Kriegsflugplätze

#1
war vor kurzem 10 Tage in der Schweiz - da kann man was Militär angeht schon neidisch werden als Österreicher .... :danke

wieviele Militärflugplätze gab es eigentlich zu Spitzenzeiten in der Schweiz und wieviele davon sind jetzt noch in Verwendung? denn hab ja unzählige davon gesehen, auch wenn ein Teil davon schon aufgelassen ist. Und vor allem hatte fast jeder mehrere betonierte und mit Gras/Erde überwachsene Bunker und ich habe auch einige echte Flugzeug-Kavernen in den Felsen von außen gesehen... (Turtmann, Meiringen)
 

Varga

Mann aus den Bergen
Mitarbeiter
#2
Hallo Kaiserjäger

Hier ein Versuch alle Militärflugplätze der Schweiz im WWII und im kalten Krieg aufzulisten:
Reichenbach, Frutigen, Meiringen, Zweisimmen, St. Stephan und Saanen (BE), Münster, Ulrichen, Turtmann, Raron und Sion (VS), Ambri, Lodrino, San Vittore und Locarno (TI), Kägiswil, Buochs und Alpnach (OW), Emmen (LU), Mollis (GL), Samedan (GR) Dübendorf (ZH), Payerne (VD)
Während dem WWII gab es auch noch einige ganz einfache Flugplätze ohne besondere Infrastruktur wie z.B. Thun, Bern, Olten etc. Genaueres ist mir im Moment aber nicht bekannt. Oft werden diese heute als Privatflugplätze weiter benutzt.

Heute noch in Betrieb für das Militär sind:
Emmen, Meiringen, Payerne. (Jet, Propellerflugzeuge und Heli)
Sion (Jet, Prop, Heli und Zivil)
Mollis (Milit. weiterverwendung noch nicht klar und Zivil)
Dübendorf (Nur Heli und Prop)
Alpnach (Nur Heli)
Buochs (Sleeping Base, Zivil mit dem Pilatus-Werk)
Lodrino (Prop, Werkstätten für den Unterhalt)
Locarno (Grundschulung Prop und Zivil)

Abgebrochen sind oder werden:
Frutigen und Turtmann.

Alle anderen Flugplätze werden zivil weiter benützt.

Ich hoffe das ich keinen Platz vergessen habe, was mir als aktiver Pilot eigentlich nicht passieren dürfte.

Gruss
Varga

Bild: Kdo.-Stollen von Saanen
 

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Zuletzt bearbeitet:
#3
hallo Varga!

du weißt ja wo in der Schweiz ich war... ;)

Von Frutigen ist außer Unterständen nicht mehr viel übrig, da ist gerade größere Baustelle.
Wobei Reichenbach und Frutigen ja so nahe beinander sind, dass ich beim ersten mal gemeint habe, es handelt sich um einen Flugplatz...

Turtmann sieht noch relativ intakt aus, nur mitten auf der Landebahn ist ein Zelt aufgebaut. Habe mir Turtmann ein bißchen näher angeschaut - beeindruckend, die Kavernen, die Rollwege über die Hauptstraße, die Piste mitten durch die Häuser.... Schade, dass ich da nicht ein paar Jahre früher vorbeigekommen bin als der Platz noch aktiv war ...
 
#4
Hallo zusammen!

In der Schweiz gab es auch wie in D,Ö Landepisten auf der Autobahn.
Hier ein Auszug aus Wikipedia.

Christoph

Militärische Bedeutung
Die Planung des Nationalstrassennetzes und etliche Bauten fielen in der Zeit des Kalten Kriegs.

Bei der Planung des Autobahnnetzes wurde die Forderung der Fliegertruppe nach Ausweichlandepisten berücksichtigt. Auf verschiedenen Autobahnabschnitten wurde eine gerade Linienführung von etwa 2 km Länge gewählt. Die Leitplanken wurden durch Stahlseile ersetzt und können bei Bedarf innert weniger Stunden von der Truppe entfernt werden. Nach einer Reinigung der Fahrbahnen, dem Aufmalen der Landezeichen und dem Einrichten der Funkverbindungen kann ein solches Autobahnteilstück von Flugzeugen benützt werden.

Das erste Teilstück bei Oensingen wurde am 16. September 1970 von 12 bis 15 Uhr für eine militärische Übung eingesetzt worden, die charakteristisch war für den kalten Krieg. Die Geheimhaltung im Vorfeld war dem entsprechend gross. Alle unnötigen Bekanntmachungen waren daher zu vermeiden, dennoch wohnten viele Zuschauer dem Spektakel bei und die Medien berichteten darüber.

