Von Bewaffneten gekaperter Tanker im Golf von Aden von der US-Marine befreit

josef

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#1
UNTER BESCHUSS
US-Marine befreite gekaperten Tanker
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Die US-Marine hat einen von Bewaffneten gekaperten Tanker im Golf von Aden befreit. Der Chemikalientanker „Central Park“ habe in der Nacht auf Montag einen Notruf abgesetzt, woraufhin das Marineschiff „USS Mason“ ihm zu Hilfe kam. Die Bewaffneten konnten festgenommen werden. Während der Rettungsaktion sei das US-Kriegsschiff selbst unter Beschuss geraten. Der Angriff ereignete sich vor dem Hintergrund des Krieges in Nahost.
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Die fünf Angreifer hatten die unter liberianischer Flagge fahrende „Central Park“ im Golf von Aden gekapert, wie das Unternehmen Zodiac Maritime, das US-amerikanische und das britische Militär sowie der private Geheimdienst Ambrey mitteilten. Nachdem der Tanker einen Notruf abgesetzt hatte, forderte die sich in der Nähe befindliche „USS Mason“ die Bewaffneten auf, den Tanker freizugeben, sagte das US-Militär am Montag.

„Daraufhin verließen bewaffnete Personen das Schiff und versuchten, mit ihrem kleinen Boot zu fliehen“, hieß es weiter. Die „USS Mason“ habe die Bewaffneten verfolgt, eingeholt und festgenommen. Das Militär identifizierte die Angreifer nicht, teilte aber mit, dass während der Rettungsaktion zwei Raketen aus dem von den aufständischen Huthis beherrschten Teil des Jemen Richtung „USS Mason“ abgeschossen wurden.

Angriff wegen Israel-Bezugs?
Die Raketen seien rund zehn Seemeilen von den Schiffen entfernt ins Meer gestürzt. Die „USS Mason“ sei gerade dabei gewesen, die Rettungsaktion abzuschließen, hieß es vonseiten des Militärs weiter. Bei dem Beschuss habe es weder auf dem Kriegsschiff noch auf dem Tanker Schäden oder Verletzungen gegeben. Der Tanker ist laut dem Unternehmen Zodiac Maritime mit Phosphorsäure beladen. Insgesamt 22 Seeleute aus Bulgarien, Georgien, Indien, den Philippinen, Russland, der Türkei und Vietnam seien unverletzt geblieben.

Reuters/US Navy/Bill Mesta
Das Kriegsschiff der US-Marine eilte dem Chemikalientanker zu Hilfe

„Wir möchten den Streitkräften danken, die schnell reagierten, die Güter in dem Gebiet schützten und das internationale Seerecht einhielten“, teilte das Unternehmen mit. Das in London ansässige Unternehmen Zodiac Maritime ist Teil der Zodiac Group des israelischen Milliardärs Ejal Ofer. Die international anerkannte jemenitische Regierung, die ihren Sitz im nahe gelegenen Aden hat, machte die Huthi-Rebellen für die Inbesitznahme verantwortlich.

Die mit dem Iran verbündeten Huthis hatten schon vergangene Woche einen Frachter mit Bezug zu Israel im Roten Meer gekapert. Die Huthis haben zudem Raketen und Drohnen in Richtung Israel abgefeuert. Die Huthi-Miliz sieht sich als Teil der gegen Israel gerichteten selbst ernannten „Achse des Widerstands“. Dazu gehören auch weitere vom Iran unterstützte Gruppen wie die palästinensische Terrororganisation Hamas und die schiitisch-islamistische Hisbollah-Miliz im Libanon.

Warnung für Seeleute ausgegeben
Der Angriff ereignete sich in einem Teil des Golfs von Aden, der theoretisch unter der Kontrolle der Regierungstruppen steht und relativ weit von jenen Gebieten des Jemen entfernt ist, die von den Huthi-Rebellen kontrolliert werden. Anfang November hatten die Huthis im Roten Meer ein Fahrzeugtransportschiff gekapert, das ebenfalls mit Israel in Verbindung gebracht wurde. Die Rebellen halten das Schiff immer noch vor der Hafenstadt Hudaida fest.

APA/AFP/Mohammed Huwais
Die Huthi-Rebellen spielen eine zentrale Rolle im jemenitischen Bürgerkrieg

Zodiac Maritime wurde bereits früher im Rahmen eines jahrelangen Schattenkrieges zwischen dem Iran und Israel angegriffen. Im Jahr 2021 wurden bei einem Drohnenangriff, der nach Einschätzung der USA vom Iran ausgeführt wurde, zwei Besatzungsmitglieder des Öltankers „Mercer Street“ vor der Küste Omans getötet. Der aktuelle Vorfall ereignete sich, kurz nachdem das Containerschiff „CMA CGM Symi“, das einem anderen israelischen Milliardär gehört, von einer mutmaßlichen iranischen Drohne im Indischen Ozean angegriffen wurde.

Der Iran hat sich weder zu dem Angriff bekannt noch hat er auf Fragen der Nachrichtenagentur AP zu diesem Angriff geantwortet. Die United Kingdom Maritime Trade Operations (UKMTO) des britischen Militärs, die für die Warnung von Seeleuten im Nahen Osten zuständig ist, hatte zuvor eine Warnung an Seeleute herausgegeben, dass „zwei schwarz-weiße Boote mit acht Personen in militärischer Kleidung“ in dem Gebiet gesehen worden seien.
27.11.2023, jkla, ORF.at/Agenturen

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Unter Beschuss: US-Marine befreite gekaperten Tanker
 

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#2
REBELLENANGRIFFE AUF SEE
Reedereien wollen Sueskanal meiden
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Durch den Sueskanal und das Rote Meer läuft einer der wichtigsten Schiffswege der Welt, die Lieferketten sind von der reibungslosen Durchfahrt abhängig. Doch zuletzt wurden wiederholt Frachtschiffe von jemenitische Huthi-Rebellen angegriffen. Sie wollen verhindern, dass Schiffe nach Israel durchkommen. Den Reedereien wurden die Attacken zu gefährlich.
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Die vom Iran unterstützten Rebellen drohen, Schiffe jeglicher Nationalität auf dem Weg nach Israel an der Durchfahrt im Roten Meer zu hindern. Am Freitag war der Containerfrachter „Al Jasrah“ in der Meerenge zwischen dem Jemen und Dschibuti beschossen und beschädigt worden.

Die Reedereien Maersk und Hapag-Lloyd entschieden daraufhin, vorerst keine weiteren Schiffe durch den Kanal zu schicken, der die kürzeste Verbindung auf dem Seeweg von Asien nach Europa bietet. Etwa zehn Prozent des gesamten Welthandels laufen über das Rote Meer.

Alternativroute teuer und umständlich
Auch die französische Reederei CMA CGM sowie die größte Containerreederei der Welt, die Mediterranean Shipping Company (MSC), wollen vorerst keine Schiffe mehr durch den Kanal leiten. „Die Situation verschlechtert sich weiter, und die Sorge um die Sicherheit nimmt zu“, hieß es in einer Erklärung der Franzosen vom Samstag.

Bei MSC war die unter liberianischer Flagge fahrende „Palatium III“ in der Straße von Bab al-Mandab am südlichen Ende des Roten Meeres betroffen. Die Rebellen hatten nach eigenen Angaben das Schiff mit einer Drohne angegriffen. Die Meerenge verbindet das Rote Meer mit dem Golf von Aden und ist eine der weltweit wichtigsten Routen für die Verschiffung von Rohstoffen, insbesondere von Rohöl und Treibstoff aus dem Golf.
MSC erklärte, auf dem Schiff sei ein Brandschaden entstanden, es müsse repariert werden. Besatzungsmitglieder seien nicht verletzt worden. MSC kündigte an, einige Schiffe um das Kap der Guten Hoffnung an der Südspitze Afrikas herum zu leiten. Dadurch verlängern sich die Fahrtzeiten von Schiffen, die für die Durchfahrt durch den Sueskanal gebucht waren, um einige Tage.

