Vordernberg - historische Radwerke und Montandenkmäler

josef

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#1
Nachfolgend einige Bilder aus der "Erzbergregion" Vordernberg/Steiermark aus dem Vorjahr:

Die Vorgänger der heutigen Kokshochöfen wurden mit Holzkohle befeuert. Der nötige "Wind" für den Schmelzvorgang wurde mit riesigen Blasbälgen erzeugt, die von großen Wasserrädern angetrieben wurden. Daher stammt die Bezeichnung "Radwerk" für diese historischen Hochöfen...

In Vordernberg waren einmal 14 solcher Radwerke in Betrieb, wobei als letztes das Werk III erst 1921 seine "Ofenreise" beendete, also stillgelegt wurde.

Das Radwerk IV ist in seiner Grundsubstanz erhalten geblieben und wird als Museum betrieben:

Radwerk IV - Startseite

Nun zu den Fotos (Sommer 2009):

1. Radwerk IV vom Hauptplatz aus
2. Info-Tafel
3. Abstich- (Ofen-)Halle
4. Rückansicht des Gebäudes mit Rampen zur Beschickung
5. Detail Rückseite
6. Der Wasserzulauf zum Wasserrad wurde gerade renoviert
 

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josef

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#2
Einige weitere Bilder aus Vordernberg:

1. Ofenstock und Gebläsehaus Radwerk III
2. Eingang Gebläsehaus Radwerk III
3. Blick vom Radwerk III zur Rückseite des Werkes IV (Museum)
4. Alte Gebäude...
5. Der schmucke Hauptplatz von Vordernberg
6. Noch ein Rest eines Radwerkes...
 

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#3
Radwerk IV in Vordernberg

Als letzter Holzkohlehochofen in Vordernberg wurde nicht das Radwerk III (kurz RW III) 1921 sondern das im Besitz von Böhler Kapfenberg stehende RW XIV 1922 stillgelegt.
Bei der Rampe auf den Bildern 4 und 5 handelt es sich um die Kohlbrücke. Über sie wurde die Holzkohle mit Pferdefuhrwerken ins Innere des Hüttengebäudes (den Kohlboden) transportiert.
Bei Bild 6 handelt es sich um den Fluter ("Fluder") für die Wasserversorgung des Wasserrades, das den Radwerken den Namen gab und zum Antrieb zweier Gebläse zur Erzeugung des notwendigen Windes für den Hochofenprozess diente. Er wurde in den letzten Jahren saniert und ist jetzt wieder eine Attraktion bei den Führungen.
Zu den weiteren Bildern von Josef:
Bild 6 zeigt den Ofenstock des RW X. Er wurde in den letzten Jahren immer wieder saniert, befindet sich jetzt in Privatbesitz und sieht hoffentlich keiner finsteren Zukunft entgegen.
 

josef

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#4
Hallo Edwin!
Willkommen im Forum und danke für die Informationen! Schön, einen Fachmann aus der montanhistorisch interessanten und landschaftlich wunderschonen Gegend an Bord zu haben :)

Das einzige, wo mir als Eisenbahnfreund "das Herz blutete", war der Zustand des Bahnhofgeländes in Vordernberg...

lg
josef
 
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#5
Vordernberg

Hallo Josef!

Habe mir die 3 Bilder "LS-Deckungsgraben Bf. Vordernberg" angesehen. Der Deckungsgraben befindet sich keine 200m von meiner Wohnung entfernt. Am derzeitigen Zustand des Bahnhofgeländes wird sich in der nächsten Zeit nichts ändern. Es befindet sich mit Ausnahme der Zugförderungsstelle noch immer im Eigentum der ÖBB, die sicherlich kein Interesse an der Pflege hat.

Mein Interesse gilt dem Montanwesen "Rund um den Erzberg", hauptsächlich aber jenem Teil, der Vordernberg betrifft. Dazu gehört auch die Erzbergbahn, die ja auf Initiative der ÖAMG, die 1881 gegründet wurde, gebaut wurde, um den Erztransport vom Erzberg nach Vordernberg und viel wichtiger nach Donawitz zu sichern.
Nach Vordernberg existierte schon viel früher eine Erzförderung auf dem Schienenwege. Das war die "Dulnig'sche Erzförderanlage", von der auch heute noch vereinzelte Baulichkeiten bestehen und im Rahmen des "Erzwanderweges" zu besichtigen sind.

Bei Interesse stehe ich gerne für weitere Informationen zur Verfügung.

Liebe Grüße Edwin
 

josef

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#6
Vordernberg 2013 - einige Bilder

Bei der Rückfahrt vom "Grünen See" bei Tragöß über den Präbichl machten wir eine kurze Kaffee- und Fotopause in Vordernberg. Darüber einige Impressionen aus dem montanhistorisch interessanten Ort:

Teil 1:
 

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#8
Mein Interesse gilt dem Montanwesen "Rund um den Erzberg", hauptsächlich aber jenem Teil, der Vordernberg betrifft.
Bei Interesse stehe ich gerne für weitere Informationen zur Verfügung.

