Spittal a.d. Drau - Verlagerung WNF Wiener Neustädter Flugzeugwerke

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teurnia

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#1
Nach Bombardierungen sind die WNF auch nach Kärnten umgesiedelt worden, wobei die Tabakfabrik in Klagenfurt allgemein bekannt ist.

Auf www.turbo.at/geheimprojekte/t_wolfs.html
steht außerdem - ich zitiere:
"Im Reichsbahntunnel bei Wolfsberg war auf 2.400m² Fläche die Leitwerkmontage der WNF untergebracht. Es waren 296 Personen angestellt. (Auslagerungswerk)."

Da ich definitiv weiß, dass im halbfertigen Wolfsbergtunnel (heute Autobahn) bei Spittal/Drau zu Kriegsende Flugzeuge erzeugt wurden, bezweifle ich die Formulierung "bei Wolfsberg" - oder gab es im Lavanttal ein weiteres Werk?

Wo bekomme ich nähere Infos?
Wo wohnten die oben erwähnten Angestellten?

Es gab auch in Seebach bei Seeboden ein Flugzeugwerk (nur Segelflieger?)
Die Spittaler Liesersiedlung wurde vor oder während des Krieges für die Angestellten des (welches?) Flugzeugwerkes gebaut und hieß damals Luftwaffensiedlung.

Ich freue mich über jeden Hinweis.
 
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josef

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#2
WNF-Verlagerungswerk Spittal

Nach diversen Recherchen in der einschlägigen Literatur und Abgleichungen zwischen "Decknamenverzeichnis deutscher unterirdischer Bauten" von H.W.Wichert und den im Buch über die WNF von Haberfellner/Schroeder veröffentlichten Verlagerungslisten bzw. Karten der Verlagerungsorte kamen Markus und ich zu folgendem Ergebnis:

Die Untertageverlagerung der WNF mit dem Decknamen "Bussard" war im "Wolfsberg-Autobahntunnel" bei Spittal an der Drau! In einem Eisenbahn- (Reichsbahn-) Tunnel bei "Wolfsberg im Lavantal" war kein derartiger Verlagerungsbetrieb!

Die Einträge bei Wichert (Seiten 7 und 117) => Verlagerung in Reichsbahntunnel bei Wolfsberg dürften auf Verwechslung von "Reichsbahn-" mit "Reichsautobahntunnel" und dem "Wolfsberg" bei Spittal mit der "Stadt Wolfsberg" im Lavantal beruhen.

Wir danken @teurnia/Johanna für den Hinweis und bei nächster Gelegenheit werden die entsprechenden Korrekturen in der Datenbank von www.geheimprojekte.at vorgenommen.

lg nach Kärnten
josef
 

josef

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#3
Flugzeugwerk

Hallo,

bin gerade bei der Durcharbeitung von "Rüstung in Österreich" von Norbert Schausberger, Publikationen d. Institutes für Zeitgeschichte der Uni Wien, Verlag Brüder Hollinek, Wien 1970.

Auf Seite 136 schreibt Sch.: ...Der Ausfall der WNF (Anmerkung von mir=> bezogen auf Dezember 1943, Zerstörung der Werke in WN durch mehrmalige Luftangriffe...) hatte zur Folge, daß viele Betriebe in die Me 109-Teilefertigung einbezogen wurden.

Dazu werden unter Fußnote 215 einige Zulieferbetriebe angeführt, darunter auch Oberlerchner Spittal/Drau (Leitwerke). Damit dürfte betreffend Flugzeugwerk Spittal a.d. Drau die Fa. Oberlerchner, die hauptsächlich Segelflugzeuge herstellte, gemeint sein. Zu Werk Seebach/Seeboden kann ich nichts sagen, dürfte aber ident sein, glaube kaum, dass es da 2 Segelflugzeughersteller im Raum Spittal gab.

lg
josef
 
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teurnia

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#4
Hallo Josef,

seit eingien Tagen habe ich eine kleine Ortschronik von Seeboden, von OSR Edmund Rauter, Verlag Carinthia 1976.

