Suche nach Heißwasservorkommen im nordöstlichen Stadtgebiet von Wien und Suche nach neuen Erdgasvorkommen durch die OMV

Geist

Worte im Dunkel
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#24
Neuigkeiten vom Seismik-Konvoi:

Seismische Messungen: Sorge wegen „Rüttelangriffen“

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Seismische Messungen der OMV sorgen derzeit für Aufregung in Ortschaften rund um Wien.
Die OMV sucht am Nordrand von Wien und im östlichen Weinviertel, wie berichtet, nach Erdgas. Die entsprechenden seismischen Messungen sollen dazu dienen, die Versorgungssicherheit mit Energie für die Zukunft zu sichern. Durchgeführt werden die Arbeiten mit einem Konvoi aus Vibrationsfahrzeugen. In der Woche vor Weihnachten sorgte dieser in Langenzersdorf (Bezirk Korneuburg) für Aufregung.

Dokumentation
„Es sind zahlreiche Beschwerden zu mir gekommen. Die Lkw sind völlig überraschend am 18. Dezember in der Früh durch den Ort gefahren“, sagt der stellvertretende Vorsitzende der SPÖ Langenzersdorf, Christoph Baumgärtel. „Wir haben zuvor die Bevölkerung aufgerufen, den Zustand ihrer Häuser fotografisch festzuhalten. Damit man eventuelle Schäden nachweisen kann“, fährt er fort. Dazu sei jedoch eine genaue Route und ein genauer Zeitpunkt der Messungen notwendig gewesen, damit die betroffenen Anrainer dies zeitgerecht durchführen können.
Die „Rüttelangriffe“ der OMV seien jedoch unangekündigt durchgeführt worden. Vize-Bürgermeister Josef Waygand (ÖVP) sagt, bei ihm hätte es keine Beschwerden gegeben: „Wir Politiker wurden vorab informiert. Auf Gemeindegrundstücken durften die Arbeiten aber nicht durchgeführt werden, nur auf Landes- und Bundesstraßen. Dazu hat es ein Infoschreiben vom Bürgermeister gegeben.“

Schäden befürchtet
Baumgärtel fürchtet Schäden: „In Orth an der Donau (Bezirk Gänserndorf, Anm.) hat man gesehen, was passieren kann.“ Er meint damit den pensionierten Landwirten Josef Zihr: „Bei mir wurden Messungen zu Ostern auf meinen Feldern durchgeführt. Ich habe vorab ein Beweissicherungsverfahren verlangt“, sagt der 62-Jährige. Während der Arbeiten befand er sich dann in Kärnten.
Doch als er zurück nach Niederösterreich kam, stellte er Risse in seinen Wänden fest, Ziegeln waren von seinem Dach gefallen und es gab immer wieder Stromausfälle, weil die „Hauptleitung aus dem Sockel rausvibriert“ worden sein soll. Die Schäden sollen rund 5000 Euro betragen. Derzeit ist ein Gerichtsverfahren im Laufen. Ein durch das Gericht beauftragter unabhängiger Sachverständiger bewertet derzeit den Sachverhalt.


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Die OMV hat in diesem Jahr in rund 40 Gemeinden Messungen durchgeführt und in zwei davon gab es Beschwerden bei der OMV. „Die OMV geht diesen nach und steht in Kontakt mit den jeweiligen Gemeinden“, heißt es von den Sprechern. Das Unternehmen sei im Mai an die Gemeindevertretung Langenzersdorf herangetreten und hätte entsprechend informiert.
Außerdem hätten zwei persönliche Fachgespräche mit politischen Vertretern der Marktgemeinde und OMV-Vertretern im August und Oktober stattgefunden, an denen Baumgärtel „leider nicht teilnahm“, wie es heißt. Und: „Die Vertreter der Gemeinde nahmen breitere Informationsangebote und Lokalaugenscheine nicht wahr.“
Zu dem laufenden Verfahren mit Herrn Zihr wollte die OMV keine Auskunft geben. Aber: „Aufgrund unserer Auflagen in Bezug auf die ÖNORM S9020 sind die von uns ausgelösten maximalen Schwinggeschwindigkeiten unterhalb des Grenzwertes für denkmalgeschützte Gebäude. Das bedeutet, dass wir mit der Einhaltung der Grenzwerte keinen Schaden verursachen können.“
Quelle: Seismische Messungen: Sorge wegen „Rüttelangriffen“
 

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#25


OMV beendet seismische Messungen
Die seismischen Messungen der OMV auf der Suche nach Erdgas in Ostösterreich sind nun abgeschlossen. Eine Fläche von 1.500 Quadratkilometern wurde untersucht. Bewohner kritisieren, dass es dadurch zu Schäden an Häusern gekommen ist.
Seit Dezember 2017 waren die Vibrationen vom Marchfeld über das südliche Weinviertel bis in den Bezirk Tulln zu spüren. Laut OMV war es die größte 3D-Seismik-Messung, die es bisher in Europa gab. Die Techniker untersuchten dabei die Gesteinsschichten im Boden bis in eine Tiefe von 6.000 Metern. Aufgrund naturschutzrechtlicher Vorschriften und der Landwirtschaft im Marchfeld sei die Seismik ausschließlich in den Wintermonaten durchgeführt worden.


ORF
Die Rüttelfahrzeuge verursachten Vibrationen, die von Geophonen anschließend aufgegangen wurden

Aus den Daten wird nun ein dreidimensionales Bild erstellt, das der OMV helfen soll, mögliche Erdgas-Lagerstätten zu finden. Für die Messungen erzeugten die Rüttelfahrzeuge Vibrationen, die von den Gesteinsschichten reflektiert und von Geophonen aufgefangen wurden. Bei der kabellosen Messung kamen 140.000 Stationen mit zwei Millionen einzelnen Geophonen zum Einsatz.

