Tirol nach Kriegsende: Friede und Aufbruch in neue Zeiten...

josef

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Friede und Aufbruch: 75 Jahre Befreiung

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Als die Amerikaner im Mai 1945 Tirol befreit haben, strömten tausende Italiener wieder zurück in ihre Heimat. Viele Durchgangslager in Tirol wurden in diesen Wochen zur Zwischenstation für Zivilpersonen oder ganze Familien.
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Als die Kampfhandlungen des Kriegs im Mai 1945 zu Ende waren und die Paraden abgehalten wurden, begann für die Tirolerinnen und Tiroler, für unzählige Flüchtlinge und auch für die amerikanischen Soldaten so etwas wie ein neuer Alltag.

Army-Freizeitclub über Innsbruck
Die Soldaten der Befreiungsarmee waren in einem Land mit Bergen, von denen sie in Texas oft nur träumen können. Auf der Seegrube oberhalb von Innsbruck richteten die GIs einen eigenen Freizeitclub ein. Der Mai in den Tiroler Bergen schien ein Erlebnis für die Frauen und Männer in Uniform zu sein – sie veranstalteten Schneeballschchlachten oder wagten erste Versuche auf Skiern. Im Tal gab es in diesen ersten Tagen des Friedens allerdings viel zu tun, denn riesige Menschenmengen waren unterwegs.

Archivaufnahmen
Schlagzeug und Saxophon: Amerikanische Soldaten feierten hoch über Innsbruck

Flucht aus Lager Reichenau
Im Lager Reichenau am östlichen Stadtrand von Innsbruck standen ausgedehnte Baracken, in denen die Nationalsozialisten Gefangene gequält hatten, darunter Zwangsarbeiter, Regimegegner und Gestapo-Häftlinge. Es wurde nach Kriegsende zu einem Ort des Aufbruchs, berichtete Historiker Thomas Albrich: „In erster Linie waren das Italiener, die nach der Befreiung heim nach Italien wollten.“

Männer, Frauen und Kinder waren zu Tausenden unterwegs. Ohne die Hilfe der Alliierten konnten sie nicht weiter und so wurde rasch mit der Organisation: „Die Leute kamen alle mit einer großen Hoffnung und überraschend großem Gepäck“, schilderte der Historiker.

Archivaufnahmen
Ehemalige Gefangene des Camps Reichenau im Frühjahr 1945

Hauptbahnhof als Tor in den Süden
Die nächste Station war der großteils zerstörte Innsbrucker Hauptbahnhof, von wo aus die unzähligen Menschen mit Zügen über den Brenner nach Bozen gebracht wurden. Organisationen wie das Rote Kreuz bemühten sich, Ordnung in die anfangs chaotische Bewegung zu bringen.

In Bozen wurden sogenannte „Displaced Persons“, also Menschen auf der Suche nach einer neuen Heimat, dann mit dem Nötigsten versorgt. Helferinnen in den Durchgangslagern kümmerten sich darum, dass die Menschen registriert und dann weitergeschleust wurden, erzählte Historikerin Eva Pfanzelter: „Man hat die Menschen nach Städten gruppiert, um sie weiter nach Verona und dann in den Rest Italiens zu verteilen“, so die Wissenschafterin.

Archivaufnahmen
Ein erster Wink der Heimat: Der bitter vermisste Herkunftsort auf dem Schild

Vor 75 Jahren waren diese Bilder in Tirol Flüchtlingsalltag – als viele wieder begannen, Mensch zu sein: Mit Hoffnung, Emotionen, und einem Ziel vor Augen.
01.06.2020, red, tirol.ORF.at
Friede und Aufbruch: 75 Jahre Befreiung
 
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