St.Pölten: Grabungen am Domplatz

josef

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#1
Die seit einigen Jahren durchgeführten Grabungen nach den Resten der römischen Siedlung Aelium Cetium am St.Pöltener Domplatz werden fortgesetzt:
St. Pölten: Grabungen fortgesetzt

Nach der Winterpause sind die archäologischen Grabungen am Domplatz in St. Pölten, dem einstigen Zentrum der römischen Siedlung Aelium Cetium, wieder fortgesetzt worden. In drei Jahren soll der Domplatz dann in neuem Glanz erstrahlen.

Die Archäologen haben 2010 ihre Tätigkeit aufgenommen. Im Vorjahr wurden 20.000 Einzelstücke gefunden, unter anderem kamen 2.170 Kleinfunde und 428 Münzen zum Vorschein. Das Fundmaterial füllte mehr als 130 Bananenkartons.

Die Zahl der bisher geborgenen menschlichen Überreste, die alle anthropologisch untersucht wurden, lag zuletzt bei 6.715. Im Vorjahr wurden zwei Sammelgräber entdeckt. Zudem stießen Forscher unter anderem auf einen großen mit Fußbodenheizung ausgestatteten Saal. Unklar blieb aufgrund des kleinen Ausschnittes, ob dieser zu einem öffentlichen Gebäude oder einem gehobenen Privathaus gehörte.

Römische Bauerngehöfte in Kremser Landstraße
Abseits des Domplatzes werden noch weitere zwölf archäologische Arbeiten im Gemeindegebiet von St. Pölten durchgeführt. In der Brunngasse wurde etwa eine Doppelofenanlage zum Brennen von Geschirr entdeckt, die das Bestehen einer Hafnerei bis ins 17. Jahrhundert belegen soll. Römische Bauerngehöfte wurden zudem in der Kremser Landstraße nachgewiesen.
Text- u. Bilder: http://noe.orf.at/news/stories/2702194/
 

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#2
Funde auf dem St. Pöltner Domplatz interessieren die internationale Fachwelt

St. Pöltner Funde international gefragt

Die archäologischen Funde auf dem St. Pöltner Domplatz interessieren auch die internationale Fachwelt. Experten aus ganz Europa und den USA berichten darüber in zahlreichen Publikationen und Abschlussarbeiten.

Während die Ausgrabungen auf dem Domplatz seit Jahren für Unmut bei parkplatzsuchenden Autofahrern sorgen würden, blicke die internationale Fachwelt mit großem Interesse auf die Funde in der Landeshauptstadt, sagte Stadtarchäologe und Grabungsleiter Ronald Risy. Sie sind mittlerweile Grundlage für Fachbeiträge, Abschlussarbeiten und Vorträge auf der ganzen Welt.

Besonders der ausgegrabene Friedhof mit Überresten von mehr als 9.000 Menschen aus dem Mittelalter erstaune die Fachleute, sagte Risy: „In ganz Europa gibt es keinen freigelegten mittelalterlichen Friedhof mit so vielen Individuen.“ Somit habe St. Pölten ein Alleinstellungsmerkmal. Niemand habe solche Funde erwartet, so Risy. Doch nicht nur Archäologen reisen an: „Viele Fachuniversitäten machen mit ihren Studierenden Exkursionen hierher.“
http://noe.orf.at/news/stories/2725619/
 

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#3
Alleine in diesem Jahr bereits 2.837 Skelettebei den Grabungen gefunden

2.837 Skelette bei Domplatz-Grabungen gefunden

Seit dem Jahr 2010 laufen am Domplatz St. Pölten archäologische Grabungen und auch in diesem Jahre wurden wieder zahlreiche menschliche Skelette gefunden - insgesamt 2.837. Die Stadt zieht jetzt eine Bilanz.

Die Überreste von 2.837 Menschen wurden allein in diesem Jahr bei den archäologischen Grabungen am Domplatz St. Pölten. Seit 2010, dem Start der Grabungen, sind 12.679 Individuen freigelegt worden. Fast alle Funde wurden anthropologisch untersucht, heißt es von Seiten der Stadt.

