WKI Gebirgskrieg Dolomiten, Ortler usw.

josef

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#1
Ein Zusammenschnitt von alten Filmen und Bildern der "Österreichischen Nationalbibliothek". Gegen Ende des Filmes werden auch Verwundete und Gefallene gezeigt. Solche Bilder waren seinerzeit zensuriert und durften nicht in der Öffentlichkeit gezeigt werden...


 
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#3
3 Kanonen

Hallo Josef,
toller link, danke!

Bei timecode 6:25 ist eine kurze Sequenz der Dolomitenfront zu sehen. Die drei markanten Berge im Hintergrund sind von links nach rechts: Königsspitze, Zebru, Ortler. Der Punkt, von dem aus die Filmaufnahme gemacht wurde, befindet sich im Cevedale-Massiv (auch Zufallspitze genannt). Genau dort liegen heute noch 3 große italienische Kanonen auf einem Felsvorsprung, der eben Tre Cannoni genannt wird. Hab ich im April beim Skitouren fotografiert.
Unheimlich!

LG,
Martin
 

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#5
schwere Teile

Ich hab noch zwei Fotos von den Kanonen gefunden. Ich bin kein Waffenspezialist, aber vielleicht kann im Forum jemand nähere Angaben dazu machen. Die Trümmer sind ca. 3 m lang und hinten im Außendurchmesser locker 60 cm dick. Was für eine Mühsal, diese Waffen auf 3.200 m hinauf zu transportieren!

Der italienische Hüttenwirt von der Casati-Hütte erzählte, es wären italienische Kanonen, die Richtung Norden ins Martelltal gegen die Österreicher gerichtet waren. Nach dem Krieg sollen patriotische Südtiroler die Kanonen umgeschmissen und Richtung Italien gerichtet haben.
Angeblich wollte auch Reinhold Messner eine der 3 Kanonen per Hubschrauber in eines seiner Museen transportieren lassen, was aber nicht durchgeführt wurde.

LG,
Martin
 

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josef

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#7
Gebirgskrieg WKI

Noch ein italienisches Filmchen in den man sieht, mit welchen Mühen und Menschenaufwand Material und Geschütze in die hochalpinen Stellungen befördert wurden:

 

josef

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#8
Zum Gebirgskrieg - "Ortler - Geschütz" im HGM

Im neugestalteten WK I - Bereich des HGM ist eine 7 cm Gebirgskanone M 99, aufgehängt unter der Saaldecke, zu sehen. Einige dieser damals schon veralteten Geschütze kamen in der höchstgelegenen Artilleriestellung des WK I auf 3.850 m im Gipfelbereich des "Ortlers" zum Einsatz. Daher die Bezeichnung "Ortler - Geschütz".

Dazu Auszug aus Wiki-Artikel http://de.wikipedia.org/wiki/Ortler
Gebirgskrieg
Zu Beginn des Gebirgskriegs 1915 schien das hochalpine Gelände der Ortlergruppe für militärische Operationen überhaupt nicht von Interesse, die österreichisch-ungarische Armee plante sich am Stilfser Joch, hauptsächlich jedoch tiefer, an der Straßensperre Gomagoi, gegen Italien zu verteidigen. [71] Die k.k. Standschützen begannen jedoch bereits damals mit der Besetzung mancher Gipfel bis in eine Höhe von 3700 m. [72] Als die Alpini 1916 das Hochjoch, den Ortlerpass, die Trafoier Eiswand und die Thurwieserspitze okkupierten und erste italienische Patrouillen am Ortlergipfel gesichtet wurden, befürchtete man eine Besetzung dieses strategisch wichtigen Punktes durch Italien und verlagerte den Kampf zusehends ins Gebirge. Von Sulden aus wurde eine Seilbahn errichtet, mit der man in 20 Minuten die Payerhütte erreichen konnte. Eine weitere kleine Materialseilbahn führte bis knapp unter den Gipfel, am Tschierfeck wurde ein erster Unterstand erbaut. Ab Sommer 1916 befand sich am Gipfelplateau des Ortlers die höchste Stellung des gesamten Krieges. Hier lebten bis zu 30 Soldaten in einem Stollen, der in das Gletschereis gesprengt und geschlagen worden war. Es wurde eine Reserve an Proviant und Brennstoff für bis zu drei Wochen gelagert, es gab eine hochwertige Feldtelefonleitung, eine Wetterstation und sogar ein kleines Fotolabor. [73] Ein weiterer Stollen von 150 Metern Länge erstreckte sich vom Vorgipfel zum Hochjochgrat. Hier wurde mit Stacheldrahtverhauen und einer dauernd besetzten Maschinengewehrstellung versucht, einen etwaigen italienischen Angriff über den Hochjochgrat abwehren zu können. [74]

