Teilabriss der Burgruine Schwarzenbach

josef

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#2
Abbrucharbeiten haben begonnen...

Ruine Schwarzenbach: Abbruch hat begonnen

Vor einem Monat gab es Proteste in Schwarzenbach (Bezirk Wr. Neustadt), um den Abriss eines desolaten Torbogens der Ruine Schwarzenbach zu verhindern. Vor einer Woche wurde durch den Besitzer mit dem Abbruch der Mauer begonnen.

Alles begann damit, dass die Gemeinde Schwarzenbach als Baubehörde dem Besitzer der Burgruine, der Esterhazy Stiftung, auftrug, den einsturzgefährdeten Torbogen zu sanieren. Stattdessen fuhren nun die Bagger auf und es wurde mit dem Abriss begonnen. Die Gemeinde befürchtet nun, dass der Abriss nur ein Teil eines schleichenden Verfalls der Ruine darstellt.

Es werde zwar die Mauer mit dem desolaten Torbogen entfernt, jedoch die weiteren Mauern gesichert, versichert Karl Wessely, Direktor der Esterhazy-Betriebe. Eine Sanierung des Torbogens des denkmalgeschützten Gebäudes wäre billiger gekommen als der Abriss, sagt der Bürgermeister von Schwarzenbach, Johann Giefing (SPÖ). Diesem Argument widerspricht Wessely.

Für den Bürgermeister ist die Burgruine von großer touristischer und ortsgeschichtlicher Bedeutung. Seitens der Esterhazy Stiftung räumt man ein, dass kein besonderes Interesse an der Ruine bestehe, es gebe ein Vielzahl wichtigerer Gebäude, wie etwa die Burg Forchtenstein im Burgenland, die es zu erhalten gelte. Die Gemeinde plant nun eine Demonstration, auch wenn zu dem Zeitpunkt die Mauer bereits abgetragen ist.
http://noe.orf.at/news/stories/2804278/
 

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Bunker Ratte

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#3
Burgruine Schwarzenbach
ein wenig über die Geschichte der Ritterburg:

Die Frühgeschichte der Burg ist noch nicht völlig geklärt. 1254 wird sie unter dem Namen castrum Svarchumpah erstmals urkundlich erwähnt, als sie im Frieden von Ofen dem ungarischen König Bela IV zufiel. Schwarzenbach dürfte frühestens Ende des 12. und spätestens im ersten Viertel des 13. Jahrhunderts erbaut worden sein. Möglicherweise errichteten die Herren von Lanzenkirchen die Burg auf damals ungarischem Gebiet. Um 1290/1330 dürfte aber ein weitgehender Neubau erfolgt sein. Aufgabe der Burg war neben der Grenzsicherung die Sicherung des Tales sowie die Kontrolle zweier Handelswege. 1331 übergab Heinrich von Haderswörth seine bis dahin freieigene Herrschaft dem Landesfürsten, um sie anschließend als Lehen zu erhalten. 1337 belagerte ein ungarisches Heer die Burg und konnte sie bald erobern. Die Ungarn gaben Schwarzenbach erst 1362 wieder den Habsburgern zurück. Es wurde nun meist verpfändet, so 1369 an Wilhelm von Ellerbach und 1381 an Heinrich von Pottendorf. Ritter Häschk von Walpersbach, der 1389 Pfandherr war, ließ größere Umbau- und Renovierungsarbeiten vornehmen. 1439 erhielt Konrad Königsberger, der die Herrschaft zuvor schon pfandweise besaß, sie von König Albrecht II als Lehen. 1462 scheint Johann Siegmund Freiherr von Weisspriach als Burgherr auf. Von ihm übernahmen die Königsberger neuerlich die Feste. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts war mit der Burg ein eigener Landgerichtsbezirk verbunden. Ulrich von Königsberg ließ im letzten Jahrzehnt des 16. Jh. die Wehranlagen stark ausbauen.