Etwa 730 Tonnen Erdmaterial wurden in diesem Jahr mit Schaufeln, Pinseln und Kellen ausgegraben. Das Fundmaterial füllt etwa 81 Kartons, die schätzungsweise mehr als 23.000 Einzelstücke enthalten. Darüber hinaus wurden 197 Münzen gefunden. Auch die Überreste von römischen Bauten wurden von den Archäologen freigelegt. Etwa fünf nebeneinanderliegende, mit Fußbodenheizung ausgestattete Räume, wurden gefunden. Mehr als 29.000 Fotos dokumentieren die aktuellen Funde.

„Die archäologische Grabungssaison 2016 bezeugt erneut, dass das heutige Stadtgebiet von St. Pölten seit Sesshaftwerdung des Menschen immer ideale Lebensbedingungen bot“, sagt Bürgermeister Matthias Stadler (SPÖ). Durch den anhaltenden Bauboom in St. Pölten führte man auch im heurigen Jahr zahlreiche archäologische Maßnahmen durch. Das Spektrum reicht von Künettenbeobachtungen bis hin zu richtigen archäologischen Grabungen im Vorfeld verschiedener Bauvorhaben. Stadtarchäologe Ronald Risy und Bürgermeister Stadler ziehen eine positive Bilanz.

Neue frühmittelalterliche Funde in Pottenbrunn
Der Schwerpunkt der Arbeiten der Archäologen lag auch in diesem Jahr wieder am Domplatz.
Doch auch in Pottenbrunn wurden bisher unbekannte frühmittealterliche Siedlungen aus dem siebenten und beginnenden achten Jahrhundert nach Christus gefunden. Ein kleines spätbronzezeitliches Gräberfeld sowie die Nutzungszone eines römischen landwirtschaftlichen Betriebs und spätmittelalterliche Hamsterfallen wurden in der Nähe des Krankenhauses entdeckt.
Text, Bildtexte u. Fotos: http://noe.orf.at/news/stories/2814948/

1. Bei den Grabungen wurde ein Grab einer jungen Frau mit zahlreichen Schmuckbeigaben aus dem 11. Jahrhundert geborgen.
2. Die Andreaskapelle, eine römische Fußbodenheizung am rechten Bildrand, sowie weitere römische Gebäudereste im linken Bildfeld
3. Bergung der Knochenschüttung aus dem Karner
4. Das Archäologen-Team bearbeitete die geborgenen Knochen aus dem Karner
5. Grabungsarbeiten in der Diözese St. Pölten
 

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#4
Lit Empfehlung

Risy, Ronald (2011): Da steh i drauf! St. Pölten Domplatz 2010 ; eine archäologische Zwischenbilanz ; [Begleitpublikation zur gleichnamigen Ausstellung im Stadtmuseum St. Pölten 201112]. St. Pölten (1).
 

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#5
Domplatz St. Pölten
Massengrab mit Kindern. Archäologen entdeckten im mittlerweile sechsten Seuchengrab vor allem Überreste von jungen Menschen. Fund-Dichte am aktuellen Platz ist enorm hoch.

Auf ein Kindergrab stießen die Archäologen auf der 356 Quadratmetergroßen Grabungsfläche westlich des Domportals. | NOEN, Mario Kern


Mit einer derart hohen Dichte an bestatteten Menschen hatte Stadtarchäologe Ronald Risy knapp 50 Meter westlich des Domportals nicht gerechnet: Seit März sind auf den 356 Quadratmetern 1.745 Bestattete zum Vorschein gekommen – vorläufiger spannendster Fund war vor wenigen Tagen ein Seuchengrab mit bislang 57 Skeletten. Zum überwiegenden Teil handelt es sich dabei um Überreste von Kindern.

Seuche als Todesursache
Was die Menschen dahinraffte, kann Ronald Risy nur vermuten: „Sie wurden alle sehr zeitnah bestattet und das in mehreren Wellen“, erklärt der Archäologe. „Das lässt fast nur den Schluss zu, dass auch hier eine Seuche die Todesursache war.“ Damit liegt in diesem Bereich das mittlerweile sechste Seuchengrab.

