Kaiserschützensteig in Nauders
Die einzigen Schützengräben auf der Nordseite der Alpen aus dem 1. Weltkrieg finden sich in Nauders. Auf dem strategisch günstig gelegenen Sellesköpfen, in unmittelbarer Dorfnähe wurde ein umfangreiches Stellungssystem für die Kaiserschützen errichtet, das jetzt für einen spannenden historischen Rundgang „revitalisiert“ wurde. Am Kaiserschützensteig erwarten Sie dabei auch sehr eindrucksvolle Aus- und Tiefblicke ins Unterengadin.
Im Ersten Weltkrieg (1915 – 1918) wurden auf den Sellesköpfen nordwestlich von Nauders umfangreiche Infanteriestellungen gebaut. Sie wurden für den Fall errichtet, dass die Italiener an der Ortlerfront durchbrechen. Es wäre die nächste, gut befestigte Verteidigungslinie der österreichisch-ungarischen Armee knapp nördlich des Reschenpasses gewesen.
Für den Stellungsbau wurde viel Wald geschlägert, um freies Schussfeld zu haben und die Annäherung des Feindes rechtzeitig erkennen zu können. Aus dem felsigen Gelände (Bündner Schiefer) wurden Lauf- und Schützengräben ausgehoben. Im Vorfeld entstanden umfangreiche Drahtverhaue. Auch Felskavernen wurden errichtet. Als Zugang diente ein ca. meterbreiter Felsenweg von der Festung Nauders und über die beschusssichere Westseite der Sellesköpfe (Kitzmais), der leider weitgehend verfallen ist. Für die Wasserversorgung wurde ein Weg an der Ostflanke der Sellesköpfe von einer Quelle in der unteren Hälfte der Sellesweide errichtet. (Text: Museumsverein Nauders)
Die abgeholzten Waldflächen sind inzwischen wieder mit Föhren, Fichten und Lärchen bestanden. Alte Fotos aus den Jahren nach 1918 zeigen noch deutlich das abgeholzte Vorfeld der Stellungen. Wie das Bild vom Museumsverein Nauders.
Diese nahezu in Vergessenheit geratenen Schützengräben und Stellungen wurden jetzt wieder in Erinnerung gerufen – mittels einer spannenden Wanderung am Kaiserschützensteig. Bislang (Oktober 2015) ist der obere Rundgang auf den Sellesköpfen bereits begehbar und an gefährlichen Stellen mit Geländern abgesichert. In Bau befindet sich derzeit noch der steile Verbindungsweg von der Festung Nauders, nordseitig vom Dorf, hinauf auf die Sellesköpfe (Eröffnung voraussichtlich im Frühjahr 2016).
Der Ausgangspunkt für die spannende historische Wanderung ist auf der Norbertshöhe, dem höchsten Punkt der Verbindungsstraße von Nauders in die Schweiz. Schon bei der Anfahrt sehen Sie nordwärts die Sellesköpfe – den bewaldeten „Hügel“, der zwischen der Reschenstraße und dem Unterengadin liegt. Vom Parkplatz beim GH Norbertshöhe folgen Sie der Forststraße in nördlicher Richtung. Die Beschilderung ist teils noch im Entstehen (Okt.15), die Orientierung ist aber trotzdem relativ einfach mit den bereits vorhandenen Schildern.
Die ehemaligen Schützengräben sind 100 Jahre nach dem Entstehen wieder teilweise im Wald – während des ersten Weltkrieges wurden die Sellesköpfe weitestgehend gerodet. Nach einem Durchschlupf durch einen großen Stollen mit steil abfallendem Einstieg (Kette als Handlauf) kommen Sie auf die Westseite des Hügels, wo die Sellesköpfe nahezu senkrecht 600 Höhenmeter zum Inn im Unterengadin abbrechen. Sehr luftig, mit Geländern gesichert umrunden Sie von dort im Uhrzeigersinn am Kaiserschützensteig die Sellesköpfe. Dabei kommen Sie über den historischen Pfad der Kaiserschützen auch an Kavernen vorbei, die als Mannschaftsräume der Soldaten errichtet wurden.
Am nördlichsten Punkt trifft der Aufstieg von der Festung Nauders (wird im Frühjahr 2016 fertig gestellt) auf den oberen Rundweg. Von der Nordseite gelangen Sie danach auf die Südostseite mit schönem Blick auf Nauders. Sie wandern nun wieder in Richtung Norbertshöhe, im letzten Abschnitt auf bereits bekanntem Weg , wo Sie als „patrouillierender Wanderer“ nach ca. 3 Stunden (ca. 500 Hm ↑↓) wieder eintreffen.