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Drohnen abgeschossen
Am Samstag schoss ein Zerstörer der US-Marine im Roten Meer 14 Drohnen ab, die nach US-Angaben von Huthis stammen sollen. Es habe keine Verletzten oder Schäden gegeben. Eine große Anzahl von Drohnen sei auf das Gebiet um Eilat im Süden Israels abgefeuert worden, teilten die vom Iran unterstützten Rebellen am Samstag auf ihrem Telegram-Kanal mit.

In London teilte zudem der britische Verteidigungsminister Grant Shapps mit, dass das Kriegsschiff „HMS Diamond“ eine mutmaßliche Angriffsdrohne abgeschossen habe, die auf Handelsschiffe im Roten Meer zielte. „Eine Sea-Viper-Rakete wurde abgefeuert und hat das Ziel erfolgreich zerstört“, schrieb er auf X (Twitter).

Reeder wollen militärische Hilfe
In Deutschland forderte der Verband deutscher Reeder (VDR) ein internationales militärisches Bündnis zum Schutz der zivilen Schifffahrt im Roten Meer – unter Einbeziehung der deutschen Bundeswehr. „Es wäre angemessen, wenn Deutschland sich entsprechend auch beteiligen würde“, sagte Verbandspräsident Martin Kröger am Samstag im Bayerischen Rundfunk. Die USA, Frankreich und England seien bereits mit Militärschiffen in der Region präsent, so Kröger.

Es gehe nicht nur um den Schutz von Handelsschiffen, sondern auch von Seeleuten: „Wenn Sie sich vorstellen, dass Sie auf dem Schiff stehen, und Sie werden mit Raketen und Drohnen und Marschflugkörpern beschossen, das ist natürlich eine Eskalation der Gewalt, wie wir sie so noch nie gesehen haben mit der Handelsschifffahrt und die auch einfach völlig inakzeptabel ist“, sagte Kröger.

Er verwies auf die Erfahrungen beim Schutz von Frachtschiffen gegen Piraten am Horn von Afrika. „Eines der wirkungsvollsten Mittel waren Konvoifahrten, wo Marineschiffe Handelsschiffe begleiten.“ Diese hätten die nötigen Waffen an Bord, um auch Drohnen- und Raketenangriffe abzuwehren. Die Bundeswehr hatte sich von 2008 bis 2022 an der EU-Mission „Atalanta“ zur Bekämpfung der Piraterie vor der Küste Somalias beteiligt. Auf den Seewegen vor Somalia hatten Piraten immer wieder bewaffnete Überfälle auf Handelsschiffe und Lebensmitteltransporte des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen verübt.

Einsatz wird geprüft
Kröger äußerte sich, nachdem das deutsche Verteidigungsministerium bekanntgegeben hatte, auf Bitten der USA einen Marineeinsatz in der Region zu prüfen. „Wir prüfen gerade die Anfrage und die Optionen, die es dazu gibt. Wir sind aber noch nicht am Ende der Prüfung“, so der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius.

Auch die Vorsitzende des deutschen Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, sprach sich für einen solchen Einsatz unter Beteiligung der Deutschen Marine aus. Es sei „folgerichtig, dass sich alle daran beteiligen, die davon abhängig sind, dass ihre Waren durch das Rote Meer geführt werden“, sagte sie weiter. Dabei gehe es auch um Schiffe europäischer Unternehmen. Sie forderte: „Wir müssen den Terroristen jeder Couleur entschieden die Stirn bieten.“

Huthis wollen Angriffe fortsetzen
Die Huthi-Rebellen greifen Israel seit Ausbruch des Gaza-Krieges immer wieder unter anderem mit Drohnen und Raketen an. Zuletzt konzentrierten sie sich auch auf die Schiffe im Roten Meer. Sie erklärten Schiffe jeglicher Nationalität auf dem Weg nach Israel so lange zu einem „legitimen Ziel“ ihrer Streitkräfte, bis der Gazastreifen die benötigten Lebensmittel und Medikamente erhalte. Die Rebellen, die einen Großteil des Jemen beherrschen, wollten ihre Angriffe auch fortsetzen, bis Israel seine Offensive einstellt.
16.12.2023, red, ORF.at/Agenturen

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Rebellenangriffe auf See: Reedereien wollen Sueskanal meiden
 

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#3
ROTES MEER
USA gründen Allianz zum Schutz von Schiffen
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Vor dem Hintergrund des Gaza-Krieges und zunehmender Angriffe auf Handelsschiffe im Roten Meer schmiedet Israels Verbündeter USA eine militärische Sicherheitsallianz für die Region mit europäischen und anderen Partnern. Die Operation „Prosperity Guardian“ („Schützer des Wohlstands“) soll Handelsschiffe besser vor Angriffen der von Israels Erzfeind Iran unterstützten jemenitischen Huthi-Rebellen schützen, teilte das US-Verteidigungsministerium mit.
Online seit heute, 9.43 Uhr (Update: 13.52 Uhr)
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Daran beteiligt seien Großbritannien, Bahrain, Kanada, Frankreich, Italien, die Niederlande, Norwegen, Spanien und die Seychellen. Zusätzlich wird die Allianz von zahlreichen Staaten unterstützt. Geplant seien gemeinsame Patrouillen im südlichen Roten Meer und dem Golf von Aden.

Bei einem virtuellen Treffen mit Ministern aus mehr als 40 Nationen forderte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin am Dienstag weitere Länder auf, einen Beitrag zu leisten. Die „jüngste Eskalation der rücksichtslosen Huthi-Angriffe“ bedrohe den freien Handel, die Sicherheit der Seeleute und verstoße gegen das Völkerrecht.

Spanien: Einsatz im Roten Meer nicht ohne EU oder NATO
Frankreich erklärte, es werde sich den Bemühungen anschließen, die Angriffe der Huthis zu unterbinden. Die italienische Marine werde eine ihrer Fregatten („Virgilio Fasan“) entsenden, wie es am Dienstag aus Rom hieß. Deutschland prüfe noch, wie aus Berlin mitgeteilt wurde.
Spanien lehnte eine Beteiligung außerhalb von EU- oder NATO-Einsätzen ab. Man werde sich nicht einseitig und separat an der Initiative beteiligen, hieß es aus Madrid. Russland wird sich an der Allianz nicht beteiligen. „Wir nehmen an diesem Einsatz nicht teil“, sagte der Sprecher des Präsidialamtes in Moskau, Dmitri Peskow.

Huthis greifen Israel mit Drohnen und Raketen an
Die Huthi-Rebellen im Jemen greifen Israel seit Ausbruch des Gaza-Krieges mit Drohnen und Raketen an. Sie attackieren auch Schiffe im Roten Meer, die nach ihrer Darstellung in israelischen Häfen anlegen wollen oder Verbindungen zu Israelis haben. Ziel ist es, die Schiffe an einer Durchfahrt durch den Suezkanal zu hindern. Ausnahmen machen sie nach eigenen Angaben bei Schiffen, die Hilfsgüter für die Palästinenser im Gazastreifen transportieren.