1579 wurden die Königsberger in den Freiherrenstand erhoben. Ludwig Freiherr von Königsberg tauschte 1608 seine Herrschaft Schwarzenbach gegen die Herrschaft Pottendorf des Georg Ehrenreich von Zinzendorf. Dieser verkaufte zuerst das Amt Hochwolkersdorf an Ehrenreich Wurmbrand und dann 1625 die restliche Herrschaft an Georg Gabriel von Kollonitsch. Er erwies sich bald als Bauernschinder, so dass sich seine Untertanen an den Kaiser um Hilfe wandten. Seine Witwe übergab den bereits stark abgewirtschafteten Besitz ihrem Bruder Hans Ehrenreich Wurmbrand. 1680 verkaufte Hans Eustachius Wurmbrand Schwarzenbach an Paul I Esterházy. Drei Jahre später, als die Türken nach Österreich vordrangen, war die Burg noch so wehrhaft, dass sie als Zufluchtsstätte für die umliegende Bevölkerung bestimmt wurde. Sie dürfte kaum Schaden genommen haben, denn gegen Ende des Jahres hatte die Herrschaftskanzlei bereits wieder die Arbeit aufgenommen. Beim Kuruzzeneinfall wurde sie allerdings stark beschädigt. 1721 wurde in ihr ein Detachement von 22 Dragonern stationiert, die mit dem Räuberunwesen in der Gegend aufräumen sollten. Pläne aus der Zeit um 1760/70 zeigen bereits einen sehr schlechten Bauzustand. Um 1800 wurde die Burg als Amtssitz aufgegeben und dem Verfall überlassen. Schwarzenbach gehörte zum fürstlichen Fideikommiß der Esterházy, der erst 1944 aufgelöst wurde.

Die auch im Verfall noch beeindruckende Burgruine liegt auf einem Felssporn des Schlossberges am Westrand des gleichnamigen Ortes. Sie ist über eine Forststraße vom östlichen Ortsrand aus erreichbar. Obwohl sich neben der Hochburg und der äußeren Ringmauer noch drei starke Türme erhalten haben, ist von der beherrschenden Lage der Burg heute leider nicht viel zu sehen, da die Anlage völlig von Bäumen und Gestrüpp bewachsen und teilweise unter Schutt begraben ist. Die Gemeinde Schwarzenbach legt zwar großen Wert auf die Vermarktung ihres keltischen Erbes, ist aber offenbar nicht an der Erhaltung ihres großen mittelalterlichen Kulturdenkmals interessiert. Möglicherweise kann sie die Drangsalierung ihrer Einwohner durch den Burgherrn Georg Gabriel von Kollonitsch nicht vergessen. Auch der Grundeigentümer kümmert sich nicht um die Sicherung der Anlage. Wegen der späteren Umbauten hat sich kein Mauerwerk des 12. und 13. Jahrhunderts erhalten. Während der heutige Zugang zur Burg durch ein später ausgebrochenes Tor im Norden der äußeren Zwingermauer erfolgt, lag der ursprüngliche Zugang an der Nord- bzw. Bergseite. Hier befand sich im Mittelalter eine Vorburg, die aber bereits im 17. Jahrhundert als Garten genutzt wurde. Sie war von der etwas tiefer liegenden Hauptburg durch einen breiten Halsgraben getrennt. Um die durch das Gelände bedingte Überhöhung zu egalisieren, wurde zu Beginn des 14. Jahrhunderts vor die Kernburg schildmauerartig ein großer rechteckiger Baukörper gesetzt. Er ist ca. 26 m lang und 12 m breit. Seine 14 m hohe Außenmauer ist bis zu drei Meter dick und mit einer sorgfältig gearbeiteten Eckquaderung versehen. Der westliche Teil dieses Gebäudes war bergfriedartig ausgebildet. In seiner Mittelachse, aber 6 m über dem Boden, befand sich das mittelalterliche Burgtor. Es war über eine 25 m lange Brücke zugänglich. Wie üblich war diese in ihrem letzten Bereich als Zugbrücke ausgebildet. Durch eine Torhalle gelangte man in den Burghof.