Obwohl diese „Behelfspisten“ grundsätzlich immer noch einsatzbereit sind, wird seit Jahren kein (Übungs-)Flugbetrieb durchgeführt – im Falle der A1 und der A2 sind die dafür notwendigen Vollsperrungen aus volkswirtschaftlicher Sicht längst nicht mehr zumutbar.

Die durch das Flieger- und Flugplatzregiment 3 mit DH-112 Venom durchgeführte Übung stellte grosse Ansprüche an die Infrastruktur und an das Können der Piloten. Die Übung verlief erfolgreich und mit guten Erfahrungen, die als Lehrstück für weitere Lande- und Startübungen auf anderen Abschnitten des schweizerischen Autobahnnetz dienten, letztmals 1991 im Tessin.

Mit dem Ende des Kalten Kriegs und den Restrukturierungen der Schweizer Armee werden laufend Objekte aus dem Inventar der militärischen Infrastruktur entlassen, darunter auch verschiedene Nationalstrassen-Bauten. Das vorerst letzte „landetauglich“ erstellte Stück Autobahn dürfte das in den 1990ern eröffnete A1-Teilstück Murten – Payerne sein, in unmittelbarer Nähe des Militärflughafens Payerne. Obwohl das Teilstück vermutlich nie die Landung eines Flugzeugs erleben wird, wurde es noch als Kompensation für ein A1-Teilstück zwischen Bern und Olten erstellt. Letzteres hat nun permanente Leitplanken erhalten, anstelle der alten „Planke“, welche aus einzelnen, horizontal gespannten Stahlseilen bestand.

Mit der Armeereform 1995 wurde das Konzept der Autobahn-Flugplätzen aufgegeben. Es wird kein Unterhalt mehr betrieben und Einsätze erprobt.

Eine ebenfalls aufgegebene Doppelnutzung von Nationalstrassen-Objekten ist der Sonnenbergtunnel der A2 bei Luzern. Dieser wurde seinerzeit als grösster ziviler Schutzbunker der Schweiz und einer der grössten der Welt konzipiert und jährlichen Funktionstests unterzogen, bis er 2005 aufgrund zunehmender Unterhaltskosten in seiner Kapazität als Zivilschutzanlage stark reduziert wurde. Er bot seinerzeit Platz für 17'000 Menschen. Heute hat er eine Kapazität von 2000 Personen.

Schliesslich wurde auch der Gotthardtunnel der A2 aus dem Inventar strategischer Bauten entlassen. Nach dem schweren Brandunfall 2001 nutzte man die Zeit der Sperrung für die unumgängliche Totalsanierung des Abschnitts, um den beim Bau installierten Sprengstoff aus einer Nebenkammer im Innern des Tunnels zu entfernen.


Praktische Übungen [Bearbeiten]
Der Einsatz von Flugzeugen wurde sporadisch durch WK-Einheiten (Flpl Abt) praktisch erprobt:

16. September 1970: "U STRADA" Oensingen N1 / Flpl Abt 9 (ALP - 12VE)
26. September 1974: "U STRADA" Münsingen N6 / Flpl Abt 12 (INT-VE) & 13 (MEI-HU)
28. September 1977: "U NOLA" Flums N13 / Flpl Abt 9 (ALP-HU)
1. Juni 1978: "U NOSTA" / Flpl Abt 9 (ALP) Start von 6 HU ab Autostrasse N8
6. Mai 1980: "U ABEX" Bex N9 / Flpl Rgt 1 (RAR, TUR, SIO - 36 HU!)
24. März 1982: "U TAUTO" Münsingen N6 / Flpl Rgt 2 (MEI, INT - HU, TE)
15. Oktober 1985: "U TAUTO" Flums / Flpl Abt 8 (AMB-HU) 9 (ALP-TE) 11 (MOL-HU)
29. September 1988: "U TUTTI" Flpl Abt 9 (ALP) Start von 12 TE ab Autostrasse N8
16. November 1988: "U NOSTASIO" Sion N9 / Flpl Abt 4 (SIO - TE)
14. November 1991: "U STRADA" Lodrino N2 / Flpl Abt 8 AMB-HU, 9 ALP-TE, 11 MOL
Nie erprobt wurden folgende Autobahnabschnitte:

Stans A2 Kurzstrecke für Not-Start MI mit JATO.
Payerne, letzter erbauter Abschnitt - theoretisch noch operationell
 
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