IMAGO/ZUMA Wire/Mc2 Aaron Lau/Planetpix
Der Zerstörer „USS Carney“ der US-Marine schoss im Roten Meer bereits mehrere Drohnen ab

Huthis: „Unsere Einsätze werden nicht enden“
Die Huthis gaben sich von dem Bündnis unbeeindruckt. Man werde die Haltung zum Krieg nicht ändern, sagte der führende Vertreter der schiitischen Rebellen, Mohammed Abdulsalam, am Dienstag. Man werde die Angriffe auf Schiffe in der Region fortsetzen. „Selbst wenn es den USA gelingt, die gesamte Welt zu mobilisieren, werden unsere Militäreinsätze nicht enden“, sagte der hochrangige Huthi-Vertreter Mohammed al-Buchaiti via X (Twitter).

Das von den USA initiierte Bündnis sei „im Wesentlichen unnötig“, sagte Huthi-Sprecher Abdulsalam zuvor weiter. Denn alle an den Jemen grenzenden Gewässer seien sicher. Eine Ausnahme gelte für israelische Schiffe und Schiffe, die Israel ansteuerten, und zwar wegen dessen „ungerechtfertigten aggressiven Krieges gegen Palästina“.

Neue Angriffe auf Schiffe gemeldet
Nach Angaben des US-Militärs kam es erneut zu Angriffen auf zwei Schiffe im südlichen Roten Meer. Das Tankschiff „Swan Atlantic“ sei am Montag von einer Drohne und einer Rakete angegriffen worden, die aus einem von den Huthis kontrollierten Gebiet im Jemen abgeschossen worden sei. Der Frachter „M/V Clara“ habe von einer Explosion im Wasser in seiner Nähe berichtet. Bei keinem der Vorfälle seien Verletzte gemeldet worden.
Zugleich meldete das britische Amt für Seeschifffahrt (UKMTO), Informationen über einen Vorfall erhalten zu haben. Dieser habe sich 80 Seemeilen nordöstlich von Dschibuti an der Mündung des Roten Meeres ereignet, teilte das Amt mit. Die Behörden hätten Ermittlungen aufgenommen. Details sind noch nicht bekannt. Dschibuti liegt am Horn von Afrika gegenüber dem Jemen auf der Arabischen Halbinsel.

Ambrey: Bericht über erfolglosen Piratenangriff erhalten
Zugleich teilte die britische Firma für Schifffahrtssicherheit Ambrey mit, einen Bericht über einen Angriff von Piraten auf ein Schiff in der Nähe der jemenitischen Hafenstadt Aden erhalten zu haben. Der Enterversuch sei erfolglos gewesen, die Besatzung sei unverletzt, teilte Ambrey mit. Ob es sich um denselben Vorfall handelt, den die UKMTO derzeit untersucht, ist unklar.

Taiwanische Reederei stoppt Frachtverkehr mit Israel
Unterdessen stoppte die taiwanische Reederei Evergreen den Frachtverkehr mit Israel. „Für die Sicherheit von Schiffen und Besatzung hat Evergreen Line beschlossen, die Annahme israelischer Fracht mit sofortiger Wirkung vorübergehend einzustellen“, hieß es am Montag in einer Mitteilung des Unternehmens. Die Containerschiffe der Reederei seien zudem angewiesen worden, die Fahrt durch das Rote Meer bis auf Weiteres auszusetzen. Zuletzt war auch ein Containerfrachter der deutschen Reederei Hapag-Lloyd angegriffen worden.

Weltschifffahrtsorganisation verurteilt Angriffe
Die Weltschifffahrtsorganisation (IMO) verurteilte die Angriffe. Diese seien „nicht hinnehmbar“, sagte IMO-Generalsekretär Kitack Lim einer IMO-Mitteilung vom Dienstag zufolge. „Die Schiffe müssen im Einklang mit dem internationalen Seerecht ungehindert weltweit verkehren können.“ Die IMO ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen mit derzeit 175 Mitgliedsländern. Sie setzt weltweit verbindliche Regeln für die internationale Schifffahrt.
Zehn Prozent des Welthandels laufen über Rotes Meer
Das Rote Meer ist für den internationalen Handel von entscheidender Bedeutung. Tatsächlich laufen etwa zehn Prozent des gesamten Welthandels über das Rote Meer. Der Sueskanal verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer und bietet damit die kürzeste Verbindung auf dem Seeweg zwischen Asien und Europa. Die Alternativstrecke um das südafrikanische Kap der Guten Hoffnung verlängert die Transporte um einige Tage.
19.12.2023, red, ORF.at/Agenturen

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Rotes Meer: USA gründen Allianz zum Schutz von Schiffen
 

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#4
ROTES MEER
Huthi-Angriffe mit Folgen für Weltwirtschaft
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Im Roten Meer haben die jemenitischen Huthi-Rebellen Schiffen mit Herkunft oder Ziel Israel wegen des Einsatzes gegen die radikalislamische Hamas im Gazastreifen quasi den Krieg erklärt. Sie greifen seit Wochen Frachter und Tankschiffe an, Reedereien meiden die Region inzwischen. Die Blockade der wichtigen Schifffahrtsroute hat inzwischen nicht mehr nur regionale Dimensionen.
Online seit gestern, 23.44 Uhr
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Die Huthis hatten relativ bald nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober und der anschließenden israelischen Militäraktion eine erst unerwartete Front in dem Konflikt eröffnet. Sie feuerten Raketen auf Israel ab und griffen in den letzten Wochen mehrfach Schiffe im Roten Meer an.

Als Reaktion schmiedeten die USA nun eine militärische Sicherheitsallianz für die Region mit internationalen Partnern, darunter Großbritannien, Frankreich, den Niederlanden und Italien. Die Operation „Prosperity Guardian“ („Schützer des Wohlstands“) soll Handelsschiffe vor Angriffen der proiranischen schiitischen Miliz, die de facto seit 2015 einen Gutteil des Jemen kontrolliert, schützen.

Die Initiative sei erst angelaufen und man hoffe, dass sie noch stärker werde und weitere Länder und zusätzliche Ressourcen hinzukämen, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, am Dienstag. Deutschland prüft nach Angaben von Verteidigungsminister Boris Pistorius eine Anfrage zur Beteiligung.

Teurere Fracht wegen längerer Routen
Mittlerweile, hieß es am Dienstag in internationalen Medienberichten, seien die Angriffe im Roten Meer zu einem ernsten Risiko für den internationalen Schiffsverkehr geworden, mit entsprechenden Folgen für die Weltwirtschaft. Große Reedereien meiden die Strecke über das Rote Meer und den Sueskanal.

Reuters/U.S. Naval Forces Central Command
Die USA wollen gemeinsam mit Verbündeten ihre Präsenz vor der Küste des Jemen erhöhen

Unternehmen wie der britische Ölkonzern BP und die weltgrößten Reedereien im Transportgeschäft mit Kohle, Getreide und Konsumgütern, die Mediterranean Shipping Company (MSC) und Moller-Maersk, nehmen laut einem Bericht der US-Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg wegen des Risikos von Angriffen auf ihre Schiffe im Roten Meer lange Umwege auf sich.

„Fragiles“ System
Solche Umwege machen die Fracht teurer. Außerdem steigen Versicherungsprämien für Schiffe im Roten Meer. Der Gaspreis in Europa sei seit Beginn des Konflikts im Gazastreifen um 13 Prozent gestiegen, der für Rohöl der Sorte Brent um knapp vier Prozent, berichtete Bloomberg am Dienstag.

Die Risiken für die globalen Versorgungsketten könnten noch deutlich größer werden, hieß es unter Verweis auf die Blockade des Sueskanals, der wichtigen Handelsverbindung zwischen Asien und Europa, vor zwei Jahren: Am 21. März 2021 war der Containerfrachter „Ever Given“ im Sueskanal auf Grund gelaufen und hatte die Route sechs Tage lang blockiert.

