.
Das Haus in dem Ich wohne gibt es seit ca. 1860. Der Teil in dem ich wohne wurde er in den 90er zugebaut, da kann also nichts passiert sein.
Trotzdem möchte ich wissen wie das damals hier ausgesehen hat.
Würde mich wahnsinnig freuen wenn mir da jemand helfen kann. GLG Roland
 
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