Im Ortsteil „In der Noth“, wo der Prollingbachgraben recht eng zusammenläuft, steht eine im Spätmittelalter errichtete Schmiede. Einst Strunz Hammer genannt, konnte sie sich all die Jahrhunderte erfolgreich gegen den Hang auf der einen Seite und den knapp daran vorbei rauschenden Bach auf der anderen behaupten. Als sie der Schmiedekünstler Josef Eybl 1990 erwarb, war sie aber schon mehr eine Ruine als ein Schmuckstück. Der Sepp, wie er von allen genannt wird, erkannte dennoch das Potential der denkmalgeschützten Schaufelschmiede.
War schon der Kauf des Gebäudes eine abenteuerliche Angelegenheit, so erst recht die Renovierung. In mehrjähriger mühevoller Handarbeit machte der gelernte Schlosser, Maschinenbauer und Kunststofftechniker daraus das Hammerwerk Eybl. So mussten etwa morsche Balken des Dachstuhls ausgetauscht und die Eindeckung großflächig repariert werden. Für fehlende Türen und Fenster galt es, passenden Ersatz zu beschaffen und beschädigte Teile wieder instand zu setzen. Auch Wasser- und Stromleitungen sowie eine funktionelle Heizung mussten erst eingebaut werden. „Allein die Beseitigung des über viele Jahre angesammelten Gerümpels war eine Mordsaufgabe“ erzählt Sepp schmunzelnd und weist auf die zeitweilige Verwendung des Hauses als Zwischenlager für Kleidung und Hausrat einer Hilfsorganisation hin.
In der inspirierenden Umgebung dient es dem Metallkünstler heute als offenes Atelier für die handwerkliche Auseinandersetzung sowohl mit alten schmiedeeisernen Techniken als auch mit modernem Design. Regelmäßig veranstaltet Sepp Schmiedevorführungen, bei seinen Spezialkursen treffen sich Metallgestalter und interessierte Hobbyschmiede aus ganz Europa und auch für kulturelle Veranstaltungen wird die Schmiede gerne genutzt.
Hephaistos Reich
Wie es so dasteht mit seinem hellen Verputz und den roten Fenstern sieht man dem Hammerwerk von außen sein wahres Alter nicht an. Wäre da nicht die Nische über der Türe mit der Figur des Heiligen Florian und einige andere Details, die dem unbedarften Betrachter nicht gleich auffallen, so könnte man es glatt für ein frühes Fabriksgebäude halten. Durch die seitliche Türe betreten wir zunächst einen Vorraum mit einer gemütlichen Stube und gelangen dann in eine zweigeschoßige Halle, die eigentliche Schmiede. Hier wird der Eindruck von den großen Essen mit ihren dunklen Feuerstellen – davon gibt es sechs Stück –, den massiven Ambossen und Spindelpressen sowie den beiden mannshohen Schwanzhämmern, auf die der Sepp besonders stolz ist, beherrscht. Wie die anderen Ybbsitzer Schmieden versorgte früher auch hier das aufgestaute Wasser des Prollingbaches die Hämmer und Blasbälge mit Energie, heute tun das schwere Elektromotoren.
Bei längerem Hinsehen entdeckt man auch neuere Maschinen, wie die beiden Ajax-Federhämmer und wo man den Blick hinwendet, liegen, stehen und hängen Eisen- und Stahlobjekte, außerdem Materialien und Handwerkszeuge sonder Zahl. Die große Menge verschiedener Zangen – laut Sepp an die 400, jede eigens für einen speziellen Zweck handgeschmiedet – fällt dabei besonders auf.
All dies und das schwache Tageslicht, das durch die kleinen Fenster hereinfällt, erzeugen zunächst eine etwas düstere Atmosphäre, die aber bald dem Gefühl von Kraft und Energie, welche vom Ort auf den Besucher abfärben, weicht. Hier ist der Hausherr ganz in seinem Element. Rußgeschwärzt und muskelbepackt, wie eine Figur aus Grimms Märchen, tritt er uns aus dem Halbdunkel entgegen. Hinter der „sagenhaften“ Erscheinung steckt ein freundlicher humorvoller Gastgeber...