Welle der Empörung
Laut Bewohnern seien dadurch an einigen Häusern Risse in den Wänden entstanden. Daraufhin folgte eine Welle der Empörung, woraufhin auch die Grünen die Messungen kritisierten. Laut OMV halten sich die Schäden in einem üblichen Ausmaß, es gebe bisher eine Hand voll Schadensmeldungen, manche seien auch schon beglichen. Die bei den Messungen geltende ONÖRM-Richtlinie sei jedoch überall eingehalten worden, betont die OMV.

Der Mineralölkonzern produziert derzeit etwa zehn Prozent des heimischen Erdgasverbrauchs. Jährlich werden in Österreich etwa acht Milliarden Kubikmeter Erdgas für den produzierenden Bereich, Kraftwerke, Heizwerke, Fernheizkraftwerke, Haushalte, Verkehr und Dienstleistungen benötigt.

Links:
Publiziert am 16.04.2019
OMV beendet seismische Messungen
 

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#26
Großes Heißwasservorkommen unter Wien

Unter Wien befindet sich in rund 3.000 Meter Tiefe ein vielsprechendes Heißwasservorkommen. Dieses will Wien Energie in Zukunft für die Wärmeversorgung nutzen – und hat dafür ein geologisches 3-D-Modell entwickelt.

Die Wärmeversorgung ist ein wesentlicher Schlüssel für Klimaschutz in der Stadt, das hat eine Studie im Auftrag von Wien Energie aufgezeigt. Wien Energie forscht deshalb an der Nutzbarmachung von erneuerbaren Wärmequellen. Im Fokus steht dabei die Tiefe Geothermie.

Wärmeversorgung bis 2040 dekarbonisieren

Seit 2016 erforscht der Energiedienstleister im Projekt GeoTief Wien gemeinsam mit Partnern aus Wissenschaft und Industrie den geologischen Untergrund im Großraum Wien. Jetzt liegen konkrete Ergebnisse in Form eines umfassenden geologisches 3D-Modells vor: In rund 3.000 Metern Tiefe liegt das sogenannte Aderklaaer Konglomerat, ein vielsprechendes Heißwasservorkommen für die Tiefe Geothermie.

Wien Energie/FOTObyHOFER
Mit Vibro-Truck-Messfahrzeugen wird Wiens Untergrund durchsucht

Geothermie für Wärmewende entscheidend

Fernwärme ist für die Wärmewende, also den Umstieg auf erneuerbare Wärmeversorgung, entscheidend. 2040 sollen rund 56 Prozent des Wärmebedarfs der Stadt über Fernwärme, der Rest im Wesentlichen über Wärmepumpen gedeckt werden. Die Fernwärme soll dann gänzlich klimaneutral sein.

Neben der Müllverbrennung und der Abwärmenutzung spielt dabei Geothermie eine wichtige Rolle. „Unter Wien schlummert ein riesiges Wärmevorkommen. Dieses wollen wir in Zukunft für die Wärmeversorgung nutzen. Mit dem 3D-Modell haben wir jetzt ein detailliertes Bild vom Wiener Untergrund in der Hand und können uns an die Planung von konkreten Projekten machen. Bis 2030 wollen wir bereits bis zu 125.000 Haushalte mit Wärme aus der Tiefe versorgen können“, so Michael Strebl, Vorsitzender der Wien Energie-Geschäftsführung.

Das Potentialgebiet erstreckt sich oberirdisch von Donaustadt bis Simmering. In diesen Gebieten sieht Wien Energie Chancen, die Heißwasservorkommen drei Kilometer unter der Erde, für die erneuerbare Fernwärme nutzen zu können. Die Forschungen schätzen ein Potential von bis zu 120 Megawatt thermischer Leistung.

Wien Energie/FOTObyHOFER/Christian Hofer
Das Forschungsteam von GeoTief Wien arbeitet an einer genauen Abbildung des tiefen Wiener Untergrunds

16.000 Messpunkte für Abbildung

Seit 2016 arbeitete das Forschungsteam von GeoTief Wien an der bisher genauesten Abbildung des tiefen Wiener Untergrunds. In einem ersten Schritt wurden Bestandsdaten der Kohlenwasserstoffindustrie analysiert und ausgewertet. Anschließend 3D-Seismik-Messungen durchgeführt. Dafür wurden etwa 2017 auf einem Gebiet von rund 175 Quadratkilometern 16.000 kabellose Sensoren ausgelegt, die seismische Reflexionen aus dem Untergrund aufgezeichnet haben.

Mit speziellen Fahrzeugen wurden dafür Schwingungen – ähnlich wie bei einem Ultraschall – in den Erdboden geschickt. 50 Terabyte Daten wurde anschließend analysiert und mit den Bestandsdaten zusammengeführt.

Ablagerungen vor 20 Mio. Jahren entstanden

Im Zuge der Analysen und Interpretation der Daten durch das Forschungsteam ist das Aderklaaer Konglomerat in den Fokus gerückt. Es kann durch die erhobenen Daten besonders gut definiert und eingeordnet werden. Bei dieser Gesteinsschicht handelt es sich geologisch um die miozäne Füllung des Wiener Beckens.

Die Ablagerungen entstanden vor rund 20 Millionen Jahren. Anhand der Modelle konnten die Lage/Ausbreitung, Geometrie, Tiefenlage, Mächtigkeit und mögliche geologische Störungssysteme im Aderklaaer Konglomerat im Untersuchungsgebiet festgelegt werden.

Bis zu 100 Grad Wassertemperatur

Die Geometrie und bisher bekannten hydraulischen Eigenschaften des Thermalwasserreservoirs sind vielversprechend. Bei einer Tiefe von rund 3.000 Metern sollte die Wassertemperatur im Aderklaaer Konglomerat bis zu 100 Grad Celsius liegen und könnte sich damit für die Nutzung für die Wiener Fernwärme eignen. Endgültige Gewissheit gibt jedoch immer nur eine Erkundungsbohrung. Bevor der Beschluss zur Umsetzung einer Geothermie-Anlage fällt, werden bis zum Frühjahr 2022 parallel zu ersten Planungsschritten noch weitere Forschungsarbeiten durchgeführt.

