Shop und "Rekrutierungs- und Beratungsstützpunkt" des Bundesheeres in der Wiener Mariahilferstraße

josef

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Bundesheer eröffnete Shop auf „Mahü“
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Mit ein bisschen Tamtam hat das Bundesheer am Mittwoch auf der Wiener Einkaufsmeile Mariahilfer Straße einen „Checkpoint Mahü“ eröffnet. In dem Shop kann man sich über eine Karriere beim Heer informieren und Merchandise wie Kleidung oder Fußmatten kaufen.
Online seit heute, 14.47 Uhr
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Der Shop ist als Rekrutierungs- und Beratungsstützpunkt gedacht. Interessierte können sich hier über Einstieg und Laufbahn beim Militär informieren und Artikel in Heeresdesign wie Kleidung, Taschen, Brillen, Flaschen, Besteck, Feuerzeuge und sogar Fußmatten kaufen. Wir wollen das Bundesheer moderner machen und in der Mitte der Gesellschaft verankern", sagte Verteidigungsministerin Klaudia Tanner bei der feierlichen Eröffnung, die von der Gardemusik begleitet wurde.

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Bei der Eröffnung seilte sich das Jagskommando ab

Für Action sorgte das Jagdkommando, das sich mit vier Soldaten vom Dach des Gebäudes abseilte und der Ministerin, dem Bezirksvorsteher Markus Reiter und dem Landtagsabgeordneten Marcus Schober drei Scheren für die Durchschneidung des Eröffnungsbandes überreichte.

Geschäft auf Höhe der Stiftskaserne
Der „Shop“ ist in der Nähe der Stiftkaserne, in einer Geschäftszeile, die dem Bundesheer gehört, untergebracht. Damit fallen nach Angaben des Bundesheeres keine Mietkosten an. Die Öffnungszeiten orientieren sich an Geschäften rundherum und sind von 10 bis 19 Uhr geplant. Betrieben wird der Shop vom Heerespersonalamt, täglich sollen zwei bis drei Bedienstete dort ihren Dienst versehen.

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Neben der Beratung gibt es auch Merchandise zu kaufen – von Sonnenbrille bis Quietscheente

Die Wehrdienstberatung in Wien-Stammersdorf bleibe zwar erhalten, sie sei aber viel zu weit weg vom Publikum. Daher rücke das Bundesheer näher an die jungen Leute, die sich für eine Karriere beim Militär interessieren, heran, erklärten die Verantwortlichen. Interessierte können spontan hereinkommen und sich über Grundsätzliches informieren. Beratungsgespräche dauern ein bis zwei Stunden und müssen vereinbart werden.

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Ministerin Tanner präsentierte ihre Bundesheer-Handtasche

In den Räumlichkeiten gibt es neben Give-aways und Kaufprodukten auch eine VR-Brille und eine große Videowall, die diverse Image- und Personalgewinnungsclips sowie aktuelle Informationen über Einsätze und Großvorhaben zeigen.
15.09.2021, red, wien.ORF.at/Agenturen
Bundesheer eröffnete Shop auf „Mahü“
 

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Lokalaugenschein von der Eröffnung:

"Checkpoint Mahü" des Bundesheeres: Zu Besuch an der Quietschentenfront
Auf der Wiener Mariahilfer Straße eröffnete das Bundesheer den "Checkpoint Mahü". Da gibt es Heeresartikel zu kaufen, vor allem will man aber junge Menschen erreichen
Vier Uniformierte seilen sich von einem Haus in der Wiener Mariahilfer Straße ab. Dazu erklingt die Filmmusik von Mission Impossible, das evoziert Dramatik. Nicht gerade eine optimistische Musikauswahl, aber nix passiert. Die Angehörigen des Jagdkommandos des österreichischen Bundesheeres landen sicher auf ihren Füßen vor der Mariahilfer Straße 22-24.

"Supa!", entfährt es einer Passantin, die das Ganze mit dem Handy filmt. Sie ist eine von vielen, die zusehen, wie Verteidigungsministerin Klaudia Tanner im gelben Blazer von den Abgeseilten eine Schere entgegennimmt. Derart ausgestattet, eröffnet sie den Checkpoint Mahü: geübtes Kameralächeln.

Garde in der Fußgängerzone
Diese Woche war es so weit, der Flagship-Store des österreichischen Bundesheeres hat aufgesperrt, mit allen militärischen Ehren: Die Garde marschierte in der Fußgängerzone zur Marschtrommel auf und ab, dazwischen fuhren zivile Lieferanten ihre Ware aus, Jogger joggten, Beobachter schauten, Veteranen schwärmten: Ein sichtlich begeisterter grauhaariger Mann erklärte seiner Begleitung die verschiedenen Uniformen der anwesenden Militärs. Sichtlich weniger begeistert als er, wollte sie lieber zum Bortolotti auf ein Eis, der ist zwei Geschäfte weiter.


Frieden schaffen ohne Waffen: Zumindest in der Badewanne geht sich das jetzt aus – es sei denn, die Ente ist geladen.
Foto: Heribert Corn

Neben der Garde marschierte noch anderes Heerespersonal durch die Begegnungszone: Farbe im Gesicht, Helm am Kopf, etwas, das aussah wie getrockneter Seetang an der Jacke – und einen Schwarm Handyfotografen im Schlepptau. Dazu spielte eine neben dem neuen Shop postierte Band Jazziges: Fly Me To The Moon, Hit The Road Jack oder Sonderzug nach Pankow. Auf Give Peace A Chance wurde nachdrücklich vergessen. Militärpolizisten, die Arme brustbetonend am Rücken verschränkt, schauten streng, ein Touristenpärchen fragte, ob etwas passiert sei. Entwarnung, das Heer sperrt bloß einen Laden auf. "Oh."

