500 Tage isoliert in einer spanischen Höhle

Geist

Worte im Dunkel
Mitarbeiter
#1
Das war zweifellos eine spannende Erfahrung.

Spanische Extremathletin verbrachte 500 Tage unter der Erde

Beatriz Flamini verbrachte zu Forschungszwecken fast eineinhalb Jahre in einer südspanischen Höhle, so gut wie ohne Kontakt zur Außenwelt. Am Freitag tauchte sie wieder auf

Klaus Taschwer
14. April 2023, 13:49

Madrid/Granada – Eine Spanierin hat freiwillig 500 Tage in vollkommener Isolation unter der Erde gelebt. Nach Angaben der spanischen Forscher hat Beatriz Flamini damit den Weltrekord der Italienerin Christine Lanzoni gebrochen, die 2007 genau 269 Tage in einer Höhle verbracht hatte. Die Extremathletin, Bergsteigerin und Höhlenforscherin Flamini verließ die etwa 70 Meter tief gelegene Höhle im Gebiet Costa Tropical in der südspanischen Provinz Granada am Freitag unter großem Medienrummel. Sie hatte keine Ahnung, was in den fast 18 Monaten, die sie in völliger Isolation verbracht hat, an der Oberfläche passiert ist.


Die Extremsportlerin kurz nach Verlassen der Höhle am Freitagvormittag.

Die helmgeschützte 50-Jährige kletterte mit einem breiten Lächeln aus dem Loch. Sie brauche zunächst unbedingt eine Dusche und werde später Rede und Antwort stehen, sagte sie nach vielen Umarmungen den zahlreich erschienenen Journalisten. In einem kurzen Statement bezeichnete sie die Erfahrung als "ausgezeichnet". Mehrere TV-Sender, darunter die staatliche RTVE, berichteten stundenlang live.


Flamini, die sich für Solo-Kletterexpeditionen begeistert und eine Expertin für Selbstversorgung ist, hatte vor zwei Jahren die Produktionsfirma Dokumalia kontaktiert, um ihre Idee vorzustellen, 500 Tage lang allein in einer Höhle ohne Kontakt zur Außenwelt zu leben. "Es war eine persönliche Herausforderung, die sie zu bewältigen hatte, wie viele andere zuvor", sagte Elena Mera, eine Sprecherin des Timecave-Projekts, der spanischen Nachrichtenagentur Efe.

Ein Laptop und zwei Gopros

Die Abenteurerin, die von Experten als sehr willensstark und entschlossen beschrieben wird, musste ihre Tortur völlig allein bewältigen. Ihre einzige technische Ausrüstung bestand aus einem Laptop, mit dem sie lediglich Informationen an die Außenwelt habe senden, aber nicht empfangen können. Zudem hatte sie zwei Gopro-Kameras dabei, um ihre Erfahrungen zu dokumentieren, aber keine Uhr und kein Telefon.


Die Extremsportlerin im November 2021, kurz bevor sie für fast 18 Monate abtauchte.

Mit den Gopros dokumentierte sie unter anderem ihre Essens- und Trainingsroutinen, die guten und schlechten Tage und alle Arten von Problemen und Herausforderungen, die in den 500 Tagen aufgetreten sind – sowie der Veränderungen im Körper und im Gemütszustand.

Extreme Gefühlsschwankungen
Flamini berichtete unter anderem, dass sie das Gefühl hatte, in eine ewige Zeitschleife geraten zu sein, die um 4 Uhr morgens aufhört. Im Rahmen des bahnbrechenden Experiments erlebte sie extreme Angstzustände und Euphorie, existenzielle Fragen nach dem Sinn des Lebens, starke Stimmungsschwankungen und Halluzinationen sowie Probleme mit dem Gedächtnis und der Konzentration.

Seit sie in der Höhle "untergetaucht" war, hatte eine Gruppe von Psychologen, Forscherinnen, Höhlenforschern und Sporttrainerinnen den Kontakt zu der Athletin aufrechterhalten und sich über ihr Befinden auf dem Laufenden gehalten, ohne jemals direkten Kontakt mit ihr zu haben. Flamini deponierte ihre Aufnahmen an einem vereinbarten Austauschort in der Höhle, damit die Produzenten das Filmmaterial der gesamten Erfahrung zusammenstellen konnten, erklärte Mera.

Genaue psychologische Erforschung

Julio Santiago von der Abteilung für experimentelle Psychologie und Verhaltensphysiologie der Universität Granada hat beobachtet und analysiert, wie sich die soziale Isolation und die extreme vorübergehende Desorientierung auf Flaminis Zeitwahrnehmung ausgewirkt haben. Forschungsgruppen für klinische und experimentelle Neuropsychologie an der Universität Almería haben die möglichen neuropsychologischen und kognitiven Veränderungen untersucht, die das Experiment aufgrund der extremen Einsamkeit, der Abwesenheit von Licht und der kognitiven und sozialen Isolation, der sie ausgesetzt war, hervorrufen könnte.

Vor dem Betreten der Höhle wurden ihre Großhirnrinde und kognitive Funktionen durch neuropsychologische, klinische und experimentelle Tests eingehend untersucht. Auch ihr logisches Denkvermögen und ihr semantisches Gedächtnis wurden getestet. Ein in Madrid ansässiges Beratungsunternehmen für Schlafgesundheit, Kronohealth, untersuchte auch Flaminis Herzrhythmen und ihren Schlaf unter Tage. (Klaus Taschwer, 14.4.2013)
Quelle (mit Video): Spanische Extremathletin verbrachte 500 Tage unter der Erde
 

fkv

Active Member
#2
Ich kann mir spannendere Erfahrungen vorstellen, als 1½ Jahre lang nur zu warten, dass die Zeit vergeht. Es ist im Prinzip das gleiche wie mit den Leuten, die sich monatelang in einen Sarg legen um ins Guinnes Buch der Rekorde zu kommen.