„GeoTief Wien ist das umfassendste Geologie-Forschungsprojekt, das es in Österreich jemals gegeben hat. Nachdem wir nun ein Potentialgebiet identifiziert haben, werden wir uns dessen Eigenschaften mit einer Untersuchung eines alten Bohrlochs noch genauer ansehen. Wenn diese Ergebnisse vorliegen, haben wir alle Vorarbeiten geleistet, die zur geologischen Risikominimierung möglich sind“, erläutert Wien Energie-Geschäftsführer Karl Gruber.

Forschungstest in Essling

Mit einem praktischen Test in Essling ist das Forschungsprojekt GeoTief Wien in seiner vorerst letzten Phase. Seit Oktober bis Ende des Jahres 2021 werden am ehemaligen Erkundungsbohrplatz von Wien Energie Untersuchungen durchgeführt, die weitere Informationen zu den Gesteinseigenschaften im Aderklaaer Konglomerat liefern sollen.

Im Fokus stehen etwa die Durchlässigkeit des Gesteins sowie die chemische Zusammensetzung des Thermalwassers. Für den Test sind ein mobiler Kran sowie drei große Wasserbecken errichtet. Im Zuge des Tests wird Wasser über eine Pumpe gefördert und in die Becken geleitet. Nach Abschluss der Arbeiten wird die Forschungsanlage vollständig abgebaut und das Bohrloch wieder verschlossen.

red, wien.ORF.at
Quelle: Großes Heißwasservorkommen unter Wien
 

Geist

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#28
Auch der Standard hat einen guten Artikel zum Thema recherchiert:

Ein warmes Becken im Untergrund soll künftig Wien heizen

Die Suche nach Heißwasservorkommen ist langwierig und teuer. Dafür liefert die Geothermie saubere Energie, wenn man fündig geworden ist – so wie kürzlich in Wien

Philip Pramer
6. Dezember 2021, 12:00

Als die OMV 1974 auf dem Gebiet der heutigen Seestadt Aspern nach Öl und Gas bohrte, sprudelte es aus dem Boden – allerdings nicht schwarz, sondern blau. Statt eines Ölvorkommens hatte man einen unterirdischen Wasserspeicher angebohrt. Anzufangen wusste man mit der heißen Quelle damals allerdings wenig – und suchte weiter nach Öl.

Jahrzehnte später ist das Warmwasser unter Wien aber plötzlich wieder hochinteressant. Will man die Energiewende schaffen, müssen Alternativen zu den Gaskraftwerken her. Eine davon heißt Geothermie: Wärme aus der Tiefe. Wie groß und heiß das Wärmevorkommen unter Wien ist, versuchte das Projekt Geotief seit dem Jahr 2016 herauszufinden. Vergangene Woche präsentierte Geotief schließlich ein geologisches 3D-Modell des sogenannten Aderklaaer Konglomerats – und es ist vielversprechend.

Bis zu 100 Grad heiß soll der in rund 3000 Meter Tiefe liegende Wasserspeicher sein, der sich über mehrere Quadratkilometer von Donaustadt bis Simmering erstreckt. In Zukunft könnte dieses Reservoir zigtausende Wienerinnen und Wiener mit klimafreundlicher Wärme versorgen.



Wärme für bis zu 125.000 Haushalte

Geotief schätzt das Potenzial in Wien auf bis zu 120 Megawatt – das ist etwa doppelt so viel, wie das Heizkraftwerk Spittelau derzeit ins Wiener Fernwärmenetz einspeist.

Will man weg vom Gas, ist die zusätzliche Wärmequelle dringend notwendig. Geht es nach dem Plan der Regierung, soll 2040 die letzte Gastherme abgeschaltet werden, bis dahin soll in Wien mehr als die Hälfte des Wärmebedarfs über Fernwärme gedeckt werden, der Rest über Wärmepumpen, so das Ziel von Wien Energie. Mit der Tiefen Geothermie, wie sie aus dem Aderklaaer Konglomerat gefördert werden kann, sollen bis zu 125.000 Haushalte versorgt werden.

"Es ist wirklich ein Wärmeschatz, der da unter Wien liegt", sagt Geotief-Projektleiter Peter Keglovic zum STANDARD. Ein "perfect match" sei, dass an der Oberfläche bereits eine Fernwärmeinfrastruktur bestehe, in welche die Wärme künftig einfach eingespeist werden könne.

Wärme wie in der Therme

Dazu wird bei einer zukünftigen Geothermieanlage das Reservoir an zwei Stellen angezapft: Durch die eine Bohrung strömt das heiße Thermalwasser an die Oberfläche, wo ihm die Wärme entzogen wird. Rund zwei Kilometer entfernt wird das abgekühlte Wasser wieder zurückgepumpt. Einmal aufgebaut ist so eine Anlage vergleichsweise günstig zu betreiben, weil sie etwa im Gegensatz zu einem Gaskraftwerk keinen Brennstoff benötigt.

Die Wärme im Erdinneren kommt zum Teil noch aus der Entstehung der Erde vor Milliarden von Jahren. Aufbrauchen kann man sie in nächster Zeit aber nicht, denn durch radioaktiven Zerfall entsteht ständig neue Wärme.

Die neuen Geothermieanlagen in Wien wären zusammen zwar das größte Erdwärmeprojekt in Österreich, ganz neu ist die Technologie aber nicht. In Oberösterreich und im steirischen Becken stehen schon zehn Anlagen, die älteste ist 20 Jahre alt.