Damit bewegen sich die Archäologen auf ein Rekord-Jahr zu. „Wir sind noch nicht fertig, an manchen Stellen sind wir erst 66 Zentimeter tief gekommen“, erklärt Risy damit auch das langsamer scheinende Tempo: „Fakt ist, dass wir mit einer so hohen Dichte an Skeletten nicht gerechnet haben. Und die müssen wir wie alle bisherigen 14.233 am Domplatz gefundenen Individuen vorsichtig freilegen und herausheben.“ Das Team arbeite unablässig und unermüdlich, so Risy. „Auch bei sehr hohen Temperaturen. Da ist schon eine Stunde lang zäh – selbst ohne Arbeit.“

Noch nicht sagen kann Risy, ob die Archäologen im Zuge der diesjährigen Arbeiten auf weitere römische Mauern stoßen werden, die etwas mehr Aufschluss über die genaue Nutzung der Bauten aus der Römerzeit geben. „Wir können nur hoffen.“
NÖN, Mario Kern http://www.noen.at/st-poelten/domplatz-st-poelten-massengrab-mit-kindern/53.993.318
 

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#6
Bisher 15.000 Skelette am Domplatz St. Pölten freigelegt
St. Pölten ist das „Eldorado der Archäologen“: In der Viehofner Au werden derzeit die Reste eines NS-Zwangsarbeiterlagers freigelegt, am Domplatz konnte in dieser Woche das fünfzehntausendste Skelett freigelegt werden.

Seit dem Jahr 2010 graben Archäologen auf dem Domplatz in St. Pölten. Immer wieder machten sie überraschende Funde, so auch heuer. „Hervorzuheben ist ein Massengrab, von dem bisher mehr als 100 Individuen geborgen wurden"“, sagt Ronald Risy, der Stadtarchäologe von St. Pölten.

Massengrab unter dem Domplatz entdeckt
Der archäologische Befund spreche dafür, dass „diese Menschen relativ zeitnah verstorben und in dieser Grube gruppenweise bestattet wurden. Die Todesursache ist unbekannt, sie könnte durchaus Krankheit, eine Epidemie oder eine Seuche gewesen sein.“


ORF
Ausgrabungen auf dem Domplatz Sankt Pölten

Aber auch mehrere kleinere Sammelgräber mit sieben bis 15 Skeletten wurden entdeckt: „Zwischen den Gräbern sieht man stellenweise bereits Mauern der römischen Stadt Aelium Cetium“, so der Stadtarchäologe.

Das aus 22 Personen bestehende Forscherteam dokumentierte in den letzten acht Jahren 25.000 Einzelbefunde, etwa 350.000 Fotos wurden angefertigt, mehr als „800 Bananenkartons an Funden, über 2.000 Münzen, 10.000 Metall- bzw. Beinfunde“, zählt Risy auf. Im kommenden Jahr wird in St. Pölten eine Ausstellung mit dem Titel „Der Umgang mit dem Tod“ gezeigt, mit wichtigen Funden vom Domplatz.







Alle Fotos ORF

Beitrag http://noe.orf.at/news/stories/2862442/ geteilt
 

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#7
Mittelalterliche Töpferwerkstätte entdeckt
Nach den Ausgrabungen am St. Pöltner Domplatz melden die Archäologen nun die nächsten historischen Funde. Bei Grabungsarbeiten für ein geplantes Bauprojekt ist eine mittelalterliche Töpferwerkstätte entdeckt worden.
Seit September werden der Karmeliterhof und das Wallnerareal in St. Pölten archäologisch untersucht. Und bereits in der ersten geöffneten Fläche kamen überraschende Funde zum Vorschein: Die Archäologen stießen auf Fundamente jenes Gebäudetraktes an der Heßstraße, der im Zuge der Nachnutzung des Karmeliterinnenklosters durch das Militär Ende des 18. Jahrhunderts errichtet wurde. Zwei große Kalkgruben stammen aus der Errichtungszeit des Klosters um 1700. Zudem wurde die im Garten angelegte Brunnenanlage freigelegt, teilte die Stadt in einer Aussendung mit.