Während der Hauptgipfel selbst nur von einer kleinen Feldwache besetzt war, befanden sich am Vorgipfel ein Schützengraben und bereits ab 1916 eine erste Kanone. Es handelte sich um eine Gebirgskanone M99 mit einem Kaliber von 7 cm, [75] die sich heute im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien befindet. [76] Dieses veraltete Geschütz mit Baujahr 1899 verfügte über keinen Rohrrücklauf und wenig Treffsicherheit, war aber aufgrund der höheren Position den wesentlich moderneren italienischen Kanonen auf Thurwieserspitze und Trafoier Eiswand überlegen, die das Gipfelplateau des Ortlers fast nie trafen. Später wurde die Kanone durch eine zweite verstärkt, auch am Pleißhorn wurden noch Geschütze aufgestellt. 1917 zogen russische Kriegsgefangene zwei größere 10,5-cm-Geschütze zum Gipfel. Bei diesen M75-Feldgeschützen des Baujahres 1875 handelte es sich um bereits sehr alte, aber qualitativ hochwertigere Geräte, die neben einer höheren Treffsicherheit auch eine größere Reichweite aufwiesen. [77][78] Eine wichtige Rolle spielten die Stellungen am Ortler-Vorgipfel und am Pleißhorn bei der Zerstörung der italienischen MG-Stellung auf der Thurwieserspitze im August 1916 und bei der zwischenzeitlichen Eroberung der Trafoier Eiswand durch die österreichische Armee am 3. September 1917, auch die Hohe Schneide (3434 m) konnte von hier beschossen werden. [79]

Die größten Gefahren auf der Ortlerstellung kamen nicht vom Beschuss durch die italienische Armee, sondern von den klimatischen Verhältnissen in der großen Höhe. Am 4. März 1914 kamen beim Aufstieg zur Payerhütte 15 Angehörige einer militärischen Schiabteilung durch eine Lawine ums Leben. [80] Besonders im ausnehmend strengen Winter 1916/1917 kam es an der Ortlerfront zu vielen Lawinenunglücken, die Gipfelstellung war mit mehreren Metern Schnee bedeckt und bis zu einer Woche von der Außenwelt abgeschnitten. Das Telefonnetz brach des Öfteren zusammen, sodass ein Netz aus optischen Signalstationen, die zumindest bei guter Sicht Nachrichten von Gipfel zu Gipfel übermitteln konnten, als Notbehelf dienen musste. [81][82] Als 1918 abermals die Telefonleitung zerstört wurde, griff man auf Brieftauben zurück. Etwas tiefer hingegen, auf der per Seilbahn leicht erreichbaren Payerhütte, gab es kaum solche Probleme. Sie wurde als sicherer Ort häufig von Prominenten besucht, die die Front besichtigen wollten. Darunter war etwa der Entdecker Sven Hedin, Erzherzog Joseph bestieg sogar den Gipfel. [83] Die Ortlerfront wurde aufgrund solcher Besuche häufig als „Salonfront“ bezeichnet. [84] Dieser auch militärintern verbreitete Ruf spielte eine große Rolle bei der trotz ihrer wichtigen strategischen Rolle lange Zeit mangelnden Bewaffnung der Stellungen am Ortler. [85][86]

1918 erfolgte ein weiterer Ausbau der Stellung, allerdings wurde nun die Versorgungssituation schlechter. Militärische Zwischenfälle waren im letzten Kriegsjahr kaum zu verzeichnen. [87] Nachdem es bereits in den Tagen davor zu einigen Irritationen um einen vermeintlichen Waffenstillstand gekommen war, wurde schließlich am 4. November der Ortlergipfel geräumt. [88] Viel Ausrüstung blieb dabei zurück. Der Verbleib einiger der Kanonen ist bis heute ungeklärt, sie befinden sich vermutlich im Gletschereis. [89] Neben Resten der Unterstände ist bis heute ein Stacheldrahtverhau am Hochjochgrat zu finden, das Eis gibt immer wieder Ausrüstungsgegenstände der Soldaten und sogar noch scharfe Munition frei. [90][91]


