Film will Rätsel um verbrannte Klimt-Bilder lösen
Am 8. Mai 1945 verbrannten im Schloss Immendorf (Bezirk Hollabrunn) wertvolle Kunstschätze, darunter Werke von Gustav Klimt. Die Klimt-Foundation untersucht die Umstände des Brandes und plant einen Dokumentarfilm darüber sowie eine Ausstellung.
Online seit gestern, 18.14 Uhr
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80 Jahre liegt der verheerende Brand in Schloss Immendorf im nördlichen Niederösterreich heuer zurück, der einen von Österreichs größten Kunstverlusten im Zweiten Weltkrieg zur Folge hatte. Am letzten Tag des Krieges wurde das Schloss in Brand gesteckt.
13 Gemälde von Klimt und ein riesiges Konvolut seiner Zeichnungen wurden dabei vernichtet. Ein Kunstkrimi, den die Klimt-Foundation jetzt lösen will – mit einem Film und einer Ausstellung.
Schloss sollte bombensicheres Depot sein
Die berühmten „Fakultätsbilder“ von Klimt waren zuletzt 1943 in einer Ausstellung in der Secession zu sehen, organisiert von Reichsstatthalter Baldur von Schirach. Um die Kunstwerke vor den Bombenangriffen der Alliierten zu schützen, wurde dann ein sicheres Depot für die Bilder gesucht.
Peter Weinhäupl, Direktor der Klimt-Foundation, erklärte am Donnerstag im Ö1-Morgenjournal: „Ich denke, dass hier schon lange gesucht wurde, dass alle Schlösser systematisch durchgegangen und überprüft wurden auf potenzielle Einlagerungsorte.“ Immendorf schien ein idealer Ort zu sein, da es ein abgelegenes Bauerndorf war, meinte Weinhäupl.
Klimt-Foundation, Wien
Ansicht von Schloss Immendorf wenige Jahre vor dem verheerenden Brand (um das Jahr 1940)
Ein Großteil der im Schloss gelagerten Gemälde stammte aus der Sammlung Lederer, die 1938 aufgrund der jüdischen Wurzeln ihrer Eigentümer von den Nationalsozialisten konfisziert und „arisiert“ wurde. Darunter befanden sich dreizehn Gemälde von Klimt sowie zahlreiche Zeichnungen.
Brandursache nicht genau geklärt
Wie genau die Kunstwerke in Flammen aufgingen, ist bis heute ein Rätsel. Die Klimt-Foundation begann vor 15 Jahren, Zeitzeuginnen, Dorfbewohner und die Kinder der Schlossherren zu interviewen, um die Ereignisse zu rekonstruieren.
Fotostrecke mit 2 Bildern
Klimt-Foundation, Wien
Gustav Klimt: Die Medizin, 1900-1907
Klimt-Foundation, Wien
Gustav Klimt: Freundinnen II, 1916/17
„Interessanterweise wurde nach einem Tag schon ‚Brand aus‘ gemeldet, und in der Bevölkerung hört man auch einstimmig, dass nach ein paar Stunden wieder Ruhe war“, so Weinhäupl. Es gab Versuche, das Feuer zu löschen, jedoch ohne ausreichende Ausrüstung. Nach ein paar Tagen ging es aber wieder los mit den Bränden. Es wird vermutet, dass abziehende Truppen Zeitzünder gelegt haben könnten.
Dokumentarfilm soll bis Mai fertig sein
Die Klimt-Foundation plant einen Dokumentarfilm über den Verlust der Kunstwerke. Regisseur Rupert Reiter-Kluger wird den Film bis Mai 2025 fertigstellen. Der Film soll die Ereignisse rund um den Brand und die Zerstörung der Kunstschätze beleuchten und die Bedeutung der verlorenen Werke für die Kunstwelt hervorheben.
07.02.2025, red, noe.ORF.at
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Klimt Foundation