FRACHTER KOLLIDIERT
Großeinsatz in der Nordsee
Zwei Frachtschiffe sind Dienstagfrüh nahe der Insel Helgoland in der Nordsee kollidiert. Durch den Aufprall sank eines der Schiffe. Ein Mann starb, zwei weitere Seeleute wurden aus dem Wasser gerettet. Zahlreiche Schiffe – darunter auch ein Kreuzfahrtschiff – und Hubschrauber sind im Einsatz, um weitere Vermisste zu finden.
Online seit heute, 11.42 Uhr (Update: 15.15 Uhr)
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Frachter kollidiert: Großeinsatz in der Nordsee
Großeinsatz in der Nordsee
Zwei Frachtschiffe sind Dienstagfrüh nahe der Insel Helgoland in der Nordsee kollidiert. Durch den Aufprall sank eines der Schiffe. Ein Mann starb, zwei weitere Seeleute wurden aus dem Wasser gerettet. Zahlreiche Schiffe – darunter auch ein Kreuzfahrtschiff – und Hubschrauber sind im Einsatz, um weitere Vermisste zu finden.
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Die Frachtschiffe „Polesie“ und „Verity“ waren gegen 5.00 Uhr 22 Kilometer südwestlich von Helgoland und 31 Kilometer nordöstlich der Insel Langeoog kollidiert, wie eine Sprecherin des deutschen Havariekommandos in Cuxhafen am Dienstag mitteilte. Dabei sei die „Verity“ gesunken. Insgesamt seien sieben Menschen an Bord des Schiffes gewesen.
Zwei Seeleute seien aus dem Wasser gerettet und medizinisch versorgt worden, teilte die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) in Bremen mit. Eine Person sei tot geborgen worden, vier weitere würden noch vermisst.
Die polnische Reederei Polsteam gab bekannt, die Besatzung der „Polesie“ sei „in Sicherheit“. Das zur Reederei mit Sitz in Szczecin (Stettin) gehörende Schiff habe auch einen Geretteten der „Verity“ an Bord genommen, teilte Reedereisprecher Krzysztof Gogol der polnischen Nachrichtenagentur PAP mit.
„Herausfordernde Wetterbedingungen“
„Wir haben im Seegebiet verhältnismäßig herausfordernde Wetterbedingungen“, sagte DGzRS-Sprecher Christian Stipeldey. An den Unglücksstellen herrschten Windstärke sechs und Wellengang mit bis zu drei Metern. Die Wassertemperatur beträgt zwölf Grad. Dennoch sei es möglich, „engmaschig“ nach den Vermissten zu suchen, sagte der Sprecher. „Solange es, wie gesagt, einen Funken Hoffnung gibt, werden wir die Such- und Rettungsmaßnahmen fortführen.“
„Im Moment ist nicht absehbar, dass sie eingestellt werden“, so Stipeldey. Am Rettungseinsatz beteiligen sich zahlreiche Schiffe, darunter die DGzRS-Seenotrettungskreuzer „Hermann Marwede“ von Helgoland und die „Bernhard Gruben“ aus dem friesischen Hooksiel. Auch der Notschlepper „Nordic“ und der Lotsentender „Wangerooge“ sind im Einsatz, ebenso die Wasserschutzpolizei mit einem Schiff.
Die deutsche Marine beteiligte sich mit einem SAR-Rettungshubschrauber. Weitere Schiffe der Seenotretter, der Wasserschutzpolizei und Behörden waren Dienstagfrüh auf dem Weg zur Unglücksstelle. Das Havariekommando ließ das Seegebiet von einem Sensorflugzeug überfliegen, um nähere Erkenntnisse zu bekommen.
Taucher im Einsatz
Nach dem Unglück sollen Taucher in dem gesunkenen Schiff nach vermissten Seeleuten suchen. Es müsse in Betracht gezogen werden, dass diese in dem Wrack eingeschlossen sein könnten, sagte Robby Renner, Leiter des Havariekommandos.