APA/AFP/Maxar
Die „Ever Given“ in Schieflage blockierte 2021 für Tage den Sueskanal

Die Situation damals habe gezeigt, „wie fragil“ Netzwerke seien, wenn eine Verbindung ausfällt. Evergreen Marine, die Reederei der „Ever Given“, kündigte zuletzt an, vorerst keine israelische Fracht mehr zu übernehmen. Deutschlands größte Reederei, Hapag Lloyd, leitet Schiffe über das Kap der Guten Hoffnung an der Südspitze Afrikas um. Der Frachter „Al-Dschasrah“ war am 15. Dezember im Roten Meer unter Beschuss geraten.

„Internationale Herausforderung“
Montagnachmittag gab US-Verteidigungsminister Lloyd J. Austin die Allianz für die Operation „Prosperity Guardian“ bekannt und sprach von einer „internationalen Herausforderung, die kollektives Handeln“ erfordere. Laut dem Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby, soll ein Verband von Kriegsschiffen der 5. US-Flotte mit Hauptquartier in Bahrain verstärkt werden.

APA/AFP/US Navy/Aaron Lau
Die "USS Carney im Gefecht gegen Drohnen bzw Raketen im Roten Meer Anfang Dezember

„Wir freuen uns, dass die Regierungen weltweit umgehend mit gemeinsamen Bemühungen um die internationale Sicherheit im Seeverkehr und den Aufbau von Kapazitäten in diesem Gebiet reagiert haben, um eine Lösung herbeizuführen“, hieß es in einer Mitteilung von Maersk am Dienstag.

Wichtiges Nadelöhr der internationalen Schifffahrt
Vorerst wolle man vorsichtig bleiben: „Zum jetzigen Zeitpunkt ist es jedoch schwierig, den genauen Zeitpunkt zu bestimmen“, wann die Strecke wieder sicher befahrbar sei. Die Angriffe der Huthis auf Handelsschiffe wie zuletzt den norwegischen Tanker "M/T Swan Atlantic“ bedrohen einen Handelskorridor, über den laut Rechnung von Bloomberg rund zwölf Prozent des Seehandels verlaufen. Insbesondere für den Transport von Erdöl ist der Sueskanal wichtig.

Weiterer Ausfall im Panamakanal
Außerdem fällt aktuell eine andere sehr wichtige Route aus. Der Wasserstand des Panamakanals in Mittelamerika ist auf dem tiefsten Stand seit Jahrzehnten, große Schiffe können ihn nur bedingt befahren, sie stauen sich vor der Einfahrt in die Verbindung zwischen Atlantischem und Pazifischen Ozean, auch dort weichen Reedereien mittlerweile über viel längere und damit teurere Routen über Südamerika aus.

IMAGO/imageBROKER/Diego Lezama
Niedrigwasser im Panamakanal bremst eine weitere wichtige internationale Schifffahrtsroute

Deutlich weniger Schiffe als gewöhnlich
Laut Bloomberg haben am Wochenende 56 Handelsschiffe das Rote Meer passiert, 35 Prozent weniger als zu Beginn des Monats. BP gab an, Tanker umzuleiten, gleichfalls die französische Containerschiffreederei CMA CGM, das norwegische Erdöl- und Erdgasunternehmen Equinor, HMM aus Südkorea und nicht zuletzt die globale Nummer eins MSC. Allerdings befanden sich laut der Website VesselFinder, die die Position von Schiffen zeigt, dennoch Frachter der genannten Reedereien im Roten Meer.

Risiko für globale Lieferketten
Die Weltschifffahrtsorganisation (International Maritime Organization, IMO) verurteilte am Dienstag die Angriffe auf die Handelsschiffe. „Angriffe auf die internationale Schifffahrt im Roten Meer sind nicht hinnehmbar“, so IMO-Generalsekretär Kitack Lim in einer Mitteilung.

Die IMO ist eine Sonderorganisation der UNO mit derzeit 175 Mitgliedsländern. Sie setzt weltweit verbindliche Regeln für die internationale Schifffahrt. „Ich fordere die Mitgliedsstaaten erneut auf zusammenzuarbeiten, um eine sichere Schifffahrt (…) überall zu gewährleisten“, so Kim. Die Huthis kündigten am Dienstag an, ihre Angriffe auf Schiffe im Roten Meer fortzusetzen.
19.12.2023, geka, ORF.at/Agenturen

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Rotes Meer: Huthi-Angriffe mit Folgen für Weltwirtschaft
 

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#5
ROTES MEER
US-Navy versenkt angreifende Huthi-Boote
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Die Huthi-Rebellen im Jemen setzen trotz einer internationalen Schutzpatrouille ihre Angriffe auf Handelsschiffe im Roten Meer fort. Jüngstes Opfer auf einer der weltweit wichtigsten Handelsrouten ist ein Containerschiff der dänischen Reederei Maersk, das binnen weniger Stunden zweimal angegriffen wurde. Die US-Navy reagierte und versenkte drei der vier angreifenden Boote. Maersk setzte vorerst weitere Durchfahrten aus.
Online seit heute, 12.43 Uhr
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Ein dänisches Containerschiff ist nach Angaben des US-Militärs im Roten Meer zweimal innerhalb von 24 Stunden angegriffen worden. Sonntagfrüh habe das Militär auf einen zweiten Notruf der „Maersk Hangzhou“ reagiert, teilte das zuständige US-Regionalkommando auf X (Twitter) mit. Die Besatzung habe von einem neuen Angriff der jemenitischen Huthi-Rebellen berichtet.

Die proiranische Gruppe habe das Schiff von vier kleinen Booten aus mit Kleinwaffen angegriffen. Die Rebellen hätten sich dem dänischen Containerschiff bis auf 20 Meter genähert und auch probiert, auf das Schiff zu gelangen und es zu kapern, hieß es. Das Schiff setzte ein Notsignal ab. Ein Sicherheitsteam an Bord habe auf die Rebellen geschossen.

Viertes Boot entkam
Das US-Militär reagierte auf den Hilferuf und entsandte Hubschrauber vom Flugzeugträger „USS Eisenhower“ und dem Zerstörer „USS Gravely“, die vor Wochen in der Region stationiert wurden. Die Rebellen eröffneten laut US-Darstellung das Feuer auf die Helikopter, während die US-Soldaten zunächst die Rebellen nur verbal aufforderten, den Angriff einzustellen. In Reaktion auf den Beschuss hätte die Besatzungen des Helikopters das Feuer erwidert und drei der vier angreifenden Boote versenkt. Deren Besatzung sei getötet worden. Das vierte Boot sei geflohen. Auf US-Seite habe es keine Schäden oder Verletzte gegeben.

Zuvor ballistische Raketen abgefangen
Zuvor hatte das US-Militär im Süden des Roten Meeres eigenen Angaben zufolge zwei ballistische Antischiffsraketen der Huthi-Rebellen aus dem Jemen abgeschossen. Die Raketen sollten die US-Kriegsschiffe treffen. Die US-Marine hatte auch schon auf einen ersten Hilferuf der „Maersk Hangzhou“ reagiert, die am Samstag von einer Rakete getroffen worden war. Das Schiff war Berichten zufolge aber seetüchtig. Es seien keine Verletzungen gemeldet worden.

Seit Beginn des Gaza-Krieges feuern die mit dem Iran verbündeten Huthis immer wieder Raketen auf Israel ab und greifen Handelsschiffe in der Meerenge vor dem Jemen an. Der Iran versucht über die Bande und mit Hilfe seiner Verbündeten – Hamas, Hisbollah und Huthis –, Druck auf Israel und dessen wichtigsten Verbündeten, die USA, auszuüben. Eine Eskalation oder gar eine direkte Konfrontation will das Regime in Teheran, das seit letztem Jahr mit einer anhaltenden Welle von Protesten kämpft, nach übereinstimmender Einschätzung westlicher Fachleute aber vermeiden.