Josef Vorlaufer
Kachelfragmente aus dem Werkstattabfall einer Töpferei

Als „besonders spannend“ gilt laut der Aussendung auch ein Fund am Roßmarkt. Hier wurden Reste einer mittelalterlichen Töpferei freigelegt. Früher wurde der Roßmarkt als Hafnergasse bezeichnet, da hier konzentriert Töpferwerkstätten angesiedelt waren. Eine der Hafnereien wurde nun bei den Grabungen entdeckt. Bisher konnten ein Töpferofen und eine mit Werkstattabfall verfüllte, große Grube freigelegt werden.

Publiziert am 01.11.2017

Josef Vorlaufer


Josef Vorlaufer
Stadtarchäologe Ronald Risy, Bürgermeister Matthias Stadler und Thomas Pulle, Leiter des Stadtmuseums

http://noe.orf.at/news/stories/2875546/
 

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#8


St. Pölten: Domplatz-Grabungen gehen weiter

Am Montag werden nach der Winterpause die archäologischen Grabungen am St. Pöltner Domplatz fortgesetzt. Heuer wird auf einer Fläche von mehr als 500 Quadratmetern gearbeitet. Man hofft auf neue Erkenntnisse zur römischen Bebauung.
Begonnen wird mit den Grabungen westlich des Südturms der Domkirche auf 261 Quadratmetern Fläche. Hier wird zunächst der Asphalt und die darunter liegende Schicht entfernt, bis man auf die erste Lage trifft, die Skelette enthält.

Läuft alles nach Plan, wird im Juli auf eine Fläche von 254 Quadratmetern nördlich des Domeinganges gewechselt. Der erste Abschnitt wird dann wieder geschlossen. Das Archäologenteam hofft, nicht nur die Skelette von Bestattungen freizulegen, sondern auch neue Erkenntnisse zur römischen Bebauung in diesem Bereich zu gewinnen. Für Interessierte steht ein Aussichtsturm zur Verfügung.


Magisrat St. Pölten - Stadtmuseum
Die grünen Flächen sollen 2018 archäologisch erkundet werden

Die Ausgrabungen am Domplatz sind die gesetzliche Voraussetzung für die Neugestaltung, wird bei der Stadt St. Pölten betont. Das Magistrat ist deshalb auch immer wieder mit Kritik konfrontiert, etwa aufgrund der dadurch eingeschränkten Parkmöglichkeiten. Indes laufe die Planung für die Neugestaltung auf Hochtouren, heißt es in einer Aussendung. Auch neue Aspekte, die sich aus der Bewerbung als Kulturhauptstadt Europas 2024 ergeben, sollen in das Konzept einfließen.

Grabungen für Wohnbauprojekt abgeschlossen
Archäologische Grabungen gab es bis vor kurzem auch im Norden der Landeshauptstadt, wo ein großes Wohnbauprojekt umgesetzt werden soll. Hier liegt nun der Abschlussbericht vor. Durch die Grabungen konnten die Reste eines NS-Zwangsarbeiterlagers dokumentiert werden. Noch heuer soll die Umwidmung des Grundstücks vorbereitet werden. Ende 2019 sollen hier 720 Wohnungen entstehen - mehr dazu in NS-Zwangsarbeiterlager dokumentiert (noe.ORF.at; 10.3.2018).

Link:
Vom Gräberfeld zur Ausstellung (noe.ORF.at; 23.11.2017)


Publiziert am 11.03.2018
http://noe.orf.at/news/stories/2900220/
 

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#9


St. Pölten: Bereits 20.000 Skelette freigelegt

Bei den archäologischen Grabungen am Domplatz St. Pölten sind seit dem Start 2010 bereits 20.000 Individuen freigelegt worden. Alleine heuer wurden 3.437 Skelette dokumentiert. Die Grabungen dauern noch bis mindestens Ende 2019.
Durch die sorgfältige Freilegung, Dokumentation und anthropologische Bestimmung liege ein europaweit einzigartiger Datenschatz aus einem Friedhof vor, wurde in einer Aussendung der Stadt vom Samstag festgehalten. Dieser werde für „Grundlagenforschungen in der Archäologie, der Anthropologie, vieler Naturwissenschaften, aber auch für die moderne Medizin von unschätzbarer Bedeutung“ sein.


