Die Granatkapelle
Inmitten der Zillertaler Alpen am Penkenjoch steht die Granatkapelle. Sie gilt als architektonische Meisterleistung. Der Abbau von Granaten war typisch für das Zillertal. An das erinnert die kleine Kapelle. Von hier hat man einen großartigen Ausblick auf die umliegende Bergwelt. Besonders reizvoll ist die Granatkapelle, wenn rundherum die Enziane und die Almrosen blühen.
30. September 2024, 9.51 Uhr
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Die Granatkapelle
Inmitten der Zillertaler Alpen am Penkenjoch steht die Granatkapelle. Sie gilt als architektonische Meisterleistung. Der Abbau von Granaten war typisch für das Zillertal. An das erinnert die kleine Kapelle. Von hier hat man einen großartigen Ausblick auf die umliegende Bergwelt. Besonders reizvoll ist die Granatkapelle, wenn rundherum die Enziane und die Almrosen blühen.
30. September 2024, 9.51 Uhr
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Ganz bequem kann man mit der Almbahn von Finkenberg aus zur Granatkapelle hinauffahren. Auch mit der Penkenbahn ist das möglich, und danach geht es noch eine Viertelstunde zu Fuß weiter. Sehr beeindruckend ist der Blick, den man von der Kapelle aus hat. Wohin man schaut, erhebt sich die imposante Bergwelt des Zillertals. Die Kapelle fügt sich da wunderbar ein. Geometrie und Natur scheinen eins zu werden.
Ursula Aichner/ORF
Geometrie und Natur werden eins am Penkenjoch
Ursula Aichner/ORF
Reizvolle Kombination, wenn die Almrosen rund um die Kapelle blühen
Granaten sind unter anderem in den USA, Afrika, Indien, Sri Lanka und Brasilien zu finden. Aber auch das Zillertal ist bekannt für seine Granaten. Und das kam so: Andrä Kreidl war 1745 auf der Jagd nach Gämsen in der Nähe der Berliner Hütte. Im Glimmerschiefer dort entdeckte er zufällig Granaten. Im Bereich der Fundstelle wurden die Steine über 150 Jahre lang abgebaut. Bis zu 40 Arbeiter waren in den Sommermonaten damit beschäftigt.
Kleines Mekka für „Stoanklauber“
Das Zillertal gilt noch immer als kleines Mekka der „Stoanklauber“, also der Steineklauber. Mineralogen, Geologen und Mineraliensammler aus der ganzen Welt sind immer wieder hier unterwegs und machen sich auf die Suche nach den begehrten, rotbraunen Steinen. Granaten haben die Form eines Kubus und gelten als Heilsteine, sie sollen gegen Mutlosigkeit, Erschöpfung und gegen Kummer wirken. Meistens sind sie rotbraun, aber auch orange, gelbgrün oder schwarz. Das kommt auf die chemische Zusammensetzung an. Granaten wurden auch die Edelsteine der armen Leute genannt, sie wurden und werden sehr gerne für Trachtenschmuck verwendet.
Ursula Aichner/ORF
Spaziert man rund um den kleinen Speichersee, ändern sich die Ansichten.
Ursula Aichner/ORF
Beeindruckende, wuschelige Pracht
Der Schweizer Star-Architekt Mario Botta hat die Granatkapelle geplant. Sie gilt als Juwel unter seinen Sakralbauten. 2013 hat Botta seine Capella Granata, wie sie genannt wird, errichten lassen. Es war sein erster Auftrag in Österreich. Bauherr war Josef Brindlinger aus Zell am Ziller, sein Urgroßvater war der Steinklauber Josef Hofer. Dem wollte Brindlinger ein Denkmal setzen, sagt man uns im Zillertal. Die Bauarbeiten auf über 2000 Meter waren nicht leicht. So gab es zum Beispiel im Juni 2013 einen Wintereinbruch, es fielen 30 Zentimeter Schnee, der Bau musste gestoppt werden. Am 22. September war es aber soweit, die Kapelle wurde eingeweiht.
