Wien: Entstehung von Objektbezeichnungen von Hausschildern über Figuren zu den Hausnummern

josef

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Hausnummern: Von Zeichnungen zur blauen Tafel
Über Hausnummer wird heutzutage nicht mehr groß diskutiert oder nachgedacht, das war aber nicht immer so. In Wien haben die Nummern eine lange Geschichte - von reinen Zeichnungen bis hin zu den heute bekannten blauen Tafeln.
Die ersten Wiener Hausnummer waren gar keine: Ursprünglich wurden viele Häuser und Geschäfte, vor allem solche von öffentlichem Interesse wie Wirtshäuser oder Apotheken mit Schildern bezeichnet. „Da gab es dem Hausnamen, manchmal Hausschilder oder Hauszeichen oder Figuren“, sagt Historiker Anton Tantner, der den Hausnummern in Wien ein ganzes Buch gewidmet hat. In der Steindlgasse in der Inneren Stadt findet sich etwa das Haus „Zum güldenen Drachen“ - inklusive Drachenschild.




Die höchste Konskriptionsnummer in Wien






In der Kurrentgasse verbirgt sich eine Nummer im Hauseingang


Das Haus "Zum güldenen Drachen"






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Erste Hausnummern kamen für Rekrutierung
Die ersten Hausnummern hatten ganz praktische Gründe. Die erste so genannte „Conscriptionsnumerierung“ - wurde 1770 angeordnet, um besser rekrutieren zu können. Der Name kommt von Konskription, also die Aushebung der gemusterten männlichen Bevölkerung zum Wehrdienst. Bei dieser Nummerierung erhielt die Hofburg die Nummer 1, alle anderen Häuser wurden davon ausgehend durchgehend nummeriert, so Tantner. Die Nummerierung erfasste die bestehenden Häuser und nahm auf Baulücken oder ähnliches keine Rücksicht.

"Das Problem der Methode, die man 1770 gewählt hat, war ja, dass die gesamte Stadt durchnummeriert wurde, dass aber die Nummern nicht darauf vorbereitet waren, Veränderungen gut abzubilden“, meint Tantner. Deshalb kam es auch vor, dass Häuser - im Zuge mehrere Neunummerierungen in unterschiedlichen Farben - zwei Nummern hatten. Etwa in der Kurrentgasse Nr 6. verbirgt sich eine Nummer im Hauseingang. es handelt sich um eine Sicherheitskopie, da die Nummer außen noch nicht wetterfest war.


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Diese auf alt gemachten Schilder ließ Zilk 1983 aufhängen

Wechselseitige Nummerierung aus den USA
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts beginnt die Nummerierung der inneren Bezirke in jeder Gasse bei 1: „Zu diesem Zeitpunkt gab es schon - von den USA ausgehend, von Philadelphia - das System der wechselseitigen Nummerierung. Also gerade Nummern auf der einen, ungerade auf der anderen Seite. Das ist dann 1805 in Paris eingeführt worden und dann hat es noch einmal mehr als 50 Jahre gedauert, bis es in Wien eingeführt wurde, nämlich 1861/62“, so der Historiker.

Bezirke wurden durch Straßenschilder mit verschiedenfarbigen Rändern gekennzeichnet. Die heutigen blauen Emailleschilder mit weißer Schrift sind 1958 eingeführt worden. Und: Nicht alles, was in Wien alt aussieht, ist es auch. Die vor allem in der Innenstadt beliebten Straßenschilder in Fraktur ließ Helmut Zilk 1983 in seiner Zeit als Kulturstadtrat aufhängen.

Buchhinweis
Anton Tantner
„Die Hausnummern von Wien.
Der Ordnung getreue Zahlen"
Bibliothek der Provinz
ISBN: 978-3-99028-612-8

Publiziert am 03.06.2019
Hausnummern: Von Zeichnungen zur blauen Tafel
 
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