ORF

Die Ausgrabungen am Domplatz sind die gesetzliche Voraussetzung für die Neugestaltung, wird bei der Stadt St. Pölten betont. Die ersten Skelette wurden im Jahr 2010 gefunden. Wie lange die Ausgrabungen noch dauern, sei offen, allerdings sollen sie noch bis mindestens Ende nächsten Jahres dauern.

Für die Zeit nach Abschluss der Arbeiten denke das Grabungsteam um den Stadtarchäologen Ronald Risy intensiv über eine pietätvollen Wiederbestattung nach, wird in der Aussendung betont. Aktuell sind die Gebeine laut Angaben eines Rathaus-Sprechers in Depots gelagert.

Publiziert am 10.11.2018
St. Pölten: Bereits 20.000 Skelette freigelegt
 

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#11
Grabungssaison 2018 bringt sensationelle Erkenntnisse:

Die archäologischen Grabungen am Domplatz in heurigen Jahr bestätigen die Vermutung der Archäologen: St. Pölten war als Aelium Cetium im 4. Jahrhundert nach Christus der Sitz des zivilen Statthalters der Provinz Noricum, war also damals schon von zentraler Bedeutung. Der Domplatz ist somit nicht nur die Wiege der Stadt, sondern des südlichen Niederösterreichs und weit darüber hinaus.

Stadtarchäologe Dr. Ronald Risy und Bürgermeister Mag. Matthias Stadler präsentieren die sensationelle Erkenntnis der Grabungssaison 2018 am Domplatz: St. Pölten war im 4 Jahrhundert n. Ch. Sitz des Statthalters der Provinz Noricum.
Foto Josef Vorlaufer

Heuer wurden 522 m² in zwei Teilflächen geöffnet. In diesem Jahr wurden insgesamt 3.601 Individuen freigelegt und dokumentiert. Es hat sich auch heuer bestätigt, dass der Zentralbereich des Friedhofs zwischen den beiden Kirchen offenbar dichter als die Randbereiche belegt war. Die Anzahl der gemäß den Vorgaben des Bundesdenkmalamtes zu dokumentierenden Einzelbefunde beläuft sich auf 4.169. Darüber hinaus kamen 870 Kleinfunde sowie 445 Münzen zum Vorschein. 19.602 Fotos wurden aufgenommen. Die Arbeiten sind beendet und die Grabungsflächen bis auf einen kleinen Streifen geschlossen.

Sensationelle Überraschung
Ein besonderes Augenmerk der heurigen Kampagne galt der Klärung der Frage, wie die in den letzten Jahren immer wieder angeschnittenen, römerzeitlichen Gebäudereste zu interpretieren sind. Auch heuer kamen erneut mehrere, zum Teil bereits bekannte, zum Teil noch unbekannte mit Fußbodenheizung versehene Räumlichkeiten zu Tage. In Verbindung mit den in den letzten Jahren dokumentierten Mauerresten zeigte sich klar, dass es sich um einen einzigen Baukomplex handelt, der mit den im Norden festgestellten als Verwaltungsanlage interpretierten Gebäudeteilen in Zusammenhang stehen muss.
Die gesamte Anlage nahm eine Fläche von mindestens 5.100 m² ein und bestand aus einem Privatbad, einem großen Saal mit Apside (Aula) sowie einem Komplex mit Gängen, Höfen und ungewöhnlich vielen beheizten Räumlichkeiten. Die Größe, die bereits genannten Raumelemente und die Datierung in das 4. Jahrhundert nach Christus lassen nur den Schluss zu, dass hier der Sitz des zivilen Statthalters der Provinz Noricum ripense vor uns liegt, der bisher in Ovilava (Wels) oder in Lauriacum (Enns) lokalisiert wurde.

„Die archäologischen Grabungen am Domplatz zeigen, dass St. Pölten als Aelium Cetium in der Römerzeit eine weit größere Bedeutung gehabt haben muss, als bisher angenommen. Das ist für die Geschichtsschreibung und die Identitätsfindung der Stadt eine wichtige Erkenntnis. Der Domplatz war also nicht nur die Wiege St. Pöltens, sondern des südlichen Niederösterreichs und weit darüber hinaus“, interpretiert Bürgermeister Mag. Matthias Stadler die Ergebnisse der archäologischen Grabungen am Domplatz.