„Jeder von uns ist ein Granat.“
In der Ansprache des Dekans hieß es damals: “Jeder von uns ist wie ein Granat, der erst geschliffen werden muss, um zum vollen Glanz zu kommen. Auch zum Widerspruch werden wir manchem werden, wie die außergewöhnliche Form der Kapelle.“ Die Kapelle ist meistens nicht abgeschlossen. Das Innenleben sollte man sich anschauen. Alles ist sehr schlicht und mit hellem Holz verkleidet. Die Lichteffekte sind spektakulär. Die Sonne dringt durch zwei verglaste Kreuze in das kleine Bauwerk ein.
Ursula Aichner/ORF
Spezielle Lichteffekte in der Kapelle von Mario Botta
Ursula Aichner/ORF
Das Innenleben des kleinen Gotteshauses sollte man sich nicht entgehen lassen.
Die Kapelle ist meistens nicht abgeschlossen. Auch das Innenleben sollte man sich anschauen. Es ist sehr schlicht und mit hellem Holz verkleidet. Die Lichteffekte sind spektakulär. Die Sonne dringt durch zwei verglaste Kreuze in das kleine Bauwerk ein.
Pure Geometrie
Auf der Homepage der Granatkapelle kann man folgendes nachlesen: „Als Kontrapunkt zur Natur setzt Botta einen überdimensionalen Kristall in Form eines Rhombendodekaeders auf einen Felsvorsprung östlich des Speichersees Penkenjoch. Speziell in den Bergen ist die Wahrnehmung verstärkt, sagt Mario Botta, und ein Stück purer Geometrie wie diese Kapelle hilft dabei, die Natur, die Landschaft, den Himmel und die Atmosphäre besser zu lesen. Ein Denkmal, von der Leidenschaft des Granatschürfers durchdrungen, sich behauptend in der grandiosen Natur, ihr trotzdem Respekt erweisend, Zeichen des Glaubens, Ort der Einkehr, der Besinnung und der Dankbarkeit.“
Ursula Aichner/ORF
Schusternagelen am Wegrand
Beim Umrunden des kleinen Speichersees in der Nähe erlebt man immer wieder andere Ansichten der Kapelle. Ende Juni/Anfang Juli blühen rundherum Almrosen, Trollblumen, Schusternagelen und vieles mehr. Im Wasser sind kleine Molche unterwegs, die immer wieder auftauchen. Bei einem unserer Besuche wirkt die Granatkapelle besonders spektakulär. Mit dem Südwind kommt bekanntlich immer wieder ein gehöriger Schwall rötlicher Saharastaub nach Tirol. Das sorgt für ungewöhnliche Lichtstimmungen am Berg. Einkehren kann man zum Beispiel im Familienbetrieb „Granatalm“ gleich ums Eck.
02.10.2024, Katharina Kramer; tirol.ORF.at
Geometrie und Natur werden eins am Penkenjoch
Reizvolle Kombination, wenn die Almrosen rund um die Kapelle blühen
Granaten sind unter anderem in den USA, Afrika, Indien, Sri Lanka und Brasilien zu finden. Aber auch das Zillertal ist bekannt für seine Granaten. Und das kam so: Andrä Kreidl war 1745 auf der Jagd nach Gämsen in der Nähe der Berliner Hütte. Im Glimmerschiefer dort entdeckte er zufällig Granaten. Im Bereich der Fundstelle wurden die Steine über 150 Jahre lang abgebaut. Bis zu 40 Arbeiter waren in den Sommermonaten damit beschäftigt.
Kleines Mekka für „Stoanklauber“
Das Zillertal gilt noch immer als kleines Mekka der „Stoanklauber“, also der Steineklauber. Mineralogen, Geologen und Mineraliensammler aus der ganzen Welt sind immer wieder hier unterwegs und machen sich auf die Suche nach den begehrten, rotbraunen Steinen. Granaten haben die Form eines Kubus und gelten als Heilsteine, sie sollen gegen Mutlosigkeit, Erschöpfung und gegen Kummer wirken. Meistens sind sie rotbraun, aber auch orange, gelbgrün oder schwarz. Das kommt auf die chemische Zusammensetzung an. Granaten wurden auch die Edelsteine der armen Leute genannt, sie wurden und werden sehr gerne für Trachtenschmuck verwendet.