„Taucher werden zur ‚Verity‘ tauchen und schauen, ob es irgendwelche Lebenszeichen gibt.“ Es gebe dafür nur ein kurzes Zeitfenster für die Aktion im Stauwasser zwischen Ebbe und Flut. Der Frachter liege in einer Tiefe von etwa 30 Metern. Bilder des Erkundungsschiffs „Atair“ vom deutschen Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie zeigten, dass das Wrack nicht auseinandergebrochen sei.
Auch Kreuzfahrtschiff hilft bei Suche
Auch das Kreuzfahrtschiff „Iona“ der Reederei P&O Cruises, das nahe der Unglücksstelle unterwegs war, unterstützt laut dem Havariekommando die Suche. Dort könnten Schiffbrüchige auch medizinisch versorgt werden – an Bord befinden sich mehrere Ärzte, hieß es. Weiteres medizinisches Personal wollen die Rettungskräfte per Helikopter zur Unglücksstelle bringen.
Das Havariekommando ist in Deutschland für die maritime Notfallvorsorge und das Unfallmanagement in Nord- und Ostsee zuständig. Es ist eine gemeinsame Einrichtung des Bundes und der fünf norddeutschen Bundesländer. Bei Unfällen in der Nord- und Ostsee plant und organisiert es Hilfe etwa für Verletzte, bei Verunreinigungen durch Schadstoffe und bei Bränden.
Zwei ungleiche Schiffe
Die unter der Flagge Großbritanniens fahrende, 91 Meter lange „Verity“ war laut dem Havariekommando auf dem Weg von Bremen nach Immingham, einem Hafen an der englischen Nordsee-Küste. Das 2001 in den Niederlanden gebaute Schiff hat auf der Isle of Man seinen Heimathafen. Es gehört zur britisch-niederländischen Reederei Faversham Ships.
Der Frachter „Polesie“ ist 190 Meter lang und 28,5 Meter breit – also deutlich größer als die „Verity“. Es wurde 2009 in China gebaut und fährt unter der Flagge der Bahamas. Es war seit Montagabend auf dem Weg von Hamburg nach La Coruna in Nordwestspanien. Ob und was die Frachter geladen hatten, ist noch nicht bekannt.
25 Jahre nach Schiffsunglück
Das Unglück in der Nordsee ereignete sich fast auf den Tag genau 25 Jahre nach einem der größten Schiffsunglücke in der deutschen Geschichte. Am 25. Oktober 1998 war der italienische Holzfrachter „Pallas“ auf dem Weg von Schweden nach Marokko, als die Holzladung vor der dänischen Nordsee-Küste in Brand geriet. Das Schiff trieb führerlos in deutsche Gewässern und strandete vor der Insel Amrum. Es kam zu einer großen Ölverschmutzung, in deren Folge viele Vögel verendeten.
24.10.2023, red, ORF.at/Agenturen
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Zwei Seeleute seien aus dem Wasser gerettet und medizinisch versorgt worden, teilte die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) in Bremen mit. Eine Person sei tot geborgen worden, vier weitere würden noch vermisst.
Die polnische Reederei Polsteam gab bekannt, die Besatzung der „Polesie“ sei „in Sicherheit“. Das zur Reederei mit Sitz in Szczecin (Stettin) gehörende Schiff habe auch einen Geretteten der „Verity“ an Bord genommen, teilte Reedereisprecher Krzysztof Gogol der polnischen Nachrichtenagentur PAP mit.
„Herausfordernde Wetterbedingungen“
„Wir haben im Seegebiet verhältnismäßig herausfordernde Wetterbedingungen“, sagte DGzRS-Sprecher Christian Stipeldey. An den Unglücksstellen herrschten Windstärke sechs und Wellengang mit bis zu drei Metern. Die Wassertemperatur beträgt zwölf Grad. Dennoch sei es möglich, „engmaschig“ nach den Vermissten zu suchen, sagte der Sprecher. „Solange es, wie gesagt, einen Funken Hoffnung gibt, werden wir die Such- und Rettungsmaßnahmen fortführen.“
„Im Moment ist nicht absehbar, dass sie eingestellt werden“, so Stipeldey. Am Rettungseinsatz beteiligen sich zahlreiche Schiffe, darunter die DGzRS-Seenotrettungskreuzer „Hermann Marwede“ von Helgoland und die „Bernhard Gruben“ aus dem friesischen Hooksiel. Auch der Notschlepper „Nordic“ und der Lotsentender „Wangerooge“ sind im Einsatz, ebenso die Wasserschutzpolizei mit einem Schiff.
