Vor 75 Jahren - "Jansa-Plan" zur Verteidigung Österreichs

josef

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#1
Anlässlich des 75. Jahrestages des „Deutschen Einmarsches“ in Österreich am 12.03.2013 einige Kartenausschnitte von Planungen des österreichischen Generalstabes zu einer möglichen Gegenwehr. Der Plan wurde vom Feldmarschall-Leutnant Alfred Jansa (ÖBH – Generalstabschef 1935-Anfang 1938) unter dem Decknamen „DR“ (-> Deutsches Reich) entwickelt, kam aber auf Grund der politischen Situation 1938 nicht zur Anwendung.

Grob umrissen sahen die geplanten Verteidigungsmaßnahmen des ÖBH folgendes vor:
Die Hauptstoßrichtung der Deutschen Wehrmacht war ja klar in Richtung Wien abzusehen, demnach plante man eine Konzentration der ÖBH-Kräfte in Oberösterreich. So war vorgesehen, dass die 4. Division im Innviertel vorerst hinhaltenden Widerstand leistete um sich dann im Verzögerungskampf auf die Traun-Linie zurückziehen, wo der Großteil des ÖBH die 1. Abwehrstellung bildete (1., 2., 3., 5. u. "Schnelle" Division). Bei zunehmenden Feinddruck, wie ja anzunehmen, war eine Zurücknahme der ÖBH-Einheiten auf die nächste, 2. Abwehrstellung entlang der Enns-Linie, vorgesehen. Dadurch wären die Angreifer südlich der Donau trichterförmig in östliche Richtung kanalisiert worden. Vor der völligen Aufreibung durch die Wehrmacht sollte durch Ausweichen der verbliebenen ÖBH-Kräfte in die südlichen Alpentäler die Angriffsfähigkeit in die Flanke des Angreifers gewahrt bleiben. Mit diesen Maßnahmen erhoffte man sich einen Zeitgewinn für auf internationaler Ebene einsetzende diplomatische und militärische Hilfe….

Im Bereich westlich Salzburg sollte unter Ausnutzung des gebirgigen Geländes das Salzachtal beim Pass Lueg und dahinter durch die 7. Division gesperrt werden um ein Vordringen ins "Salzburger Innergebirge" sowie in das Ennstal zu verhindern. Die 8. Brigade war zur Sicherung des Salzkammergutes vorgesehen. Die 6. Division sollte das Inntal in Tirol sichern…

Die Bilder der Originalkarten und Schautafeln machte ich 2008 im HGM bei der Sonderausstellung „Einmarsch 38 – Militärhistorische Aspekte des März 1938“:

1. Übersichtskarte
2. Detail Raum Oberösterreich
3. Detail Salzburg, Pass Lueg u. Pongau
4. Tirol - Inntal
 

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josef

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#2
"Presse Artikel" zum "Jansa-Plan"

Nachstehend ein Artikel aus "Die Presse" v. 28. Febr. 2008:
Die Abwehrschlacht an der Traun, die nie stattfand

Das Bundesheer hatte gegen einen deutschen Angriff den „Jansa-Plan“ entwickelt. Dass man am Ende verlieren würde, war bekannt.
Das Bundesheer war kein militärischer Körper mehr, sondern ein reiner Verwaltungskörper (...), ein sich für Paraden vorbereitender Verein, der sich Luftschlössern hingibt“, meinte der 1924 pensionierte General und spätere Bundespräsident Theodor Körner über das Bundesheer der 20er-Jahre. Kein Wunder: Die Sieger von 1918 hatten die k.-u.-k.-Armee zu einem Gnom gestutzt: Nur 30.000 Mann in sechs Brigaden durfte das Heer haben, 450 MGs, 90 leichte bis mittlere Geschütze. Und sonst fast nichts: keine Panzer, keine Flieger, keine Flak, keine Flammenwerfer. Und keine Wehrpflicht.

1938 war vieles anders:
Mit Duldung der Großmächte hatte man ab 1935 neue Waffen gekauft, die Wehrpflicht eingeführt, das Friedensheer auf 60.000 Mann verstärkt; es bestand aus sieben Infanteriedivisionen, einer Brigade und der „Schnellen Division“ aus motorisierter Infanterie und Panzern. Es gab mehr als 80 Kampfflugzeuge, 905 Geschütze aller Kaliber (darunter zwei schwere 30,5cm Skoda-Mörser) und allerhand anderes für diese Zeit taugliches Gerät. Dazu kamen 67.000 Reservesoldaten und 100.000 Mann „Frontmiliz“ – eine leicht bewaffnete Truppe, gebildet aus aufgelösten Wehrverbänden, für den Grenz- und Objektschutz.

