Ehem. Kindererziehungsanstalt "Sauerstiftung" in Hinterbrühl

Bunker Ratte

Well-Known Member
#1
Die Sauerstiftung war eine Niederlassung der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Kreuz in der Hinterbrühl in Niederösterreich.
Das Kloster existierte in den Jahren 1934 bis 1997 und gehörte organisatorisch zum Provinzhaus Laxenburg, das im Palais Kaunitz-Wittgenstein in Laxenburg beheimatet ist.
Das Kloster befand sich in Gebäuden auf einem Grundstück, das zum Teil auf Hinterbrühler Gebiet und zum größeren Teil auf dem Gebiet der Katastralgemeinde Weissenbach bei Mödling lag. Das Hauptgebäude stammt von 1867 und wurde als bürgerlicher Landsitz von Borromäus Cünzer erbaut. Als Besitzer wird im Jahr 1897 der Fabrikant Carl Marx genannt, der in der Nähe auch eine heute nicht mehr existente Lackfabrik besaß.
Durch das Gelände des Klosters verlief zu dieser Zeit noch die Straße von Hinterbrühl nach Weissenbach, bevor diese 1927 verlegt wurde. Die Tochter von Carl Marx verkaufte die Liegenschaft an den Verein Kinderschutzstation Wien, der in der Folge ein Ferienheim für etwa 80 Kinder errichtete. Im Jahr 1934 wurde die Führung den Barmherzigen Schwestern übertragen. Die finanziellen Probleme blieben aber bestehen, so dass man einen Verkauf beabsichtigte.
In der Folge kaufte 1936 das kinderlose Baumeisterehepaar Sauer das Gelände und begründete eine Stiftung für ein Kindererziehungsheim. Das Kinderheim wurde vergrößert, sodass 80 Buben samt Schulgebäuden Platz fanden. Im Jahr 1936 wurde es von Kardinal Theodor Innitzer eingeweiht.
Nach dem Anschluss im Jahr 1938 konnte bis 1940 die Stiftung das Heim mit den Schwestern weiterführen. Dann musste man die Anlage an die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt übergeben, welche eine Heimschule der Hitler-Jugend einrichtete. Leiter wurde der in der Hinterbrühl wohnhafte Lehrer Eduard Göth, der im Untergrund im Widerstand tätig war und nach seiner Aufdeckung im Jahr 1944 hingerichtet wurde.
Mit Ende des Zweiten Weltkrieges konnten die Schwestern wieder den Betrieb aufnehmen. Bis 1966 wurde ein Internat für Buben und eine Volksschule betrieben, die auch externe Schüler besuchen konnten. Nach der Schließung der Schule wurde das Haus als Kleinkinderheim der Kinderübernahmestelle der Gemeinde Wien und der Landesfürsorge weiter betrieben. Ab dem Jahr 1969 war ein Landeskindergarten untergebracht, der bis 1997 geöffnet war.
Da das Haus nicht mehr wirtschaftlich geführt werden konnte, musste es 1997 geschlossen werden und die Schwestern gingen in das Provinzhaus oder andere Niederlassungen des Ordens. Laut Stiftungsbrief fiel das gesamte Areal der Erzdiözese Wien zu. Genutzt wurde die Sauerstiftung bis zum Jahr 2010 durch die Gemeinschaft der Seligpreisungen. Beim ehemaligen Schwesternhaus wurde 2002 auf Antrag der Erzdiözese der Denkmalschutz durch das Bundesdenkmalamt aufgehoben.
Quelle: Sauerstiftung Hinterbrühl

schade, das hier alles zerstört wurde:
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ein Blick aus dem Dachboden:D
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#10
Danke!
Schöne Doku von unbekannten Plätzen und Geschichten! :cool::cool:

Es gibt einige Beispiele, wo Eigentümer in früheren Zeiten Stiftungen für wohltätige Zwecke einrichteten.
z.B. Heim für Kinder, Spital....und wo im Laufe der Zeit die Gebäude verfielen oder das Betriebsmodell nicht mehr vom Markt nachgefragt wurde (keine Kinder...).
Für mich ist interessant, wie mit diesen Geschenken umgegangen wird. Also, wie ein Stiftungszweck wie z.B. "immerwährende Bewirtschaftung als Kinderheim" im Endeffekt vom Stiftungsverwalter beendet und versilbert werden kann.

Zur Zeit ist in Wien die Rothschild Stiftung im Gespräch .
 

Bunker Ratte

Well-Known Member
#11
Danke!
Schöne Doku von unbekannten Plätzen und Geschichten! :cool::cool:
Hallo struwwelpeter,
danke für das Lob,es war wieder ein Zufallsfund,ich wollte mir eigentlich nur eine Jause vom Supermarkt holen,da blinzelte mich dieses Gebäude an,hab meine Emma aus den Auto geholt und wir gingen auf Erkundungsreise
Aber sehr sehr schade um dieses Gebäude wie es verkommt:mad:.

Lg
Michi
 
Zuletzt bearbeitet:
#12
Danke für die Bilder. Ich war hier 1977 od. 1978 untergebracht. Meine Erinnerungen sind aber ziemlich schwach. Jetzt weiß ich auch warum ich es beim Vorbeifahren nicht mehr erkenne, da die Einfahrt jetzt vom Spar verbaut wurde. Ich habe nachgelesen, dass die Erzdiözese den Denkmalschutz aufheben ließ und seitdem verfällt es. Die Gemeinde Hinterbrühl soll am Gelände aber ein Heim geplant haben. Da wird das alte sicher weggerissen. Ich muss also dazu schauen wenn ich dort nochmal vorbeischauen möchte und vielleicht kommen dann wieder Erinnerungen hoch.
 

wolfsgeist

Well-Known Member
#17
Hier gibt es in der Topothek Hinterbrühl über 200 historische Fotos vom Kinderheim Sauerstiftung...:
Danke, das mit dem Abriss des Schwesternhaus ist ja sehr interessant. Vor allem der Antrag auf Aufhebung des Denkmalschutzes durch die Erzdiazöse; naja dadurch hat auch der Spar seinen Platz gefunden...

Edit: Fotos (c) Google Earth Pro
 

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Zuletzt bearbeitet:
#19
Einfach nur alles anschmieren. Schrecklich - als wie wenn diese Menschen in der Schule damals zu wenig Zeichenunterricht bekommen hätten und jetzt damit Aggressionen abbauen.
 
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