Trotzdem spielt Geothermie in Österreich und auch weltweit eine bisher untergeordnete Rolle. Wenn man über die Energiewende spricht, ist meistens von Wind und Photovoltaik die Rede. "Wir hatten die letzten Jahre eine Diskussion, wo Energiewende gleich Stromwende geheißen hat", sagt Rolf Bracke, der die Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie leitet. Was oft vergessen werde: Rund die Hälfte der Energie wird als Wärme verbraucht. Nicht nur Wohnungen müssen beheizt werden, auch Betriebe – von der Papierfabrik bis zur Bäckerei – brauchen Hitze.

Wo diese herkommt, darüber hat man sich vielerorts lange keine Gedanken gemacht, sagt Bracke. In klassischen Kohleländern wie Deutschland oder Polen sind fossile Brennstoffe im Überfluss vorhanden. Werden sie verbrannt, fällt Wärme beim Verbrennen quasi als Abfallprodukt an. Mit der Stromwende ändert sich das zunehmend – denn Solar- und Windkraftanlagen bleiben kalt, wenn sie Strom produzieren.


In Island, wie hier im Hellisheiði-Kraftwerk nahe Reykjavík, wird Geothermie bereits angewandt.
Foto: ON Power/Arni Saeberg

Teure Suche

Im eher kohlearmen Skandinavien ist man schon weiter. In Schweden etwa konzentriert man sich seit längerem darauf, mit Strom aus Atom- oder Wasserkraft Wärme aus dem Untergrund zu gewinnen. Vor allem dort konnte sich langsam eine Geothermieindustrie etablieren.

Damit das auch in anderen Regionen gelingt, wünscht sich Bracke mehr Hilfe vom Staat. Denn damit die kostenlose Wärme aus dem Boden schießt, muss der Boden zuerst aufwendig untersucht werden – und das ist teuer. So manche Firma musste nach mehreren fehlgeschlagenen Bohrungen schon Insolvenz anmelden.

Staatlich finanzierte Untersuchungsprogramme, Absicherungsfonds oder Risikokapital von Investoren könnten dabei helfen, dass sich auch kleinere Stadtwerke die Exploration leisten können. Bei einer erfolgreichen Bohrung müssten die Unternehmen das Geld nach festgelegten Regeln wieder zurückzahlen. Das wurde schon von Entwicklungsbanken in Afrika und Lateinamerika erfolgreich ausprobiert, sagt Bracke.

Expertise aus der Ölbranche

Zum Flaschenhals könnte noch das Personal werden. Pro Megawatt installierter Geothermie – von Forschung bis Wartung – würden entlang der Wertschöpfungskette rund acht bis 15 Arbeitskräfte benötigt werden. Sollte es zum großflächigen Ausbau der Geothermie kommen, würde man jedes Jahr tausende neue spezialisierte Fachkräfte brauchen, die momentan noch fehlen. Gerade was die Exploration angeht, könnte aber viel Wissen und Personal von der Erdöl- in die Geothermiebranche wechseln.

Auch beim Forschungsprojekt in Wien ist die OMV beteiligt. Um das Aderklaaer Konglomerat auszukundschaften, hat sich das Team von Geotief der Reflexionsseismik bedient – einer Methode, die bereits in der Exploration von Öl- und Gasvorkommen zum Einsatz kommt, wie Keglovic erklärt. Dabei werden Wellen erzeugt, die von den verschiedenen Gesteinsschichten reflektiert werden, aus denen anschließend das 3D-Modell erstellt wurde.

Der Fund des Aderklaaer Konglomerats ist jedenfalls erst der Anfang der Geothermie in Ostösterreich. Denn in noch größerer Tiefe vermuten Geologen den nächsten heißen Tipp für die Wärmewende. (Philip Pramer, 6.12.2021)
Quelle: Ein warmes Becken im Untergrund soll künftig Wien heizen
 
#29
Ist die Bande jetzt bei euch unterwegs!
Josef, Du müßtest es eigentlich besser wissen was da im Untergrund los war.
Unter dem Deckmantel der Suche und der Geothermie kann man für die Bevölkerung mit einer plausiblen Erklärung viel verstecken.
Die Ungereimtheiten beginnen schon das nur in bestimmten Straßen und nur in Städten gesucht wird und nur in Bereichen mit einer bestimmten Vergangenheit!
Nach diversen Anfragen unter diesen Gesichtspunkten hat man in meiner Gegend im Erzgebirge in einer "Nacht- und Nebelaktion" die gesamte "Anlage" abgebaut und wurde nie wieder gesehen!
Ich habe in verschiedenen Projekten zur Erdgas und Geothermie-Suche durch Seismik mitgearbeitet.
1. Das Aufräumen geht schnell und professionell, weil meistens die Genehmigungszeit abläuft.
2.Über die Ergebnisse kann man sich in ca 2-3 Jahren sicherlich bei der Wien Energie erkundigen. Die Auswertung und Filterung von Störeinflüssen dauert sehr lange. Die Interpretation auch.
3. Bei einer Hundertschaft von Beteiligten, wie hier und Offenlegung des gesamten Ablaufes bei zig Ämtern kann man nix verheimlichen.
Und zur Info: Fracking ist in Ö nicht erlaubt!
 

josef

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#31
Forschungsprojekt ortet heißes Wasser 3.000 Meter unter Wien
Tiefe Geothermie könnte bis 2030 bis zu 125.000 Wiener Haushalte mit Wärme versorgen. Ein erstes ausführliches 3D-Modell liefert neue Informationen


Drei Kilometer unter der Wiener Oberfläche wurde heißes Wasser gefunden, das zur Energieversorgung genutzt werden könnte. Die Zone liegt zwischen der Donaustadt und Simmering.
Foto: imago / allOver
Die Suche nach neuen, möglichst nachhaltigen und erneuerbaren Energieträgern ist im Zuge der Klimakrise und des Ukrainekriegs noch dringlicher geworden. Im Kontext eines möglichen Gasboykotts Russlands ist einer der Hoffnungsträger die Geothermie. Auch in Wien vermutete man große Energiereserven in Form von heißem Wasser unter dem Stadtgebiet. 2012 wurde eine Bohrung jedoch ein teurer Fehlschlag. Vor einem neuen Versuch hat man 2016 ein umfangreiches Sondierungsprojekt gestartet, das zuletzt Grundlagen zur Einschätzung lieferte: In 3.000 Meter Tiefe wurde ein Reservoir heißen Wassers geortet.

