Teilbesetzung Kärntens nach Ende des WKI durch Truppen des neugegründeten Königreich Jugoslawien und Volksabstimmung am 10. Oktober 1920

josef

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Am 10. Oktober jährt sich die Kärntner Volksabstimmung zum 95. Mal. Die Südkärntner Bevölkerung entschied sich damals mehrheitlich für den Verbleib der vom Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen besetzten Gebiete bei Österreich.

Auch 90 Jahre nach der Volksabstimmung ist der 10. Oktober immer noch das Datum, das Kärnten bewegt. Jedes Schulkind in Kärnten weiß, an diesem Tag des Jahres 1920 hatte sich die Bevölkerung Südkärntens mit einer Mehrheit von knapp 60 Prozent für den Verbleib bei Österreich entschieden. Vorausgegangen war der Abstimmung der Kärntner Abwehrkampf. Das war eine militärische Auseinandersetzung mit den Truppen des sogenannten SHS-Staates, dem Staat der Kroaten, Serben und Slowenen, die in Südkärnten einmarschiert waren. Die Kärntner Landesregierung erteilte die Weisung zum bewaffneten Widerstand. Nach zwei Monaten, in denen das Vordringen der Truppen gestoppt und einige Orte zurückerobert werden konnten, kam es zu einem Waffenstillstand.

Hier (Beitrag aus 2010) ist mehr darüber zu erfahren.
Kärnten feiert 95 Jahre Volksabstimmung

Kärnten feiert am Samstag den 95. Jahrestag der Volksabstimmung von 1920. Damals sprach sich die Südkärntner Bevölkerung in einer Abstimmung für den Verbleib bei Österreich und gegen den Anschluss an den damaligen SHS-Staat aus.

Bereits Freitagabend fanden in zahlreichen Kärntner Gemeinden Gedenkfeiern und Fackelzüge zum 10. Oktober statt. Am Samstag gedenken das offizielle Kärnten und die Traditionsverbände der Kärntner Volksabstimmung vor 95 Jahren.

Um 9.30 Uhr beginnt die Gedenkfeier am Soldatenfriedhof in Annabichl. Mit dabei sein werden neben den Vertretern von Land und Stadt das Bundesheer, die Blaulichtorganisaitonen und die Traditionsverbände. Zu Ehren der 400 Opfer des Abwehrkampfes werden beim Denkmal Kränze niedergelegt.

„Wissen um eigene Geschichte“
Um 11.00 Uhr beginnt dann die Feier bei der Stätte der Kärntner Einheit im Landhaushof statt. „Das Wissen um die eigene Geschichte ist der Schlüssel für eine gemeinsame Zukunft“, lautet das Motto der Gedenkfeier. Ihre Gedanken dazu formulieren wird Sabine Ladstätter, die Direktorin des Österreichischen Archäologischen Instituts - und Tochter des Obmannes der Kärntner Abwehrkämpfer Fritz Schretter.


Für die musikalische Gestaltung der Landesfeier sorgen die Militärmusik Kärnten, das Alpen-Adria-Jugendsymphonie-Orchesters sowie der Gemeinschaftschor aus Kammerchor Klagenfurt, Gemischter Chor Gallus und Alpen-Adria-Chor Villach. Der unter der Leitung von Christian Liebhauer-Karl unter anderem die Uraufführung der dreisprachige Trilogie „Das Land in uns “ von Günther Antesberger singen wird.
Kärnten feiert 95 Jahre Volksabstimmung
 

josef

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#2
Klagenfurt vor hundert Jahren besetzt
Am 6. Juni vor hundert Jahren ist Klagenfurt im Zuge des Kärntner Abwehrkampfes von jugslawischen Truppen besetzt worden. Bis zur Volksabstimmung am 10. Oktober 1920 ging es darum, möglichst viele Menschen in Südkärnten für den Verbleib bei Kärnten und Österreich zu bewegen.
Nach dem Ersten Weltkrieg hatte der SHS-Staat der Serben, Kroaten und Slowenen Anspruch auf das mehrheitlich von slowenischsprachigen Kärntnern besiedelte Gebiet erhoben. Im November 1918 wurde der militärische Widerstand in Kärnten beschlossen. Unter der Leitung von Oberstleutnant Ludwig Hülgerth schritt die Rückeroberung rasch voran.