Liebe Grüße Edwin
Hallo Edwin, weisst du etwas über die kleine Industriebahn des Radwerkes XIV?
Die Spurweite von 760 mm geht ja offenbar auf die GBC zurück, die auch in Kapfenberg ein umfangreiches 760 mm-Netz hatte.
Weisst du etwas zu den eingesetzten Dampflokomotiven?
mlG Alfred
 

josef

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#9
760 mm Werksbahn Radwerk XIV

Hallo Alfred,
Im Buch von

Manfred Hohn;
Eisenbahnen am Steirischen Erzberg;
Leykam Graz 2010


gibt es auf den Seiten 130 - 133 eine Beschreibung dieser Hochofenanlage und der 1,7 km Gleislänge umfassenden Bahn.

Die Herstellerfirma(en) der beiden Dampfloks ist lt. Hohn nicht mehr feststellbar, jedenfalls hatten sie die Achsfolge Bt-n2...

lg
josef
 
#10
vordernberg

ich bin in vordernberg geboren :) habe dort 13 jahre gelebt.
mein grossvater hat bei den radwerken aktiv mitgearbeitet ( sensenhammer usw) auf der vordernbergermauer sieht man noch spuren vom erzberbabbau aus dem 15 jhd. in friedauwerk war auch ein kgl. bombadiert wurde vodernberg nie. es fielen nur einige christbäume.
 
#12
760 mm Werksbahn Radwerk XIV

Hallo Alfred,
Im Buch von

Manfred Hohn;
Eisenbahnen am Steirischen Erzberg;
Leykam Graz 2010


gibt es auf den Seiten 130 - 133 eine Beschreibung dieser Hochofenanlage und der 1,7 km Gleislänge umfassenden Bahn.

Die Herstellerfirma(en) der beiden Dampfloks ist lt. Hohn nicht mehr feststellbar, jedenfalls hatten sie die Achsfolge Bt-n2...

lg
josef
Hallo Josef, habe trotz intensiver Nachforschungen nichts über die Identität dieser beiden (?) Lokomotiven gefunden. Meine Vermutung dazu ist aktuell, dass es sich um kleine Krauss-Maschinen gehandelt hat, die später in Kapfenberg Verwendung gefunden haben. Allerdings erfolgte deren 1. Lieferung erst 1913.
 

josef

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#14
Ruine der "Laurenti- bzw. Laurenzi Röst"

Am Talboden unterhalb der "Laurenti-Wehrkirche" befinden sich die Mauerreste der 1844 - 1847 erbauten "Laurenti-Erzröstanlage":

Vom "Vordernberger Revier" am Erzberg gelangte vor Eröffnung der "Erzberg-Zahnradbahn" das Erz über eine zur Überwindung des Höhenunterschiedes von der Präbichl-Passhöhe zum Ort mit mehreren Bremsbergen ausgestatteten Förderbahn zu den Vorderberger "Radwerken" (-> Hochöfen...).

Um den kontinuierlichen Schmelzvorgang in den Hochöfen sicherzustellen, musste das Erz vor dem Einsatz als "Möller" geröstet werden. Dabei wurden durch Erhitzung dem Spateisenstein Kohlensäure und Schwefelanteile "ausgetrieben".

Um den Winterbetrieb der Röstanlagen und Radwerke aufrecht zu erhalten, wurde große überdachte, wegen der Frostsicherung in die Hänge der Talflanken eingegrabene, Erzbunker -> "Halden", angelegt.


Dazu ein Textauszug aus "Auf den Spuren der Erzbringung nach Vordernberg" von Heinz Hörtner:
Aus den Füllgossen des Räters wurden die Erze in Hunte mit 6 Tonnen Ladefähigkeit gefüllt und durch den Sohlstollen abgezogen. Mit Pferden wurden sie über die Kohlbergbahn zum Bremsberg „Glaslbremse“ (Kohlberg – Bremse) gefahren. Dieser Bremsberg, mit einer Länge von 400 m und einem Gefälle von 24 %, war dem vorbeschriebenen fast völlig gleich. Hier wurden die Erze allerdings nicht gestürzt, sondern am unteren Ende des Bremsberges mit den gleichen Hunten über eine etwa 400 m lange Bahn zur großen Halde (Weinberghalde) von 35.000 t Fassungsraum gefahren und dort entleert. Auch diese Halde war im Boden versenkt und erhielt einen Abzugsstollen.
Auf einer 380 m langen Bahn wurde das Erz zur neu erbauten Röstanlage geführt. Die Größe der Halde war erforderlich, weil sie den ganzen Wintervorrat für den Betrieb der Röstöfen aufnehmen musste. Ab 1872 wurde auch in die damals errichtete Neukamhalde, auf dem östlichen Talhang gestürzt. Die Röstanlage (Laurenti Röst), in der ursprünglich in 6 Öfen mit Holz und Holzkohle und ab 1859 in 13 Öfen mit einer Braunkohlenhalbgasfeuerung geröstet wurde, zählt zu den eigenartigsten Bauwerken des Erzberggebietes. (Rösten bedeutet ein Erhitzen des Spateisensteines, wodurch die vorhandene Kohlensäure ausgetrieben und dadurch ein für den Schmelzvorgang im Hochofen günstigeres Ausgangsprodukt geschaffen wird).