71.Sebastian Marseiler, In den Eislöchern. In: Wolfgang Jochberger: Ortler. S. 97.
72.Hochspringen ↑ Heinz von Lichem: Gebirgskrieg 1915-1918. Ortler-Adamello-Gardasee. Athesia, Bozen 1980, ISBN 88-7014-175-6, S. 112.
73.Hochspringen ↑ Heinz von Lichem: Gebirgskrieg 1915-1918. Ortler-Adamello-Gardasee. Athesia, Bozen 1980, ISBN 88-7014-175-6, S. 136.
74.Hochspringen ↑ Heinz von Lichem: Gebirgskrieg 1915-1918. Ortler-Adamello-Gardasee. Athesia, Bozen 1980, ISBN 88-7014-175-6, S. 130.
75.Hochspringen ↑ Freiherr von Lempruch, Helmut Golowitsch (Hrsg.): Der König der Deutschen Alpen und seine Helden. Ortlerkämpfe 1915-1918. Buchdienst Südtirol, Bozen 1925, 2005, ISBN 3-923995-28-8, S. 365.
76.Hochspringen ↑ Manfried Rauchensteiner, Manfred Litscher (Hrsg.), Das Heeresgeschichtliche Museum in Wien. Graz, Wien, 2000 S. 65.
77.Hochspringen ↑ Wolfgang Jochberger: Ortler. S. 108.
78.Hochspringen ↑ Freiherr von Lempruch, Helmut Golowitsch (Hrsg.): Der König der Deutschen Alpen und seine Helden. Ortlerkämpfe 1915-1918. Buchdienst Südtirol, Bozen 1925, 2005, ISBN 3-923995-28-8, S. 478.
79.Hochspringen ↑ Heinz von Lichem: Gebirgskrieg 1915-1918. Ortler-Adamello-Gardasee. Athesia, Bozen 1980, ISBN 88-7014-175-6, S. 146.
80.Hochspringen ↑ Ein großes Lawinenunglück am Ortler. Vernichtung einer militärischen Schiabteilung. 15 Todesopfer!. In: Der Tiroler, Nr. 29/1914 (XXXIII. Jahrgang), 7. März 1914, S. 6. (Online bei ANNO);
Die Lawinenkatastrophe im Ortlergebiete. In: Die Neue Zeitung, Nr. 65/1914 (VII. Jahrgang), 7. März 1914, S. 1; 2 f. (Online bei ANNO).
81.Hochspringen ↑ Heinz von Lichem: Gebirgskrieg 1915-1918. Ortler-Adamello-Gardasee. Athesia, Bozen 1980, ISBN 88-7014-175-6, S. 138.
82.Hochspringen ↑ Hartwig Tschenett, Der Ortler darf nicht in Feindeshand fallen. In: Wolfgang Jochberger: Ortler. S. 88–90
83.Hochspringen ↑ Freiherr von Lempruch, Helmut Golowitsch (Hrsg.): Der König der Deutschen Alpen und seine Helden. Ortlerkämpfe 1915-1918. Buchdienst Südtirol, Bozen 1925, 2005, ISBN 3-923995-28-8, S. 230.
84.Hochspringen ↑ Sebastian Marseiler, In den Eislöchern. In: Wolfgang Jochberger: Ortler. S. 105–106
85.Hochspringen ↑ Heinz von Lichem: Gebirgskrieg 1915-1918. Ortler-Adamello-Gardasee. Athesia, Bozen 1980, ISBN 88-7014-175-6, S. 108-136.
86.Hochspringen ↑ Sebastian Marseiler, Udo Bernhart, Franz Josef Haller: Zeit im Eis. Gletscher geben die Geschichte frei. Die Front am Ortler 1915-1918. Athesia, Bozen 1996, ISBN 88-7014-912-9, S. 34.
87.Hochspringen ↑ Heinz von Lichem: Gebirgskrieg 1915-1918. Ortler-Adamello-Gardasee. Athesia, Bozen 1980, ISBN 88-7014-175-6, S. 167.
88.Hochspringen ↑ Heinz von Lichem: Gebirgskrieg 1915-1918. Ortler-Adamello-Gardasee. Athesia, Bozen 1980, ISBN 88-7014-175-6, S. 170.
89.Hochspringen ↑ Sebastian Marseiler, Udo Bernhart, Franz Josef Haller: Zeit im Eis. Gletscher geben die Geschichte frei. Die Front am Ortler 1915-1918. Athesia, Bozen 1996, ISBN 88-7014-912-9, S. 45.
90.Hochspringen ↑ Sebastian Marseiler, Udo Bernhart, Franz Josef Haller: Zeit im Eis. Gletscher geben die Geschichte frei. Die Front am Ortler 1915-1918. Athesia, Bozen 1996, ISBN 88-7014-912-9, S. 22, 96.
91.Hochspringen ↑ Sebastian Marseiler, In den Eislöchern. In: Wolfgang Jochberger: Ortler. S. 101.
 