Die deutsche Marine beteiligte sich mit einem SAR-Rettungshubschrauber. Weitere Schiffe der Seenotretter, der Wasserschutzpolizei und Behörden waren Dienstagfrüh auf dem Weg zur Unglücksstelle. Das Havariekommando ließ das Seegebiet von einem Sensorflugzeug überfliegen, um nähere Erkenntnisse zu bekommen.
Taucher im Einsatz
Nach dem Unglück sollen Taucher in dem gesunkenen Schiff nach vermissten Seeleuten suchen. Es müsse in Betracht gezogen werden, dass diese in dem Wrack eingeschlossen sein könnten, sagte Robby Renner, Leiter des Havariekommandos.
„Taucher werden zur ‚Verity‘ tauchen und schauen, ob es irgendwelche Lebenszeichen gibt.“ Es gebe dafür nur ein kurzes Zeitfenster für die Aktion im Stauwasser zwischen Ebbe und Flut. Der Frachter liege in einer Tiefe von etwa 30 Metern. Bilder des Erkundungsschiffs „Atair“ vom deutschen Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie zeigten, dass das Wrack nicht auseinandergebrochen sei.
Auch Kreuzfahrtschiff hilft bei Suche
Auch das Kreuzfahrtschiff „Iona“ der Reederei P&O Cruises, das nahe der Unglücksstelle unterwegs war, unterstützt laut dem Havariekommando die Suche. Dort könnten Schiffbrüchige auch medizinisch versorgt werden – an Bord befinden sich mehrere Ärzte, hieß es. Weiteres medizinisches Personal wollen die Rettungskräfte per Helikopter zur Unglücksstelle bringen.
Das Havariekommando ist in Deutschland für die maritime Notfallvorsorge und das Unfallmanagement in Nord- und Ostsee zuständig. Es ist eine gemeinsame Einrichtung des Bundes und der fünf norddeutschen Bundesländer. Bei Unfällen in der Nord- und Ostsee plant und organisiert es Hilfe etwa für Verletzte, bei Verunreinigungen durch Schadstoffe und bei Bränden.
Zwei ungleiche Schiffe
Die unter der Flagge Großbritanniens fahrende, 91 Meter lange „Verity“ war laut dem Havariekommando auf dem Weg von Bremen nach Immingham, einem Hafen an der englischen Nordsee-Küste. Das 2001 in den Niederlanden gebaute Schiff hat auf der Isle of Man seinen Heimathafen. Es gehört zur britisch-niederländischen Reederei Faversham Ships.
Der Frachter „Polesie“ ist 190 Meter lang und 28,5 Meter breit – also deutlich größer als die „Verity“. Es wurde 2009 in China gebaut und fährt unter der Flagge der Bahamas. Es war seit Montagabend auf dem Weg von Hamburg nach La Coruna in Nordwestspanien. Ob und was die Frachter geladen hatten, ist noch nicht bekannt.
25 Jahre nach Schiffsunglück
Das Unglück in der Nordsee ereignete sich fast auf den Tag genau 25 Jahre nach einem der größten Schiffsunglücke in der deutschen Geschichte. Am 25. Oktober 1998 war der italienische Holzfrachter „Pallas“ auf dem Weg von Schweden nach Marokko, als die Holzladung vor der dänischen Nordsee-Küste in Brand geriet. Das Schiff trieb führerlos in deutsche Gewässern und strandete vor der Insel Amrum. Es kam zu einer großen Ölverschmutzung, in deren Folge viele Vögel verendeten.
24.10.2023, red, ORF.at/Agenturen
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