Hier wird die in der Mitte des 19. Jh. errichtete Türkisch-Rotfärberei an der Seebachmündung in die Lieser erwähnt. 1870 von Freiherr Seutter von Loetzen gekauft und weitergeführt, in den 90er Jahren in die damals modernste Pappefabrik Österreichs umgebaut. Infolge der Weltwirtschaftskrise wurde das Werk 1932 bis 1940 stillgelegt, der Besitzer starb 1934.

"1940 wurde das ganze Fabriksareal von Seuters Erben an den Industriellen Ing. Josef Oberlerchner, einem gebürtigen Seebodner, ... zunächst verpachtet und dann verkauft. Die Fabrik wurde zu einem Rüstungsbetrieb umgewandelt und stellte Bestandteile für die deutsche Luftwaffe her. Nur der Enge des Tales war es zu danken, dass die bei den feindlichen Fliegerangriffen abgeworfenen Bomben ihr Ziel nicht finden konnten.

Nach dem Krieg stellte Oberlerchner in Seeboden zunächst Segelflugzeuge, dann Motorflugzeuge her. Der erwartete wirtschaftliche Erfolg stellte sich jedoch nicht ein. Der Betrieb wurde um die Mitte der sechziger Jahre geschlossen."



Liebe Grüße
teurnia
 

josef

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#5
Hallo @teurnia/Johanna,

besten Dank für die Info betreffend Fa. Oberlerchner.

Fand im Buch von Siegfried Beer u. Stefan Karner "Der Krieg aus der Luft - Kärnten und Steiermark 1941-45" auf Seite 166 ein Foto vom "Flugzeugwerk Oberlerchner...", dürfte sich um die Herstellung von Tragwerksteilen (Flugzeugflügel) handeln. Beer u. Karner schreiben zwar von der Herstellung von Segelflugzeugen, erwähnen aber die von Schausberger in "Rüstung in Österreich" angesprochene Verlagerung der WNF betreffend Teilefertigung für Me 109 nicht. Bezüglich der WNF-Verlagerung in den Wolfsberg-Tunnel schreiben sie, dass diese wichtige Produktionsverlagerung der alliierten Aufklärung anscheinend "entgangen" ist. Im selben Buch befindet sich auf Seite 165 auch ein amerikanisches Aufklärungsfoto von Spittal an der Drau v. Juni 44.

lg
josef
 

josef

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#8
@ec-135 besten Dank für den Link!

Lt. WNF-Verlagerungslisten waren in der 2.400 m² großen Untertageverlagerung im Wolfsbergtunnel mit Stichtag 15.11.1944 - 405 Personen und zum Stichtag05.12.1944 - 379 Personen beschäftigt.

Interessant ist, dass als Tarnname "Carinthia Baugesellschaft" und nicht wie bei Wichert "Bussard" angeführt wird! Dies deutet auch auf den bereits "abgehandelten" Fehler in den Listen bei Wichert hin, wo "Reichsbahn-" statt "Reichsautobahntunnel angeführt wird. Für eine Verlagerung in einen Reichsbahntunnel würde "Bussard" passen, da diese mit Vogelnamen bezeichnet wurden...

Noch ein Querverweis zu den Threads "Flugzeugwerk Oberlechner": http://www.unterirdisch-forum.de/forum/showthread.php?t=6879&highlight=Spittal+Drau
und "Lager im Raum Spittal a.d. Drau", die um die RAB-Baulager ergänzt werden können: http://www.unterirdisch-forum.de/forum/showthread.php?t=4559&highlight=Spittal+Drau

lg
josef
 
#9
Threads "Flugzeugwerk Oberlechner

Lieber Josef !
Bezüglich Oberlerchner Flugzeugwerk bekommst du von mir noch genaue Daten und einen tollen Bericht .Habe einiges audgearbeitet und eine Menge genialler Fotos.
Auch bezüglich Flugfeld Spittal/Drau
Lg Daniel
 
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