Und es gab Feldmarschall-Leutnant Alfred Jansa, Edler von Tannenau. Der 1884 in Galizien geborene Offizier wurde 1935 Generalstabschef. Zuvor war der Weltkriegs-Veteran Militärattaché in Berlin. Er kannte die Militärs und die Vorgänge dort gut und rechnete für die Zeit ab 1939 mit Versuchen, Österreich ins Reich zu holen.

Dem Heimat-treuen Jansa war das zutiefst zuwider: „Es durfte in Deutschland keinen Zweifel an unserer unbeugsamen Entschlossenheit (zum Kampf, Anm.) geben“, schrieb er in seinen Memoiren. Die Nazis hasste er: Den deutschen Militärattaché in Wien, Generalleutnant Muff, habe er „ablehnend behandelt, weil mich seine den gebotenen Takt eines Militärattachés verletzende Agitation für den Nationalsozialismus anwiderte.“

Die vier Divisionen der „Westarmee“
Also entstand der als „Jansa-Plan“ bekannte Kriegsplan „DR“. Grundidee: Für Deutschland wäre Wien das Ziel; das hügelige, zerklüftete Gebiet in OÖ nördlich der Donau wäre dem Vormarsch hinderlich, also müsste man den Raum südlich davon sperren: Und zwar entlang Traun und Enns, da dort die Entfernung Donau–Alpen am kleinsten ist.

So sollte dort die Masse des Heeres als „Westarmee“ aufmarschieren: die 1., 2., 3. und 5.Division und ein Artillerieregiment. Die 4.Division und Teile der Schnellen Division sollten die Deutschen im Vorfeld bremsen, würden dabei aber weitgehend zerschlagen. Die 7.Division aus Kärnten und die 8.Brigade in Salzburg sollten die Salzach sperren und Stöße ins Ennstal stoppen, die 6.Division Tirol schützen. Vorarlberg würde man bald räumen, das dortige Jägerbataillon würde in Tirol weiterfechten. Die Miliz sollte den Abwehrschirm an den Grenzen stärken.

Sperren mit Giftgas
Im Kampfbereich würden Bunker bemannt, Minenfelder und Panzersperren aktiviert; einige Gebiete wollte man mit Senfgas vergiften. Könnte die Westarmee die Traunlinie nicht halten, sollte sie hinter die Enns gehen; später könnte sie sich in die Alpentäler retten und von dort heraus Flankenstöße führen.

Hätte sich das Bundesheer halten können? Die Infanterie war gut trainiert und (weltweite Seltenheit) stark mit Maschinenpistolen bewaffnet. Die motorisierte Infanterie war richtungsweisend. Die 47mm-Kanonen von Böhler waren damals die stärksten panzerbrechenden Waffen, die kindlich anmutenden „CV-35“-Tanks und die Jagd-Doppeldecker „CR.32“ (beide von Fiat) waren dem Gros ihrer deutschen Gegner halbwegs ebenbürtig. Doch gab es zu wenig Panzerabwehr, Artillerie und fast keine Flak. Der Munitionsbestand war sehr niedrig: Die Artillerie etwa hatte nur für drei Tage Munition. Wie überhaupt mangels Geldes der Zustand des Heeres schlecht war: „Der Bekleidungszustand ist dürftig“, meinte ein deutscher Offizier nach einem Besuch der Kaserne in Bregenz. „Die Offiziersmesse der Kaserne Klosterneuburg ist geradezu ärmlich“, schrieb ein anderer, wie generell das Gerät des Bundesheers „auf billigste Ausstattung abgestellt“ sei. Wie auch immer: Deutschland war insgesamt einfach zu überlegen.

Jansa machte sich keine Illusionen. Man wolle aber so zäh kämpfen, dass, hoffte er, das Ausland eingreifen werde (das Urkonzept sah Hilfe Italiens vor). Zu all dem kam es nicht: März 1938 waren viele Truppen wegen Nazi-Unruhen in der Steiermark, die Westarmee nur teilweise formbar. Und Jansa wurde im Februar auf Druck Hitlers pensioniert

29.02.2008 | WOLFGANG GREBER (Die Presse)
http://diepresse.com/home/politik/i...Abwehrschlacht-an-der-Traun-die-nie-stattfand
 

josef

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#3
Dislozierung ÖBH am 11.03.1938

Auf einer Schautafel war in der Sonderausstellung „Einmarsch 38 – Militärhistorische Aspekte des März 1938“ 2008 im HGM die Dislozierung der ÖBH-Einheiten am Morgen des 11.03.1938 dargestellt:

1. Übersicht
2. Österreich Ost
3. Österreich Mitte
4. Österreich West
 

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