Maersk setzt Fahrten im Roten Meer aus
Nach den zwei Angriffen auf das konzerneigene Containerschiff kündigte die dänische Großreederei an, Fahrten durch das betroffene Gebiet auszusetzen. Alle Durchfahrten sollten für 48 Stunden unterbrochen werden, um den Vorfall zu untersuchen und die Sicherheitslage zu bewerten, teilte das Unternehmen mit.

Maersk bestätigte, dass das Schiff „Maersk Hangzhou“ am Samstagabend von einem Objekt getroffen wurde, nachdem es die Meerenge Bab al-Mandab in Richtung Norden passiert hatte. Das Schiff habe seinen Kurs aber zunächst fortsetzen können. Später hätten sich jedoch vier Boote dem Schiff genähert, das Feuer eröffnet und Angreifer versucht, auf das Frachtschiff zu gelangen. Der Angriff sei mit Hilfe eines Militärhubschraubers und des Sicherheitsteams des Schiffs erfolgreich abgewehrt worden, so die Mitteilung weiter. Die Besatzung sei Berichten zufolge sicher, betonte das Unternehmen.

Patrouille „Schutz des Wohlstands“
Die Angriffe der Huthis bedrohen wichtige Teile der globalen Lieferketten und könnten zu Preissteigerungen bei Endprodukten führen. Maersk und andere Reedereien hatten zuvor bereits die Fahrt durch das Rote Meer und den Sueskanal wegen der Angriffe durch Huthis ausgesetzt und erst kürzlich wiederaufgenommen.

Grundlage für die Wiederaufnahme war die Bildung einer Koalition zum Schutz der internationalen Schifffahrt in der Region durch mehrere Länder, angeführt von den USA. Laut US-Angaben war es der erste erfolgreiche Einsatz der „Schutz des Wohlstands“ genannten internationalen Patrouille, die am 18. Dezember startete. 1.200 Handelsschiffe hätten seither unbehindert das Rote Meer passiert.
31.12.2023, red, ORF.at/Agenturen

Rotes Meer: US-Navy versenkt angreifende Huthi-Boote
 

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#6
KONFLIKT IM ROTEN MEER
Westen droht Huthi-Rebellen
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Der Westen, konkret die USA und Großbritannien, erhöht nun den Druck auf die vom Iran unterstützten jemenitischen Huthi-Rebellen. Nach dem bisher größten Angriff der Huthis auf ein Handelsschiff im Roten Meer am Mittwoch warnte London, die Huthis müssten sich „auf etwas gefasst“ machen. Zugleich forderte der UNO-Sicherheitsrat von den Huthis ein sofortiges Ende der Angriffe auf einer der weltweit wichtigsten Schiffsrouten.
Online seit heute, 8.05 Uhr
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Der UNO-Sicherheitsrat forderte die sofortige Einstellung der Angriffe. Eine entsprechende, von Japan und den USA eingebrachte Resolution wurde am Mittwoch in New York mit elf Ja-Stimmen und ohne Gegenstimme angenommen. Vier Staaten – Russland, China, Algerien und Mosambik – enthielten sich.

In der Resolution werden die Huthi-Angriffe auf Handelsschiffe im Roten Meer auf das Schärfste verurteilte. Die Raketen- und Drohnenangriffe, deren Zahl seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas stark zugenommen hat, würden den internationalen Handel behindern, das Seerecht untergraben und Frieden und Sicherheit in der Region schaden. Die Attacken müssten „sofort“ enden, heißt es in der Resolution.

„Macht euch auf etwas gefasst“
Wenige Stunden zuvor hatte die britische Regierung der proiranischen Huthi-Miliz mit Vergeltung gedroht. „Wir müssen den Huthis klarmachen, dass das aufhören muss, und meine einfache Botschaft an sie heute ist: Macht euch auf etwas gefasst“, sagte der britische Verteidigungsminister Grant Shapps dem Sender Sky News am Mittwoch. Nach US-Angaben fingen britische und US-Streitkräfte am Dienstag 18 Drohnen und drei Raketen über dem Roten Meer ab.

Reuters/UK Ministry Of Defence
Foto von der Brücke der „HMS Diamond“ beim Abschuss von Raketen

Berichte über Verletzte oder Schäden lagen nach Angaben des US-Zentralkommandos für den Nahen Osten (Centcom) nicht vor. Shapps sprach vom bisher „größten Angriff“ der Huthi-Rebellen im Roten Meer. „Genug ist genug“, sagte der Verteidigungsminister. Er betonte zudem, es gebe „keinen Zweifel“ daran, dass der Iran die Angriffe unterstütze, indem er Waffen und Geheimdienstinformationen zur Verfügung stelle.
Die Huthi-Rebellen, die große Teile des Jemen kontrollieren, gaben ihrerseits an, ein US-Schiff angegriffen zu haben. Eine „große Anzahl“ von Raketen und Drohnen habe ein US-Schiff ins Visier genommen, das Israel in seinem Krieg gegen die Hamas „unterstützt“ habe, sagte Militärsprecher Jahja Sari auf X (Twitter).

„Komplexer Angriff“
Bisher vermied der Westen direkte Angriffe auf Huthi-Ziele im Jemen, um die fragile Ruhe im dortigen Bürgerkrieg nicht zu gefährden. Außerdem wollen die USA eine Eskalation des Konflikts zwischen Israel und der Terrorgruppe Hamas vermeiden.

Centcom erklärte, die Huthis hätten „einen komplexen Angriff mit Einweg-Angriffsdrohnen iranischen Designs“ gestartet und Antischiffsraketen sowie -marschflugkörper aus von den Huthis kontrollierten Gegenden im Jemen abgefeuert. Sie seien von F/A-18-Kampfflugzeugen, drei US-Zerstörern und dem britischen Zerstörer „HMS Diamond“ abgeschossen worden.

Frachtmenge im Roten Meer bricht ein
Das Rote Meer ist eine zentrale Handelsstraße, über die bis zu zwölf Prozent des Welthandels abgewickelt wird. Der Jemen liegt an der Meerenge Bab al-Mandeb zwischen dem Roten Meer und dem Golf von Aden. Infolge der Angriffe der Huthi-Rebellen brach die Frachtmenge auf der wichtigen Handelsstraße ein. „Die dort transportierte Menge an Containern brach um über die Hälfte ein und liegt aktuell fast 70 Prozent unter dem eigentlich zu erwartenden Aufkommen“, so das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IFW) am Donnerstag. Spürbare Folgen für Verbraucher in Europa erwarten die Experten jedoch nicht.
11.01.2024, red, ORF.at/Agenturen

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Konflikt im Roten Meer: Westen droht Huthi-Rebellen
 

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#7
ANGST UM LIEFERKETTEN
China fordert Ende der Huthi-Angriffe
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China hat zu einem Ende der Angriffe der Huthi-Miliz im Jemen auf Handelsschiffe im Roten Meer aufgerufen. „Wir fordern ein Ende der Bedrohungen ziviler Schiffe, um den reibungslosen Ablauf der globalen Produktions- und Lieferketten und die internationale Handelsordnung aufrechtzuerhalten“, sagte die Sprecherin des chinesischen Außenministeriums, Mao Ning, am Freitag.
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Auch das Handelsministerium in Peking forderte die Wiederherstellung der Sicherheit im Roten Meer. „Die oberste Priorität ist es, den Krieg im Gazastreifen so schnell wie möglich zu beenden, um zu verhindern, dass sich der Konflikt weiter ausweitet oder gar außer Kontrolle gerät“, fügte Mao hinzu.