20.000ste Bestattung freigelegt
Am Freitag, den 9. November wurde die 20.000ste Bestattung freigelegt. Durch die sorgfältige Freilegung, Dokumentation und anthropologische Bestimmung liegt nun ein europaweit - wenn nicht sogar weltweit – einzigartiger Datenschatz aus einem Friedhof vor, der für Grundlagenforschungen in der Archäologie, der Anthropologie, vieler Naturwissenschaften, aber auch für die moderne Medizin von unschätzbarer Bedeutung ist und sein wird.

Anthropologie
Bei den heurigen Untersuchungen ergaben sich, wie auch schon im Vorjahr, ein ungewöhnlich hoher Anteil von Kindern und Jugendlichen.
Es wurden vor allem Verletzungen und Veränderungen an den Skeletten festgestellt, wie sie für eine starke körperliche Arbeitsbelastung typisch sind. Zu diesen zählen etwa chronische Entzündungen der Beinhäute (Periostitis) und der Gelenke (Arthritis) sowie degenerative Abnützungserscheinungen (Arthrose) an den Gelenken. Des Weiteren wurden mehrfach Zeugnisse von (Arbeits-?) Unfällen, wie Frakturen an den Unterarmen (Stürze) oder an den Füssen und den Unterschenkeln (Überrollungen) an den untersuchten Individuen vorgefunden. Der Anteil an Verletzungen, welche auf interpersonelle Gewalt zurück zu führen sind, war wie in den Jahren zuvor, eher gering.

Ein bizarrer Fund im heurigen Jahr gibt allerdings weiterhin Rätsel auf. Neben Schnittverletzungen am Schädel und dem rechten Unterarm, wurde einem jungen Mann ein massiver Eisennagel in den Schaft des rechten Oberarmknochens getrieben. Eine medizinisch-orthopädische Behandlung erscheint wenig wahrscheinlich, viel eher dürfte es sich um eine Maßnahme bei der Präparation des Leichnams für die Bestattung gehandelt haben. Das Ziel dieses „Eingriffes“ bleibt aber, zumindest vorerst, unklar.

„Archäologisches Erbe – was tun?“
Was ist eigentlich ein Bodendenkmal, wie kann die Archäologie BürgerInnen (be-)treffen? Was soll/darf man tun oder nicht tun? Diese und viele andere Fragen möchte diese neue, einfallsreich illustrierte Broschüre beantworten! Auf humorvolle Weise möchte der Ratgeber das Thema Archäologie, die Herausforderungen der Archäologie und archäologischen Denkmalpflege einem breiten Publikum näherbringen. Große und auch kleine Interessierte sollen sich mit dieser kleinen, praktischen Broschüre informieren können, was es bedeutet, wenn archäologische Funde und Bodendenkmale entdeckt werden, und wie man mit den Spuren der Vergangenheit umgehen soll.

Das von der „Standesvertretung der Museumsarchäolog(inn)en Österreichs“ herausgegebene Büchlein ist noch in geringer Stückzahl im Stadtmuseum St. Pölten gratis erhältlich oder kann auf der Stadtmuseumshomepage unter dem folgenden Link heruntergeladen werden: www.stadtmuseum-stpoelten.at/PUBLIKATIONEN
https://www.noen.at/st-poelten/st-poelten-grabungssaison-2018-bringt-sensationelle-erkenntnisse-domplatz-st-poelten-grabungen-128423723
 

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#12
Grabungen am Domplatz bis Ende 2019 fertig
Die archäologischen Grabungen am Domplatz in St. Pölten sollen bis zum Jahresende abgeschlossen werden. Der Gemeinderat der Landeshauptstadt wird am Montag die dafür notwendigen finanziellen Mittel beschließen.
Für die letzten Projektmonate wird der Gemeinderat in der Sitzung am Montag rund 1,24 Millionen Euro an finanziellen Mitteln beschließen, teilte das Medienservice der Landeshauptstadt mit. Die Vorarbeiten für die Neugestaltung des Domplatzes kosteten bisher 8,6 Millionen Euro.