Gut zwei Stunden dauerte die Eröffnung. Lokalfernsehsender filmten dunkelgrüne Artefakte, der Bezirksvorsteher hielt eine akustisch nicht hörbare Rede (Beim nächsten Mal näher ans Mikro gehen!), und immer wieder kreuzte die Garde die Veranstaltung, ihre Begeisterung hinter rot-weiß-roten Stoffmasken verbergend.

Handyshop-Charme
Flagship-Store ist es letztlich doch keiner geworden. Der Checkpoint Mahü ist ein bescheidener Verkaufsladen, sein Sortiment überschaubar. Es gibt Rucksäcke, Taschen, Buttons, Quietschenten für die Wanne, Brillenputztücher, die man nie wieder findet, wenn man sie am Waldboden verlegt, Trinkflaschen, Sonnenbrillen, Regenjacken. Derlei.


Beratung geht vor Shopping im "Checkpoint Mahü", der neueröffneten Anlaufstelle des Bundesheeres.
Foto: Heribert Corn

Der Raum erinnert vom Charme her an Handyshops: kaum Ware, viel Luft. Es dominiert Weiß, unterbrochen von tarngrünen Bänken und Polstern, ist also das Gegenteil des klassischen Army-Shops, wie es ihn früher oft gab. Während in diesen en masse ausgemusterte Uniformen und Ausrüstungsgegenstände mit dem Odeur von Feldlager, Truppenübung und chemischer Reinigung veräußert wurden, ist die Verkaufsfront im Checkpoint Mahü weitgehend ins Netz ausgelagert: Das Merchandise gibt es nur per Cybershopping. Das sorgt am nächsten Tag für erste Enttäuschungen. Werner aus Ottakring wird nicht fündig: "Die hom jo fost nix", sagt er unwirsch, schüttelt den Kopf und dampft ab.

Am Tag nach der großen Eröffnung ist der Andrang bescheiden. Wie am Heldenplatz zum Nationalfeiertag sind die Ersten, die kommen, die Veteranen: "Ich war ’59 eingezogen und habe freiwillig verlängert", erzählt ein älterer Herr. Er sei ein Fan des Heeres und stünde dazu. Damit sei er in der Minderheit. Doch er habe ausschließlich positive Erinnerungen ans Heer. Er hofft, ein T-Shirt oder eine Hose zu erstehen: "Mit dem Logo."
Zwei Damen kommen begeistert und freudestrahlend aus dem Laden. Was ihnen so getaugt hat? "Wir sagen nichts, weil wir sind Angehörige." Okay.

Sicherheitsprobleme
T-Shirts gibt es tatsächlich, doch wenig authentische und vorwiegend in "Lady"-Größen mit Aufschriften wie "Läuft" oder "Fast and Serious" – und auch das großteils nur online. Der Webshop geht nächste Woche live, wahrscheinlich. Noch gebe es Sicherheitsprobleme zwischen den Systemen, die Online-Seite des Bundesheeres werde bekanntgeben, wenn es so weit sei. Wenn die Sicherheitsbedenken dann ausgeräumt sind, versendet der Webshop, "oder man kann die Bestellung hier im Checkpoint persönlich abholen kommen", sagt Oberst Schifflhuber.


Auf die Frage, ob einer der Jobs Latrinenarchitekt sei, kommt ein Blick, der besagt: nicht lustig!
Foto: Heribert Corn

Er ist Referatsleiter für Rekrutierung im Heerespersonalamt. Seine Anwesenheit zeigt, was das Heer mit dem neuen Checkpoint in Wien vorrangig anstrebt. Es will da sein, wenn jemand zum Beispiel seinen Stellungsschein verloren oder irrtümlich verbrannt hat. Und es will jungen Menschen das Bundesheer näherbringen, schließlich böte es gut 30 verschiedene Lehrberufe an. Auf die Frage, ob einer davon Latrinenarchitekt sei, kommt ein Blick, der besagt: nicht lustig.

Auch Gewehre oder Panzer oder U-Boote würden im Webshop nicht angeboten, antwortet Oberst Schifflhuber auf diesbezügliche Nachfragen. Sogar das zum Verkauf stehende Gewand, sagt er, sei nicht dasselbe, das die Truppe tragen würde.


Foto: Heribert Corn

Was einen bei einer längerfristigen Karriere im Heer eventuell wirklich erwartet, wird mittels Virtual-Reality-Brillen gezeigt: Mit so einer auf der Nase fliegt man mit dem Hubschrauber, erlebt Fallschirmabsprünge aus dem Inneren eines Flugzeuges und fährt Panzer. Alles mit Baller, Baller. Diesbezüglich liegen im Raum jede Menge Prospekte auf.

Zufriedene Kundschaft
Die 26-jährige Katharina ist schon längst vom Heer überzeugt, aber sie brauchte Hilfe. In der Checkpoint-Beratungskoje wurde sie hinsichtlich ihrer Berufsambitionen informiert. Sie strebt eine Unteroffizierskarriere an, fiel aber bei einer der zwei dafür notwendigen Prüfungen durch. "Ich wollte deshalb schon alles hinschmeißen", sagt sie, doch im Checkpoint hat man ihr einen Plan B erläutert, einen Weg aufgezeigt, wie sie ihr Ziel doch noch erreichen kann. Sie freut sich.

Noch nicht Mittag, und schon eine zufriedene Kundin. Das kann das Bundesheer sonst nicht allzu oft vermelden.
(Karl Fluch, 18.9.2021)
"Checkpoint Mahü" des Bundesheeres: Zu Besuch an der Quietschentenfront
 
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