Das Aufspüren derartiger Energiereserven sei "ebenso eine technische wie eine wissenschaftliche Herausforderung", sagt die Geophysikerin Maria-Theresia Apoloner von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). "Man hat mittlerweile mehr Möglichkeiten als 2011. Das Forschungsteam hat an über 16.000 Messpunkten gemessen und dabei etliche Terabyte Daten gesammelt. Damit konnten wir nun erstmals ein detailliertes 3D-Modell des Wiener Untergrunds erstellen."

Große Investitionen, großer Druck
Fündig wurde man in einer porösen Gesteinsschichte namens "Aderklaaer Konglomerat". Es befindet sich unterhalb eines Gebiets, das von Donaustadt bis Simmering reicht. "Unser Zielhorizont lag eigentlich in vier Kilometern Tiefe." Nun wird man deutlich weniger tief bohren müssen, um an die heißes Wasser führenden Schichten zu kommen, die dank einer ersten Schätzung von Wien Energie bis 2030 bis zu 125.000 Haushalte mit Wärme versorgen könnten.

Im Gegensatz zu "oberflächennaher Geothermie", die etwa für Wärmepumpen genutzt wird, ist "Tiefe Geothermie" die Gewinnung von Wärmeenergie aus einer Tiefe ab 300 Metern. "Tiefe Geothermie macht dort Sinn, wo viele Menschen leben und ein Fernwärmenetz vorhanden ist", erklärt die Seismologin, die das Energie-Forschungsprojekt "GeoTief Wien" kommende Woche bei der Hauptversammlung der Europäischen Geowissenschaftlichen Union (EGU) vorstellen wird.

An dem Projekt sind unter der Leitung von Wien Energie neben der ZAMG unter anderem das Austrian Institute of Technology (AIT), die Geologische Bundesanstalt, die Montanuniversität Leoben sowie OMV und die RAG Austria AG beteiligt. Die zur Erschließung nötigen Investitionen sind nicht unbeträchtlich. Der Druck auf die Forschenden wie auf die Technikerinnen und Techniker, die mit ihrer Bohrung genau im Zielgebiet landen sollten, ist daher groß.

Gefahr von Erschütterungen
Doch neben dem geologischen Risiko kann es bei Geothermieprojekten auch ein seismologisches geben: Gerät man mit der Bohrung in eine Störungszone, so besteht die Gefahr, beim Einpressen des Wassers Erschütterungen auszulösen. Die Wissenschaft spricht dann von "induzierter Seismizität". Dabei handelte es sich bei hydrothermaler Nutzung meist um nicht spürbare Mikro-Beben, betont Apoloner.

Es gebe freilich auch Extrembeispiele bei petrothermaler Nutzung, bei der nicht natürlich vorhandenen Wasserdampf oder Thermalwasser genutzt wird, sondern die im Gestein gespeicherte Wärme. Zu diesen zählt ein Beben 2017 in Pohang in Südkorea mit einer Magnitude von 5,5 und über 2.000 beschädigten Gebäuden – sowie eines in Basel 2006 mit einer Magnitude von 3,4.

Fernwärme steigern
Vor allem der letzte Fall sei "exzellent beforscht" und gebe Handlungsanleitungen für zukünftige Geothermieprojekte. Vor allem gelte es, die betreffenden Verwerfungen schon im Vorfeld unter genauer seismologischer Beobachtung zu halten, um später zu wissen, ob sich kleinere Erdbewegungen im Rahmen des bisher Gewohnten hielten oder tatsächlich durch die geothermische Nutzung hervorgerufen wurden. Weiters müsse man versuchen, mit der Bohrung nicht direkt auf eine Verwerfung zu treffen und den Wasserdruck zu kontrollieren, sagt die Wissenschafterin.

Insgesamt sei Tiefe Geothermie jedoch sicher und werde auch in Österreich ein wichtiger Baustein für den künftigen Energiemix werden, schätzt Apoloner. Der Verein Geothermie Österreich teilt mit, dass hierzulande dadurch der Anteil erneuerbarer Energie in der Fernwärmeerzeugung von 46 (im Jahr 2016) auf bis zu 86 Prozent im Jahr 2050 erhöht werden könnte. Laut dem Verein werden erst fünf Prozent des Potenzials der Tiefen Geothermie in Österreich genutzt, der mögliche Anteil dieser Energiequelle an den notwendigen CO2-Einsparungen sei enorm.
(APA, red, 20.5.2022)

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GeoTief Wien
Geothermie Österreich

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#32
OMV testet Heißwasser aus 2.900 Meter Tiefe
Die Geothermie bzw. Erdwärme gilt als klimafreundliche Zukunftshoffnung, um unabhängiger vom Gas zu werden. Großes Potenzial gibt es im Weinviertel, wo die OMV bislang nur Gas und Öl fördert. Ein Pilotprojekt leitet nun einen Strategiewechsel ein.
Online seit gestern, 19.24 Uhr
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In Laa an der Thaya (Bezirk Mistelbach) ist die sogenannte tiefe Geothermie schon seit 20 Jahren im Einsatz. In den 90er-Jahren wurde an dieser Stelle nach Öl gebohrt. Gefunden wurde aber lediglich 42 Grad warmes Wasser. Aus der anfänglichen Enttäuschung wurde eine Geschäftsidee: Es war der Anfang des Thermalbads, das den Ort in den folgenden Jahren wirtschaftlich beleben sollte.