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Oberstleutnant Ludwig Hülgerth

Karawanken als natürliche Grenze fixiert
Im Jänner 1919 einigte man sich auf einen Waffenstillstand, weil eine Kommission des amerikanischen Leutnants Sherman Miles im Auftrag der Siegermächte die Verhältnisse in Kärnten prüfen sollte. Er war zu dem Schluss gekommen, dass die Karawanken die natürlich Grenze im Süden sein sollen. Auf der Friedenskonferenz in Paris setzte sich die Auffassung für das Selbstbestimmungsrecht der Völker durch. Das bedeutete, dass es in Kärnten zu einer Volksabstimmung kommen sollte.

Der Leiter des Kärntner Landesarchivs Wilhelm Wadl erklärt, dass die Alliierten am 27. Mai in Paris beschlossen hatten, dass es im ganzen Klagenfurter Becken eine Volksabstimmung in einer ungeteilten Zone geben solle: „Das hat Yugoslawien ganz und garnicht behagt. Da wäre das Ergebnis zu Gunsten Österreichs vorhersehbar gewesen. Daher kam es dann am 27. Mai - faktisch zeitgleich - zum schon länger geplanten südslawischen Großangriff.“ Die Kärntner Fronten brachen schnell zusammen. Die Regierung floh nach Oberkärnten und am 6. Juni rückten serbische Truppen in Klagenfurt ein.


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Einmarsch jugoslawischer Truppen in Klagenfurt

Demarkationslinie hermetisch abgeriegelt
Es folgte der vereinbarte Waffenstillstand, dennoch dauert es noch lange, bis am 10. Oktober 1920 die Volksabstimmung durchgeführt werden konnte. Laut Wadl sei das „Gesamtpaket“ bereits in Paris fertig gewesen. Es sei dann aber wieder komplett aufgeschnürt worden, was das Klagenfurter Becken und die Volksabstimmung anbelangte.

Letztendlich kam es dann zur Teilung des Plebeszitgebietes in die beiden Zonen 1 und 2. Voraussetzung dafür sei die Ratifizierung des Friedensvertrages und die Hinterlegung aller Urkunden in Paris gewesen, so Wadl: „Deshalb diese lange Zeit, die man auf das Plebeszit warten musste. Ein zusätzlicher Unsicherheitsmoment war, dass die jeweiligen Volksabstimmungszonen 1 und 2 unter jugoslawischer bzw. österreichischer Verwaltung standen. Die Demarkationslinie blieb bis August 1920 hermetisch abgeriegelt.“


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Blick auf die Stadt Klagenfurt zur Zeit der Volksabstimmung

Heimatdienst propagierte Verbleib bei Österreich
Obwohl Teile Südkärntens von den jugoslawischen Truppen besetzt bleiben, gelingt es dem von den Kärntner Parteien eingesetzten Heimatdienst die Bevölkerung in der Zone A vom Verbleib bei Kärnten zu überzeugen. Laut Wadl war der Heimatdienst von 1920 eine überparteiliche Dachorganisation für die österreichische Propaganda: "Diese war sehr wirkungsmächtig und hat viele verschiedene Argumente zusammengetragen, die für Österreich sprachen. Das Ergebnis war ja dann, dass sich mehr als 60 Prozent der Südkärntner für den Verbleib bei Kärnten und Österreich aussprachen.

Die Volksabstimmung wurde dann zunächst in der Zone A durchgeführt, mit dem bekannten Ergebnis für den Verbleib bei Kärnten und Österreich. Heuer jährt sich am 10. Oktober 2019 der Jahrestag zum hundertsten Mal.


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Alte Dokumente im Landesarchiv

Landesarchiv macht am Freitag Schätze zugänglich
Unterlagen zum Abwehrkampf und der Volksabstimmung sind im Landesarchiv gelagert. Dort gibt es auch regelrechte Archivschätze zu bewundern, die am Freitag zum internationalen Tag des Archivs für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Von 9.00 bis 13.00 Uhr steht das Landesarchiv für die Besucher offen, der Eintritt und Führungen sind kostenlos.

Publiziert am 06.06.2019
Klagenfurt vor hundert Jahren besetzt
 
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