Wiederherstellung der zu Kriegsende 1945 gesprengten "Straßen- und Bahnbrücke" über die Donau in Tulln 1947-1948

josef

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Im Fundus der Zeitschriftensammlung der ÖNB fand ich in der "Zeitschrift des Österreichischen Ingenieur- und Architektenvereines" - Ausgabe 1949 einen Bericht über die Wiederherstellung der am 8. April 1945 durch die Deutsche Wehrmacht gesprengten Tullner Donaubrücke (Doppelbrücke für Bahn und Straße) in den Nachkriegsjahren.

Kurzfassung des Wiederherstellungsvorganges (Details gibt es im obigen Link zur Zeitschrifft...):
Um das Vordringen der Sowjetischen Truppen auf das Nordufer der Donau zu verhindern, wurde am 08.04.1945 die Donaubrücke von der Wehrmacht gesprengt. Vier der fünf Tragwerke wurden dabei zerstört, sodass diese jeweils mit einem Ende auf einem Brückenpfeiler und dem anderen auf dem Grund der Donau auflagen. Nur eines der Brückentragwerke wurde lediglich leicht beschädigt. Ebenfalls zerstört wurde das Widerlager auf dem linken Donauufer.

Der allgemeine Mangel an Stahl verhinderte den Bau einer komplett neuen Brücke und zwang die Konstrukteure, die Brückensanierung unter Verwendung der verbliebenen Brückenteile durchzuführen. Wegen des Zeitdrucks wurde davon abgegangen, die gesprengten Tragwerksteile komplett zu zerlegen und zu entfernen. Man entschloss sich, die Tullner Donaubrücke soweit wie möglich, aus diesen Bestandteilen der noch gebrauchsfähigen Stahlkonstruktionsteilen neu aufzubauen.

Am 20. Jänner 1947 wurde mit den Arbeiten zur Hebung des ersten Brückenfeldes begonnen. Zu diesem Zweck wurde oberhalb der gesprengten Brückentragwerke ein auf den erhalten gebliebenen Pfeilern abgestütztes Montagegerüst errichtet. Diese aufgesetzte Stahlkonstruktion in Form eines Tragwerksegmentes fungierte mit den darauf montierten Hebeeinrichtungen als "Hubbrücke". Erst wurde jeweils eine Tragwerkshälfte gehoben und anschließend fixiert. Beschädigte Tragwerksteile wurden ausgebaut und durch neu angefertigte Teile ersetzt. Da das Ausmaß der jeweiligen Zerstörungen vorher nicht abschätzbar war, konnten die benötigten Teile erst vor Ort den Bedürfnissen angepasst werden. Am 10. Juni 1948 wurden die Arbeiten zur Wiederherstellung von vier Brückentragwerken abgeschlossen.

Gleichzeitig mit diesen Arbeiten wurde das fünfte Brückentragwerk zunächst abgebaut und anschließend komplett neu errichtet. Im Gegensatz zu den wiederhergestellten Brückentragwerken wurde dieses mit einem weitmaschigeren Strebefachwerk errichtet.

Das vollständig zerstörte Mauerwerk des sogenannten Absdorfer Widerlagers am linken Donauufer musste bis auf die Caissonoberfläche abgetragen werden und wurde durch eine Betonwand ohne Granitsteinverkleidung ersetzt.

Durchgeführt wurden die Arbeiten an der Wiederherstellung der Tullner Donaubrücke von der
  • Waagner-Biro A.G. - Werk Wien-Stadlau
  • Bauunternehmung Pröll (Absdorfer Widerlager),
  • Zimmermeister Frischauf in Tulln (Gerüstarbeiten) sowie der
  • Gesellschaft für Bauarbeiten Buchecker & Co. (Anstricharbeiten).
Die Verkehrsfreigabe erfolgte noch 1948.
Quellen: Tullner Donaubrücke – Wikipedia und Artikel in der Zeitschrift des Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines, Wien, 1949, S. 1 - 5.


Die gesprengten Tragwerksteile - gut zu erkennen ist die Doppelkonstruktion der Bahn- und Straßenbrücke:
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Schema der Abfolge der Bauschritte:
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Die durch Neuanfertigung ersetzten Konstruktionsteile der Tragwerke sind auf der letzten Skizze dunkler dargestellt.


Die oberhalb der zerstörten Brückenfelder aufgesetzte "Hubbrücke" (Montagegerüst):
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Nach Anhebung der alten Tragwerksteile wurden die zerstörten bzw. fehlenden Konstruktionsteile dazwischen durch Neuanfertigung ersetzt und mit den Altteilen verbunden...
Bildquellen siehe den oben verlinkten Hinweis zur Zeitschrift aus 1949
 
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