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josef

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#9
Luftkrieg - auch im Gebirge...

Bericht von ORF-Tirol mit kurzem Filmchen (über nachstehenden Link):
Der Erste Weltkrieg: Kampf aus der Luft

Als der Erste Weltkrieg vor 100 Jahren begann, waren Flugzeuge gerade einmal erfunden. Anfangs von den Militärs skeptisch beurteilt, wurden die Bomben aus Luft dann bald zur beunruhigenden Bedrohung. „Tirol heute“ erinnert in einer Serie, wie Tiroler diese Zeit erlebt haben.

Vom Flugplatz in Brixen etwa wurden Aufklärungsflüge gemacht. Nur aus der Luft war zu erkennen, wo schweres Geschütz der Italiener stationiert war. Oder Spuren im Schnee ließen Rückschlüsse auf die Anzahl von Soldaten zu.

1918 wurden schließlich die ersten Bombenaufgriffe auf Innsbruck geflogen. Über dem Bahnhof in Innsbruck werden die ersten Bomben aus der Luft abgeworfen. Damals war die militärische Bedeutung der Luftangriffe noch unbedeutend, psychologisch waren sie aber einschneidend.
Quelle -> mit Filmchen: http://tirol.orf.at/news/stories/2670073/
 

josef

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#10
Einige historische Aufnahmen aus der "WK I - Abteilung "Hochgebirgskrieg" des HGM-Wien:

1. - 2. Dolomitenfront
3. - 9. Ortlerfront

(Quelle: Bildtafeln Hochgebirgskrieg HGM-Wien - Aufnahmen v. 09.09.2017)
 

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josef

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#11
Propagandabilder vom Gebirgskrieg



Bozen - Ausstellung zeigt „Fake News“ von 1917
Im Ersten Weltkrieg kämpften auf der Seite Österreich-Ungarns auch Maler mit ihren Pinseln. Diese sollten mit Propaganda-Motiven die Kriegsstimmung anheizen. Dafür wurde geschönt und verschwiegen, wie eine Ausstellung in Bozen zeigt.

Die Realität an der Gebirgsfront im Jahr 1917 war fürchterlich. Die Bilder, die Kriegsmaler im Ersten Weltkrieg vor und hinter der Front malten, zeigen hingegen meist nur eine abgemilderte Fiktion. Damit sollte die Stimmung in der Bevölkerung für den Krieg gehalten werden, erklärt Stefan Demetz vom Stadtmuseum Bozen.


ORF
Idylle am Berg statt Kriegsrealität

„Die Stimmung begann schon 1916 zu kippen, da hatten die Kriegsbilder auch die Aufgabe, das Wohlwollen bei den Familienangehörigen der Soldaten aufrecht zu erhalten.“ Einige der Bilder wurden im April 1917 in der damaligen Bozner Elisabethschule ausgestellt.

Verzerrtes Bild vom brutalen Krieg
Die Inhalte der Werke waren sorgfältig gewählt und zeigen bewusst nur ein verzerrtes Bild des Krieges. „Kampfszenen mit zerfetzten Leibern oder Trommelfeuer spielen im Œvre der Kriegsmaler kaum eine Rolle“, so Museumsmitarbeiter Stefan Demetz.


