Strukturen einer Mitte des 19. Jahrhunderts errichteten Übungsschanze in Mautern an der Donau sind noch heute erkennbar

josef

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#1
In den Jahren 1851 - 56 wurde am "Landdienstübungsplatz" des "1. k.k. Genie Regiments" Krems südöstlich von Mautern eine "Schanzanlage zu Übungszwecken" errichtet.

Die Anlage wird im Buch von
Karl Reder (Hrsg.), Manfred Schovanec; "Beiträge zur Stadtgeschichte von Mautern an der Donau 1848-1918"
wie folgt beschrieben:
Ein Luftbild aus dem 20. Jh. lässt noch gut die gewaltige Form und Ausdehnung erkennen: Dabei handelt es sich um einen zentralen, nach Norden gerichteten und mit Graben versehenen Ravelin und einen dahinter liegenden Revertierungsbau, die offenbar beispielhaft als Zugang zu einer Festungsanlage ausgeführt worden waren. Der Ravelin wird links und rechts durch einen Wall flankiert. Der Kehlbereich der Anlage ist ungedeckt und entstand offenbar durch Abtragung von Schüttmaterial zur Ausführung der Wälle.
Ob die Ausführung des Fortifikationswerks ausschließlich "feldmäßig", das heißt, nur unter Verwendung von natürlichem Schüttmaterial und Holz erfolgte, oder auch gemauerte Abschnitte vorhanden waren, ist nicht bekannt. Gerüchteweise sollen sich unter den Wällen Gewölbe in Ziegelbauweise befunden haben, die als Kasematten oder Kavernen dienten.
Der Grundriss und die Ausführung der Mauterner Schanze folgten klassischen Mustern aus dem Festungsbau des 17. und 18. Jh. . Aufgrund des rasanten waffentechnischen Fortschritte speziell in der 2. Hälfte des 19. Jh. galten diese Formen allerdings bereits als veraltet. Die Etablierung der Sprenggranate im Artilleriewesen erforderte eine massivere Ausführung von Verteidigungswerken...
Soweit eine auszugsweise Wiedergabe der Beschreibung aus Seite 209 des vorgenannten Buches.

Die gewaltige Anlage ist Mitte des 20. Jh. am folgenden alliierten Aufklärungsluftbild vom 16.03.1945 noch gut zu erkennen:
1592592742339.png 1592592793537.png
Quelle: https://ncap.org.uk/frame/24-1-41-1-262?pos=8

Nach 1945 wurden Teile der Fortifikation mit Schuttmaterial und Müll aufgefüllt und der nun auf dem Übungsgelände des ÖBH liegende Geländestreifen weist starken Baum- und Gebüschbewuchs auf.

Aktueller "Höhenscan" mit den noch vorhandenen (erkennbaren) Strukturen der Anlage aus dem 21. Jh.:
1592593320725.png
Quelle: NÖGIS
1592593393568.png
Quelle: NÖGIS

Aktuelles Lubi des Geländes am südlichen GÜPl der "Raab-Kaserne" Mautern:
1592593725732.png
Die Reste der Schanze liegen im Bereich des dichten Bewuchses an der Südgrenze des GÜPl
Quelle: NÖGIS

...und zur Übersicht noch ein GE-Bild:
1592594515261.png
 

josef

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#3
Am 20. Oktober 1862 besuchte Kaiser Franz Joseph I. den Übungsplatz in Mautern

Das "Fremden Blatt" vom 22.10.1862 berichtete darüber:

"...zur Besichtigung des Übungsplatzes, insbesondere der von den Truppen erbauten Schanzen und Festungswerke, worauf Angriffe und Verteidigung der letzteren im Feuer und mit großer Präzision durchgeführt wurden..."

Der vollständige Bericht zum Kaiserbesuch in Mautern aus dem "Fremden Blatt" vom 22.10.1862:
1592602575352.png
ANNO, Fremden-Blatt, 1862-10-22, Seite 4
 
#5
Verschwindet Schanze?

Das ÖBH verkauft einen Teil des Grundstückes der Kaserne Mautern, auf dem sich die alte Schanze befindet:

Liegenschaftsverkauf bzw. Ausbietung: Veräußerung einer Telfläche in Mautern
Anbotfrist: 30. Oktober 2020

Zahl: S95520/148-MIMZ/2020
Bitte diese Zahl bei Beantwortung angeben

KUNDMACHUNG - Aufforderung zur Anbotstellung

Das im Eigentum der Republik Österreich (Heeresverwaltung) befindliche Grundstück Nr.795/16 (neue Teilfläche aus Gst. Nr. 795/12 im Ausmaß von 18.672 m2, EZ 1731, KG 12162 Mautern) ist für Zwecke des Bundes (Heeresverwaltung) entbehrlich geworden.

Die Republik Österreich (Militärisches Immobilienmanagementzentrum) gibt die Absicht bekannt, die Liegenschaft Gst. Nr. 795/16 (Teilfläche 18.672 m2 von Gst. Nr. 795/12, EZ 1731, KG 12162 Mautern laut Vermessungsurkunde Schubert GZ 51670 v. 17.10.2019) gemäß § 47 des 1. Staatsdurchführungsgesetzes, BGBl. Nr. 165/1956 i.d.g.F. zu verwerten.

