Arbeiter/innen Aufstände zwischen Ternitz und Neunkirchen

#1
Der erste große Streik nahm 1895 von der Spinnerei Rohrbach seinen Ausgang, da die Textilarbeiterschaft von sozialen Missständen am Ärgsten betroffen waren und daher am ehesten bereit waren Kampfmaßnahmen durchzuführen.
Dieser Streik dauerte 10 Wochen und setzte sich in den anderen Fabriken der Umgebung fort.
Quelle

Aufruf der Partei:
Aufruf der Partei.png

Screenshot 2024-04-23 135345.png


Arbeiter Zeitung 1895.png

Arbeiter Zeitung 23_5_1895_1.png

Weitere Details über das erzielte Ergebnis 1895

Screenshot 2024-04-23 134901.png
 
#2
Im Sommer 1896 wurde der nächste Generalstreik in der Rohrbacher Spinnerei ausgerufen, an dem sich ca. 6.000 Arbeiter/innen (Versammlungsort Petersberg) beteiligten. Dieser fand aber nicht die Unterstützung der sozialdemokratischen Führung und löste sich langsam auf.

Der Streik in Neunkirchen

Man darf nicht vergessen dass in der Region große Fabriken mit der entsprechenden Masse an Arbeiter/innen tätig waren.

Der größte Streikgegner in dieser Zeit war der „Industrielle Club“, eine Vereinigung von Fabrikanten welche die Interessen der Groß- und Schwerindustrie vertrat. Dieser Club war sehr reaktionär und asozial, der sich gegen jegliche Verbesserung der sozialen Lage der Arbeiterschaft am Entschiedensten zur Wehr setze.
Quelle: "Im Schatten des Phönix" ISBN 3900310815 Hier

Heute ist er Teil der "Industriellenvereinigung". Quelle
 
#3
Der größte Streik setze im Jahr 1918 ein. Am 15. Jänner fand die erste Versammlung mit ca. 10.000 Arbeiter/innen am Petersberg statt. Andere Betriebe der Umgebung schlossen sich an, so wurden angeblich die Ternitzer (Schoeller-Bleckmann) und die Wiener Neustädter (Daimler) als „zügellose Horde“ bezeichnet.

Arbeiter Zeitung 1918.png

Mittlerweise war auch das angeforderte Militär mit 400 Mann in Neunkirchen eingetroffen. Allerdings hatten von den streikenden ca. 11.000 Personen bereits ca. 4.000 die Arbeit wieder aufgenommen.

Der Jännerstreik 1918 war zwar der größte seiner Zeit, er hatte jedoch kaum Auswirkungen gehabt und weitere Auseinandersetzungen unterblieben bis zum Kriegsende.
Anmerkung: in den Zeitungen findet sich zur damaligen Zeit aufgrund der staatlichen Zensur relativ wenig.

Quelle Dokument
 

Anhänge

#4
Wie explosiv es dennoch war: Ende 1919 konnte wegen Kohlenmangels nicht gearbeitet werden (Schoeller-Bleckmann Ternitz) und die Arbeiterschaft stellte Forderungen nach höheren Entschädigungen. Es kam zu Tumulten und Schlägereien, dem Leiter der Arbeiterabteilung wurden sogar die Kleider vom Leib gerissen.

1921 enorme Inflation und die Arbeitgeber wurden vom Nationalrat verpflichtet, Zulagen für Mehl und Fett an die Arbeiterschaft zu vergeben. Angleichungsversuche von Löhnen und Preisen schlugen fehl, da die Preissteigerungen enorm waren.

1924 war das durchschnittliche Realeinkommen 25% niedriger als 1914.

1925 waren (Bezirke Neunkirchen, Wiener Neustadt, Baden, Mödling) 14.863 Personen arbeitslos. Davon erhielten 4.000 Notstandshilfe und 1.000 (Ausgesteuerte) erhielten nichts mehr. 1932 waren es bereits 31.580 Arbeitslose, davon 19.159 Notstandshilfe. Die Ausgesteuerten schienen nicht mehr auf.
Arbeitslosunterstützung erhielt man für 20-30 Wochen, die Notstandshilfe war nach freiem Ermessen der industriellen Bezirkskommission und betrug ca. 80% der Arbeitslosenunterstützung.

12. Februar 1934 war das nächste bekannte "Aufstands"-Datum.
Waffen wurden am 12. Februar von den Ternitzer-Schutzbündler verteilt und sie versammelten sich am Petersberg um weitere Anweisungen der Partei abzuwarten. Aber Anweisungen kamen nicht.
Kurze Kampfhandlungen in der Nähe des Ternitzer Friedhofs; heute erinnert die "Straße des 12. Februars" daran.
Anschließend großflächige Verhaftungen.

Heute gibt es den Großteil dieser Industrien nicht mehr. Sie wurden später zu "Lost Places" und verschwanden später gänzlich.
Dadurch wurde auch die Anzahl an Arbeitsplätzen erheblich reduziert.
So musste auch ich meinen Arbeitsplatz, entgegen der meisten meiner Vorfahren, nicht mehr im Industrieviertel, sondern weit außerhalb finden.

Aber vielleicht gibt es auch deswegen keine wirklichen "Aufstände" mehr in diesem Gebiet :):)
 
Oben