ORF
Maler im Auftrag des österrischisch-ungarischen Kriegspressequartiers KPQ

100 Jahre später werden die Bilder noch einmal in Bozen gezeigt, allerdings unter neuem Vorzeichen. Das Bozner Stadtmuseum zeigt in der Ausstellung „Bozen 1917“ nicht nur die Werke von Schriftstellern und Künstlern im Ersten Weltkrieg, sondern auch ihre Entstehung und ihren Hintergrund.

Stelldichein der bekannten Namen
Die Liste der Maler, die für Propagandazwecke Bilder schufen, liest sich wie ein Who’s who der Kunst:
Albin Egger-Lienz, Hans Weber-Tyrol und Albert Stolz zählen zu den Malern, die sich für Kriegszwecke einspannen ließen. Und auch die Soldatenzeitung, in der einige der Zeichnungen veröffentlich wurden, leitete 1916 mit Robert Musil ein bekannter Literat.

Diese politische Arbeit an der Front und hinter der Front war eine der Säulen für seine späteren Werke, wie „Der Mann ohne Eigenschaften“, sagt Stefan Demetz. „Viele Artikel in der Soldatenzeitung geben bereits Aufschluss über die Ausrichtung, die in Musil reift und die er später noch stärker ausfeilt.“

Publiziert am 27.11.2017

ORF

Die Ausstellung „Bozen 1917 - Schriftsteller und Künstler im Ersten Weltkrieg“ läuft bis zum 4. Februar im Stadtmuseum Bozen.

http://tirol.orf.at/news/stories/2880580/
 

josef

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#13


Kampf ums Überleben im Gebirgskrieg
Der Erste Weltkrieg hat Tirols Berge zu Schlachtfeldern gemacht. Die Ausstellung „Der Soldat im Eis“ im Vintschger Museum in Schluderns gibt einen außergewöhnlichen Einblick in den Alltag des Krieges im Ortlergebiet.
Als Italien 1915 in den Krieg zog, fielen auch im heutigen Südtirol auf über 3.800 Metern Seehöhe Schüsse. Die italienisch-österreichische Frontlinie im Ersten Weltkrieg verlief während des Gebirgskriegs von 1915 bis 1918 unter anderem durch das Ortlergebiet. Die Soldaten, die bei minus 40 Grad Celsius die Stellung in Schnee und Eis aushalten mussten, starben allerdings nicht vorrangig im Kugelhagel. Vielmehr sind die Männer durch Lawinen oder durch die eisige Kälte ums Leben gekommen.


Vintschger Museum
Eine Kanone mitten im Hochgebirge erinnert an die Brutalität des Kampfes am Abgrund.

Soldatenhütte unter Schnee und Eis entdeckt
Immer wieder reißt die Gletscherschmelze alte Wunden auf. Unterhalb des Gipfels der Königsspitze hat der Berg im Jahr 2015 eine Baracke frei gegeben. Aus der Soldatenhütte konnten Einrichtung, Kleidung und persönliche Gegenstände nahezu unversehrt aus dem Hochgebirge geborgen werden. Für die Sonderausstellung „1918 - Königspitze und Ortler - Der Soldat im Eis“ im Vintschger Museum in Schluderns hat das Amt für Bodendenkmäler die Fundstücke als Leihgabe zur Verfügung gestellt. Damit werden sie erstmals öffentlich gezeigt.


Vintschger Museum
2015 wurde eine Soldatenhütte unter dem Gipfel der Königspitze gefunden.

Alkohol, um die Gräuel des Krieges zu vergessen
Rund 30 Männer sollen laut der Historikerin Helene Dietl Laganda in der Soldatenhütte gelebt haben. Die Funde in der heutigen Baracke zeigen, mit welchen einfachen Mitteln die Soldaten versucht haben, in einer lebensfeindlichen Umgebung zurecht zu kommen. Die gefundenen Gebrauchsgegenstände waren in einem sehr guten Zustand. „Beim Betreten der Hütte hatten die Beamten vom Landesdenkmalamt das Gefühl, dass die Baracke erst kurz vorher verlassen worden war. Die Soldaten hätten jederzeit zurückkehren können“, so Dietl Laganda. Lebensmittelreste wurden nur wenige in der Hütte gefunden. Dafür entdeckte man ziemlich viel Alkohol. Die Soldaten müssen viel getrunken haben, schlussfolgert die Historikerin. Die Gründe dafür seien vielfältig, wahrscheinlich sei aber, dass sich die Männer mit dem Trinken des Alkohols aufwärmen wollten, aber auch um die Gräuel des Krieges auszuhalten und schlussendlich um zu vergessen.