Der auffallende bogenförmige Bau der Laurenti-Röst entstand wegen des schlechten Baugrundes, auf dem sie errichtet wurde. Diese Bauausführung wurde daher gewählt, um den Druck des dahinterliegenden Rutschhanges besser aufnehmen zu können. Bemerkenswert ist, dass zur Röstung mit Halbgas nur 3,5 kg Kohle für 100 kg Rösterz gebraucht wurden. Dabei kam es zu einer Gewichtsverminderung des Erzes auf 73,9 Prozent. Außer der Röstanlage und den darunterliegenden Röstbunkern befanden sich im bergseitigen Teil des Gebäudes Wohnungen für das Personal. Diese wurden sehr zweckmäßig mit einer Warmluftheizung aus den Öfen beheizt.
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Ansichtskarte aus 1938: In der Mitte die "Laurenti-Wehrkirche" und in der rechten unteren Ecke die Ruine der "Laurenti-Röst"
Quelle: https://akon.onb.ac.at/#center=u26wjhyw1vt4&zoom=13&id=AKON_AK053_417



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Lage der montanhistorischen Ruine "Laurenti Röst"

(GIS-Steiermark)

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Am Luftbild (GIS-Steiermark) sind die Grundmauern des bogenförmigen Gebäudes gut zu erkennen...

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Das Ruinenobjekt am Talboden. Am Hang dahinter, an der Grenze zwischen Wiese und Wald, verläuft die Trasse der "Erzbergbahn"


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(Eigene Aufnahmen vom 08.07.2020)
 

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josef

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#15
Ehemaliges Erzmagazin "Neue Schönauhalde"
Teil 1:


Zur Sicherstellung der Erzversorgung der Radwerke im Winter bei witterungsbedingten Ausfall der Erzförderbahn (Schneehöhe, Lawinengefahr usw.) wurde auf Anregung von Erzherzog Johann ein neues Erzmagazin mit einem Fassungsvermögen von mehr als 100.000 Tonnen errichtet. Beschickt wurde die 1880 fertiggestellte riesige überdachte Erzbunkeranlage vorerst über die vom Präbichl über mehrere Bremsberge ins Tal führende "Erzförderbahn". Nach Inbetriebnahme der "Erzberg-Zahnradbahn" wurde das als "Neue Schönauhalde" bezeichnete Erzlager über eine eigene aus 2 Gleisen bestehende "Erzabladestelle" beliefert. Die Verteilung des Erzes zu den verschiedenen Radwerken im Ort erfolgte weiterhin über die bestehende (alte) Förderbahn.

Nach Einstellung (-> ausblasen...) des letzten holzkohlebefeuerten Radwerkes in Vordernberg 1922 wurde das Erzmagazin "Schönauhalde" noch bis in die späten 1950iger Jahre als Erz-Vorratsspeicher für das Hüttenwerk Donawitz der damaligen "Österreichischen Alpine-Montangesellschaft" (ÖAMG) genützt. 1960 vernichtete ein Großbrand die hölzerne Dachkonstruktion und es blieben nur mehr die Steinmauern übrig. Die Anlage wurde nicht mehr aufgebaut, nach Sprengung der Zwischenmauern wurden innerhalb der Umfassungsmauern Tennisplätze angelegt. Diese dürften aber zwischenzeitlich auch wieder aufgegeben worden sein, da wie auf den Fotos ersichtlich, die Innenfläche des Bauwerkes von Buschwerk und Bäumen überwuchert ist...

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Lage des Ruinenobjektes "Schönauhalde" (GIS-Steiermark)

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Vergrößerung aus Ansichtskarte - Sammlung ÖNB, Jahr ubk., im Vordergrund der Bf. "Vordernberg-Markt"
(Quelle: ÖNB/AKON Ansichtskarten Online )

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Ansicht aus 1955: Bildmitte rechts das Erzlager "Schönauhalde" mit dem gewaltigen Dach, im Zentrum der Bildmitte erkennt man die "Laurenti-Wehrkirche"...
(Quelle: Vordernberg – Wikipedia - gemeinfreies Bild lt. CC-Lizenz - Fotograf "Obersteirer")

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Heute kann man an den nach dem Brand von 1960 übrig gebliebenen Außenmauern die Größe der Anlage erahnen...

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Die Hanglage des Erzmagazins ermöglichte die Befüllung der Bunkerkammern durch die Kippwagen von der oben verlaufenden Gleisanlage bzw. die Entleerung über Gossen am Boden.

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Am Luftbild zeigt deutlich die verbliebenen Außenmauern des ehemaligen Erzmagazins. Rechts am Waldrand entlangführend wieder die Trasse der Erzbergbahn und links davon, die in der Natur am Hang tiefer liegende ehemalige Trasse der Anschlußbahn, heute ein Fahrweg
(Quelle: GIS-Steiermark)
 

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