Wels: Bundesdenkmalamt entscheidet über Verbleib der letzten Baracke aus der Kriegszeit

josef

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#1
02. November 2018 · OÖN · Wels
Letzte Baracke ist jetzt Wind und Wetter ausgesetzt


Wer hat die Fenster entfernt? Bild: (Privat)

WELS. Die Welser Grünen warnen vor der Demontage der letzten Welser Kriegsbaracke.
Jemand habe offensichtlich begonnen, das in der Schulstraße im Stadtteil Lichtenegg gelegene Relikt aus der Kriegs- und Nachkriegszeit gezielt zu zerstören, teilt Gemeinderat Walter Teubl in einer Aussendung mit. In den letzten Tagen seien alle Fenster entfernt worden: "Die Baracke ist nun schutzlos Wind und Wetter ausgesetzt." Auch am Fußboden sind Beschädigungen zu erkennen. Bei einem Fenster wurden die Gitter entfernt: "Es sieht fast so aus, als wolle man die Baracke für Obdachlose öffnen, um dann ihren Abriss argumentieren zu können", argwöhnt Teubl. Heimstätten-Vorstand Jörg Teufelberger betont, dass an der Baracke seit Bekanntwerden der Prüfung durch das Bundesdenkmalamt (BDA) nichts verändert worden sei. Entgegen anderslautenden Meldungen habe man auch nicht vor, das Grundstück mit Reihenhäusern zu verbauen, stellt der Heimstätten-Geschäftsführer klar. "Wir warten jetzt einmal ab, wie sich das BDA entscheidet." Mit einem Bescheid der Denkmalschützer sei noch im November zu rechnen.

Quelle: nachrichten.at
Artikel: Letzte Baracke ist jetzt Wind und Wetter ausgesetzt
 

MHSTG44

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#2
Eigentlich ist es eine Frechheit, was hier geschehen ist!
Eine positive Entscheidung, für den Verbleib der Baracke wäre lobenswert und auch so hoffe ich es im Interesse des Bundesdenkmalamtes. Man sollte die Mittel aufbringen um wieder den Originalzustand herzustellen. Fläche für diverse Wohnbauten, würde sich sicher auch ein anderes Plätzchen anbieten und nicht wieder muss ein Gebäude weichen mit historischen Wert.
 
#3
Eigentlich ist es eine Frechheit, was hier geschehen ist!
Eine positive Entscheidung, für den Verbleib der Baracke wäre lobenswert und auch so hoffe ich es im Interesse des Bundesdenkmalamtes. Man sollte die Mittel aufbringen um wieder den Originalzustand herzustellen. Fläche für diverse Wohnbauten, würde sich sicher auch ein anderes Plätzchen anbieten und nicht wieder muss ein Gebäude weichen mit historischen Wert.
Ganz deiner Meinung!
 

josef

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#5
19.11.2018
Bundesdenkmalamt empfiehlt Schutz der letzten Welser Kriegsbaracke

In einem brandneuen Gutachten werden für die Erhaltung historische Gründe genannt.

Ein alter Vogelkäfig ist das letzte Überbleibsel der Barackenbewohner Bild: fam

WELS. Das Bundesdenkmalamt (BDA) hat ein Gutachten erstellt, das sich mit der letzten Welser Kriegsbaracke auseinandersetzt. Und dieses fällt eindeutig aus. Nach Ansicht der Denkmalschützer ist das Gebäude erhaltungswürdig und sollte unter Schutz gestellt werden. "Aus Sicht des Denkmalschutzes kann festgehalten werden, dass es sich bei der ehemaligen Lagerbaracke um eines der seltenen Zeugnisse seiner Art handelt, dem geschichtliche wie kulturelle Bedeutung beizumessen ist", schreibt BDA-Mitarbeiterin Sylvia Preinsperger.

Wie berichtet, sollte das 80 Jahre alte Objekt in der Schulstraße im Stadtteil Lichtenegg beseitigt werden. Die Heimstätte hatte bereits einen rechtsgültigen Abrissbescheid erwirkt. Das Vorhaben rief den pensionierten Welser Immobilienmakler Friedrich Ranger auf den Plan. In einem Schreiben an das Denkmalamt ersuchte er um die Bewahrung des historischen Objektes. Rangers Intervention setzte nicht nur ein Behördenverfahren in Gang, sondern führte auch dazu, dass über die Baracke erstmals öffentlich diskutiert wurde. Das Thema landete Anfang Oktober im Welser Gemeinderat. Eine Mehrheit der Mandatare sprach sich für den Erhalt der Kriegsbaracke aus. Lediglich die FPÖ-Fraktion vertrat den Standpunkt der Welser Heimstätte, die sich auch weiterhin für den Abriss der Baracke ausspricht. Manfred Hochhauser, Geschäftsführer der Welser Wohnbaugenossenschaft, reagiert überrascht: "Die Baracke war jahrzehntelang kein Thema. Die meisten Welser wissen nicht einmal, wo sie steht." Nichtsdestotrotz müsse das BDA ein Behördenverfahren abwickeln, in dem die Heimstätte Parteienstellung einnimmt.