Seit Beginn der Krieges zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas am 7. Oktober greifen die Huthi-Rebellen verstärkt Schiffe im Roten Meer und im Golf von Aden an. Auch der Schiffsverkehr im Sueskanal wird dadurch nachhaltig gestört. Die Huthis sehen sich als schiitische Miliz als Teil der gegen Israel gerichteten selbst ernannten „Achse des Widerstands“, zu der neben der im Gazastreifen tätigen Hamas auch die proiranische Hisbollah-Miliz im Libanon gehört.

AP
Huthis in der Nähe von Sanaa im Jemen Mitte Jänner

Huthi: Sichere Durchfahrt für China und Russland
Die USA und Großbritannien bombardierten als Reaktion auf die Angriffe Stellungen der Huthis im Jemen. Die Miliz setzte allerdings ihre Attacken auf Schiffe ungeachtet dessen fort, so wurden auch in den letzten Tagen Schiffe angegriffen.

In einem am Freitag veröffentlichten Interview sagte ein hochrangiger Vertreter der Huthi-Rebellen russischen und chinesischen Schiffen jedoch eine sichere Durchfahrt durch das Rote Meer zu. Die Gewässer um Jemen seien sicher, solange die Schiffe keine Verbindungen zu bestimmten Ländern, insbesondere Israel, hätten, sagte Mohammed al-Buchaiti der russischen Zeitung „Iswestija“.

Maersk-Chef: Könnte noch einige Monate dauern
Der Schifffahrtsweg durch das Rote Meer und den Sueskanal ist eine für den Welthandel äußerst wichtige Route und führt direkt am Jemen vorbei. Zwölf Prozent des weltweiten Containerverkehrs werden darüber abgewickelt. Infolge der Angriffe leiten viele Reedereien ihre Schiffe um, was zu längeren und teureren Fahrten führt. So nehmen die Containerschiffe etwa die Route um das Kap der Guten Hoffnung an der Südspitze Afrikas.

IMAGO/ABACAPRESS/Geyres Christophe
Ein Containerschiff im Roten Meer

Der Chef der Spedition Maersk, Vincent Clerc, hatte am Mittwoch gewarnt, dass voraussichtlich noch einige Monate mit Verwerfungen durch die Lage im Nahen Osten gerechnet werden müsse. Eine der wichtigsten Adern des Welthandels sei dadurch verstopft. Kunden könnten aus Asien kommende Frachter nach Oman umleiten und die Ladungen von dort per Flugzeug nach Europa transportieren lassen, so Maersk in einem Rundschreiben an seine Kundinnen und Kunden am Donnerstag.

AP
Huthis auf dem Weg durch die Wüste

Biden: USA werden Angriffe fortsetzen
Das US-Militär wird nach Angaben von US-Präsident Joe Biden seine Angriffe auf Stellungen der Huthis fortsetzen. Das erklärte Biden am Donnerstag auf die Frage eines Journalisten. Er war gefragt worden, ob die Angriffe der USA gegen die Huthis Wirkung erzielten. Darauf antwortete er laut anwesender Presse: „Nun, wenn Sie von Wirkung sprechen, stoppen sie die Huthis? Nein. Werden sie fortgesetzt? Ja.“

IMAGO/Xinhua/Mustafa Kaya
Frachtschiffe im Roten Meer

Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, erklärte in Bezug auf Bidens Aussage kurz darauf: „Wir nehmen den Huthis ihre Fähigkeiten. Mit jedem einzelnen dieser Angriffe. Wir machen es ihnen schwerer, diese Angriffe fortzusetzen.“ Kirby sagte, die Angriffe würden so lange fortgesetzt, wie sie nötig seien. Die Huthis hätten die Wahl, sie könnten mit ihren Attacken aufhören. Wenn sie das nicht täten, stünden den USA zusätzliche Möglichkeiten zur Verfügung – und man zögere nicht, diese zu nutzen.

Am Mittwoch hatten die USA die Huthis auf die Liste der weltweit agierender Terrororganisationen gesetzt. Die USA befinden sich laut eigenen Angaben nicht in einem Krieg mit den Huthis. „Wir wollen keinen Krieg. Wir glauben nicht, dass wir uns im Krieg befinden“, sagte Pentagon-Sprecherin Sabrina Singh am Donnerstag (Ortszeit) in Washington.

EU: Mission vorerst rein defensiv
Die aktuellen Pläne für den EU-Militäreinsatz zur Sicherung der Handelsschifffahrt im Roten Meer sehen indes kein Mandat für die Beteiligung an US-Angriffen auf Huthi-Stellungen vor. Wie mehrere Diplomaten am Freitag in Brüssel bestätigten, soll die Mission vorerst rein defensiv ausgerichtet sein.

Europäische Kriegsschiffe würden im Rahmen des EU-Einsatzes lediglich zum Schutz von Frachtschiffen in der Region eingesetzt werden. Der Waffengebrauch wäre nur zur Abwehr von Angriffen auf Handelsschiffe und zur Selbstverteidigung möglich.
19.01.2024, red, ORF.at/Agenturen

Angst um Lieferketten: China fordert Ende der Huthi-Angriffe
 

josef

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#8
ROTES MEER
Von Huthis beschossenes Schiff gesunken
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Im Roten Meer ist in der Nacht auf Samstag ein von der jemenitischen Huthi-Miliz getroffenes Frachtschiff gesunken. Die „Rubymar“ hatte 40.000 Tonnen Düngermittel geladen, es wird vor einer drohenden Umweltkatastrophe gewarnt. Es ist das erste Schiff, das nach zahlreichen Angriffen der Huthis in den vergangenen Monaten gesunken ist.
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Wie die international anerkannte jemenitische Regierung mit Sitz in Aden am Samstag meldete, sei das in Großbritannien registrierte und unter der Flagge von Belize fahrende Schiff „Rubymar“ in der Nacht untergegangen. Die Huthis hatten das Schiff nach eigenen Angaben am 18. Februar in der Meerenge von Bab al-Mandab am südlichen Eingang zum Roten Meer mit Raketen angegriffen. Großbritannien bestätigte Samstagnachmittag, dass das Schiff gesunken ist.

Die zur britischen Marine gehörende Behörde UKMTO hatte zunächst über den Angriff informiert und mitgeteilt, dass die Crew in Sicherheit gebracht worden sei. Angesichts des sich seit Tagen abzeichnenden Untergangs wurden auch Befürchtungen vor einer drohenden Umweltkatastrophe durch die Düngerfracht laut. Das für den Nahen Osten zuständige US-Militärkommando Central Command (Centcom) veröffentliche zuletzt Satellitenbilder, auf denen ein rund 30 Kilometer Ölteppich zu sehen ist.

APA/AFP/Satellite Image ©2024 Maxar Technologies
Zigtausend Tonnen geladener Dünger und Öl drohen eine Umweltkatastrophe auszulösen

Noch am Freitag wurden zudem Satellitenbilder veröffentlicht, die offenbar einen weiteren Angriff auf das Schiff zeigen. Die private Sicherheitsfirma Ambrey gab an, dass mehrere Menschen bei einem Vorfall verletzt wurden, ohne nähere Infos zu den Hintergründen. Bisher bekannte sich offenbar auch niemand dazu. Satellitenbilder vom Mittwoch zeigen eine Reihe kleinerer Schiffe rund um die „Rubymar“. Bisher ist nicht klar, zu wem diese gehörten.

Auswirkungen auf Welthandel
Wegen der ständigen Angriffe der Huthis meiden große Reedereien zunehmend die kürzeste Seeverbindung zwischen Asien und Europa – mit erheblichen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. Dass nun offenbar ein Schiff gesunken ist, wird die Reederei und Handelsunternehmen noch vorsichtiger werden lassen. Zuletzt kam es bereits zu deutlichen Verzögerungen bei einigen Lieferungen.