ORF
In der Hütte lagen zahlreiche Feldflaschen gefüllt mit Alkohol.

Kastanien mit den Italienern geteilt
Es waren nicht die tauglichsten Kämpfer fürs Vaterland, die hinauf in die Eiseskälte geschickt wurden. Viele der Soldaten waren über 45 Jahre alt. Als die Baracke errichtet wurde, glaubte noch niemand, dass die Soldaten tatsächlich ins Kriegsgeschehen eingreifen müssten. Doch der italienische Feind kam immer näher und manchmal wurde er auch gebraucht, erläutert Dietl Laganda.

Soldaten als Bergführer und Skilehrer
Einige Soldaten, die in der Hütte am Berg stationiert waren, haben überlebt und sind nach Kriegsende nach Hause ins Tal zurückgekehrt. Laut der Historikerin Helene Dietl Laganda kamen sie später in der Tourismusbranche als Bergführer und Skilehrer unter. Die Historikerin ist überzeugt: Das, was die Soldaten vor 100 Jahren in der Baracke zurückgelassen haben, erzählt mehr vom Leben und vom Krieg, als die Medaillen und Verdienstzeichen, mit denen die Überlebenden ausgezeichnet wurden. Die Sonderausstellung im Vintschger Museum in Schluderns ist noch bis zum 4. November geöffnet, von Dienstag bis Sonntag von jeweils 10 bis 12.30 Uhr und von 14 bis 18 Uhr.

Publiziert am17.07.2018
Kampf ums Überleben im Gebirgskrieg
 
#14
Ich stell es mal hier herein. Es sind zwar nicht die Dolomoten bzw. der Ortler ab doch Gebirgskrieg WK I.

War heute wandern, und hab zufällig entdeckt das am Sella Nevea Pass das alte Grabensystem aus dem 1. WK von ital. Freiwilligen wieder instand gesetz wurde.
Die gemauerten Laufgräben ziehen sich hunderte Meter durch den jetzt dichten Wald. Damals war das wohl alles freie Fläche.
Es war das damals nicht die erste Frontlinie. In der Umgebung befinden sich auch Bunker des Vallo Alpino aus der Zeit 1938-40.
Zum Schluss ein Bild vom wandern. Die Steinböcke dort sind fast handzahm! ;-)
 

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josef

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#15
Überreste von K.-u.-K.-Gefallenen entdeckt
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Im Tonale-Gebiet an der Grenze zwischen Südtirol und dem damaligen Königreich Italien sind die Überreste von 94 österreichischen Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg entdeckt worden. Die Suche nach 82 weiteren Leichen geht weiter.
Online seit heute, 12.44 Uhr
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Im Juni 1918 kam es im Tonale-Gebiet zu heftigen Kämpfen zwischen Italienern und Österreichern. Die Truppen von Kaiser Franz Joseph versuchten, diesen Teil der Front des Ersten Weltkriegs zu durchbrechen, um in die Lombardei einzudringen. Nach den Kämpfen begruben die Italiener 94 österreichische Soldaten. Zwölf davon wurden 2022 in Cima Cady auf über 2000 Meter Höhe geborgen, 82 Leichen werden noch gesucht.

Nach der Grabstätte oberhalb des Tonale-Passes sucht seit Jahren Sergio Boem, ein 59-jähriger Bergsteiger und Heimatforscher. Er ist der Enkel eines Offiziers im Ersten Weltkrieg, Ubaldo Ingravalle. Boem hatte ein Tagebuch des Großvaters mit Informationen über ein Massengrab nahe dem Pass mit den Leichen Dutzender Soldaten entdeckt, die anlässlich der sogenannten „Operation Lawine“ am 13. Juni 1918 gefallen waren.

PRIVAT
Der Großvater von Sergio Boem war Offizier im Ersten Weltkrieg

Dank der Beharrlichkeit von Boem konnte bewiesen werden, dass die Informationen des Großvaters zutrafen und dass sich in einem der Granatlöcher, die oberhalb des Tonale-Passes zu finden sind, tatsächlich die Überreste gefallener Soldaten der österreichisch-ungarischen Armee befanden.

