"Der Wiener Hafen - Rückblick und Ausblick"
...so lautet der Titel eines Artikels in der "Zeitschrift des Österreichischen Ingenieur- und Architekten - Vereines", Heft 1/2 vom Jänner 1948.
Der 12 Seiten umfassende Beitrag liefert interessante Hintergründe zur wirtschaftlichen und technischen Planung im damals 4-fach besetzten Wien!
Im Rahmen einer Enquete zum "Wiederaufbau Wiens" wurde auch die Situation der Wiederbelebung des "Transportweges Donau" samt Verknüpfung des europäischen Wasserstraßennetzes durch Errichtung von Kanalverbindungen erörtert. Dabei sollte der Aus- bzw. Neubau der Wiener Hafenanlagen eine besondere "Drehkreuzfunktion" einnehmen. Es wurde daher auch noch nach Kriegsende auf die Grundzüge der oftmals umgeplanten großmannssüchtigen/überdimensionierten Vorhaben des "Dritten Reiches" zurückgegriffen! Die in dem Artikel beschriebenen Nachkriegsprojekte ähneln auf vielen Ebenen den hier unter Beitrag #27 und Beitrag #28 vorgestellten Planungen aus der NS-Zeit!
Die Planungen sahen die Auflassung der großteils kriegszerstörten Umschlaganlagen entlang der kilometerlangen Kaianlagen am südlichen (rechten) Donauufer vor und diese durch Ausbau der Hafenanlagen in der Freudenau, Albern und der Lobau zu kompensieren. Die neu auszubauenden Binnenhäfen sollten jeweils für den Umschlag bestimmter Warengruppen angepasst werden wie z.B. Stückgut, Getreide- u. Lebensmittelprodukten, Schüttgut (Kohlen, Baustoffe, Erze usw. ...), Mineralöle (Rohöl, Treibstoffe, Chemikalien usw. ...). Neben großzügig ausgebauten Depots und Lagerhäusern waren auch die entsprechend dimensionierten Freilager- und Manipulationsflächen sowie die nötigen Straßen- und Bahnanschlüsse vorgesehen. Im direkten Anschluss an die Hafenanlagen waren riesige Grundflächen zur Errichtung "wassergebundener- bzw. wassernaher Industriewerke" reserviert...
Ein weiterer Punkt in den visionären Vorstellungen von damals war die Weiterverfolgung der zuvor kriegsbedingt eingestellten Planungen und Bauvorhaben von Kanalverbindungen:
Demzufolge war der Weiterbau des im Bereich Ölhafen Lobau in Richtung Groß Enzersdorf begonnenen "Donau-Oder-Kanals" nach Angern mit Anschluss an die zur schiffbaren Wasserstraße auszubauenden March als "Nachkriegsprojekt" wieder in den Planungen berücksichtigt. Dazu sollte auch die Bereitstellung von riesigen Flächen für mehrere Hafenbecken und für Schwerindustriebetriebe westlich des Kanals zwischen Groß Enzersdorf und Raasdorf in den Flächenwidmungsplänen berücksichtigt werden. Die Bahnanbindung sollte über die "Marchegger Ostbahn" bzw. durch Reaktivierung des Großverschiebebahnhofes Breitenlee erfolgen. Ob die Anbindung an das in späteren Jahren geplante Autobahnnetz im Jahre 1948 auch angedacht wurde, geht aus dem Bericht nicht hervor. Das Grundkonzept aus den frühen 1940iger Jahren sah jedenfalls einen Anschluss an das "Reichsautobahn-Netz" vor...