Ronald Risy

In dieser Summe enthalten sind neben den Grabungen auch Mittel für Planungsarbeiten, Erd- und Straßenbau sowie Personalkosten der vergangenen neun Jahre, hieß es in einer Aussendung. Eine schnellere Abwicklung der seit 2010 laufenden archäologischen Tätigkeiten wäre demnach weder technisch möglich noch insgesamt sinnvoll gewesen.

„Die gewählte Vorgehensweise war daher die einzig richtige“, zog Bürgermeister Matthias Stadler (SPÖ) Zwischenbilanz. Veraltete Einbauten wie Wasserleitung und Kanal könnten nun erneuert werden, der Domplatz werde „nachhaltig neu gestaltet“. Zudem könne die Landeshauptstadt „mit den gewonnenen archäologischen Erkenntnissen international punkten“, wurde Stadler zitiert.

Überregionale historische und kulturelle Bedeutung
Die Bedeutung der Ausgrabungen habe auch das Bundesdenkmalamt festgestellt, teilte das Medienservice der Landeshauptstadt mit. Im Unterschutzstellungsbescheid habe die Behörde betont, dass „den römerzeitlichen und mittelalterlichen Bauresten sowie dem mittelalterlichen Friedhof am Domplatz von St. Pölten eine nicht nur stadthistorische, sondern auch überregionale geschichtliche und kulturelle Bedeutung zukommt“.


ORF/Reinhard Linke

Damit sei das öffentliche Interesse an der Erhaltung des Denkmals im Sinne des Denkmalschutzgesetzes ausgesprochen worden. Die Grabungen erbringen dem Bundesdenkmalamt zufolge „einzigartige Erkenntnisse bezüglich der römischen und mittelalterlichen Siedlungsgeschichte St. Pöltens“. Neben der spätantiken Badeanlage sei die älteste frühmittelalterliche Kirche auf niederösterreichischem Boden besonders hervorzuheben.

Nachdem das „Domplatzprojekt“ davor immer wieder aufgeschoben worden sei, werden die Vorarbeiten für die Neugestaltung seit 2008 intensiv betrieben, hob Stadler hervor. „Mit einer derart langen Dauer konnte man im Vorfeld nicht wirklich rechnen. Im Nachhinein gesehen ist es aber ein Glücksfall, dass wir so zeitig begonnen haben, denn wären wir nicht schon so weit, könnten wir den Domplatz, sollten wir den Zuschlag als Europäische Kulturhauptstadt 2024 bekommen, nicht mehr rechtzeitig fertigstellen“, erklärte der Bürgermeister.

Links:
Publiziert am 25.02.2019
Grabungen am Domplatz bis Ende 2019 fertig
 

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#13
Domplatz St. Pölten schließt Grabungen ab

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Seit 2010 wird am Domplatz in St. Pölten gegraben. Nun gehen die Ausgrabungen in die finale Phase. Ende November sollen die Arbeiten endgültig abgeschlossen werden. Bereits jetzt kann eine positive Bilanz gezogen werden: Über 22.000 Skelette wurden freigelegt.
Bei so manchen Bürgerinnen und Bürgern St. Pöltens löste das Schlagwort „Domplatzprojekt“ zu Beginn der Ausgrabungen negative Gefühle aus. Begannen die Arbeiten im Stadtkern der Landeshauptstadt doch bereits im August 2010 und ein baldiges Ende schien zunächst nicht in Sicht. Das Bewusstsein über das Ausmaß und die Bedeutung der archäologischen Entdeckungen war bei einem großen Teil der Bevölkerung besonders am Anfang der Grabungen kaum vorhanden.

