Tausende Negative von Aufnahmen teilweise prominenter jüdischer Wienerinnen und Wiener werden digitalisiert

josef

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Jüdisches Fotoarchiv wird digitalisiert
Es sind Fotos, die Vertriebenen und Vergessenen ein Gesicht geben: In einem Wiener Fotoatelier lagern zehntausende Negative von Aufnahmen teilweise prominenter jüdischer Wienerinnen und Wiener. Sie werden nun digitalisiert.
Setzer-Tschiedel beim Volkstheater war für Reich und Schön der 1920er und 30er Jahre das Fotoatelier. Berühmtheiten wie Opernsängerin Maria Jeritza oder Komponist Richard Strauss haben sich hier porträtieren lassen. Mit einer Platten-Kamera fotografierten Franz Xaver Setzer und seine Nachfolgerin Marie Karoline Tschiedel. Rund 12.000 Glasnegative sind heute noch erhalten.


ORF / Setzer-Tschiedel
Sängerin Maria Jeritza


ORF / Setzer-Tschiedel
Komponist Richard Strauss


ORF / Setzer-Tschiedel
Regisseur Max Reinhardt


ORF / Setzer-Tschiedel
Schriftsteller Arthur Schnitzler


ORF / Setzer-Tschiedel
Biochemiker Fritz Lieben


ORF / Setzer-Tschiedel
Psychologin Charlotte Bühler


ORF / Setzer-Tschiedel
Marie Karoline Tschiedel mit Kamera

Stefan Zweig bis Arthur Schnitzler
„Es sind ungefähr 4.500 Leute fotografiert worden. Einige kennt man heute auch noch wie Stefan Zweig, Arthur Schnitzler und Max Reinhardt“, sagt Eigentümer Wolfgang Tschiedel. „Im Gefolge dieses Klientels sind natürlich auch die B-Promis, würde ich heute sagen, gekommen. Also alles auch Persönlichkeiten, die das Bild der Gesellschaft geprägt haben: Bankiers, Kaufleute, Industrielle, Künstler.“

Genealoge Georg Gaugusch erzählt gegenüber „Wien heute“, dass es Fotoserien vieler großer Wiener Familien gibt: „Die Nephrussis, die Sie von ‚Der Hase mit den Bernsteinaugen‘ kennen, bis zur Familie Lieben. Dann natürlich sehr viele Familien aus Böhmen, Mähren, aus Ungarn, es war ein internationales Publikum.“


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12.000 Glasnegative sind heute noch erhalten

Menschen ihr Bild zurückgeben
Auch Charlotte Bühler, eine der berühmtesten Psychologinnen oder der Biochemiker Fritz Lieben zählen zu den Porträtierten. Von einigen finden sich in den Büchern allerdings keine Aufzeichnungen. „Wir wollen also in dem Projekt zeigen, wer Wien prägte. Diesen Leuten, den späteren Opfern des NS-Regimes, es war natürlich auch sehr viel jüdisches Bürgertum dabei, wollen wir möglicherweise ihr Bild zurückgeben“, so Projektverantwortlicher Wolfgang Tschiedel.


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Die Aufarbeitung des Fotoarchivs dürfte noch Jahre dauern

Nachfahren können sich melden
Über die Website des Fotoarchivs „Wer Wien prägte“ hoffen die Experten, dass sich möglichst viele Nachfahren der Porträtierten melden, denn die Namen von Freunden oder Kindern der Fotografierten sind in den Büchern nicht vermerkt.

Ein erster Erfolg hat sich bereits eingestellt. Tschiedel: „Wir wissen, dass von den drei Kindern der Familie Bjielka ein späterer Außenminister darauf ist.“ Die Aufarbeitung des Fotoarchivs mit Hilfe von Historikern und Genealogen dürfte noch Jahre dauern.

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Publiziert am 27.01.2019
Jüdisches Fotoarchiv wird digitalisiert
 
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