Mittlerweile haben sich die Zeiten geändert. Erdgas und Erdöl sind im Weinviertel weitgehend versiegt, zumindest bei konventioneller Förderung. Immer wichtiger wird hingegen die Fernwärme. Sie soll in Zukunft einen großen Anteil der Gasthermen ersetzen, insbesondere in Wohnungen in Ballungszentren, wo alternative Energiequellen nicht zum Einsatz kommen können.

Größere Hitze in größerer Tiefe
Als eine der Schlüsseltechnologien gilt das längst bekannte Konzept der Erdwärme. Sowohl jene in oberflächennahen Schichten (bis ca. 400 Meter) als auch in größerer Tiefe (1.500 bis 5.000 Meter). In ersterem Fall sind Wasservorkommen in der Regel nicht wärmer als 25 Grad, sie können mittels stromintensiver Wärmepumpe immerhin einzelne Häuser heizen. In tieferen Lagen steigt hingegen auch die Wassertemperatur, zum Teil auf über 100 Grad Celsius. Damit kann bereits ein städtisches Fernwärmenetz betrieben werden.

Genau hier setzt die OMV an, in einem ersten Schritt an einem Bohrloch zwischen Aderklaa und Deutsch-Wagram (beides Bezirk Gänserndorf). „Wir führen hier einen Geothermie-Test durch“, erklärt Bernhard Novotny, der im Konzern für diese Technologie zuständig ist. „Wir bringen warmes Wasser aus circa 2.900 Meter Tiefe an die Oberfläche, messen Temperaturen und Drücke und schauen, wie viel Wasser wir pro Tag fördern können.“

Altes Bohrloch mit neuer Aufgabe
Die Bohrsonde namens „Aderklaa 96“ ist bereits mehr als 50 Jahre alt. In der Vergangenheit wurde hier Erdgas gefördert, doch mittlerweile sind die Reserven an dieser Stelle erschöpft. Für das Geothermie-Projekt wird das Loch nun noch einmal geöffnet. 2.700 Kubikmeter Wasser werden in den kommenden Wochen entnommen, in Spezialcontainern gelagert und nach den Untersuchungen wieder zurück in die Tiefe gepresst.

ORF/Felix Novak
Wo früher Gas gefördert wurde, stehen nun Maschinen für den Geothermie-Test

Wenn der Test glückt, könnte in der Umgebung dauerhaft heißes Wasser sprudeln. Die Temperatur sollte dafür reichen, so zumindest die Schätzungen. „Hier im Wiener Becken haben wir einen geothermische Gradienten von etwa drei Grad Celsius pro 100 Meter“, erklärt Projektleiter Novotny, „das heißt, in etwa 3.000 Meter kommen wir auf 90 Grad plus zehn Grad Oberflächentemperatur“.

Ehrgeizige OMV-Ziele bis 2030
Die Geothermie-Ziele des heimischen Energiekonzerns hat der neue CEO Alfred Stern im Frühjahr bekannt gegeben. Sie sind Teil seiner geplanten Wende vom fossilen hin zu einem nachhaltigeren Unternehmen. Neun Terawattstunden Energie will die OMV mit der Technologie bis 2030 weltweit erzeugen, umgerechnet ein Siebtel des gesamten jährlichen Energieverbrauchs in Niederösterreich. Nur ein Teil davon soll im Wiener Becken gewonnen werden, hier dürfte das Potenzial aber immerhin im Bereich von mehreren konventionellen Wärmekraftwerken liegen.

Die bisherigen Öl- und Gasbohrlöcher können dafür allerdings kaum genutzt werden, das erfordert am Anfang teure neue Bohrungen. Immerhin kann die OMV aber auf jahrzehntelange Erfahrung im Bereich der Bohrtechnik und auf genaue geologische Untersuchungen der Region zurückgreifen – ein enormer Wettbewerbsvorteil. Ist erst einmal gebohrt, so das Versprechen, fließt jahrzehntelang heißes Wasser. Praktisch ohne weitere Anstrengung und, wichtiger noch, praktisch ohne CO2-Emissionen.

ORF/Felix Novak
Die OMV vermutet im Weinviertel auch abgesehen von fossilen Brennstoffen Potenzial

Seltener Applaus von Umwelt- und Klimaschützern
Nicht nur die Bundesregierung steht deshalb hinter der Geothermie. Auch Umwelt- und Klimaschützer sehen den Test positiv. „Wir haben lange vorgeschlagen, dass die OMV in diese Richtung gehen sollte, weil wir hier für diesen doch sehr fossilen Konzern eine Möglichkeit sehen, ein Teil der Lösung zu sein“, sagt Johannes Wahlmüller, Energieexperte bei Global 2000, gegenüber noe.ORF.at. Man müsse natürlich „auch bei Geothermie darauf achten, dass das möglichst umweltfreundlich umgesetzt wird, dass Risikofaktoren berücksichtigt werden. Dann ist es aber eine Technologie, die uns wirklich weiterhelfen kann.“

Immerhin gebe es in anderen Ländern, etwa Deutschland, bereits gute Erfahrungen mit der Erdwärme aus tiefen Schichten, so Wahlmüller. Er kann sich in diesem Zusammenhang sogar vorstellen, dass dabei die umstrittene Fracking-Technologie zum Einsatz kommt. Diese hat in der Region bereits wiederholt für Aufregung und Widerstand gesorgt – doch dem Global-2000-Experten zufolge könne die Fracking-Technologie bei Geothermie nicht mit jener bei der Förderung von Schiefergas verglichen werden.


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„Nachhaltiges“ Fracking für Erdwärme?