Bemerkenswert ist hier die Ruine der spätgotischen Burgkapelle (1500/1520). Wie die noch vorhandenen Ansätze zeigen, war der Innenraum von einem zweijochigen Kreuzgratgewölbe überspannt. Belichtet wurde der Saalbau durch zwei spitzbogige Maßwerkfenster. Gut erhalten ist die spätgotische Laibung des Kapellenportals. Teilweise ist noch der Originalputz mit Resten der ursprünglichen Farbgebung erhalten. Die zweischiffige Herrschaftsempore war über das kleine, in der Südostecke des Hofes angebaute Treppentürmchen zugänglich. Dieses Türmchen wurde im 17. Jahrhundert zu einem Aussichtsturm mit Kegeldach erhöht. Im Geschoß über der Kapelle befand sich ein repräsentativer profan genutzter Raum. Wie das Mischmauerwerk aus Bruchsteinen und Ziegeln zeigt, ist der übrige Burgbereich wesentlich jünger. Nicht mehr nachweisbar ist der ehemalige Palas. Er dürfte sich am Nordende des Hofes befunden haben. Dieser Bereich wurde im 17. Jahrhundert nach schweren Bauschäden neu aufgebaut. Der Burghof ist heute weitgehend mit Schutt verfüllt. Eine Beseitigung desselben würde so manches Baudetail wesentlich besser zur Geltung kommen lassen. Der die Kernburg umgebende Zwinger entstand erst gegen Ende des 16. Jahrhunderts. Er wird an der 55 m langen ostseitigen Umfassungsmauer durch drei massige Bastionstürme verstärkt. Sowohl diese Wehrmauer als auch die Bastionstürme waren mit doppelten Trichterscharten zur Verteidigung mit Hakenbüchsen ausgestattet. Die Türme trugen steile Kegeldächer. Sie haben einen Durchmesser von ungefähr 8 m und wiesen zwei Wehrgeschosse auf. Dendrologische Untersuchungen der Prellhölzer ergaben eine Erbauungszeit um 1593. Im 18. Jahrhundert wurde die Standfestigkeit der westlichen Begrenzungsmauer durch starke Strebepfeiler erhöht. Sie war an der Innenseite mit einem hölzernen Wehrgang versehen. Schlüsselscharten ermöglichten eine Bestreichung des Vorgeländes. Im Zwinger sind noch Reste von Wirtschaftsgebäuden zu erkennen, die im 17. Jh. erbaut wurden.
Quelle: Schwarzenbach (Burgen Austria)

was noch übrig geblieben ist von der Ruine, konnte ich mit besonderer Vorsicht genießen:
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#6
Wunderschöne Photos! Ist Bild 202 aus dem Bereich der Kapelle? Finde die kleine Seitentür (bzw die zur Hälfte erhaltene Laibung) recht bemerkenswert. Das dürfte ein Kielbogen gewesen sein (sieht in etwa aus wie der Querschnitt eines auf dem Rücken liegenden Wikingerschiffes - drum auch der Name), der erst ab Mitte des 14. Jhdts. mit der Flamboyantgotik von England ausgehend v.a. in Frankreich Verbreitung fand. Gibts bei uns natürlich eh auch da und dort, aber hier wollte die Burgherrschaft damit wohl schon eher demonstrativ ihren vornehmen und exquisiten Geschmack beweisen - der letzte Schrei aus Paris sozusagen, hüstel...
 
#7
Quellen
  • Burgen und Schlösser Bucklige Welt, Semmering, Rax - Felix Halmer - 1969
  • Burgen und Schlösser in Niederösterreich - Wilfried Bahnmüller - 2005
  • Dehio - Niederösterreich südlich der Donau2003
  • Niederösterreichs Burgen - Felix Halmer - 1956
  • Steine und Sagen - Burgruinen in Niederösterreich - Ilse Schöndorfer - 1999
  • Von Burg zu Burg in Österreich - Gerhard Stenzel - 1973
  • Wehrbauten und Adelssitze Niederösterreichs/Das Viertel unter dem Wienerwald Bd. 2 - Weltin/Mochty/Kühtreiber/Woldron - 2003
 
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