Im Artikel steht, dass allerlei Untersuchungen an ihr durchgeführt wurden, aber leider nicht, was dabei herausgekommen ist. Besonders gesund sieht sie auf den Fotos nicht aus.

Sie hat es aber sowieso nicht für die Wissenschaft gemacht, sondern um Geld zu verdienen: "A spokesperson for the project told the Spanish news agency EFE that the isolation experiment was Flamini's own idea, and that she had approached the media production company with the pitch." (npr.org)

Mich würde interessieren, welche Höhle das ist. Das wird in den Nachrichten-Artikeln genauso verschwiegen. Um andere Höhlenbesucher fernzuhalten, muss die Höhle vergittert und abgesperrt gewesen sein, solang sie drin war. Also im Prinzip genauso wie in einem Keller, aber Höhle hört sich halt abenteuerlicher und abgeschiedener an. 1½ Jahre in einem Keller zu sitzen, das ließe sich schwerlich als "Extremsport" verkaufen.

In Österreich wäre so ein langer Aufenthalt in einer Höhle allein schon aus klimatischen Gründen unmöglich. Aber auch mit südspanischen Temperaturen kann man nur von Glück reden, dass sie nie einen Zahnarzt gebraucht hat usw. Einmal machte sie dennoch 8 Tage Pause in einem Zelt draußen, wegen eines "technischen Problems", naja, wer's glaubt...
 
#5
Ich frage mich bei sowas folgendes:
1. Wie hat sie Strom bekommen für ihre Go-Pro`s und ihren Labtop?
2. Wie konnte sie Essen und Trinken für eineinhalb Jahre da bitte mitnehmen?
3. Wie hat sie ihre Kleidung waschen können?
4. Naja. Wo hat sie "hingemacht"?

Ich meine sie wird da unten sicherlich kein Appartment gehabt haben. Sonst würde ich sagen dass ich in einem Bunker in möglichst großer Tiefe 2 Jahre aushalten könnte
 

Geist

Worte im Dunkel
Mitarbeiter
#6
Ich frage mich bei sowas folgendes:
1. Wie hat sie Strom bekommen für ihre Go-Pro`s und ihren Labtop?
2. Wie konnte sie Essen und Trinken für eineinhalb Jahre da bitte mitnehmen?
3. Wie hat sie ihre Kleidung waschen können?
4. Naja. Wo hat sie "hingemacht"?

Ich meine sie wird da unten sicherlich kein Appartment gehabt haben. Sonst würde ich sagen dass ich in einem Bunker in möglichst großer Tiefe 2 Jahre aushalten könnte
Zitat aus dem Artikel:
Seit sie in der Höhle "untergetaucht" war, hatte eine Gruppe von Psychologen, Forscherinnen, Höhlenforschern und Sporttrainerinnen den Kontakt zu der Athletin aufrechterhalten und sich über ihr Befinden auf dem Laufenden gehalten, ohne jemals direkten Kontakt mit ihr zu haben. Flamini deponierte ihre Aufnahmen an einem vereinbarten Austauschort in der Höhle, damit die Produzenten das Filmmaterial der gesamten Erfahrung zusammenstellen konnten, erklärte Mera.
Es gab also einen Ort, wo sie die Datenträger deponierte. Im Gegenzug bekam sie hochwahrscheinlich Batterien ins Körbchen. Genauso wird es mit den Lebensmitteln und frischer Bekleidung gemacht worden sein. Bleibt nur noch die Frage, wohin sie sich entleerte. Da schreibst du ihr am besten eine Mail. Sie wird dir vermutlich antworten, dass sie sich dafür ein möglichst entferntes Eck in der Höhle gesucht hat.
 
#7
Aso.
Nun ich interpretiere halt so eine Isolation eben anders. Wirklich gänzlich OHNE Kontakt. Egal ob visueller Kontakt, Kontakt durch so einen Korb oder sowas.
Isolation heißt für mich: nur ich und ich alleine und die Umgebung in der ich mich befinde.
 

fkv

Active Member
#8
Demnach wär auch schon eindrigendes Tropfwasser oder Luftströmung eine Durchbrechnung der Isolation. Von Insekten, Spinnen und Fledermäusen ganz zu schweigen. Also so eng kann man Isolation nicht definieren, sonst ist es einfach unmöglich. Die Kriterien hängen aber sowieso von den Projektzielen ab, und das einzige Projektziel war in diesem Fall die Selbstvermarktung.
 
#9
Stimmt wohl.
Mag ja auch sein, dass ich es halt anders betrachte. Für mich deutet sich eine echte Isolation auch anhang von der Zustand der Klamotten und des Körpers dar.
Würde ich eineinhalb Jahre in einer Höhle sein, wäre sicherlich meine Haut nicht mehr die sauberste, meine Haare wären lang (in den 80er Jahren wäre das normal gewesen^^) und auch wären meine Klamotten verdreckt.
Für mich ist halt Isolation: gänzlich keinen Kontakt zur Außenwelt. Nicht einmal indirekt selbst wenn es heißt, sie geht da zu einen Korb der nach unten gelassen wurde. Denn so arbeitet sie ja mit den Leuten an der Oberfläche immernoch zusammen. Was halt nicht stattfindet ist eine Interaktion.
 
Oben