Die Baracke und ihre Geschichte
Der Bau des Objekts geht auf das Jahr 1938 zurück. Die Baracke wurde ursprünglich für Soldaten als Mannschaftsspeiseraum genützt. Nach dem Krieg quartierte die Stadtregierung ehemalige KZ-Häftlinge ein, die nach der Befreiung der US-Armee hier strandeten. Danach wurde das Gebäude als Teil des Lagers 1001 zum Zufluchtsort für Flüchtlinge.

Nach Verschwinden des Lagers wurde aus dem langgezogenen Holzhaus zunächst eine Gastwirtschaft und anschließend ein Wohnhaus. Im Vorjahr starb die letzte Bewohnerin in hohem Alter. Seitdem steht das Objekt leer.

Bundesdenkmalamt empfiehlt Schutz der letzten Welser Kriegsbaracke
 

josef

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#6
21.11.2018
Kriegsbaracke: Stadtpolitik sucht Verwendungszweck


Die Baracke anno 1938 als Speiseraum für Soldaten. Später kamen Flüchtlinge.

Die Erhaltung der letzten Welser Kriegsbaracke in Lichtenegg, angeregt durch ein Gutachten des Bundesdenkmalamtes, hat auf politischer Ebene zahlreiche Reaktionen ausgelöst. Bürgermeister Andreas Rabl (FP) kann sich vorstellen, die 80 Jahre alte Baracke von der Heimstätte anzumieten. Über den Verwendungszweck müsse in alle Richtungen gedacht werden. Der noch ausständige Bescheid des BDA sei auf jeden Fall einzuhalten.

Die ÖVP rät dazu, das Objekt anzukaufen und unter Einbindung der Heimatvertriebenenvereine ein Nutzungskonzept zu erstellen: „Der Erhalt ist nicht nur aus historischen Überlegungen sinnvoll. Im Bereich der Grünraumgestaltung und zur Verbesserung der Wohnsituation kann die Baracke ein wichtiges Element sein“, sagt Baureferent Peter Lehner (VP). SPÖ-Kulturstadtrat Johann Reindl-Schwaighoferr regt eine Doppelnutzung als Gedenkort und Vereinszentrum an.

Die Grünen feiern den Erhalt der Baracke als parteipolitischen Erfolg und fragen sich, wer mit der Zerstörung des Holzobjektes begonnen hat. Wie berichtet, wurden Fenster entfernt, sodass die Baracke Wind und Wetter ausgesetzt ist. „Wir werden nicht locker lassen, um herauszufinden, wer dafür verantwortlich ist“, sagt Gemeinderätin Stefanie Rumersdorfer.

Kriegsbaracke: Stadtpolitik sucht Verwendungszweck
 

Geist

Worte im Dunkel
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#8
Nun, ein Denkmal, wie für das Lager 67 in Linz halte ich für ausreichend.
Die Fläche sollte für erschwinglichen sozialen Wohnbau genutzt werden.
koka
Die Fläche, auf der die Baracke steht, befindet sich in einer Wohnbausiedlung. Für ein zusätzliches Wohnbauobjekt ist dort nicht besonders viel Platz, weil auf der einen Seite bereits ein Wohnblock steht und auf der anderen Seite beginnt ein Privatgrundstück.

Außerdem muss man sich dann fragen, ab wann "reicht" denn ein Denkmal? Kann man bei dieser Ansicht nicht gleich die letzten verbliebenen Baracken im KZ Mauthausen wegreißen und durch einen Gedenkstein ersetzen? Ich bin der Meinung, das wenige, das noch da ist und als Denk- bzw. Mahnmal an diese Zeit erinnern kann, soll bestehen bleiben mit einer sinnvollen Nutzung. Ob das jetzt ein Museum, das sich mit der Nutzungsgeschichte der Baracke beschäftigt, ein Gedenkraum oder ein Sozialprojekt ist, ist dabei Ermessenssache.
 
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