Der Premierminister der international anerkannten Regierung des Jemen, Ahmed Awad bin Mubarak, bezeichnete auf X (Twitter) die drohende Umweltkatastrophe als „beispiellos“. Sein Land zahle jeden Tag für die „militärischen Abenteuer“ der Huthis, die nicht daran gehindert werden könnten, den Jemen in Krieg und Katastrophen zu ziehen. Die Huthis besetzen seit 2014 die Hauptstadt des Jemen, Sanaa.

Wichtiger Seeweg
Nach Beginn des Gaza-Kriegs griffen die islamistischen Huthis regelmäßig Schiffe vor der jemenitischen Küste an. Die mit dem Iran verbündete Huthi-Miliz will mit dem Beschuss von Handelsschiffen im Roten Meer nach eigenen Angaben ein Ende der israelischen Angriffe im Gazastreifen erzwingen. Der israelische Militäreinsatz ist eine Reaktion auf den Terrorüberfall der islamistischen Hamas am 7. Oktober.
Mehrere westliche Staaten, darunter die USA und Großbritannien, sind mittlerweile an Einsätzen zur Abwehr der Angriffe der Huthis beteiligt. Auch die EU hat einen Militäreinsatz zum Schutz der Handelsschifffahrt im Roten Meer gestartet. Der Seeweg durch das Rote Meer und den Sueskanal ist eine der wichtigsten Handelsrouten weltweit.
02.03.2024, red, ORF.at/Agenturen

Link:
Rotes Meer: Von Huthis beschossenes Schiff gesunken
 

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#9
TERRORKRISE IM ROTEN MEER
Huthi-Terror erreicht neue Eskalationsstufe
Erstmals kostete ein Anschlag der Huthis auf die Handelsschifffahrt Menschenleben. Die True Confidence treibt führerlos im Golf von Aden, nach dem Untergang der Rubymar droht eine Umweltkatastrophe
In Südarabien hat die islamistische Huthi-Terrormiliz am Mittwoch erneut für eine Eskalation in der Krise im Roten Meer und im Golf von Aden gesorgt. Bei einem Raketenangriff auf ein Frachtschiff vor der jemenitischen Küste starben drei Besatzungsmitglieder, wie das Zentralkommando der US-Armee am Mittwochabend berichtete. Erstmals kamen damit in dem Konflikt bei einem Huthi-Angriff auf ein Handelsschiff Menschen ums Leben. Dies könnte nun zur Folge haben, dass sich die internationale Gemeinschaft intensiver um die terroristische Bedrohung der wichtigen Handelsschifffahrtsroute durch das Rote Meer wird kümmern müssen.


Die True Confidence wurde von der Besatzung aufgegeben.
IMAGO/U.S. CENTRAL COMMAND

Frachter in Brand geschossen
Die unter der Flagge von Barbados fahrende True Confidence wurde am Mittwoch rund hundert Kilometer südwestlich der Hafenstadt Aden von einer Antischiffsrakete der Huthis getroffen und geriet in Brand. Am Mittwochnachmittag wurde gemeldet, dass vier Seeleute schwere Verbrennungen erlitten haben und drei weitere vermisst würden. Das Schiff wurde schwer beschädigt und wurde von der Besatzung mit Rettungsbooten evakuiert und aufgegeben.

Die Huthis brüsteten sich am Mittwoch mit dem Anschlag auf die True Confidence. Yahya Sarea, der Sprecher der Terrormiliz, erklärte in einer Fernsehansprache, dass die Schiffsbesatzung Warnungen der "jemenitischen Seestreitkräfte" ignoriert habe, weshalb das Schiff mit Raketen angegriffen wurde und in der Folge ein Feuer an Bord ausgebrochen sei.


Huthi-Sprecher Yahya Sarea gab den tödlichen Terroranschlag auf die True Confidence zu.
IMAGO/Wang Shang

Nach dem Angriff auf die True Confidence haben die USA bekanntgegeben, dass das US-Militär im von den Huthis kontrollierten Gebiet zwei Drohnen angegriffen hat, die eine Bedrohung für Handelsschiffe und Schiffe der US-Marine darstellten. Ob die Angriffe erfolgreich waren, teilte das Zentralkommando nicht mit.

Asiatische Besatzung
Die griechische Betreiberfirma Third January Maritime erklärte, dass die True Confidence brennend im Meer treibe. Über den Status der Besatzung habe man keine Informationen. An Bord befanden sich 23 Menschen – zwanzig Mitglieder der Crew und drei zusätzliche bewaffnete Sicherheitsleute. Die Besatzung setzte sich aus 15 Philippinern, vier Vietnamesen und einem Inder zusammen, während die Wache aus zwei Srilankern und einem Nepalesen bestand. Das Schiff gehört der in Liberia registrierten Firma True Confidence Shipping. Sowohl Third January Maritime als auch True Confidence Shipping erklärten, keine Verbindungen zu den USA zu haben. Früher gehörte das Schiff der Firma Oaktree Capital Management in Los Angeles.

Das Department of Migrant Workers der philippinischen Regierung, das für die Belange von im Ausland tätigen Philippinern zuständig ist, erklärte am Donnerstag, dass zwei der Todesopfer philippinische Staatsbürger seien. Auch zwei der Verletzten seien Philippiner. Die Behörde forderte diplomatische Bemühungen zur Deeskalation. Die indische Marine veröffentlichte Bilder der Rettungsaktion für die überlebenden Besatzungsmitglieder der True Confidence, die per Hubschrauber aus ihrem Rettungsfloß geborgen und an Bord des Lenkraketenzerstörers INS Kolkata gebracht wurden.


Die brennende MV True Confidence, von der Brücke der INS Kolkata aus gesehen.
AFP/INDIAN NAVY/-

Mithilfe eines Hubschraubers wurden die Besatzungsmitglieder aus der Seenot geborgen.
AFP/INDIAN NAVY/-

Die vom Anschlag sichtlich gezeichneten Überlebenden wurden an Bord der INS Kolkata gebracht.
AFP/INDIAN NAVY/-

Auswirkungen auf den Welthandel
Die Huthis haben sich nach dem Massaker der islamistischen Terrororganisation Hamas am 7. Oktober in Israel an die Seite der terroristischen Machthaber im Gazastreifen gestellt und wiederholt Israel mit Drohnen angegriffen. Außerdem wurden seit November zahlreiche Schiffe attackiert, die von den Huthis in einen Kontext zu Israel, den USA oder Großbritannien gerückt werden. Unterstützt werden die Huthis vom Iran.


Die Huthis – hier mit dem "Flugzeugträger Rubymar" bei einer Parade in Sanaa – werden vom Iran unterstützt.
AP/Osamah Abdulrahman

Die Anschläge auf Handelsschiffe zwingen die Schiffsbetreiber dazu, um Afrika herum statt durch das Rote Meer zu fahren. Das bedeutet Lieferverzögerungen, Mehrkosten und eine entsprechende Umweltbelastung durch einen erhöhten Treibstoffverbrauch. Parallel dazu sind die Versicherungskosten für Fahrten durch das Rote Meer drastisch gestiegen. Außerdem zeigte sich, dass die Huthis ihre Terroranschläge keineswegs auf Schiffe mit Verbindungen zu Israel, den USA und Großbritannien beschränken, sondern wahllos vorgehen, wie auch der aktuelle Fall der True Confidence zeigt.