Das Team um den Stadtarchäologen Ronald Risy zieht allerdings bereits jetzt eine durchaus positive Bilanz: Als eines der bedeutendsten Resultate der Ausgrabungen hebt Risy die Entdeckung des spätantiken Verwaltungspalastes hervor, der dem zivilen Statthalter der Provinz Noricum Ripense im vierten Jahrhundert als Verwaltungssitz diente. Durch die historischen Arbeiten dieses Fundes, mit dem man nicht gerechnet habe, wurde bekannt, dass St. Pölten eine zentrale Rolle in der römischen Provinz gespielt hat. An der Stelle, an der heute die Altstadt St. Pöltens liegt, befand sich einst die römische Stadt Aelium Cetium.

Stadtmuseum St. Pölten
Seit 2010 wird am Domplatz in St. Pölten gegraben

Stadtmuseum St. Pölten


Stadtmuseum St. Pölten

Älteste bekannte Kirche Niederösterreichs freigelegt
Des Weiteren konnte eine der derzeit ältesten bekannten Kirchen Niederösterreichs freigelegt werden, berichtet der Archäologe Ronald Risy gegenüber noe.ORF.at. Diese stamme aus dem neunten Jahrhundert. Dem Domplatz kommt somit überregionale Bedeutung zu, heißt es auch von Seiten der Stadt St. Pölten.

An der Stelle des heutigen Domplatzes befand sich außerdem fast 1.000 Jahre lang ein Friedhof: 22.000 Skelette konnten dort freigelegt, dokumentiert und anthropologisch bestimmt werden. Das sei ein in Europa einzigartiger Fund, so Risy: „Auf diesem Friedhof sind Menschen vom neunten Jahrhundert bis hin ins Jahr 1779 bestattet worden.“

„AUSgegraben“ heißt es am Samstag
Am Samstag haben Interessierte von 9.00 bis 17.00 Uhr die Möglichkeit, sich ausführlich über die Ergebnisse der Ausgrabungen zu informieren und die Grabungsfläche ein letztes Mal aus nächster Nähe zu erleben, denn Ende November wird diese geschlossen. „AUSgegraben“ nennt sich die Veranstaltung, die vor allem Kritikerinnen und Kritikern des „Domplatzprojektes“ die Arbeit der Archäologinnen und Archäologen und ihre einzigartigen Ergebnisse näher bringen möchte, so Martin Koutny, Leiter des Medienservice St. Pölten. Anfeindungen vor allem zu Beginn der Arbeiten bezogen sich unter anderem auf die durch die Ausgrabungsstätte eingeschränkten Parkmöglichkeiten.

Weitere Aufarbeitung nach Ausgrabungen
Nach Ende der Ausgrabungen solle die historische und wissenschaftliche Aufarbeitung weiter fortgesetzt werden, heißt es von Seiten der Stadt St. Pölten, in welchem Ausmaß sei jedoch noch unklar. Auch Stadtarchäologe Ronald Risy erläutert, dass unter anderem abgewartet werden müsse, ob St. Pölten zur Europäischen Kulturhauptstadt 2024 ernannt werde. Eine diesbezügliche Entscheidung der zuständigen EU-Jury wird am 12. November gefällt.

Fest stehe allerdings, dass die über 22.000 Skelette eine human-biologische Datenbank darstellen, die einzigartig sei, so Rathaussprecher Koutny. Aus dem Datenmaterial des freigelegten Friedhofs könnten bedeutende historische sowie auch für die heutige Medizin wesentliche Rückschlüsse gezogen werden. Das endgültige Resultat der Grabungen wird nach der Finalisierung im November präsentiert: aber dann hat es sich wohl endgültig „AUSgegraben“.
29.09.2019, Katharina Zwins, noe.ORF.at

Links:
Chronik: Domplatz St. Pölten schließt Grabungen ab
 
#14
An der Stelle des heutigen Domplatzes befand sich außerdem fast 1.000 Jahre lang ein Friedhof: 22.000 Skelette konnten dort freigelegt, dokumentiert und anthropologisch bestimmt werden. Das sei ein in Europa einzigartiger Fund, so Risy: „Auf diesem Friedhof sind Menschen vom neunten Jahrhundert bis hin ins Jahr 1779 bestattet worden.“
Die haben also den Domfriedhof ausgegraben, klasse Leistung. Die können froh sein das nur 22 tausend Skelette überdauert haben, hätte auch eine Größenordnung höher ausfallen können.
 
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