Grundwasser nicht in Gefahr
OMV-Projektleiter Novotny winkt hier ab: Fracking werde sowieso weder beim aktuellen noch bei künftigen Geothermie-Projekten angewendet, versichert er. Das sei aufgrund des durchlässigen Gesteins gar nicht nötig. Auch weitere Umweltrisiken kann Novotny nicht erkennen: „Wir reden von Lagerstätten in großer Tiefe. Wir reden hier nicht von Grundwasser, nicht von Trinkwasser.“ Man entziehe dem heraufbeförderten Wasser lediglich Energie und bringe es abgekühlt wieder hinunter, wo es sich erneut aufwärme.

In der aktuellen Heizperiode wird das aber keinesfalls für warme Haushalte sorgen. Die weitere Entwicklung hängt von den Ergebnissen der „Aderklaa 96“-Untersuchungen ab. Falls alles so läuft wie geplant, könnte das Heißwasser Schätzungen zufolge frühestens in etwa vier Jahren fließen.
29.10.2022, Felix Novak, noe.ORF.at
OMV testet Heißwasser aus 2.900 Meter Tiefe
 

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#33
Erste Geothermieanlage soll 2026 starten
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In Wien soll schon bald ein Teil der Fernwärme mit heißem Wasser aus unterirdischen Quellen produziert werden. Nach einigen Vorarbeiten gibt es jetzt grünes Licht für die erste Geothermieanlage in Wien. Sie soll bis 2026 am Rand der Seestadt Aspern entstehen.
Online seit heute, 11.39 Uhr (Update: 13.02 Uhr)
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Derzeit wird die Fernwärme in Wien vor allem aus Gas hergestellt. Das führte auch zur enormen Preiserhöhung im September. Künftig will die Stadt unabhängiger von Gas und zudem auch klimaneutral werden. Dazu beitragen soll die künftige Geothermieanlage in Aspern. Um die Anrainerinnen und Anrainer über das Bauvorhaben zu informieren, sind in den nächsten Wochen Informationsveranstaltungen geplant.

„Wir werden jetzt in den nächsten Monaten das Genehmigungsverfahren durchführen und hoffen, dass wir ab nächstem Jahr die Bauarbeiten beginnen können“, sagte Wien-Energie-Geschäftsführer Karl Gruber am Montag. Das Wärmereservoir unter der Stadt sei nach menschlichen Maßstäben unerschöpflich.

Fernwärme für rund 20.000 Haushalte
Als optimaler Standort der neuen Anlage wurde ein Areal am Rande der Seestadt Aspern ausgemacht, das Wien Energie derzeit von der Wien 3420 aspern Development AG erwirbt, um in weiterer Folge die erforderlichen Genehmigungen für die Bohr- und Bauarbeiten einholen zu können. Sofern alle damit verbundenen Verfahren plangemäß verlaufen, kann mit den Vorarbeiten für die Bohrungen 2023 begonnen werden. Die Bohrarbeiten finden 2024 statt, die Inbetriebnahme der Tiefengeothermieanlage ist für 2026 vorgesehen.

ORF.at/Christian Öser
Die neue Anlage soll an einem Areal am Rande der Seestadt Aspern entstehen

Sie wird bis zu 20 Megawatt Leistung bringen – genug für Fernwärme für rund 20.000 Haushalte, die ohne klimaschädliches CO2 produziert wird. 80 Mio. Euro werden investiert, ein Zehntel – acht Mio. Euro – steuert der Bund bei. "Dank dem Thermalwasservorkommen direkt unter der Stadt und dem gut ausgebauten Fernwärmenetz befinden wir uns auch im europäischen Vergleich in einer einzigartigen Ausgangslage, um Haushalte mit klimaneutraler Wärme versorgen zu können“, sagte Stadtrat Peter Hanke am Montag.

Technisch anspruchsvolles Projekt
Zur Erschließung des Thermalwassers sind mehrere Bohrungen in über 3.000 Meter Tiefe nötig. Aufgrund dieser Tiefe, die etwa hundertmal tiefer als die tiefste U-Bahn-Station Wiens liegt, und da die Bohrungen nur einen Durchmesser von rund 30 cm haben, ist mit keinen Auswirkungen wie etwa Vibrationen an der Erdoberfläche zu rechnen. Technisch anspruchsvoll sind Bohrungen in solchen Tiefen aber dennoch.


Grafik: APA/ORF.at; Quelle: Wien Energie
Funktionsweise einer Tiefengeothermieanlage

Mit einer Erkundungsbohrung wird die Beschaffenheit und Verfügbarkeit des Thermalwassers am Standort untersucht. Nach der Erkundungsbohrung werden zwei weitere Bohrungen durchgeführt. Für die geplante Nutzung kommt ein System namens „Hydrothermale Dublette“ zum Einsatz. Dafür wird zunächst rund ein Kilometer senkrecht in die Tiefe gebohrt, danach verlaufen die Bohrungen schräg in entgegengesetzte Richtungen bis auf eine Tiefe von rund 3.000 bis 3.500 Meter.

Wasserführende Gesteinsschicht unterhalb der Stadt
Über eine der Bohrungen wird das Thermalwasser mittels einer Förderpumpe an die Oberfläche befördert. Nach der Wärmeentnahme an der Oberfläche über Wärmetauscher wird das Thermalwasser über die zweite Bohrung wieder in das gleiche Thermalwasservorkommen zurückgeführt, es entsteht damit ein geschlossener erneuerbarer Kreislauf. Der Entnahme- und der Rückgabepunkt des Thermalwassers liegen dabei rund vier Kilometer voneinander entfernt. Die in der Tiefengeothermieanlage gewonnene Wärme wird anschließend in das Fernwärmenetz eingespeist.
Die Nutzung von Tiefengeothermie ist nur deshalb möglich, weil sich mit dem „Aderklaaer Konglomerat“ eine wasserführende Gesteinsschicht unterhalb der Stadt befindet. Als wichtige Grundlage für die Erschließung dieses Vorkommens nahm Wien Energie gemeinsam mit Partnern aus Wissenschaft, Forschung und Industrie im Forschungsprojekt „GeoTief Wien“ in den letzten Jahren eine umfassende Untersuchung der geologischen Gegebenheiten unter der Stadt vor. Die wissenschaftlichen Ergebnisse beruhen auf einer umfangreichen seismischen 3D-Erkundung des „Aderklaaer Konglomerats“.