Nachfolgend ein Kurzauszug aus Seite 6 des 12 Seiten umfassenden Artikels:
Screenshots des 1948 publizierten Gesamtübersichtsplanes inkl. Vergrößerung:
Vergrößerung der obigen Übersichtsskizze:
Linkes (nördliches...) Donauufer:
- Hafen Lobau (mit gemeinsamer Donau-Mündung des Projekes "Donau-Oder-Kanal")
- Projekt "Donau-Oder-Kanal" als Fortsetzung des bis 1940 gebauten Teilstückes bis Groß Enzersdorf nach Angern an der March
- Industrie-Hafenprojekt mit 4 Becken westlich des Kanals zwischen Groß Enzersdorf und Raasdorf
- Bahnanbindung mit Reaktivierung Verschiebebahnhof Breitenlee
Rechtes (südliches...)Donauufer:
- Hafen Freudenau
- Neubau Hafen Donaukanal (Umschlagkai im Mündungsbereich)
- Hafen Albern Erweiterung um weitere Becken
- Donau-Einmündung Projekt "Donau-Adria-Kanal"
Lageplanskizze geplante Hafenanlagen und Kanaleinmündung "Donau-Adria-Kanal" rechtes Donauufer ab Raum Wien-Simmering bis Mannswörth:
Detail westlicher Bereich:
- Alte Ölumschlaglände direkt an der Donau (Absiedelung erst Jahrzehnte später durch Neubau DOKW-Freudenau)
- Hafen Freudenau: Ausbau bestehender alter Winterhafen
- Hafen Donaukanal: Neuer Umschlagkai (rechte Lände)
- Neuaufschließung von Flächen für wassergebundene bzw. wassernahe Industriebetriebe östlich E-Werk und Saurer Werke
- Erweiterung bestehender Bahnanlagen, neue Hafenzufahrtsstraßen
Detail östlicher Bereich:
- Hafen Freudenau: Neue Hafeneinfahrt vom Donaukanal aus
- Donaukanal: Neue Schleuse und Verbindungskanal zu projektierter Beckenerweiterung Alberner Hafen und Mündungsbereich "D. A.-Kanal"
- Hafen Albern: Neubau von 3 weiteren Becken
- Bereitstellung von Flächen für wassergebunde "Veredelungsindustrie" im Bereich der neuen Hafenbecken
- Einmündung projektierter "Donau-Adria-Kanal" in die Donau bzw. Verbindungskanal zu den Hafenbecken bzw. zum Donaukanal
Darstellung schiffbare Flüsse und Kanäle in Mittel- und Osteuropa sowie Kanalprojekte:
Von den Anfang 1948 in der Skizze dargestellten 3 Schifffahrtskanälen, die im Raum Wien in die Donau münden sollten, liegen die Planungen teilweise bereits Jahrzehnte zurück und wurden bis heute nicht realisiert.
1. Donau-Oder-Kanal: Dieser hatte die größte Chance, jemals verwirklicht zu werden...
2. Donau-Adria-Kanal: Schon der 1803 als Vorgängerprojekt bis Wiener Neustadt in Betrieb gegangene Kanal scheiterte an der zu bewältigenden Topografie und erreichte "nur am Papier" die Adria
3. Donau-Moldau-Elbe-Kanal: Auch bei diesem Projekt war die Überwindung des Waldviertler-Granithochlandes ein Hindernis...
Quelle für alle Screenshots: ÖNB-ANNO - Zeitschrift des österreichischen Ingenieur-Vereines
...so lautet der Titel eines Artikels in der "Zeitschrift des Österreichischen Ingenieur- und Architekten - Vereines", Heft 1/2 vom Jänner 1948.
Der 12 Seiten umfassende Beitrag liefert interessante Hintergründe zur wirtschaftlichen und technischen Planung im damals 4-fach besetzten Wien!
Im Rahmen einer Enquete zum "Wiederaufbau Wiens" wurde auch die Situation der Wiederbelebung des "Transportweges Donau" samt Verknüpfung des europäischen Wasserstraßennetzes durch Errichtung von Kanalverbindungen erörtert. Dabei sollte der Aus- bzw. Neubau der Wiener Hafenanlagen eine besondere "Drehkreuzfunktion" einnehmen. Es wurde daher auch noch nach Kriegsende auf die Grundzüge der oftmals umgeplanten großmannssüchtigen/überdimensionierten Vorhaben des "Dritten Reiches" zurückgegriffen! Die in dem Artikel beschriebenen Nachkriegsprojekte ähneln auf vielen Ebenen den hier unter Beitrag #27 und Beitrag #28 vorgestellten Planungen aus der NS-Zeit!
Die Planungen sahen die Auflassung der großteils kriegszerstörten Umschlaganlagen entlang der kilometerlangen Kaianlagen am südlichen (rechten) Donauufer vor und diese durch Ausbau der Hafenanlagen in der Freudenau, Albern und der Lobau zu kompensieren. Die neu auszubauenden Binnenhäfen sollten jeweils für den Umschlag bestimmter Warengruppen angepasst werden wie z.B. Stückgut, Getreide- u. Lebensmittelprodukten, Schüttgut (Kohlen, Baustoffe, Erze usw. ...), Mineralöle (Rohöl, Treibstoffe, Chemikalien usw. ...). Neben großzügig ausgebauten Depots und Lagerhäusern waren auch die entsprechend dimensionierten Freilager- und Manipulationsflächen sowie die nötigen Straßen- und Bahnanschlüsse vorgesehen. Im direkten Anschluss an die Hafenanlagen waren riesige Grundflächen zur Errichtung "wassergebundener- bzw. wassernaher Industriewerke" reserviert...
