Wolfsbergkogel - Semmeringgebiet

#1
In den letzten Tagen war ich wieder im Semmeringgebiet unterwegs, mit einer Mischung aus Wandern, Lost Places, Geschichtliches, WK II sowie mancher Überraschung.


Auszug aus Friedrich Brettner: „Die letzten Kämpfe des II. Weltkrieges um das Semmeringgebiet“

……..Der Russe hatte nach dem Überraschungsangriff (auf die Meierei Semmering - jetzt Golfplatz) laufend Reserven herangezogen und griff mit Unterstützung durch schwere Waffen an, wobei der Ortsteil Wolfsbergkogel erobert wurde.

Auch aus dem Haidbachgraben stießen die Russen Richtung Semmering vor und erreichten den Kartner-Kogel. Dabei kam es beim Haus Semmering 154 (jetzt 24), wo Unterscharführer Zapf mit einigen Männern eine Igelstellung errichtet hatte, zu einem erbitterten Gefecht, bei dem alle, bis auf zwei die sich am Dachboden versteckt hatten und Zapf, der durch ein Fenster flüchten konnte, von den Russen erschossen wurden.

Die Russen hatten den gesamten Wolfsbergkogel erobert und waren nur mehr 100m vom Kampfgruppengefechtsstand im Südbahnhotel entfernt. Gleichfalls hatten sie die Meierei erreicht und besetzt........
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#3
Dieses Haus wurde offensichtlich von der Gemeinde erbaut.
Auffallend ist jedoch die weit abseits gelegene Lage. Im Allgemeinen ist der Semmering – von den Durchzugsstraßen und der Promenade abgesehen – ein sehr steiles Gelände.
Die Zufahrt zum Objekt ist möglich, es führt auch ein Wanderweg vorbei, jedoch empfehle ich es absolut nicht. Enge Gassen, steiles Gelände, sofortiges Auffallen, schwierig umzudrehen, kein Parkplatz etc. etc.

Warum ist so abgelegen?
Eine Antwort darauf könnte in der Rede des Abgeordneten Viktor Silberer (Erbauer des Silberer-Schlössls am Semmering) in der niederösterreichischen Landesversammlung am 30. April 1919 bei der Verhandlung über die Abtrennung des Semmerings von Breitenstein zu finden sein:

……. Aber ich bitte Sie, dass man den Semmering für sich allein wirtschaften lässt; denn mit der Idee, es müssen Arbeiterhäuser neben den großen Hotels errichtet werden, geht es nicht, und zwar auch aus hygienischen und sanitären Gründen.
Neben Hotels, in denen eine große Anzahl von Menschen untergebracht sind, auch Arbeiterhäuser, wo ebenfalls eine Menge Leute untergebracht sind, zu bauen, ist ungesund.
Wenn eine Epidemie oder Krankheit ausbricht, so pflanzt sie sich dort fort. Es können aber die Arbeiter, 10 Minuten vom Hotel entfernt, Häuser bekommen, wie sie sich dieselben nur wünschen können…………


In Wahrheit wollte man am Semmering „unter sich bleiben“, d.h. Aristokratie und Geldadel“ u.a. hatte man auch eine wohltätige Typhus-Heilanstalt am Semmering verhindert, sowie die Trennung vom „Bauerndorf“ Breitenstein vollzogen.

Zufällig war eine Tür offen, und ich konnte einige Fotos machen:
 

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#5
Es sind die Fundamentreste einer Materialseilbahn, welche vom Gipswerk im Haidbachgraben zur Verladestelle am Bahnhof Breitenstein führten.

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Am Ende fand ich noch dieses wundervolle Eck (auf der Rückseite des "Objektes", um mich von den Anstrengungen an diesem Tag noch in der Sonne zu erholen:

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Im Laserscann sieht man diese Krater, weil zusätzlich zu den Betonfundamenten für eine größere Standfestigkeit der Stahlkonstruktion auch in den Berg gegraben wurde (wahrscheinlich auch als Material für die Betonfundamente):

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#7
Nachdem es hier auch um eine geschichtliche Erzählung und Einbettung geht (und nicht nur um Lost Places) erwähnte ich den Standort. Ansonsten würde es keinen Sinn machen.
Ja, aber hast Recht, ich habe die Gemeinde Semmering angerufen und von der offenen Tür unterrichtet.
 
#9
Am nächsten Tag suchte ich das frühere Gipswerk im Haidbachgraben, von dem sich fast keine Spuren erhalten haben.
In der Natur findet man noch die Fundamente der Materialseilbahn, die ich vom "Objekt" bis hierher verfolgen konnte.

Überraschenderweise stand ich in einem riesigen Abbaugebiet (Katharinenfeld) mit an die hundert Pingen, total aufgewühlter und durcharbeiteter Boden. Überhaupt nicht erwartet und vom Wald verdeckt.
Auf dem Lasescan von Geoland habe ich die wahrscheinliche, weitere Route der Materialseilbahn eingezeichnet, sowie ein "Vorfeld"-dies ist ein waagrechter, großer Platz vom Abraum.
Bergbaugebiet.JPG


Ab hier die Fotos von der Abbauzone:

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#11
Auf der Strasse weitergehend, im Haidbachgraben - er heißt dann plötzlich Myrthengraben - kam ich bei einem Pulverbunker vorbei.

Pulverbunker.jpg

Ob dies wohl der Pulverbunker ist, welchen Brettner in seinem Buch erwähnte:

„…Dort erhielt ich mit einem Kameraden den Auftrag am Myrtenbach aufwärts entlang zu gehen bis zu einem kleinen Pulverbunker, um zu sichern, dass in unserem Rücken sich niemand aufhält.
Wir kamen dort an, zuerst erschrak ich ganz gewaltig, als ich einen jungen Rotarmisten am Boden liegen sah. Seine Hilflosigkeit war frappant, auch er war zu Tode erschrocken und glaubte seine letzte Stunde habe geschlagen, vollends als er erkannte zu welcher Einheit ich gehörte (Anmerkung: SS)…..
Der Junge hatte eine böse Verletzung am rechten Oberschenkel, die er sich vermutlich selbst mit primitiven Lumpen verbunden hatte……“


Und weiter auf der Straße war dann: Stop, kein Zugang, Lebensgefahr.
Straße gesperrt.
Einbruch der Straße zum Semmering seit 12/2021 durch Grubenfelder des Gips-Bergbaues (Eugenfeld).
Ergänzt: Tiefe ca. 10m, Breite ca. 3m

Straßenbauabteilung.JPG
Quelle: Straßenbauabteilung und Hier
 
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#12
Irgendwie habe ich die Sperre überwunden und bin bei der Mythrenbrücke Beschreibung lesen. vorbei.
Diese Brücke wurde beim Abzug/Kapitulation der Deutschen Truppen gesprengt, um den Vormarsch der Roten Armee aufzuhalten, und wurde anschließend von Sowjetpionieren mit einheimischen Zwangsarbeitern rasch wiederhergestellt.

Anschließend noch öfters renoviert.

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Und dann hier beim Jagdschloß der Liechtenstein's vorbei:

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#13
Und um die "Lost-Places" Fans zufriedenzustellen - dieses Mal ohne Ortsangabe habe ich eine Hütte im Wald aufgefunden, eigenartigerweise in einer Metallkonstruktion - rundherum russische Stellungen.
 

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#14
Und dann noch eine andere Behausung:
 

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