Umweltproblem
Zusätzlich wird die Krise zunehmend zu einem Umweltproblem. Am vergangenen Samstag ist im Roten Meer das Frachtschiff Rubymar gesunken, nachdem es am 18. Februar von einer Huthi-Rakete getroffen worden war und aufgegeben werden musste. Der terroristische Angriff auf das Schiff bedeutet nicht nur ein Verbrechen gegen die zivile Handelsschifffahrt, sondern auch ein Umweltverbrechen. Das treibende Schiff verursachte einen kilometerlangen Ölteppich im Meer, und die Ladung der Rubymar bestand aus 41.000 Tonnen Dünger, die nun zur Bedrohung für das regionale Ökosystem werden und eine Algenblüte auslösen könnten.


Die Rubymar ist am Samstag gesunken.
AFP/-

Nach dem Angriff der Huthis zog das führerlos treibende Schiff einen kilometerlangen Ölteppich im Meer.
via REUTERS/MAXAR TECHNOLOGIES

Während des sich abzeichnenden Untergangs der Rubymar hatte die legitime Regierung des Jemen vor einer heraufdräuenden Umweltkatastrophe gewarnt. In einer auch von der jemenitischen Botschaft in Wien verbreiteten Erklärung wurden die internationalen Organisationen und die Staatengemeinschaft dazu aufgerufen, sich um die durch den Schiffsuntergang zu erwartende Umweltkrise zu kümmern und der Regierung des Jemen technische Unterstützung und die nötige Ausrüstung zur Verfügung zu stellen, um gegen die Umweltverschmutzung vorgehen zu können. (Michael Vosatka, 7.3.2024)
Huthi-Terror erreicht neue Eskalationsstufe
 

josef

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#10
MITTELMEER-HÄFEN
Platz für Container wird knapp
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Aufgrund der Angriffe der proiranischen Huthis auf Handelsschiffe im Roten Meer – zuletzt am Freitag – droht nun ein neues Problem für die globalen Lieferketten: In großen Häfen im westlichen Mittelmeer wird wegen geänderter Routen der Platz für Container knapp. Dort legen nun deutlich mehr Containerschiffe an, um zu entladen oder zu beladen, berichtete am Dienstag die „Financial Times“.
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Die Huthi-Miliz greift seit November Schiffe im Roten Meer und im Golf von Aden an, um sich nach eigenen Angaben mit den Palästinensern im Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen zu solidarisieren. Erst in der Nacht auf Samstag bekannten sich die Huthis zu einem Angriff auf die „Andromeda Star“. Das US-Militärkommando Centcom bestätigte den Angriff – der unter der Flagge Panamas fahrende Öltanker sei leicht beschädigt, habe die Fahrt aber fortsetzen können. Ein zweites von den Huthis ins Visier genommene Schiff sei unbeschädigt geblieben, wie Centcom weiter mitteilte.

Davor hatte das US-Militär unter anderem den Abschuss einer Rakete bekanntgegeben, die ein anderes Schiff treffen sollte, abgeschossen worden. Europäische Einheiten schossen zudem eine Drohne ab. Die Angriffe erfolgten nach einer längeren Zeit, in der die Huthis kaum Attacken unternommen hatten. Angesichts der anhaltenden Gefahr meiden etliche Reedereien den Weg durch das Rote Meer und weichen auf längere Ersatzrouten aus.

Maersk schlägt Alarm
Die durch die Angriffe ausgelöste Routenänderung führt laut „Financial Times“ dazu, dass sich die großen Containerhäfen im westlichen Mittelmeer ihren Kapazitätsgrenzen nähern. Damit verbunden erhöhe sich für Produzenten und Einzelhändler das Risiko steigender Lagerkosten bzw. eines Mangels von Produkten und Einzelteilen für die Produktion.

In den betroffenen Häfen gehe der Platz für die Zwischenlagerung von Containern aus – und große Containerschiffe müssten teils länger außerhalb der Häfen ankern und warten, dass sie ihre Ladung löschen können. Der dänische Reedereiriese Maersk hatte Mitte April Kunden vor knappem Containerplatz im Hafen von Barcelona gewarnt.

„Ziemlich ausgeschöpft“
Vor allem die spanischen Häfen Barcelona, Valencia und Algeciras sowie Tanger in Marokko laufen praktisch auf voller Auslastung. Der Chef eines der beiden Containerterminals in Algeciras, Alonso Luque von TTI Algeciras, betonte gegenüber der „Financial Times“, dass die Kapazitäten „ziemlich ausgeschöpft“ seien. Eine noch schlimmere Verstopfung habe er nur durch das Ablehnen von Aufträgen verhindern können. „Die Kapazität ist sehr limitiert“, wird er im Wirtschaftsblatt zitiert.


Grafik: APA/ORF

Die Bedrohung durch die Huthis im Roten Meer führte dazu, dass praktisch alle großen Containerschiffunternehmen bei ihren Europa-Asien-Fahrten nicht mehr durch den Sueskanal fahren, sondern rund um das Kap der Guten Hoffnung in Südafrika. Güter, die zwischen Asien und Häfen in Italien, Griechenland und der Türkei verschifft werden, nehmen nun den Umweg über das Kap.

In den Häfen nahe der Straße von Gibraltar werden die Container von den Hochseefrachtern zwischengelagert – und von kleineren Schiffen dann an ihre ursprünglichen Bestimmungshäfen, vor allem Gioia Tauro (Italien), Piräus (Griechenland) und Mersin (Türkei), gebracht.

Deutlich weniger Frequenz im Osten
Während Barcelona im Jahresvergleich im Februar einen 17-prozentigen Anstieg bei Containern meldete, sackten die Zahlen in Containerhäfen im Osten des Mittelmeers ab. Bereits im Jänner hatten Barcelona und Valencia bei den Schiffen einen Anstieg von zehn Prozent gegenüber Jänner 2023 gemeldet, berichtete die Branchenwebsite WorldCargoNews.com Ende März. Die großen Frachthäfen im zentralen und östlichen Mittelmeer verzeichneten bei der wöchentlichen Schiffsfrequenz im ersten Quartal einen Rückgang von bis zu 31 Prozent.

Unklar ist, wie lange und in welchem Umfang die aktuellen Probleme anhalten werden. Viele Betreiber von Terminals würden aber davon ausgehen, dass diese anhalten würden, solange die Schiffe aus Sicherheitsgründen Afrika umschiffen müssten, so die „Financial Times“.

Reedereien investieren in Terminals
All diese Unsicherheiten dürften einen schon länger anhaltenden Trend verstärken, nämlich dass Reedereien in Hafenterminals investieren und diese selbst betreiben. Erst vor wenigen Tagen kündigte die weltweit fünftgrößte Reederei, die deutsche Hapag-Lloyd, den Ausbau ihres Terminalgeschäfts an. Der Hamburger Konzern bleibe zwar im Kern eine Linienreederei, sagte Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen letzte Woche auf einer Onlinepressekonferenz.

Das Unternehmen wolle sich aber bis 2030 an weiteren zehn bis 15 Hafenterminals an strategisch wichtigen Orten beteiligen. Bisher hält Hapag-Lloyd Anteile an 20 Terminals. Beim Ausbau dieses Bereichs wolle Hapag-Lloyd wenn möglich die strategische und operative Kontrolle des Geschäfts an den Kaimauern haben, betonte Habben Jansen.

Die Herausforderungen nahmen zuletzt für die gesamte Branche deutlich zu. Während in der CoV-Pandemie durch brüchige Lieferketten und damit rasant gestiegene Frachtpreise noch Ausnahmegewinne erzielt werden konnten, stehen nun schwankende Raten, potenzielle Überkapazitäten durch viele neue Schiffe und die Auswirkungen geopolitischer Konflikte auf der Tagesordnung.
27.04.2024, guti, ORF.at/Agenturen

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Mittelmeer-Häfen: Platz für Container wird knapp
 
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