Spaziert man rund um den kleinen Speichersee, ändern sich die Ansichten.
Beeindruckende, wuschelige Pracht
Der Schweizer Star-Architekt Mario Botta hat die Granatkapelle geplant. Sie gilt als Juwel unter seinen Sakralbauten. 2013 hat Botta seine Capella Granata, wie sie genannt wird, errichten lassen. Es war sein erster Auftrag in Österreich. Bauherr war Josef Brindlinger aus Zell am Ziller, sein Urgroßvater war der Steinklauber Josef Hofer. Dem wollte Brindlinger ein Denkmal setzen, sagt man uns im Zillertal. Die Bauarbeiten auf über 2000 Meter waren nicht leicht. So gab es zum Beispiel im Juni 2013 einen Wintereinbruch, es fielen 30 Zentimeter Schnee, der Bau musste gestoppt werden. Am 22. September war es aber soweit, die Kapelle wurde eingeweiht.
„Jeder von uns ist ein Granat.“
In der Ansprache des Dekans hieß es damals: “Jeder von uns ist wie ein Granat, der erst geschliffen werden muss, um zum vollen Glanz zu kommen. Auch zum Widerspruch werden wir manchem werden, wie die außergewöhnliche Form der Kapelle.“ Die Kapelle ist meistens nicht abgeschlossen. Das Innenleben sollte man sich anschauen. Alles ist sehr schlicht und mit hellem Holz verkleidet. Die Lichteffekte sind spektakulär. Die Sonne dringt durch zwei verglaste Kreuze in das kleine Bauwerk ein.
Spezielle Lichteffekte in der Kapelle von Mario Botta
Das Innenleben des kleinen Gotteshauses sollte man sich nicht entgehen lassen.
Die Kapelle ist meistens nicht abgeschlossen. Auch das Innenleben sollte man sich anschauen. Es ist sehr schlicht und mit hellem Holz verkleidet. Die Lichteffekte sind spektakulär. Die Sonne dringt durch zwei verglaste Kreuze in das kleine Bauwerk ein.
Pure Geometrie
Auf der Homepage der Granatkapelle kann man folgendes nachlesen: „Als Kontrapunkt zur Natur setzt Botta einen überdimensionalen Kristall in Form eines Rhombendodekaeders auf einen Felsvorsprung östlich des Speichersees Penkenjoch. Speziell in den Bergen ist die Wahrnehmung verstärkt, sagt Mario Botta, und ein Stück purer Geometrie wie diese Kapelle hilft dabei, die Natur, die Landschaft, den Himmel und die Atmosphäre besser zu lesen. Ein Denkmal, von der Leidenschaft des Granatschürfers durchdrungen, sich behauptend in der grandiosen Natur, ihr trotzdem Respekt erweisend, Zeichen des Glaubens, Ort der Einkehr, der Besinnung und der Dankbarkeit.“
Schusternagelen am Wegrand
Beim Umrunden des kleinen Speichersees in der Nähe erlebt man immer wieder andere Ansichten der Kapelle. Ende Juni/Anfang Juli blühen rundherum Almrosen, Trollblumen, Schusternagelen und vieles mehr. Im Wasser sind kleine Molche unterwegs, die immer wieder auftauchen. Bei einem unserer Besuche wirkt die Granatkapelle besonders spektakulär. Mit dem Südwind kommt bekanntlich immer wieder ein gehöriger Schwall rötlicher Saharastaub nach Tirol. Das sorgt für ungewöhnliche Lichtstimmungen am Berg. Einkehren kann man zum Beispiel im Familienbetrieb „Granatalm“ gleich ums Eck.
02.10.2024, Katharina Kramer; tirol.ORF.at