Der Panamakanal trocknet aus
Die rapide Klimaerhitzung gefährdet eine der wichtigsten Handelsrouten der Welt. Panama will deshalb ab Februar höhere Gebühren einführen und alternative Wasserquellen nutzen
Der Panamakanal trocknet aus - derStandard.at
Die rapide Klimaerhitzung gefährdet eine der wichtigsten Handelsrouten der Welt. Panama will deshalb ab Februar höhere Gebühren einführen und alternative Wasserquellen nutzen
Dem Panamakanal geht das Süßwasser aus. Jahrzehntelang reichte die Speichermenge des Gatunsees während der Regenzeit aus, um auch in der Trockenzeit ausreichend Wasser in den Kanal fließen zu lassen, damit die großen Frachtschiffe dieser Welt in den drei Schleusen den Höhenunterschied des zwischen Pazifik und Atlantik gelegenen Stausee überbrücken können. Die voranschreitende Erhitzung des Weltklimas sorgte im vergangen Jahr aber für eines der regenärmsten Jahre der vergangenen sieben Jahrzehnte. Die heißeren Temperaturen führen zudem zu einer zusehenden Verdampfung des Seewassers – was auch die Trinkwasserversorgung von Panama-Stadt gefährdet.
Wie funktioniert der Panamakanal?
Wendover Productions
200 Millionen Liter Süßwasser werden pro Schiffsdurchfahrt in den Kanal gepumpt. 5,35 Milliarden Kubikmeter Wasser werden insgesamt für einen nachhaltigen Betrieb des Kanals benötigt. Mittlerweile stünden regelmäßig aber nur mehr rund drei Milliarden Kubikmeter zur Verfügung, was auch mit kürzeren Regenzeiten und längeren Trockenperioden zusammenhängt.
Bisher sank vor allem während extrem starker Phasen des Wetterphänomens El Niño der Wasserspiegel in den Wasserreservoirs sehr stark. In den vergangenen Jahren beobachteten Forscher jedoch auch in schwachen El-Niño-Phasen niedrige Wasserpegel, was atypisch und mit hoher Wahrscheinlichkeit auf den Klimawandel zurückzuführen ist.
Eine Kanalüberquerung im Zeitraffer:
Steve Noble
Alternative Routen
Auch deshalb versucht die Kanalbetreibergesellschaft nun alternative Wasserquellen zu erschließen. Vom Anzapfen unterirdischer Quellen über den Bau weiterer Wasserreservoirs und Kläranlagen bis zum Entsalzen des Meerwassers werden viele Lösungen angedacht. Das notwendige Kleingeld dafür soll mitunter durch höhere Gebühren für die Durchfahrt des Panamakanals hereinkommen. Ab Mitte Februar wird ein zusätzlicher Fixbetrag von 10.000 US-Dollar (rund 9.000 Euro) pro Schiff über 38 Meter Länge verlangt. Außerdem soll je nach Wasserstand ein zusätzlicher, variabler Betrag entrichtet werden müssen.
Die Schleusen des Panamakanals.
Foto: APA/AFP/RODRIGO ARANGUA
14.000 Schiffe durchqueren den Kanal jedes Jahr. Die durchschnittliche "Mautgebühr" beläuft sich schon bisher auf 168.000 Euro. Die größten Frachter müssen gar bis zu eine Million berappen. Sollten die Preise weiterhin empfindlich ansteigen und die Durchfahrt aufgrund Wasserknappheit nicht garantiert werden können, dürften alternative Transportwege – etwa Zugverbindungen quer durch die USA – lukrativer werden.
Pikanterweise könnte die Klimaerhitzung – zu der die Frachtindustrie auch einen nicht unwesentlichen Teil beiträgt – durch das Abschmelzen der arktischen Eismassen jedoch auch nördliche Routen zusehends freilegen und den kürzlich vergrößerten Panamakanal so in seiner wirtschaftlichen Existenz gefährden. So ist die Route Schanghai–New York über die Nordwestpassage etwa rund 4.000 Kilometer kürzer als über den Panamakanal. (faso, 15.1.2020)
Wie funktioniert der Panamakanal?
200 Millionen Liter Süßwasser werden pro Schiffsdurchfahrt in den Kanal gepumpt. 5,35 Milliarden Kubikmeter Wasser werden insgesamt für einen nachhaltigen Betrieb des Kanals benötigt. Mittlerweile stünden regelmäßig aber nur mehr rund drei Milliarden Kubikmeter zur Verfügung, was auch mit kürzeren Regenzeiten und längeren Trockenperioden zusammenhängt.
Bisher sank vor allem während extrem starker Phasen des Wetterphänomens El Niño der Wasserspiegel in den Wasserreservoirs sehr stark. In den vergangenen Jahren beobachteten Forscher jedoch auch in schwachen El-Niño-Phasen niedrige Wasserpegel, was atypisch und mit hoher Wahrscheinlichkeit auf den Klimawandel zurückzuführen ist.
Eine Kanalüberquerung im Zeitraffer:
Alternative Routen
Auch deshalb versucht die Kanalbetreibergesellschaft nun alternative Wasserquellen zu erschließen. Vom Anzapfen unterirdischer Quellen über den Bau weiterer Wasserreservoirs und Kläranlagen bis zum Entsalzen des Meerwassers werden viele Lösungen angedacht. Das notwendige Kleingeld dafür soll mitunter durch höhere Gebühren für die Durchfahrt des Panamakanals hereinkommen. Ab Mitte Februar wird ein zusätzlicher Fixbetrag von 10.000 US-Dollar (rund 9.000 Euro) pro Schiff über 38 Meter Länge verlangt. Außerdem soll je nach Wasserstand ein zusätzlicher, variabler Betrag entrichtet werden müssen.
Die Schleusen des Panamakanals.
Foto: APA/AFP/RODRIGO ARANGUA
14.000 Schiffe durchqueren den Kanal jedes Jahr. Die durchschnittliche "Mautgebühr" beläuft sich schon bisher auf 168.000 Euro. Die größten Frachter müssen gar bis zu eine Million berappen. Sollten die Preise weiterhin empfindlich ansteigen und die Durchfahrt aufgrund Wasserknappheit nicht garantiert werden können, dürften alternative Transportwege – etwa Zugverbindungen quer durch die USA – lukrativer werden.
Pikanterweise könnte die Klimaerhitzung – zu der die Frachtindustrie auch einen nicht unwesentlichen Teil beiträgt – durch das Abschmelzen der arktischen Eismassen jedoch auch nördliche Routen zusehends freilegen und den kürzlich vergrößerten Panamakanal so in seiner wirtschaftlichen Existenz gefährden. So ist die Route Schanghai–New York über die Nordwestpassage etwa rund 4.000 Kilometer kürzer als über den Panamakanal. (faso, 15.1.2020)