Da es sich bei gegenständlicher Liegenschaft um ehemals Vermögenschaften des Deutschen Reiches (Reichsfiskus Heer) handelt, darf gemäß § 47 des 1. StVDG eine Veräußerung nur vorgenommen werden, wenn eine Aufforderung zur Anbotstellung wenigstens sechs Wochen vorher öffentlich bekannt gemacht wurde.

Die Republik Österreich weist ausdrücklich darauf hin, dass die Stadtgemeinde Mautnern diese Liegenschaft im öffentlichen Interesse zur Errichtung kommunaler Einrichtungen "Sicherheitszentrum Mautern" (Errichtung eines Bauhofes, eines Feuerwehrhauses und anderer für öffentliche Zwecke der Gemeinde erforderliche Gebäude) erwerben möchte und in der Folge beabsichtigt, die bestehende Widmung "Bauland-Sondergebiet - Militärische Anlage" (BS-3) in "Bauland-Sondergebiet - Kommunale Einrichtungen" abzuändern. Das Verwertungsgrundstück
Nr. 795/16 ist als Natura2000-Gebiet ausgewiesen. Der Republik Österreich liegt bereits ein verbindliches Kaufanbot der Stadtgemeinde Mautern vor.

Kaufanbote mit einem Mindestkaufpreis von Euro 620.800,- sind verbindlich und schriftlich binnen sechs Wochen ab Aushang/Bekanntmachung an das Militärische Immobilienmanagementzentrum /Abteilung Liegenschaftsverwaltung, Roßauer Lände 1, 1090 Wien, zu richten. Sollten neben dem Kaufanbot der Stadtgemeinde Mautern weitere gültige Kaufanbote einlangen, behält sich die Republik Österreich vor, sämtliche Kaufinteressenten zu einer Bieterverhandlung einzuladen. Auf die gesetzlichen Bestimmungen betreffend den Liegenschaftserwerb durch Ausländer wird hingewiesen.

Die Vertragsabwicklung erfolgt durch das Bundesministerium für Landesverteidigung, vertreten durch das Militärische Immobilienmanagementzentrum/Abteilung Liegenschaftsverwaltung, Roßauer Lände 1, 1090 Wien.

Es wird hingewiesen, dass die Republik Österreich keine Kosten für die Anbotserstellung von Bietern und/oder deren Nebenkosten ersetzt und sich darüber hinaus vorbehält, den Verkaufsprozess abzuändern oder teilweise oder gänzlich abzubrechen. Für abgeänderte Verfahren oder einen Abbruch des Verfahrens erfolgt ebenfalls kein Kostenersatz von Seiten der Republik Österreich.

Es werden nur schriftliche Angebote unter Angabe von Name, Adresse, Telefonnummer, und einer konkreten Angebotssumme in Euro mit eigenhändiger Unterschrift berücksichtigt. Eine E-Mail- Adresse wäre erwünscht.

Frist für die Anbotsabgabe:
bis spätestens 30.10.2020 (einlangend)

Angebote werden an das MILITÄRISCHE IMMOBILIENMANAGEMENTZENTRUM, Abteilung Liegenschaftsverwaltung, A-1090 WIEN, Roßauer Lände 1, erbeten.

Für etwaige weitere Auskünfte steht der unten angeführte Sachbearbeiter zur Verfügung.

Die ggstdl. Kundmachung wird zusätzlich auf der Internetplattform www.bundesheer.at/ausschreibungen und einmalig während der Angebotsfrist in der Zeitung "Bezirksblätter Krems" kundgemacht.

Kontakt: ADir RgR Karl ARNHOF
Tel.: 050201/10 32510
Mobil: 0664/622 1719
eMail: k.arnhof@hbv.gv.at


Ob die Reste der alten Schanze davon betroffen sind, konnte ich derzeit nicht feststellen.
Wäre jedenfalls sehr schade!

LG Woodquarter
 

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josef

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#6
Ob die Reste der alten Schanze davon betroffen sind, konnte ich derzeit nicht feststellen.
Wäre jedenfalls sehr schade!
Vermute eher auf eine neue Teilfläche (795/16) im Nordteil des Grundstückes Nr. 795/12 an der "St.Pöltner Straße" zwischen Tennisplatz Gst.Nr. 795/1 und "Parkplatz", da diese Fläche für die geplanten "kommunalen Einrichtungen"
Die Republik Österreich weist ausdrücklich darauf hin, dass die Stadtgemeinde Mautnern diese Liegenschaft im öffentlichen Interesse zur Errichtung kommunaler Einrichtungen "Sicherheitszentrum Mautern" (Errichtung eines Bauhofes, eines Feuerwehrhauses und anderer für öffentliche Zwecke der Gemeinde erforderliche Gebäude) erwerben möchte...
zentraler liegt als am südlichen Stadtende von Mautern hinter dem "Krautacker" (Gärtnerei...) der Justizanstalt Stein (Gst. 795/5) und den Weingärten...

Dies ist meine private Meinung, kann natürlich auch falsch sein ;)

lg
josef
 
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