Vier Anlagen bis 2030 geplant
Das Pilotprojekt soll aber nur der erste Schritt sein. Das Thermalwasservorkommen unter der Stadt ist so groß, dass bis 2030 bis zu 125.000 Wiener Haushalte mit Fernwärme aus Tiefengeothermie versorgt werden könnten. Das entspricht einer jährlichen CO2-Einsparung von 325.000 Tonnen. Um dieses Ziel zu erreichen, ist die Errichtung weiterer Tiefengeothermieanlagen im Stadtgebiet geplant, die in Summe bis zu 20 Prozent der Fernwärme-Gesamterzeugung abdecken können.
Bis 2030 will die Wien Energie insgesamt bis zu vier Tiefengeothermieanlagen in der Donaustadt und in Simmering bauen. Sie sollen dann ein Fünftel des Fernwärmebedarfs der Stadt produzieren. Der Ausbau der Tiefengeothermie soll auch nach 2030 fortgesetzt werden, damit die Fernwärme bis 2040 gänzlich aus klimaneutralen Quellen erzeugt wird.
14.11.2022, red, wien.ORF.at

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Erste Geothermieanlage soll 2026 starten
 

josef

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Bei Bohrungen für geothermische und geophysikalische Testungen wurden Ablagerungen des Ur-Wienflusses entdeckt
Im Zuge einer 80 Meter tiefen Bohrung im Garten der Geologischen Bundesanstalt im dritten Bezirk sind für geothermische und geophysikalische Testungen in einer Tonschicht des Wiener Beckens die Ablagerungen zweier Flüsse entdeckt worden: die Ur-Wien und die Ur-Liesing.
Online seit heute, 14.50 Uhr
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Die Beprobung und Analyse des Bohrkerns brachten nun neue Erkenntnisse aus der Ära des einstigen Pannonsees vor 10,4 Millionen Jahren. Der Bohrkern wurde wissenschaftlich analysiert und gibt auch Einblicke in die geologische Geschichte Wiens: Hier mündete vor 10,4 Millionen Jahren die Ur-Wien und die Ur-Liesing in den einstigen Pannonsee, der vom heutigen Alpenrand in Wien über Budapest bis Belgrad reichte.

„Wenn ich verstehen will, wie die Landschaft entstanden ist, wie der Boden von innen entstanden ist, gehört es auch dazu, dass ich versuche, möglichst viele Informationen zusammenzubringen. Und gerade die Geschichte rund um Wien ist mir weitgehend rätselhaft gewesen. Wenn man alles, was älter als Eiszeit ist und es ist Ihnen gelungen, gestern sehr viel gewusst hat. Und insofern war das ja ziemlicher Durchbruch für uns, dass wir jetzt diese Flüsse so weit bis bis über zehn Millionen Jahre in die Vergangenheit zurückverfolgen können“, sagte der Leiter der Geologisch-Paläontologischen Abteilung am Naturhistorischen Museum Wien, Mathias Harzhauser im Gespräch mit Radio Wien.

Pannonsees: Größter See Europas
Dieser riesige See dominierte vor rund 10,4 Millionen Jahren die Region. Er reichte vom heutigen Alpenrand über Budapest bis in die Gegend des heutigen Belgrad. Damals war der See „etwa halb so groß wie das heutige Schwarze Meer und damit der größte See Europas. Wien lag am Westufer dieses Sees. Über seine Zuflüsse aus den Alpen war aber bisher sehr wenig bekannt“, so der Leiter der Geologisch-Paläontologischen Abteilung am NHM Wien, Mathias Harzhauser. Das heutige Wiener Stadtgebiet lag im Zeitraum von 11,6 bis 9 Mio. Jahren am Pannonsee.

© NHM Wien
Querschnitt eines Bohrkerns mit Schalen fossiler Wandermuscheln

Bis heute helfen die wasserundurchlässigen tonreichen Ablagerungen des einstigen Gewässers dabei, das Grundwasser in oberen Schichten zu halten, heißt es am Montag in einer Aussendung des Museums. Die neue Analyse des Bohrkernes „zeigt klar den Einfluss des Hinterlandes, wobei wir gut zwischen Sedimenteintrag der Ur-Liesing und der Ur-Wien unterscheiden können“, so Mandana Peresson von der Abteilung Rohstoffgeologie der GBA.

Fluss in Donaukanal gemündet
Da sich in den oberen Schichten winzige Fossilien aus der durch Sandstein und Mergelgestein geprägten Flyschzone finden, dürfte es sich um die Ablagerungen des Vorläufers des im heutigen Wienerwald entspringenden Wienflusses handeln, wie die Wissenschafter im Fachblatt „Palaeogeography, Palaeoclimatology, Palaeoecology“ berichten.

Dem in den Donaukanal mündenden Fluss ist auch eine ausgedehnte Ton- oder Gesteinsschicht in 30,7 Metern Tiefe zuzuordnen. Anders zusammengesetzt ist jedoch eine Schicht in 32,5 Metern Tiefe: Sie wird als Eintrag aus den Nördlichen Kalkalpen interpretiert. Somit handle es sich höchstwahrscheinlich um Überbleibsel der Ur-Liesing.
05.12.2022, red, wien.ORF.at
Ablagerungen des Ur-Wienflusses entdeckt
 
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