Luftschutzstollen-Bau in Steyr in den Jahren 1943-1944
Im Jahrbuch des Stadtarchivs Steyr 2009, Seite 149ff, ist in einem Artikel von Andreas Spanring*) zu lesen, dass „im Lauf des Jahres 1943 die Planungsarbeiten an den Luftschutz-Stollenanlagen Märzenkeller (Platz für 3500 Menschen), Schloss Lamberg (1700), Tabor (2000) und Ennsleite (6000) begonnen wurden“.
„Bis zum 01.03.1944 war nur der Bau der Stollen Märzenkeller (90%) und Tabor (66%) weit fortgeschritten. ….. Am 30.05.1944 wurde berichtet, dass sich bei einem Luftalarm zu viele Menschen in die unfertigen Stollen flüchteten. Besonders dramatisch entwickelte sich die Situation im Märzenkeller, den 10.000 bis 11.000 Personen aufsuchten.“
In demselben Artikel wird berichtet, dass Frau Frieda Meindl nach ihrer Ausbombung am 02.04.1944 mit ihrer Familie in einer Notwohnung in Münichholz war, von wo sie den Bau des Luftschutzstollens durch KZler beobachten konnte. „Wir haben damals gesehen – das war eigentlich das schrecklichste Erlebnis – wie die KZler diese riesengroßen Steine – am
Rücken geschleppt haben – und die Wärter hinter ihnen nach, ich kann mich noch gut erinnern. Und die sind natürlich zusammengebrochen, dann haben sie auf die mit dem Gewehrkolben eingeschlagen…..das war so schrecklich.“
Schließlich ist dem Bericht zu entnehmen: „Im November 1944 mussten auf den
verschiedenen Baustellen im Stadtgebiet 90 Kriegsgefangene und 105 KZ-Insassen an der Fertigstellung der Luftschutzbauten arbeiten. Bei Kriegsende bestanden im Stadtgebiet von Steyr, neben den oben genannten Anlagen, noch Stollen an der Lauberleite, beim Landeskrankenhaus und beim Teufelsbach“.
Anmerkung:
Die Baupläne für die Stollen Ennsleite und Tabor (Quelle: Stadtarchiv der Stadt Steyr) zeigen die Dimension dieser Stollen, jedoch ist nicht bekannt, ob die Bauarbeiten zur Gänze ausgeführt wurden.
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*) Vgl. Spanring, Andreas, „Luftkrieg über Steyr“, In: Jahrbuch des Stadtarchivs Steyr 2009, S.149 – 150.