Ein weiterer Punkt in den visionären Vorstellungen von damals war die Weiterverfolgung der zuvor kriegsbedingt eingestellten Planungen und Bauvorhaben von Kanalverbindungen:
Demzufolge war der Weiterbau des im Bereich Ölhafen Lobau in Richtung Groß Enzersdorf begonnenen "Donau-Oder-Kanals" nach Angern mit Anschluss an die zur schiffbaren Wasserstraße auszubauenden March als "Nachkriegsprojekt" wieder in den Planungen berücksichtigt. Dazu sollte auch die Bereitstellung von riesigen Flächen für mehrere Hafenbecken und für Schwerindustriebetriebe westlich des Kanals zwischen Groß Enzersdorf und Raasdorf in den Flächenwidmungsplänen berücksichtigt werden. Die Bahnanbindung sollte über die "Marchegger Ostbahn" bzw. durch Reaktivierung des Großverschiebebahnhofes Breitenlee erfolgen. Ob die Anbindung an das in späteren Jahren geplante Autobahnnetz im Jahre 1948 auch angedacht wurde, geht aus dem Bericht nicht hervor. Das Grundkonzept aus den frühen 1940iger Jahren sah jedenfalls einen Anschluss an das "Reichsautobahn-Netz" vor...
Nachfolgend ein Kurzauszug aus Seite 6 des 12 Seiten umfassenden Artikels:
Screenshots des 1948 publizierten Gesamtübersichtsplanes inkl. Vergrößerung:
Vergrößerung der obigen Übersichtsskizze:
Linkes (nördliches...) Donauufer:
- Hafen Lobau (mit gemeinsamer Donau-Mündung des Projekes "Donau-Oder-Kanal")
- Projekt "Donau-Oder-Kanal" als Fortsetzung des bis 1940 gebauten Teilstückes bis Groß Enzersdorf nach Angern an der March
- Industrie-Hafenprojekt mit 4 Becken westlich des Kanals zwischen Groß Enzersdorf und Raasdorf
- Bahnanbindung mit Reaktivierung Verschiebebahnhof Breitenlee
Rechtes (südliches...)Donauufer:
- Hafen Freudenau
- Neubau Hafen Donaukanal (Umschlagkai im Mündungsbereich)
- Hafen Albern Erweiterung um weitere Becken
- Donau-Einmündung Projekt "Donau-Adria-Kanal"
Lageplanskizze geplante Hafenanlagen und Kanaleinmündung "Donau-Adria-Kanal" rechtes Donauufer ab Raum Wien-Simmering bis Mannswörth:
Detail westlicher Bereich:
- Alte Ölumschlaglände direkt an der Donau (Absiedelung erst Jahrzehnte später durch Neubau DOKW-Freudenau)
- Hafen Freudenau: Ausbau bestehender alter Winterhafen
- Hafen Donaukanal: Neuer Umschlagkai (rechte Lände)
- Neuaufschließung von Flächen für wassergebundene bzw. wassernahe Industriebetriebe östlich E-Werk und Saurer Werke
- Erweiterung bestehender Bahnanlagen, neue Hafenzufahrtsstraßen
Detail östlicher Bereich:
- Hafen Freudenau: Neue Hafeneinfahrt vom Donaukanal aus
- Donaukanal: Neue Schleuse und Verbindungskanal zu projektierter Beckenerweiterung Alberner Hafen und Mündungsbereich "D. A.-Kanal"
- Hafen Albern: Neubau von 3 weiteren Becken
- Bereitstellung von Flächen für wassergebunde "Veredelungsindustrie" im Bereich der neuen Hafenbecken
- Einmündung projektierter "Donau-Adria-Kanal" in die Donau bzw. Verbindungskanal zu den Hafenbecken bzw. zum Donaukanal
Darstellung schiffbare Flüsse und Kanäle in Mittel- und Osteuropa sowie Kanalprojekte:
Von den Anfang 1948 in der Skizze dargestellten 3 Schifffahrtskanälen, die im Raum Wien in die Donau münden sollten, liegen die Planungen teilweise bereits Jahrzehnte zurück und wurden bis heute nicht realisiert.
1. Donau-Oder-Kanal: Dieser hatte die größte Chance, jemals verwirklicht zu werden...
2. Donau-Adria-Kanal: Schon der 1803 als Vorgängerprojekt bis Wiener Neustadt in Betrieb gegangene Kanal scheiterte an der zu bewältigenden Topografie und erreichte "nur am Papier" die Adria
3. Donau-Moldau-Elbe-Kanal: Auch bei diesem Projekt war die Überwindung des Waldviertler-Granithochlandes ein Hindernis...
Quelle für alle Screenshots: ÖNB-ANNO - Zeitschrift des österreichischen Ingenieur-Vereines
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