Massengrab mit mindestens zwölf Metern Durchmesser
Laut Boem sollen am Tonale-Pass weitere Überreste österreichischer Soldaten liegen. Das Massengrab mit weiteren 82 Leichen liegt angeblich an der Grenze zwischen dem Trentino und der Lombardei auf lombardischem Boden. Laut dem Tagebuch sollen am Tonale die österreichischen Soldaten, vor allem Ungarn, Bosnier und Rumänen, in einem Massengrab mit einem Durchmesser von mindestens zwölf Metern begraben sein.

Boem beklagt das geringe Interesse seitens der lombardischen Behörden an der Suche nach dem Grab. „Ich empfinde es als moralische Pflicht, diesen Soldaten, die einst unsere Feinde waren, (…) einen Namen und ein würdiges Grab zu sichern. Das sehe ich als späte Entschädigung, die wir diesen jungen Soldaten schuldig sind“, erzählte Boem.

Suche nach einem der größten Massengräber des Krieges
Nach den Untersuchungen von Boem, die in dem Buch „Sui prati del Tonale 94 stelle alpine“ (Auf den Wiesen des Tonal 94 Edelweiß) zusammengefasst sind, handelt es sich bei dem Sammelgrab auf lombardischem Boden um eines der größten Massengräber des Ersten Weltkriegs.
Der Autor, der am Gardasee lebt, recherchiert nun schon seit Jahren. Er stützt sich dabei auf die Geschichte seines Großvaters und das 1.500 Seiten umfassenden „Historische Tagebuch“ des italienischen Alpenbataillons Valcamonica des 5. Alpenregiments, das auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs eingesetzt wurde, darunter auch am Tonale-Pass. Boem hofft, dass die zuständigen Behörden nun im Frühjahr die notwendigen Untersuchungen durchführen werden, um das Massengrab zu finden.

Werk Presanella
Österreichisches Festungswerk Presanella am Tonale-Pass im Jahr 1915

Kaum Chancen auf Identifizierung der Skelette
„Wir wollen verhindern, dass die Überreste der Soldaten von Menschen entdeckt werden, die in den Bergen auf der Suche nach Ausrüstungsgegenständen aus dem Ersten Weltkrieg sind, die bei Sammlern sehr begehrt sind“, berichtet Boem. Mit Hilfe zweier auf Militärrecht spezialisierten Anwälten, Mariapaola Marro und Carlo Stracquadaneo, bemüht sich Boem, dass die Suche nach dem Massengrab aufgenommen wird.

Die Überreste der zwölf bereits geborgenen Soldaten werden in Trient aufbewahrt. Neben den Skeletten wurden auch Teile der persönlichen Ausrüstung der Soldaten gefunden, darunter Steigeisen, Stiefel, Gasmaskentaschen, Werkzeuge und andere teils persönliche Gegenstände. Deren Zustand lässt aber wenig Hoffnung, dass die Identität der Gefallenen ermittelt werden kann.

Überreste deuten auf Schädelverletzungen durch Kugeln hin
Die heikle Phase der Bergung und der archäologischen Untersuchung, die unmittelbar nach der Entdeckung 2022 begannen, wurden vom Trentiner Landesamt für Archäologie in Abstimmung mit dem italienischen Verteidigungsministerium koordiniert.

Dank einer Zusammenarbeit zwischen der Provinz Trient, dem Wissenschaftsmuseum Muse und der Universität von Durham arbeiten in Trient derzeit etwa 15 britische Forscher, Experten in forensischer Anthropologie, an dem Projekt.

K.u.k. Kriegspressequartier, Lichtbildstelle – Wie
nSchützengraben mit Wachposten auf der Köderhöhe

Die ersten Informationen über die sterblichen Überreste der Soldaten deuten u. a. Schädelverletzungen durch Kugeln hin. Nach Abschluss der Untersuchungen werden die sterblichen Überreste an die italienische Gesellschaft zur Erhaltung der Kriegsgräber „Onorcaduti“ übergeben. Diese soll sie in Absprache mit dem Österreichischen Schwarzen Kreuz (ÖSK) in einem Soldatenfriedhof beisetzen.
30.01.2024, red, tirol.ORF.at/Agenturen
Überreste von K.-u.-K.-Gefallenen entdeckt
 
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